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warten. Diese Vorschläge aber bildeten den Anlaß zu einer heftigen Polemik, die zwischen dem Verband der Handelsgärtner Deutschlands und dem Ver band Deutscher Blumengeschäftsinhaber ausbrach. Hie Beckmann, hie Hübner! Da aus Anlaß der Jahrhundertfeier, welche der Wiedererhebung Deutsch lands gewidmet und von Breslau ausgegangen war, auch eine interessante Gartenbauausteilungin B r e s - 1 a u eröffnet worden, hielt man dort vom 6. bis 12. Juli die große deutsche Gartenbauwoche ab, die Gärtner aus allen Teilen des Reiches nach der schlesischen Metropole lockte, aber mehr als eine „Vergnügungsreise“ angesehen wurde und wenig fruchtbringende Resultate in die Wag- schale legen kann. Hier sollte eine Annäherung zwischen den Handelsgärtnern und den Blumengeschäftsinhabern an gebahnt werden, und man schien auch tatsächlich das Werk der allerdings an sich unnatürlichen Verbindung zustande zu bringen. Da kam aber im August die mit einer Binde kunst-Ausstellung verbundene Tagung des Verbandes der Blumengeschäftsinhaber in Breslau, und bei ihr traten die vorhandenen wirtschaftlichen Interessengegensätze wieder so scharf zu Tage, daß schließlich das Tischtuch zwischen beiden Interessenten, wie es scheint für immer, zerschnitten wurde. Wenigstens sind bis zum Klang der Sylvester- glocken noch keine Annäherungsversuche wieder gemacht worden. Im Gegenteil! Der Verband der Blumengeschäfts inhaber hatte dem Vorsitzenden des Verbandes der Han delsgärtner, Ziegenbalg, vorgeworfen, daß er sich persönlich gegen den Schutz ausgesprochen habe, weil er ja selbst aus dem Ausland Waren bezieht. Das wurde ver bandsseitig nicht gerade zärtlich beantwortet und man wird die Gewährsmänner des Verbandes der Blumen geschäftsinhaber verklagen, Hübner wird sicherlich auch klagen, und so wird im Jahre des Heils 1914 der Kadi zu tun bekommen, Während der Gartenbauwoche sollte auch der Gläu biger-Schutzverband für den Gartenbau ins Leben gerufen werden, Da aber die großen Verbände sich im letzten Augenblick interesselos zeigten, wurde in Bres lau aus der Gründung zwar nichts, wohl aber ging dieselbe bald darauf in Hamburg vor sich, und der Verband hat seine segensreiche Tätigkeit bereits aufgenommen. E s gilt jetzt, Mitglieder zu werben! Wer diesen Verband stärkt, ist selbst sein bester Freund! Alle dem Gartenbau Angehörigen haben ein Interesse daran, eine Zentralstelle zu besitzen, an welcher ihre Interessen den Schuldnern gegenüber energisch gewahrt werden. Wir wollen hoffen, daß im Jahre 1914 die Idee kräftig von den Handelsgärtnern unterstützt wird. Vorderhand ist diese Gründung wirklich als die einzige „Tat“ zu bezeichnen, welche das verflossene, Gartenbaujahr gezeitigt hat. Der Worte sind darin wieder genug gewechselt worden, auch von dem Reichsverband für den deutschen Gartenbau. Was hat dieser Verband aber Positives seit den Breslauer Tagen geleistet, fragen wir. Nichts, rein gar nichts! Es wird hohe Zeit, daß er etwas von sich hören läßt, und daß man auf Erfolge seines Daseins blicken kann, andernfalls muß das Vertrauen zu dieser Vertretung des deutschen Gartenbaues völlig schwinden! Auch im Kampf gegen die Konkurrenz der Stadtgärtnereien und Friedhofsgärtnereien, insbesondere gegen das Friedhofs monopol, ist ein wirklich durchschlagender Erfolg nicht zu verzeichnen. Darum schließt 1913 mit Unterbilanz ab. Auch die geschäftliche Lage der Gartenbaubetriebe ließ zu wünschen übrig, wie die Handelskonjunktur überhaupt. So pflanzen wir denn an der Schwelle des neuen Jah res das Banner der Hoffnung auf bessere Zeit auf! Den Gemeinschaftsgeist zu pflegen ist die Aufgabe, welche uns erwartet, denn darin ist noch manches zu tun. Nur durch diesen Gemeinschaftsgeist wird es möglich wer den, die Mißstände zu besiegen, unter denen die deutsche Gärtnerei leidet! Praxis und Wissenschaft. Die Kultur der Calla. Die Bezeichnung „Calla“ (nach Linne) ist bei Fach leuten und Laien so bekannt, daß ich sie auch hier bei behalten möchte, trotzdem der botanische Name ja eigent lich Zantedeschia (nach dem italienischen Botaniker Zantedeschie) heißt. Auch die Bezeichnung R i c h a rd i a ist recht eingebürgert. Die Verwendung der Calla in der Binderei ist eine recht mannigfaltige, doch gehört ein gewählter Geschmack dazu, sie an richtiger Stelle zur Geltung zu bringen. Kranz blumen sind sie zum Beispiel meines Erachtens nicht, weil die Eigenart der langstieligen Blüten dabei nicht richtig zum Ausdruck kommt. Am besten wirken sie als Vasen schmuck in langen, schlanken Behältern, Die Blütezeit während der Wintermonate ist ein weiterer Vorteil, der sehr hoch anzuschlagen ist, weil dann meistenteils an lang stieligen deutschen Schnittblumen Mangel herrscht. Die Einfuhr aus Südfrankreich in diesem Artikel ist schon ziemlich bedeutend, ich glaube aber, daß sie nie so sehr überhand nehmen wird, weil die Spatha der Callablumen einmal recht empfindlich ist, und dann spricht auch die beträchtliche Schwere der Blumen gegen eine große Ein fuhr, Die Leichtigkeit der Kultur ist ein weiterer Umstand, der berücksichtigt werden muß, und das geringe Wärme bedürfnis der Pflanzen im Winter erfordert keine große Auf wendung an Heizungsmaterial. Wenn man alles dieses in Befracht zieht, wird man zu der Ueberzeugung kommen, daß die Kultur der Calla zu Schnittzwecken noch recht lohnend sein kann, wenn sie richtig betrieben wird. Die Kultur selbst wird noch immer recht verschieden gehandhabt. Ich kann mich mit dem Gedanken nicht be freunden, die Calla nach der Blüte vollständig einziehen zu lassen, sie also als reines Knollengewächs zu behandeln und auch in den größten Schnittblumengärtnereien, wo ich sie in Kultur sah, wurde die andere Methode gehandhabt, die ich für die beste halte und auf die ich nachstehend etwas näher eingehen will. Eine gewisse Ruhezeit muß den Pflanzen nach der Blüte ja gewährt werden, während welcher sie trockener gehalten werden, doch braucht man diese nur bis zum Mai bis Juni auszudehnen. Dann aber ist die beste Zeit des Auspflanzens gekommen. Die Brutknöllchen, die sich an der alten Pflanze gebildet haben, werden abgetrennt und auf besonderen Beeten in nahrhafter Erde ausgepflanzt, wo sie bis zum Herbst noch so weit erstarken, daß sie ge wöhnlich schon im ersten Winter blühbar sind. Die alten Pflanzen werden in Abständen von ca. 20 bis 30 cm in einen recht fetten, nährstoffreichen, lehmigen Boden aus gepflanzt. Die weitere Pflege während des Sommers be steht dann in reichlichem Gießen, Düngen und Lockerhal ten des Bodens. Das Abdecken des Bodens mit kurzem Dünger halte ich für sehr vorteilhaft. Bald nach dem Aus pflanzen werden die alten Blätter anfangen abzusterben; der neue Trieb beginnt erst im August. Gerade diese Eigenschaft der Callapflanze wird von den Anhängern der Methode des Abtrocknens für die Richtigkeit derselben oft ins Feld geführt. Man darf aber nicht vergessen, daß die im Juni ausgepflanzten Exemplare bis zum August reich lich Gelegenheit gehabt haben, frische Wurzel zu bilden, und daß der neue Trieb sich aus diesem Grunde viel üppiger und kräftiger entwickeln wird, als wenn die abgetrocknete Knolle erst neue Wurzeln bilden muß. Wenn die Callapflanzen auch viel Schatten vertragen, so empfiehlt es sich doch, sie in voller Sonne auszupflan zen, Sie wachsen dann viel kürzer und gedrungener und blühen im Winter reicher und sicherer. Gerade in diesem Stadium der Entwicklung darf man nicht vergessen, durch