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Nr. 9. Freitag, den 27. Februar 1914 XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich and Luxemburg M.5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. - Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Gomeniusstr. 17. Inserate 30 Pfennige für die- vier- gespaltene Nonpareille - auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.— für die «weigespaltene 105 : mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Arbeitswertnachweis an die Gärtnerei-Berufsgenossensehaft. Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Kurze Mitteilungen aus dem Versuchsgarten. Welche Einrichtungen sind zur Ueberwinterung des Kohls zu treffen? Generalversammtuug des Verbandes deutscher Gemüsezüchter. Die Deatsche Dahliengesellschoft. Situationsbericht aus Braunschweig und Umgegend. Handelskammerb 'richte: Altona. Kultur, Unterrichtswesen, Kleine Mitteilungen, Eragekasten für Praxis und Wissen schaft — Gärtnerischer Gläubiger-Schutzverband, Marktberichte usw. Arbeitswertnachweis an die Gärtnerei-Berufsgenossenschaft. Der Vorstand der Gärtnerei-Berufsgenossenschaft hat die Frist zur Einreichung der Arbeitswertnachweise (Lohn nachweise) für 1913 bis zum 28. Februar d. J. verlängert. Wir fordern unsere Leser, soweit sie Mitglieder der Gärt nerei-Berufsgenossenschaft sind, dringend auf, die Arbeits wertnachweise ausgefüllt umgehend an die Geschäftsstelle der Gärtnerei-Berufsgenossenschaft, Kassel, Königs platz 36%, einzureichen. Jedes Mitglied der Berufsgenossenschaft, das dieser Nachweisepflicht bis zum 28. Februar d, J. nicht nachkommt, wird vom Vorstand der Berufsgenossenschaft bezüglich der Höhe des Beitrages zwangsweise eingeschätzt und hat gegen diese Einschätzung nach den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung kein Beschwerderecht an die höheren Instanzen. Außerdem kann der Vorstand die säumigen Mitglieder, welche die Nachweise nicht ein reichen, mit einer Geldstrafe bis zu 300 M. belegen. Es liegt daher im Interesse eines jeden Mitgliedes der Berufsgenossenschaft, den Arbeitswertnachweis rechtzeitig an die Berufsgenossenschaft einzusenden! Formulare für Arbeitswertnachweise sowie Einlage bogen werden auf Anfordern kostenlos von der Geschäfts stelle der Berufsgenossenschaft abgegeben. Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Die Versammlung am 14. Februar war von etwa 500 Personen, darunter zahlreichen Ehrengästen, besucht. Max Ziegenbalg gab als erster Redner einen Ueber blick über die Resultate der Ausschußsitzung, da eine besondere Berichterstattung über die Verhandlungen des Ausschusses von der Tagesordnung gestrichen worden ist. Aus Ziegenbalgs Ausführungen ist zu erwähnen, daß man eine Aenderung des Namens des Verbandes plant und 15 000 M. für „Wohlfahrtseinrichtungen“ bewilligt hat (Preisausschreiben, Jahrbuch, Stipendien, Handelsblatt), wofür allerdings eine andre Bezeichnung gewählt werden müßte. Der Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Gar tenkunst, Kgl. Gartenbaudirektor Weiß, eröffnete die Begrüßungen, indem er die Beziehungen zwischen Garten bau und Gartenkunst schilderte. Oekonomierat Schurig- Etzin schloß sich im Namen der Deutschen Lanawirtschafis- gesellschaft an. Der Vertreter des Reichsversicherungsr amts, Senatspräsident Radtke, hob die guten Beziehun gen zwischen dem Verband und der Gärtnerei-Berufsgenos- senschaft hervor und Senator Sylv est er- Altona wies darauf hin, daß in Altona in diesem Juli die Dritte Gartenz bauwoche stattfinden wird und brachte die Grüße der Stadt Altona. Weiter sprachen Dr. Graf Fritz S c h w er in für die Deutsche Dendrologische Gesellschaft, Paul- B uhl für den Bund der Landwirte, Dr. Kleefeld, der keinen leichten Stand in dieser Versammlung hatte, für den „Hansabund", Förster für das Kgl. Preußische Landes ökonomie-Kollegium, Stadtgartendirektor B r o d e r s e n-für die Deutsche Gartenbaugesellschaft, Abgeordneter Graf Spee für den Schutzverband für Grundbesitz, Boehm- Oberkassel für den Bund der Baumschulenbesitzer, T ölker Nürnberg für die süddeutschen Verbände und Abgeordneter Lüders als Mitglied des Landtages. Die Ansprachen nahmen fast zuviel Zeit in Anspruch, wenn man in Rück sicht zieht, was bei solchen Ansprachen herauskommt, Den ersten Vortrag hielt sodann Dr. G ö r n a n dt über die zukünftige Gestaltung der Grundwertsteuer. Der Vor trag führte zu folgender Resolution: „Die Grundwertsteuer hat in ihrer heutigen Ausgestaltung zti schweren Mißständen geführt, unter denen ganz besonders die.Gärt nerei zu leiden hat; sie nimmt häufig einen ungerechtfertigt hohen Teil des Ertrages in Anspruch, hat diesen sogar in zahlreichen Fällen überschritten. Die Grundwertsteuer hat völlig willkürliche Wert schätzungen zur Folge gehabt, die den Tatsachen nicht entsprechen. Der kapitalschwache Besitzer ist gezwungen, sich seines Besitzes unter großen Opfern zu entledigen. Das Land wird somit der Speku lation und einer voreiligen Bebauung zugeführt. Die Grundwertsteuer mobilisiert also den Boden und hat die Tendenz, ihn zu verteuern. Die Grundwertsteuer ist ihrem Wesen und ihrer Geschichte nach eine Ertragssteuer. Ihr Ausbau zu einer Vermögens- und ■ Wertzu wachssteuer ist unbedingt abzulehnen. Die bevorstehende Aenderung des preußischen Kommunalabgabengesetzes muß den Grundsatz wie der zur Anerkennung bringen, daß der tatsächliche Reinertrag Quelle und Maßstab der Besteuerung zu bilden hat. Eine Steuer, die in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrage steht, erweckt das Ge fühl der Gerechtigkeit und Billigkeit. Ausnahmen von dem Prinzip der Ertragssteuer sind nur zulässig für ertraglose Bauplätze.'' ‘ Generalsekretär Joh. Beckmann referierte über, die Stellungnahme des Verbandes zu den Handelsverträgen und betonte dabei, daß man trotz der Haltung Delbrücks die Hoffnung nicht aufgeben solle, die Ansprüche-der Han delsgärtner durchzusetzen. Die angenommene Resolution hat folgenden Wortlaut: „Die 30. Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands spricht ihr lebhaftes Bedauern darüber .aus, daß nach einer Erklärung des Staatssekretärs Dr. Delbrück im Reichstage am 20. Januar d. J. für die Reichsregierung, soweit es sich bisher übersehen läßt, keine Veranlassung yorliegt, die Tarifverträge von 1906 zu kündigen, und daher auch einstweilen nicht die Absicht be steht, dem Reichstage eine Novelle zum Zolltarif vorzulegen. Wenn es bei diesem Entschluß bleiben sollte, so entfällt für die, deutsche Gärtnerei auch in Zukunft die Möglichkeit, einen direkten Schutz für die heimische Produktion gegenüber der immer mehr an wachsenden Konkurrenz des Auslandes zu erlangen, nachdem- die jetzigen Handelsverträge der Gärtnerei, wie von fast allen maßgeben- den Seiten anerkannt ist, nicht die notwendige Berücksichtigung;.zuteil;' werden lassen. Die 30. Hauptversammlung des Verbandes der.Hlan- delsgärtner Deutschlands spricht daher die bestimmte Erwartunglaus, daß der Standpunkt der Reichsregierung zu dieser wichtigens An- gelegenheit kein endgültiger ist, und hoffen wir dringend, daß, neue