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Nr. 8. Freitag, den 20. Februar 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner ahonnementsureis Handelszeitung für den deutschen Gartenbau ..uInssrats.. und Luxemburg M.5.—, für das auf dem Umschlag 40 Pfennige, Ausland M. 8.—, durch die Post °~®6-° im Reklameteil M. 1.— für oder den Buchhandel M. 20.— w . ... die zweigespaltene 105 mm pro Kalenderjahr. BeOfÜndet von Otto Thalacker. — Verlag: T’halacker & Schwarz, Leipzig-R., Gomeniusstr. 17. b rite Petit-Zeile. Ausgabe jeden Ereiteg. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor JahresschluB aufgehoben werden Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Es muß doch Frühling werden I.... (Eine Betrachtung über die wirtschajtliehe Lage) Die Wasserfrage in der Gärtnerei. Einiges über ÄUamanda. Gaillardia. Der Wert der Spezialkulturen an kleinen Plätzen- Der „Strauß", eine neuartige Blumen-Ausstellung. Handel, Verkehr, Zollwesen. Der deutsche Gartenbauhandel im Dezember 1913. Verschiedenes: Fragekasten der Abonnenten, Aus der Berufsgenossenschaft, Marktberichte usw. . Es muß doch Frühling werden!.... (Eine Betrachtung über die wirtschaftliche Lage.) Die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland, die während der Jahre 1910—1912 eine erfreuliche Be wegung aufwärts nahm und zu den schönsten Hoffnungen be rechtigte, hat im verflossenen Jahre leider auch im i n n e r n Gartenbauhandel einen starken Rückschlag zu verzeichnen gehabt. Wir dürfen aber hoffen, daß es sich nur um eine periodische Unterbrechung handelt, um ein ruhiges Atem holen, dessen auch das Wirtschaftsleben von Zeit zu Zeit bedarf. Das Jahr 1912 hatte alle seine Vorgänger überholt und nur ein unheilbarer Optimist konnte glauben, daß auch die kommenden Jahre sich unverändert auf dieser Höhe erhalten würden. Mag also der im Jahre 1913 vorhandene Abstieg von der erreichten Höhe auch das allgemeine Ge schäftslebfen ungünstig berührt haben, so konnte er doch dem nicht überraschend kommen, der da weiß, daß sich das Wirtschaftslebenin einer großenW el- lenliniebewegt. Es mußte einmal eine Erschöpfung in der Entwicklung eintreten, und nach der verflossenen Ruhepause des Jahres 1913 stehen wir heute offenbar wie der auf dem Uebergange zu einer günstigeren Gestaltung des deutschen Handels. Das Jahr 1913 hat namentlich dem Kleinhandel und dem Kleingewerbe, darunter auch den mittleren und kleineren Gärtnern, fühlbare Lücken ge bracht. Die Kauflust ließ nach und die Konsumenten be schränkten sich in ihren Ausgaben so weit es nur möglich war. Hierzu trug namentlich die dauernde Gefahr politi scher Verwicklungen bei, vor allem die kriegerischen EreignisseaufdemBalkan, die die gesamte Kul turwelt in Spannung erhielten. Ließen doch die tiefgrei fenden Interessengegensätze unter den Großmächten, die auch eine Störung des Weltfriedens fürchten ließen, eine gesunde Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens vielfach nicht aufkommen und beeinträchtigten den Umsatz auf den großen Märkten. Längere Zeit wirkte auch der Bür gerkrieg in Mexiko, mit der Möglichkeit einer In tervention der Vereinigten Staaten, beunruhigend auf die Stimmung des Weltmarktes. Aber auch dies darf uns alles nicht zu nachdenklich stimmen. Hat sich der deutsche Außenhandel doch in 25 Jah ren um nicht weniger als 255 % vermehrt, und im Jahre 1913 allein hat Deutschland in der Ausfuhr den Betrag von 10 Milliarden Mark überschritten. Trotz der unglück lichen Konjunktur war also auch das verflossene Jahr ge rade im Außenhandel ein immerhin noch günstiges zu nen nen, wenn wir den Gesamthandel zugrunde legen. In einzelnen Branchen mag das freilich nicht der Fall sein und auch in der Handelsgärtnerei hat der Export nach einzelnen Ausfuhrländern hin etwas zu leiden gehabt. Aber auch hier liegt kein Anlaß zu ernstlichen Besorgnissen für das kommende Wirtschaftsjahr vor, denn die allgemeine Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Erwerbstätigkeit ist gesund und gibt der Hoffnung Raum, daß der Rückschlag ohne größere Störung überstanden ist. Die Aussichten sind augenblicklich keineswegs unbefriedigend, und die Lage im Exportgeschäft hat sich seit Anfang des Jahres wieder erheblich gebessert. Machte sich diese Besserung vor allen Dingen in der Kleineisen-, Werkzeug-, Holz warenindustrie usw. bemerklich, so folgte bald auch die Großindustrie auf dem Fuße und neues, frisches Leben zog in die Arbeitshallen der deutschen Industrie, des deutschen Gewerbes wieder ein. Man atmet wieder etwas Frühlings luft, der Alp, der auf der deutschen Industrie lagerte, ist von ihr genommen und wir dürfen hoffen, daß sich das alte Wort wieder bewähren wird: Und dräut der Winter noch so sehr, es muß doch Frühling werden!“ Hat die Großindustrie aber zu tun, ist der Ausfuhr handel lohnend beschäftigt, so hat dies auch allemal auf den Detailhandel und das Gewerbe einen wirtschaftlich günstigen Einfluß, Die Kauflust des Volkes wird gestärkt und man greift auch wieder nach Waren, die man in Jahren wirtschaftlichen Tiefstandes beiseite liegen läßt. Dazu I gehören auch die Erzeugnisse unserer Handelsgärtnerei. | Entwickelt sich das Jahr so weiter, wie es sich angelassen hat, so dürfen unsere Großkultivateure ebenfalls auf lukra tiven Absatz hoffen und auch die kleineren Handelsgärtner werden vielleicht eine Besserung ihrer Geschäftslage er fahren, wenn sie mit einem kaufkräftigem und daher auch kauflustigerem Publikum zu tun haben. So dürfen auch sie sich mit dem Worte trösten: „Es muß doch Frühling werden.“ Diesem Gedanken hat auch der Staatssekretär des Innern, Dr. Delbrück, Ausdruck verliehen. Er hat die Frage, ob wir im Jahre 1914 vor einer Verschärfung der Depression des Vorjahres ständen, im großen ganzen ver neint. Bei aller Vorsicht, die in seiner Schilderung lag, hat er doch darauf hingewiesen, daß die enorme Erhöhung unserer Ausfuhr auch im vorigen Jahre zeigt, daß der aus ländische Markt noch sehr wohl aufnahmefähig ist, und daß man daran die Hoffnung knüpfen kann, daß die Konjunk tur eine bessere wie in dem verflossenen Jahre werden wird. Unserem Geschäft ist namentlich auch die noch immer zunehmende Verteuerung der Nahrungsmittel und sonsti gen Bedarfsgegenstände hinderlich. Solange die Aus gaben für die notwendigstfen Bedürfnisse steigen, müssen diejenigen, die für ein Luxusbedürfnis bestimmt sind, na turgemäß fallen. Wenn es nun richtig ist, was vielfach be hauptet wird, daß ein weiteres Steigen der Lebensmittel preise nicht mehr zu erwarten sei, so dürfte auch dies un bedingt von heilsamem Einfluß für den Handel auch in unserer Branche sein.