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Nr.". Freitag, den 13. Februar 1914. XVI. Jahrgang. Abonnementspreis bei direktem Bezug vomV erlag: für Deutschland, Oesterreich und Liuxemburg M.5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., Comeniusstr. 17. Inserate 80 Pfennige für die vier- gespaltene Nonpareille - Zeile auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vorJahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Zu unseren Zollforderungen. Fruchtwechsel und Zwischenkulturen beim feldmäßig betriebenen Gemüsebau- Neue Laubhölzer aus China- 111. Obstbaumschädlinge und ihre Bekämpfung. IV. Bericht äber die den 3. Februar in Stuttgart abgehaltene 10. Hauptversammlung der Vereinigung selbständiger Gärtner Württembergs E. V. Zollwesen, Vereine und Versammlungen, Ausstellungen, Lohnbewegung, Frage kasten für Praxis und Wissenschaft. — Aus der Berufsgenossenschaft, Marktberichte usw. Zu unseren Zollforderungen. Von Gärtnereibesitzer H a y u n g a - Weener. Der Kampf um unsere Zollforderungen scheint allmäh lich in einen flotteren Gang zu kommen. Es wäre nur zu wünschen, daß er im ganzen deutschen Vaterlande, wenig stens von dem Vorstande unseres Reichsverbandes aus, mit der erforderlichen Energie geführt würde. Leider emp findet man die Not der ausländischen Konkurrenz im In- lande nicht so sehr am eigenen Leibe wie wir hier un mittelbar an der holländischen Grenze. Wie der „Handelsgärtner“ in einer Notiz in einer frü heren Nummer schon bekannt gab, gab mir Anfang De zember unser Landwirtschaftlicher Haupt verein Gelegenheit, vor einer stark besuchten General versammlung unsere Forderungen mitzuteilen und zu be gründen. Ohne Diskussion nahm die Versammlung die vor gelegte Resolution zu den Zollforderungen einstimmig an. Diese lautete: „In Anbetracht des Umstandes, daß unter den verschiedenen Zweigen deut scher, große Werte schaffender Produk tion allein der Gartenbau, insbesondere der Gemüsebau, bisher fast gänzlich schutzlos der Konkurrenz des unter gün stigeren Bedingungen erzeugenden Aus landes preisgegebenist, begrüßtdie heute in Aurich tagende Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland das Vorgehen der deut sch e n G a r t e n b a u v e r b ä n d e betreffs ihrer Vorschläge für den kommendenZolltarif. Was diese Vorschläge im besonderen betrifft, so hält die Generalversamm lung jedoch eine Erörterung derselben in den bei den Landwirtschaftlichen Haupt vereinen und den L a n d w i r t s c h a f t s k a m - mern errichteten Gartenba u - Ausschüs- sen für geboten, damit eine Geltend machung und Prüfung etwaiger beson derer provinzieller Wünsche stattfinden kann. So erscheint z, B. für Ostfriesland wiefürdieganzeProvinzHannoverdieEr- hebung eines mäßigen Kartof f e 1 zo11es auch für die in den Zollvorschlägen frei gebliebene Zeit vom 1, August bis zum 15. Februar alseine Notwendigkeit, weil hier der Kartoffelbau wegen der Nähe des unter erheblich niedrigeren Arbeits löhnen erzeugenden Königreichs Holland sich sonst in seiner Lebensfähigkeit be droht sieh t“. Etwa eine Woche später fand in Oldenburg eine Versammlung des Nordwestverbandes der deutschen Handelsgärtner statt (Gruppen Unterweser, Bremen, Oldenburg und Ostfriesland), an der ich als Gast teilnahm. Auch hier standen die gärt nerischen Schutzzölle auf der Tagesordnung, und das, was hier zur Sprache kam, mag auch die gesamte Gärtnerschaft Deutschlands interessieren. Lebhaft wurde darüber Klage geführt, daß einige Handelsgärtner mit der in B r e m e n bestehenden „Frucht handelsgesellschaft“ Geschäfte machten, die bekanntlich im Winterhalbjahr wöchentlich einige Male, im Sommer halbjahr täglich Auktionen von fast nur holländischer Ware — wenigstens soweit Gemüse in Betracht kommt — abhält und wodurch ein Aufkommen des heimischen Ge müsebaues unmöglich gemacht wird. Ich bin der Ansicht, daß man einer solchen Einrichtung vorurteilsfrei gegen überstehen muß, und daß diese an und für sich nicht zu verurteilen ist. Ob aber die Fruchthandelsgesellschaft ge eignet ist, mit ihrem Direktor dem erweiterten Vorstande ' des Reichsverbandes deutscher Gemüsezüchter anzu- ; gehören, erscheint mir doch fraglich. Eine Gesellschaft, die in der Hauptsache und fast nur jahraus, jahrein aus ländische Ware zur Vergantung bringt, kann unmöglich für Schutzzölle sein, durch die die ausländische Einfuhr erschwert bzw. gehemmt werden soll. Außerdem ist auch eins nicht zu vergessen. Die Waren der Konserven-Indu- strie sind meistens durch recht hohe Zölle geschützt. Dieses hat zur Folge gehabt, daß die Holländer Konserven fabriken an dieser Seite der Grenze bauten, für die die ungeschützte Rohware in Holland gebaut wird. Auch die oldenburgischen Fabriken beziehen ihre Rohware fast ganz aus Holland. Die inländischen Lieferanten von Ge müse (hauptsächlich Erbsen und Bohnen) haben den An bau fast ganz drangegeben, weil sie infolge der hohen Pflücklöhne nicht mehr zu den niedrigen Preisen, die die hiesigen Fabriken zahlen, liefern konnten. Die lebhaftesten Klagen über die immer mehr zuneh mende Ueberflutung des nordwestdeutschen Tieflandes mit holländischem Gemüse werden laut, und wenn keine eingreifenden Sc h.u tzmaßregeln da gegen baldigst getroffen werden, dann wird im Nordwesten Deutschlands trotz aller anderen kleinen Mittel und Mittei chen, mit denen man dem Gemüsebau auf zuhelfen versucht, dieser bald aufgehört haben, zubestehen. Im Binnenlande hat man gar keine Ahnung von der Bedrängnis, in welcher sich der Gemüsebau hier an der Grenze befindet. Kein Wunder, daß von der Seite der Kampf lau geführt wird, und daß die Konservenfabrikan ten ihr möglichstes tun, daß entweder der ganze Zollkampf