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322 DER HANDELSGÄRTNER, Hande.szeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 50 u.51 Der Schnittblumenhandel war im allgemeinen in diesem Herbste gut zu nennen, da der Sommer trocken war. Chrysanthemen hatten guten Absatz, auch blühende Töpfe davon waren viel gefragt, während grüne Pflanzen und auch Farne fast gar kein Interesse fanden. Gegen ausländische Blumen besteht bei den hiesigen Blütnern großer Widerwille, so daß der Verein der Dresdener Blumengeschäftsinhaber beschlossen hat, auch späterhin keine solchen in ihren Geschäften zu verwenden. Am Schlüsse seiner sehr ausführlichen Mitteilungen brachte Redner noch zur Sprache, daß außer dem Verband der Handelsgärtner Deutschlands, welcher sich bekanntlich an den derzeitigen Gouverneur von Belgien mit einer dringenden Eingabe gegen die beabsichtigte Ein- führung von belgischen Pflanzen gewandt hatte, auch der sächsische Gärtnerverband mit gleicher Eingabe beim Ministerium vorstellig geworden ist. Leider, so schloß der Redner seinen Vortrag, an den sich dann noch eine längere Aussprache knüpfte, gibt es auch in unserem deutschen Vaterlande, das es jetzt doch so nötig hat, in dieser schweren Zeit fest zusammen zu halten und wie ein Mann gegen die Ueberzahl der Feinde zu stehen, Verräter am eigenen Berufe. Sollte es sich bewahrheiten, daß ein Be rufsgenosse dort große Einkäufe von Pflanzen bewirkt hat, so wäre die stärkste Brandmarkung dafür am Platze. Praxis und Wissenschaft Die Unfruchtbarkeit der Obstbäume, ihre Ursachen und Heilung. Von Obstbauinspektor H Janson. VI. Unfruchtbarkeit infolge Hitze. Es ist dem Treibgärtner bekannt, daß Erdbeeren nicht ansetzen, wenn die Hitze in den Kulturräumen über 28 Grad Celsius steigt. Allgemein gilt für ihn als vornehmste Regel, daß während der Blütezeit alle Treibhäuser ausgiebig gelüftet werden müssen. Der Praktiker ist der Meinung, daß das geschehen müsse, um den Insekten Eingang zu geben. Aber viel mehr als die anderen Obstarten ist die Erdbeere ein Windblütler und deshalb von der Insektenbefruchtung un abhängig. Hier stellt sich die Sache vielmehr so, daß die Hitze eine gewisse Entwertung des Protoplamas zur Folge hat. Bekanntlich ist dieses ein Eiweißkörper, der wie jedes andere Eiweiß auch bei höheren Wärmegraden ge tötet wird. Wenn freilich auch die Todesgrenze erst zwischen 40 und 50 Grad Celsius liegt, so scheint es doch, als wenn schon lange vorher, also bei wesentlich niedri geren Wärmegraden, die Lebensfähigkeit des Protoplasmas Einbuße erleidet und daß infolgedessen der Blütenstaub seine Aktivität nicht mehr vollkommen besitzt, wenn die \ Temperatur 28 bis 30 Grad überschreitet. Daß vielleicht Erdbeeren besonders empfindlich sind, soll nicht bestritten werden. Freilich läßt sich gegen diese Erscheinung in der Praxis wenig tun, wenn freilich auch hier wohl eine Be stäubung mit kaltem Wasser, weil abkühlend, zur Zeit des Aufbrechens der Staubbeutel und in den Morgenstunden nicht ohne Einfluß bleiben wird. Unfruchtbarkeit durch Staub und Ruß. Diese Art der Unfruchtbarkeit hat rein mechanische Ur sachen. Sie wird bemerkt in der Nähe großer Städte und in der Umgegend solcher, bei dem starken Automobil- und Wagenverkehr an Landstraßen, in der Nähe von Zementwerken, Hochöfen und anderen Betrieben, welche viel Ruß oder Staub erzeugen. Diese Verunreinigungen der Luft setzen sich auf den klebrigen Narben fest und verschlucken sie derart, daß das Keimen der Blütenstäub chen nicht mehr möglich ist. Hinzu kommt noch, daß die sich günstigen Falles entwickelnden Pollenschläuche den Weg zu den inneren Organen nicht finden oder nicht er zwingen können. Derartige Fälle sind ziemlich hoff- | nungslos, höchstens, daß ein kräftiger Wasserguß zu ver mehrter Narbenausscheidung führt, die dann die Kruste hebt, lockert oder zerbricht, um so den Weg zu öffnen. Unfruchtbarkeit der Süßkirschen, Es ist eine eigentümliche Beobachtung, daß Süßkirschen der selben Pflanzung sehr ungleichmäßig gedeihen. Wer scharf beobachtet, findet, daß die unfruchtbaren Bäume immer jene sind, welche im Windschutz stehen. Dieser Schutz kann sehr verschiedener Art sein. Unfruchtbar sind sehr oft Bäume in geschlossenen Höfen in Gelände senkungen, vornehmlich in Tälern. An der Reichards- dorfer Straße in Reuß j. L. liegen zwei Pflanzungen, die in dieser Beziehung charakteristisch sind. Sie tragen die selben Sorten, und Boden und Bearbeitung sind gleich. Nur ziehen sich diese beiden Pflanzungen von verschie dener Richtung her von den Höhen zu Tal. Der Höhen unterschied wird etwa 120 Meter betragen. Beide Pflan zungen sind auf der Höhe tragbar und werden um so un fruchtbarer, je mehr sich der Bestand der Talsohle nähert. Die unteren Partien tragen nie. Bekanntlich ist die Süß kirsche ein Gebirgsbaum, der freie Lage liebt. Er ist, was viel zu wenig beachtet wird, viel mehr wind- als insekten blütig. Untersucht man gleichzeitig, besonders in feuchten und nebeligen Jahren, beim Aufbrechen der Pollensäcke die Blütenstäubchen unter dem Mikroskop, dann findet man ohne weiteres, daß die Pollenkörnchen vom Berge mehr oder minder unverändert sind, während der Blütenstaub in Tallagen schon auf dem Baume keimt. Verfolgt man die Sache weiter, kann man meistens beobachten, wie die Pollen- Schläuche der vorzeitig keimenden Blütenstäubchen sich ineinander verschlingen und Klumpen bilden. Geht nicht reger Luftzug, fallen diese Klümpchen zu Boden, ohne ihre Aufgabe erfüllt zu haben. Aber selbst wenn sie übertragen werden, hat sich gewöhnlich die Lebenskraft des Pollens derartig erschöpft, daß der Befruchtungsvorgang nicht mehr vollendet werden kann. Süßkirschen müssen eben luftig stehen. In den Tälern und in Geländesenkungen sammeln sich die Nebel und der Dunst der Wiesen. Der Wind, welcher die überzählige Feuchtigkeit, die sich auf den Blüten niedergeschlagen hat, verzehren könnte, kann nicht dazu. Hier liegt der Fehler eben in der un geeigneten Lage und läßt sich schwer beheben. Neuere Ergebnisse in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten.*) Von Prof. Dr. L. Linsbauer, Klosterneuburg. in. (Schluß.) Von Krankheiten des Flieders soll hier nur die soge nannte neue Fliederkrankheit Erwähnung finden, welche den Pilz Phytophthora Syringae zur Ursache hat. Sie wurde vor allem auf Treibflieder beobachtet. Entweder bleiben an den Stöcken einzelne Knospen aus oder die Blütenrispen verkümmern und sterben ab. Soferne hier nicht ähnliche, z. B. durch unrichtige Temperaturen beim Warmwasserverfahren entstandene Mängel vorliegen, läßt sich stets in den kranken Teilen die Gegenwart des obigen Pilzes mit dem Mikroskope nachweisen. Aber auch bei Untersuchung mit freiem Auge kann man an gewissen Merkmalen die Krankheit erkennen. So sind die kranken Triebe in der Farbe etwas dunkler und die Rinde ist etwas geschrumpft. Kranke Knospen, die an solchen Trieben stehen, sind mehr braun, ohne den grünlichen Farbenton gesunder Knospen, und ihre Schuppen sind ebenfalls etwas geschrumpft. Bisweilen tritt die Erkrankung erst eine Strecke unter halb der gesunden Spitze auf oder es sind mehrere getrennte Krankheitsherde vorhanden, zwischen denen gesunde In ternodien und Knospen stehen. Die kranken Rindenstellen lassen sich zwar durch die ") Aus dem Jahrbuch der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien. Siehe unsere Besprechung dieser Publikation in Nr. 25 des „Han delsgärtner."