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318 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 48 u.49 die Anstalt am 8. September d. J. in einer Gedächtnisfeier gedachte, l und auf seinen Sohn und Amtsnachfolger, Landesökonomierat Pro fessor Dr. Rudolf Stoll, der am 18. Juli 1913 in Görlitz, das er ! sich zu seinem Ruhesitz erkoren, im Alter von 67 Jahren starb. Die Schülnachrichten lassen sich vor allem über Zweck der Anstalt und Unterrichtserteilung aus. Bemerkenswert ist die Trennung des höheren zweijährigen Lehrganges in eine Unter- und Oberstufe. Alle Eleven haben am Unterricht der Unterstufe teilzu nehmen. Im zweiten Jahre nehmen sie in der Oberstufe entweder an I der Abteilung „Nutzgärtnerei" oder an der Abteilung „Gartentechnik und Gartenkunst" teil. Von der Trennung des Unterrichts erhofft man eine Vertiefung des Könnens und Wissens auf jenen Gebieten, für die der betreffende Eleve besonderes Interesse und Befähigung . zeigt. Der neue Stundenplan weist 69 Fächer auf, im Gegensatz zum ; alten, der 51 zählte. Selbstverständlich nehmen nicht alle Anstalts besucher an allen Fächern teil. Die Vermehrung der Fächer und Stunden kamen vor allem dem Fachunterricht zugute, Uebungen aller aller Art sind in der Oberstufe vorgesehen, wie auch der Einführung in der Wanderlehrtätigkeit und den Verwaltungsbetrieb, sowie der Besprechung von Tagesfragen große Aufmerksamkeit und Zeit ge widmet wird. Den Eleven des zweiten Jahres wurden kleinere und größere Aufgaben auf obstbaulichem Gebiete zur Bearbeitung über wiesen und in der Gartenkunst wurden seminaristische Uebungen vorgenommen. Sondervorlesungen wurden gehalten vom Kgl. Gartenbaudirektor Erbe in Breslau über „Friedhofskunst“ und vom Städt. Gartendirektor Schneider aus Posen über „Wald park- und Forstfragen". Es wurde auch ein Samariterkursus ab gehalten. Es folgen Mitteilungen über Personalien der Anstalt, die Etats verhältnisse, den Besuch usw. Was letzteren betrifft, so wurde die Anstalt im Schuljahr 1913 von 50 Schülern bzw. Hospitanten und 213 Teilnehmern an den periodischen Kursen besucht. Nun zur Tätigkeit der technischen Betriebe. Da ist zunächst die wichtigste Abteilung der Anstalt, die für Obstbau und Land wirtschaft zu erwähnen, die unter Leitung des Direktors Schind ler steht. Was im Berichtsjahre auf diesem Gebiete sich ereignet, was für Veränderungen vorgenommen und was praktisch geleistet worden ist, findet sich auf rund 40 Seiten eingehend geschildert. Sehr wichtig für den Obstbauei- sind die in Proskau gemachten Beobach tungen über Krankheiten und die vorgenommenen Abwehrmaß regeln und Bekämpfungsversuche. Die Spritzungen gegen den amerikanischen Stachelbeermehltau mit Schwefel kalium und Schwefelkalkbrühe, sowie die Verwendung der Kupfer kalkbrühe und Schwefelkalkbrühe gegen die Schorfkrankheit des Kernobstes und der kalifornischen Brühe gegen die gefürchtete und leider sehr verbreitete Kräuselkrankheit des Pfirsiches sind Abschnitte, deren Inhalt großen Wert für den Praktiker birgt. Wir werden vielleicht noch besonders darauf zurückkommen. Aber noch eine große Zahl weiterer Versuchsergebnisse und Beobach tungen sind hier niedergelegt, die alle mehr oder weniger Interesse beanspruchen. Wir nennen die kleinen Artikel über: Doucin-Aus- lese, das Einsacken der Kernobstfrüchte, den Kalk anstrich, die Ergänzung der Blütenknospenbildung durch Ringel wunden und Fruchtgürtel, Frostabwehr durch Heizung u. v. a. m. Auch über Geräte und sonstige Bedarfsgegen stände und deren praktische Ausprobung wird berichtet. Gartenmeister Langer, der Vorsteher der Abteilung für G e- müsebau, Treiberei, Blumen- und Topfpflanzen- zucht und der Station für Obst - und Gemüsever- Wertung berichtet in anschaulicher Weise über die Arbeiten und Versuche auf diesen Gebieten. Hervorzuheben sind besonders die Kulturen handelsgärtnerisch wichtiger Topfpflanzen in größeren Men gen, die Erprobung von Neuheiten und die vergleichenden Anbau versuche der Asparagus-Sorten verschiedner Firmen, über die an anderer Stelle eingehend berichtet wurde. Derartige Kulturversuche und die strenge Prüfung der einzelnen Sorten unserer umfangreichen Sammlungen in Topf- und Freilandpflanzen, wie ganz besonders auch in Gemüsen sind ungemein wichtig, und es ist der Proskauer Anstalt zum Verdienst anzurechnen, daß sie sich solchen für die praktische Handelsgärtnerei ungemein wichtigen Vergleichskulturen unterzieht. Die Versuche in der Blumentreiberei erstreckten sich auf die Nach prüfung aller bisher bekannten Mittel und führten zu dem Ergebnis, daß das Aetherisieren und das Warmwasserbad die besten sind. Die Versuche erstreckten sich auf Flieder, Schneeball, Maiblumen („Wässern") und Hyazinthen. Auch den Freilandblumen wurde, wie aus dem Bericht ersichtlich, viel Interesse entgegen gebracht. Im Kapitel Mistbeet- und Gartengemüsebau wird berichtet, daß die Benutzung von Glasglocken zur Beschleuni gung der Entwickelung der Gemüsepflanzen im Freien nicht befrie digt hat. Erstens ist die Sache zu kostspielig, zum andern stellte sich bei der Glockenkultur im Binnenklima Ungeziefer, besonders die „Rote Spinne" ein. Versuche mit sogen, englischen „Scheiben glocken" sind besser ausgefallen, sie sind zudem billiger und prak tischer. Das neue von der Firma Oskar Bauer in Sorau ein geführte Treibfenster „Frühlicht" scheint praktisch zu sein, es wird weiter ausgeprobt. Es fanden ausgedehnte Sortenanbauversuche in den verschiedensten Gemüsen statt. Der Feldgemüsebau erstreckte sich auf Rhabarber, Kohl, Karotten, Erbsen, Bohnen und Schwarz wurzeln. In der Obst- und Gemüseverwertungsstation gelangten neben den laufenden Arbeiten verschiedene Verfahren bei der Her stellung von Fruchtsäften zur Anwendung. Garteninspektor Görth berichtet über seine Tätigkeit in der Abteilung Landschaftsgärtnerei und Gehölzzucht. Besonderes Interesse beansprucht eine Arbeit über „Unsere Hecken anlagen“, in der sämtliche Gehölze, die in Proskau zur Bildung sogen. Musterhecken verwendet wurden, einer kurzen Besprechung unter zogen werden, die sich über den Wert der einzelnen Laub- und Nadelhölzer für Heckenbildungen ausläßt. Dabei werden auch Ge hölze erwähnt, wie z. B. Sorbus aria,Celtis occidentalis, Calycanthus occidentalis, Cecidiphyllum, Halimodendron argenteum, die als Ma terial für Hecken bisher kaum oder überhaupt nicht in Be tracht kamen. Man sieht auch hieraus wieder, welch be fruchtender Einfluß auf das gesamte gärtnerische Arbeitsfeld von Proskau ausgeht! Als ein sehr praktisches Gerät beim Verpflanzen kleiner Koniferen ist eine von dem Fürstl. Schwarzenbergschen Re vierverwalter Sterbik in Fechenhaid im Böhmerwald erfundene Ballenpflanzenhebezange befunden worden. Wir werden diesen Apparat noch besprechen. Gartenarchitekt Thierolf berichtet über Neuanlagen und Neuanpflanzung auf dem Gelände der Anstalt. Hervorzuheben sind die Anlagen eines Tennisplatzes und eines Turnplatzes im Musenhain und des Rendantengarten. Auf der Jahrhundert-Aus stellung in Breslau war die Lehranstalt bekanntlich glänzend ver treten. Diese Sonderausstellung, die nach den Entwürfen des Ge nannten aufgestellt und ausgestattet wurde, findet im Berichte eben falls Erwähnung. Wir kommen nun zur Tätigkeit der wissenschaftlichen Institute. Auch da ist überall fleißig gearbeitet worden, wovon die Darstellungen im Jahresbericht ein beredtes Zeugnis ablegen. An erster Stelle steht das Referat des Vorstehers der chemi schen Versuchsstation und der meteorologischen Station, des Prof. Dr. R. Ot t o. Er macht weitere Mitteilungen über „Beobachtungen und Untersuchungen der Vegetationsschäden, sowie Düngungsver suche in Ratibor-Plania”, über die bereits in den Jahresberichten 1911 und 1912 gelesen werden kann. Als wichtig für die Praxis sind die vergleichenden Düngungsversuche bei Topfpflanzen mit dem Wagnerschen Nährsalz WG und dem Lierkeschen Pflanzennähr salz FL zu erwähnen. — Versuche, das Konservieren von Weißkraut betreffend, unternahm der Assistent Dipl.-Ing. von ! H a y d i n. Er stellte fest, daß das Kochsalz nicht als Konservierungs mittel im strengsten Sinne des Wortes zu betrachten ist, es führt vor allem die Bildung der Brühe herbei. Die Ergebnisse der Untersuchung, auszugsweise wiedergegeben, gipfeln in folgenden Punkten: 1. eine übermäßige Kochsalzzugabe über 6 Prozent trägt nicht zur Haltbar keit des Sauerkrautes bei; 2. für den Verlauf einer normalen Säue rung scheinen ein Kochsalzzusatz von 1,5 bis 2 Prozent und das Ein halten einer Temperatur von 18 bis 21 Grad Celsius (während der Hauptgärung) am zweckmäßigsten zu sein; 3. ein Säuregehalt von 1,2 Prozent genügt, um die Konserve haltbar zu machen, doch muß dafür gesorgt werden, daß aus der Luft keine Infektion durch säure verzehrende Organismen stattfindet; 4. Rohrzucker in einer Menge von 4 Prozent zur Konserve zugesetzt, kann das Kochsalz ersetzen. — Weitere Abschnitte des Berichtes behandeln „Untersuchungs ergebnisse der vom Deutschen Pomologenverein zugesandten Wald- und Gartenhimbeeren, die Beteiligung der Versuchsstation an der Breslauer Ausstellung, die Laboratoriumstätigkeit usw. Großes Interesse erwecken die unter Professor Dr. R. Ewert an der botanischen Versuchsstation vorgenommenen Arbeiten. Sie waren teils blütenbiologischer Natur, teils erstreckten sie sich auf das sehr wichtige Gebiet der Bekämpfung von Pilzkrankheiten, so z. B. auf die Bekämpfung des Cronartium-Rostes auf der schwarzen Johannisbeere, die durch Bespritzung mit Iprozentiger Bordelaiser Brühe gelang. — Eine große Summe von Arbeit ist in den tabellarischen Uebersichten niedergelegt, die die Empfänglichkeit der Birnensorten für Fusikladien- befall und die Weißfleckenkrankheit dartun, Beobach tungen, die sich auf ein Jahrzehnt erstrecken. Der Vorsteher der zoologischen Versuchsstation, Oberlehrer Dr. F. Herrmann, gibt die Resultate von Untersuchungen über die Lebens- und Entwickelungsweise schädlicher Insekten bekannt, die in der Anstalt aufgezogen werden. So standen zur Beobachtung das braune Heupferd, Diestrammena marmorata, das mit Pflanzen sendungen aus Japan eingeführt, in vielen Gärtnereien sich ein genistet und durch das Abfressen von Sämlingen und Benagen saf tiger Pflanzenteile sehr schädlich wird, so daß seine Vertilgung von Blattläusen kaum ins Gewicht fällt. Eins der besten Mittel ist das Ausschwefeln der Häuser, das aber das Ausräumen der Pflanzen be dingt. Ein einmaliges Ausschwefeln genügt aber nicht, da bei der großen Vermehrung der Tiere überall Eier abgelegt sind, die durch die Dämpfe nicht getroffen werden. Es muß also noch durch Fang mit Fallen nachgeholfen werden, die in Proskau ähnlich den Mäuse fallen aus Draht bestehen. Die Oeffnungen zu der Falle wurden ähnlich den Fischreusen so gelegt, daß sie von den „Springern" nur schwer zu finden waren. Als Anlockungsmittel wurde Speck gegeben, ganz wie Mäusen. Die Bekämpfung ist schwierig, nur verhältnis mäßig recht wenig gehen in die Fallen. Also nur eine fortgesetzte, nicht erlahmende Bekämpfung kann zum Ziele, der Vernichtung des Ungeziefers führen. Weitere Beobachtungen betreffen die den Weidenkulturen sehr schädliche Schaumzikade und die Weizenhalmfliege. Sehr eingehend sind im Bericht die Untersuchungen über die Wirkung von Arsensalzen gegenüber In- ■ sektenschädlingen, auf die wir vielleicht in unserem Blatte noch ein-