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290 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 42 u. 43 der Bewohner beruht das Wohlergehen des Landes. Die russischen Mordbrenner wußten, was sie taten, als sie an den Dörfern und Feldern, Wiesen, Wäl dern und Gärten, an der noch auf dem Halm stehen den Ernte ihr teuflisches Zerstörungswerk ausübten und obendrein noch die erbärmlichsten Schandtaten an den un glücklichen Bewohnern ausübten. Doch das ist nun vorbei, I der preußische Boden ist wieder frei, Dank Hinden burg und seinen tapferen Scharen! „Mit Mann und Roß und Wagen, hat sie der Herr geschlagen". Was von dem russischen Heere nicht den Tod auf dem Schlacht felde fand oder in Gefangenschaft geriet, das nahm ein er bärmliches Ende in den Seen und Sümpfen des Landes! Aus der Liste zivilisierter Nationen aber verdient Ruß land nach seinen Taten in Ostpreußen gestrichen zu werden! Nicht gerade schmeichelhaft nennt der westlich der Oder und Elbe wohnende Deutsche Ostpreußen das „preußische Sibirien“, Hinsichtlich seiner klimatischen Ver hältnisse, besonders seiner im Winter oft strengen Kälte und grimmigen Ostwince mit einigem Recht, im übrigen ist aber die Provinz besser als ihr Ruf, Das beweist schon die hoch entwickelte Landwirtschaft; auf Gartenbau und Obstzucht üben die rauhen Winter allerdings einen stärkeren Einfluß aus, und namentlich auf dem Landrücken und im südlichen Teile der Provinz kommt man in diesen Kulturzweigen nicht recht vorwärts, das Klima ist eben rauher als in einem an deren deutschen Lande, wenn man von den Gebirgsgegen den absieht. Trotzdem darf man nun nicht denken, daß die Gärtnerei wenig entwickelt und nicht so leistungsfähig sei wie anderwärts. Wir besitzen in Ostpreußen überall gut geleitete Handelsgärtnereien, auch Baumschulen, deren Er zeugnisse es mit anderen unter besseren klimatischen Ver hältnissen gezogenen, hinsichtlich ihrer Güte ruhig aufneh men können, ja den Vorteil auf weisen, daß sie widerstands fähiger und haltbarer sind. Freilich, die Sortimente der Freilandpflanzen, Stauden wie Baumschulartikel, können nicht so reichhaltig sein, und wir müssen dort auf die An pflanzung mancher schönblühenden Staude und mancher Baum- und Strauchart verzichten, an denen wir uns in Mitteldeutschland erfreuen können. Hinsichtlich der Zahl der Gärtnereien steht Königsberg natürlich an der Spitze, hier befinden sich die bedeutendsten Geschäfte der Provinz, die ebenso wie die zahlreichen schönen Blumen geschäfte durchaus auf der Höhe stehen. Auch in Allen stein, Gumbinnen, Insterburg, Tilsit und in den zahlreichen kleineren Städten und Marktflecken Ost preußens im ganzen Lande ist die Gärtnerei gut entwickelt und zeugt von der tatkräftigen Leitung, dem Können und der Arbeitsamkeit der Betriebsinhaber und ihrer Ange stellten, Muß sich nicht da einem das Herz zusammenkrampfen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß viele ostpreußische Fachgenossen durch diesen Krieg an den Bettelstab gebracht sind? Ihr Besitz durch einen grausamen Feind verwüstet und zerstört, die Kulturen verkommen, so stehen sie am Grabe ihrer Habe und Hoffnungen, Und damit noch nicht genug. Mancher mag vielleicht auch noch den Verlust eines Familienmitgliedes zu beklagen haben, das dem mord- und raubgierigen Kosaken-Gesindel, jenem Abschaum der Menschheit, zum Opfer gefallen ist! Aus eigener Macht werden wohl die wenigsten in der Lage sein, sich wieder aufzuraffen und ihre Betriebe aufzu bauen oder fortzuführen. Darum ist es Pflicht eines jeden, helfend einzugreifen und die in fast allen Orten eingesetzte Liebestätig keit zu unterstützen. Ganz besonders aber soll ten es sich die Gärtner- und Gartenbauvereine angelegen sein lassen, ihren schwer bedrängten Kollegen im Osten beizustehen und alles tun, was in ihren Kräften steht, um diese vor dem Untergang zu retten und sie wieder einer lichteren Zukunft entgegenzuführen. Dieser Krieg hat un endlich viel Elend und Tränen im Gefolge, auch im Kreise jener, die nicht das hohe Glück haben, mit der Waffe in der Hand dem Vaterlande zu dienen, sondern die in der Heimat ihren jetzt oft doppelt schweren Pflichten nachkommen müssen, aber wir glauben doch und sind sicher, daß auch diese willig und gern ihr Scherflein hingeben werden für un sere schwer geprüften Landsleute im Osten! Unterstützun- gen mit Pflanzenmaterial dürften jetzt wohl noch nicht an gebracht sein, weil man doch zunächst an das Wiederauf richten der Baulichkeiten denken muß. Wie wir schon oben hervorhoben, ist Ostpreußen bes ser als sein Ruf. Dies ist auch in bezug auf seine landschaft lichen Reize der Fall, der hier in wenigen Worten gedacht sein mag. Zweifellos dürften nach dem Kriege die Kampf stätten im Osten genau eine solche Anziehungskraft auf deutsche Männer und Frauen ausüben, wie die im Westen, und man wird in der schönen Jahreszeit zu Tausenden die Orte aufsuchen, wo unsere Brüder gestritten und mancher sein Herzblut für die Befreiung des Vaterlandes dahinge geben hat. Denen sei zunächst gesagt, daß das alte Ordens land keineswegs eine vollkommen gleichmäßige Ebene dar stellt und jeder landschaftlichen Schönheit entbehrt, wie man es sich oft vorstellt, und wenn auch keine hohen Berge vor handen sind, so steigen einzelne Höhen des Preußischen Landrückens doch über 300 Meter an, wie z, B. die Kerns- dorfer Höhe bei dem durch die russische Niederlage be rühmt gewordenen Tannenberg. Dieser südliche Teil Ostpreußens, preußische Seenplatte genannt, birgt als Schönstes im Landschaftsbilde zahlreiche Seen und Was serläufe, die zwar nicht die Großartigkeit der Alpenseen aufweisen, aber in ihrem ruhigen Ernste und der Stille der sie umgebenden Natur das menschliche Gemüt doch in einen eigenen Bann zwingen. Dieses Seengebiet weist viele Aehnlichkeit mit der Umgegend von Potsdam auf. Hei den, Torfmoore und Sümpfe, mit einer schönen an Selten heiten reichen Flora fehlen nicht, und auch die herrlichen Wälder der Provinz, die namentlich in den Kreisen La bi a u und Johannisburg einen großen Umfang auf- weisen, bergen manches Kleinod heimischer Pflanzenwelt. Nicht vergessen werden darf das Jagdgebiet unseres Kai sers, die Rominter Heide im Goldaper Kreise. Präch tige Wiesen, belebt von einem kräftigen Rindviehschlag, und dann die Hauptsache, die vielen Pferdekoppeln, auf denen sich Tausende edler Tiere tummeln, das alles zu sammengenommen schafft ein so abwechslungsreiches Bild, wie es nur der Naturfreund wünschen kann. Ebenso bietet die Seeküste, an der verschiedene Badeorte zum kürzeren oder längeren Verweilen einladen, Gesunden wie Leidenden angenehme und ruhige, jeden Weltlärms entrückte Orte zur Erholung. Es wäre nur zu wünschen, daß Ostpreußen mit seiner braven, kernigen Bevölkerung, das so Gott will, einer neuen und glücklicheren Zukunft entgegen gehen wird, mehr als bisher das Ziel von Reisenden deutscher Art und Sitte werden möge, die hier besser als in den mit allem „Komfort“ ausgestatteten sogen, „modernen“ Er holungsstätten das finden, was Arbeitern jeder Richtung und jeden Standes und Berufes in dieser nervenzerrütten den Erdenzeit am nötigsten tut; nämlich ein einfaches fried liches Landleben inmitten einer ernsten, abwechslungs reichen, schönen Natur und einer geraden, treuen Bevöl kerung, Handel. -— Handelsgebrauch für Gemüsekonserven, Im Handel mit Gemüsekonserven herrscht der Handelsgebrauch, daß, wenn der Verkäufer die Klausel „75 Prozent Lieferungs garantie“ hinzufügt, er im Falle einer Mißernte berech tigt ist, die restlichen 25 Prozent des Schlusses zu streichen. Verkäufer hat in diesem Falle das Vorhandensein der Miß ernte zu beweisen. (Gutachten der Handelskammer Hildes heim 1913.)