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werden, als Lager und Zwischenpackung verwendet man Holzwolle und zwar ist am besten solche aus Pappelholz, weil sie besonders weich und geruchlos ist. F Vereine, Versammlungen, i L Ausstellungen. J Die Bedeutung der gärtnerischen Pro- duktion in derProvinzSchleswig- Holstein. Vortrag, gehalten am 8. Juli 1914 auf der Versammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in Altona von Heinr. Bertram, Kl. Flottbek. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man über die Bedeutung der Gärtnerei in Schleswig-Hol stein sprechen soll, so drängt sich von selbst die Frage auf: Wie groß ist denn die Gärtnerei in Schleswig-Holstein? Nun, verehrte Anwesende, in unserem Verband steht der Pro vinzialverband Schleswig-Holstein, dem die Hansastädte Hamburg und Lübeck angehören, mit 854 Mitgliedern an 4. Stelle. Er wird nur von Brandenburg mit Groß-Berlin mit 1146, von der Rheinprovinz mit 1145 und vom Königreich Sachsen mit 1108 Mit gliedern übertroffen. Die kleine preußische Provinz Schleswig-Hol stein überragt an Mitgliederzahl die großen Provinzen Schlesien, Sachsen, Hannover um fast die Hälfte und mehr. Beachten Sie ferner, daß die Gemüsegärtner sich uns nur in ganz geringer Zahl ange schlossen haben. Dann wird Ihnen ohne weiteres klar, daß die Gärt nerei in unserer Provinz von großer Bedeutung ist. Nach der Gärtnereistatistik von 1906 sind in Schleswig-Holstein 2236 Betriebe vorhanden, die 2842 ha Kultur hatten und 9261 Personen beschäftigten. Diese Zahlen dürften heute weit überholt sein. Sie wissen, daß die Baumschulen bei den jetzt geltenden Handelsver trägen berücksichtigt worden sind. Sie haben sich unter diesem Schutze kräftig entwickelt und haben an dem enormen wirtschaft lichen Aufschwung der letzten Jahre teilgenommen. Das trifft für die übrige Gärtnerei leider nicht zu. Die Baumschulenbetriebe geben der Gärtnerei in Schleswig-Holstein das Relief. Sie sind in der ganzen Provinz bis in die vielumstrittene Nordmark hinein verbreitet, vor allem zeichnet sich der Kreis Pinneberg durch seine vielen und großen Betriebe aus. Hier in den Hauptorten der Baumschulenkulturen geht kaum ein Jahr ins Land, in dem nicht ein großes Bauerngut ver kauft wird, auf dessen Ländereien neue Baumschulen entstehen oder bestehende ihre Kulturen vergrößern. Wenn ich nun dazu übergehe, diese Kulturen zu besprechen, so kann ich doch nur die markantesten Erscheinungen in Erwähnung ziehen. Die Zeit würde nicht ausreichen, wenn ich mich in Einzelheiten verlieren würde. Gestatten Sie mir, daß ich vorher noch einige Be merkungen über die Witterungsverhältnisse unserer Provinz mache. Schleswig-Holstein hat ein ozeanisches Klima. Der kühle Sommer wird abgelöst von einem milden Winter, Temperaturen von 12 Grad unter Null kommen hier selten vor, und treten sie schon mal auf, so sind sie gewöhnlich von kurzer Dauer. Die mit Wasserdampf gesät tigte Luft begünstigt die Wolkenbildung und daher kommt es, daß wir hier weit weniger Sonnentage haben als im Inneren Deutschlands. Diese Witterungsverhältnisse beeinflussen unsere Kulturen günstig, zum Teil auch ungünstig. Der Landwirtschaft ermöglicht sie die aus gedehnte Weidewirtschaft. Die gärtnerischen Kulturen begünstigt sie bei der Anzucht von Forstpflanzen, Wildlingen usw. Auch der üppige Wuchs der Konifern findet hierdurch seine Erklärung. Treten wir nun unsere Wanderung an, dann finden wir etwa 10 Kilometer von Altona den Ort Halstenbek und haben hier die Zentrale der Anzucht von Forst- und Heckenpflanzen. Zahlreiche große Felder sehen Sie hier mit Samenbeeten, die,von peinlichster Sauberkeit sind. Unkraut scheinen die Leute nicht zu kennen. Ge waltige Stapel von Schutzdecken erregen unser Aufmerksamkeit, die zum Schutze gegen Nachtfrost über diese Beete gerollt werden. Ein zelne große Firmen in Halstenbek können 30 000 qm mit Decken be legen. Diese Kulturen dehnen sich weit über Halstenbek hinaus. In den umliegenden Ortschaften finden sich überall Samenbeete mit Forst- und Heckenpflanzen. Etwa 3000 Arbeiter sind in diesen Kulturen beschäftigt. Die ein heimischen Arbeitskräfte reichten nicht mehr aus. In den letzten Jahren mußten fremde Kräfte, namentlich Arbeiterinnen aus Schlesien, Posen und auch aus Galizien herangezogen werden. Große und kleine Betriebe sind über die Ortschaften verteilt. Einzelne große Betriebe haben 75—100 ha in Kultur und beschäftigen in der Versandzeit ca. 200 Arbeiter. Wohl an 4000 Waggons, mit Pflanzen beladen, deren Wert sich auf etwa 5 Millionen Mark beziffern soll, verlassen all jährlich die Station Halstenbek. 85 Prozent dieser Pflanzen sind Forst pflanzen. Meine Herren, hier stehen wir vor Kulturen, die weit über das gärtnerische Interesse hinaus eine große volkswirtschaftliche Be deutung haben; denn Sie wissen, daß in einem Lande, in dem Raub bau am Waldbestand geübt und nicht für genügende Aufforstung ge sorgt wird, auch die landwirtschaftlichen Kulturen leiden. Die Stürme brausen über die kahlen Berge und Hügel dahin und veröden das Land. Wenige Kilometer weiter treffen wir in Rellingen, Pinne berg ein anderes Produktionsgebiet. Hier finden wir ausgedehnte gärtnerische Baumschulen, die sich mit der Anzucht von Obstbäumen, Alleebäumen, Gehölzen für Landschaftsgärtnerei beschäftigen. Koni feren sind hier in üppiger Kultur anzutreffen. Daneben findet eine intensive Anzucht von Wildlingen, Apfel- und Birnenwildlingen, Rosensämlingen usw. statt. Auch hier war es nicht mehr möglich, die Arbeit mit einheimischen Arbeitskräften fertigzustellen. Auch hier müssen jährlich zahlreiche fremde Kräfte herangezogen werden. Viele Hunderte von Waggons mit Pflanzen verlassen jedes Jahr den Bahn hof Pinneberg. Weiter führt uns unsere Straße über Tornesch nach Elms horn. Hier finden Sie ähnliche Betriebe wie in Rellingen-Pinneberg. Der Maiblumenkultur wird hier besonders Interesse entgegengebracht. Einen Artikel muß ich hier besonders erwähnen. Das sind die ausge dehnten Rosenkulturen. In Rellingen-Pinneberg werden jährlich etwa eine Million niedriger Rosen herangezogen. In den Ortschaften Elmshorn, Uetersen, Tornesch und den Nachbarorten be ziffert sich die jährliche Anzucht von niedrigen Rosen auf 4 Millionen. Daneben werden auch große Posten hochstämmige Rosen angebaut. Der größere Teil dieser Rosen wird nach dem Inlande verschickt, aber auch nach dem Auslande gehen große Mengen, so nach den skandi navischen Ländern Oesterreich-Ungarn, Rußland. Ja, selbst Frank reich bezieht Rosen aus der hiesigen Gegend. An der Gesamtausfuhr von 9659 dz Rosen sind diese Orte hervorragend beteiligt. Von den Stationen Elmshorn und Tornesch werden ebenfalls ganz enorme Mengen verschickt. Diese Orte liefern auch die Rosenblumen nach den großen Städten, während Pinneberg größtenteils die Rosenblumen nach Hamburg-Altona sendet, schickt Elmshorn und Umgegend auch viel nach Berlin und anderen Großstädten. Erwähnen muß ich noch die vielen und großen Baumschulen in Wedel, deren Anzucht der in den vorgenannten Orten gleicht. Wie ich schon gesagt habe, sind Baumschulen über die ganze Provinz verteilt, so in Kiel und auch Lübeck, das zwar nicht zur Provinz Schleswig-Holstein gehört, wohl aber unserem Provinzialverband angeschlossen ist, und sich durch große, schöne Baumschulen auszeichnet. Ich komme zu den Pflanzen- und Blumenkulturen. Außer einigen Großbetrieben sind es meist kleinere und mittlere Betriebe, die in und um die Städte gelegen, zumeist für den Bedarf dieser Städte sorgen. So sind diese Gärtnereien um Hamburg-Altona herum zu fin den. In größerer Zahl liegen sie in Wandsbek zusammen, von denen die meisten ihre Erzeugnisse in Hamburg-Altona verkaufen. Daß hier viele und gute Ware gezogen wird, ist bekannt. Mangel gibt es nicht. Es ist hier aber auch eine Anzahl Gärtnereien, die sich mit der Anzucht von Sämlingen, Farnen-, Cyclamen-, Gloxiniensämlingen usw. befaßt und in alle Welt versendet. An der Ausfuhr von Pflanzen ist Wandsbek hervorragend beteiligt. So werden von hier und auch von Lübeck aus große Mengen Treibflieder nach dem Norden und nach Rußland versandt. Einen großen Aufschwung hat der Handel und der Versand von Maiblumen nach dem Auslande in Wandsbek genommen. Die ausgedehnten Maiblumenkulturen in der Umgebung von Wandsbek geben ein beredtes Zeugnis davon, Zwiebelkulturen, namentlich Tulpen, finden Sie in Wandsbek ebenfalls. Als dritte Art der Erwerbsgärtnerei ist der Gemüsebau be kanntlich von großer Bedeutung. Vorweg will ich hinweisen auf die ausgezeichneten Gemüsekulturen des Hamburger Marschgebietes. Alt bekannt sind die großen und vorzüglichen Gemüsegärtnereien Vier landens. Aus unserer Provinz will ich Ihnen einige Orte beschrei ben, in denen der Gemüsebau auf hoher Stufe steht. Nordöstlich von Hamburg liegt der Ort Hellbrook, in dem auf etwa 2000 ha ein intensiver Gemüsebau betrieben wird. Es sind hier etwa 60 Betriebe von 1%—8 ha, die Frühkulturen unter etwa 2400 Mistbeetfenstem mit 6000 qm Kulturfläche betreiben. Es werden hier Treibsalat, Gurken, Radies in ungeheuren Mengen gezogen. 50 ha sind mit Rhabarber be pflanzt, die 7% Millionen Bund Rhabarberstangen jährlich liefern. 6 Millionen Stück Blumenkohl werden hier gepflanzt. Für Rot- und Savoyerkohl sind je 10 ha erforderlich. Spinat nimmt den Raum von ebenfalls 10 ha ein. Weißkohl, Kohlrabi und Radies im Freien nehmen ebenfalls große Flächen ein. Hier finden Sie auch Cham pignon-Kulturen in Kellern und Häusern, aus denen 25 000 Pfd. jähr lich gewonnen werden. Alle diese Gemüse werden nach dem Hamburger Markt gebracht, mit Ausnahme des Rhabarber, der zu % nach Berlin verschickt wird. Ein anderes Gebiet ausgedehnten Gemüsebaues finden wir in der Gegend von Glückstadt. Hier an den Ufern des Rhins wird ein intensiver Gemüsebau betrieben. Durch Schleusen wird der Wasser stand dieses Nebenflusses der Elbe und der vielen großen und kleinen Wasserläufe, die das Land durchschneiden, in gleicher Höhe gehalten und erinnert an die Gegenden der holländischen Gemüsekulturen. Der üppige Marschboden begünstigt den Kohlbau; besonders Weißkohl und Rotkohl wird hier in ungeheuren Mengen geerntet. Zwiebeln, Wurzeln, Möhren, Erbsen und Bohnen trifft man hier wenig an. Der schwere Marschboden wird sich wohl nicht dazu eignen. Diese Kul turen umfassen viele Hunderte von ha und erstrecken sich auf die Glückstädter und Kremper Marsch, wo die Orte Glückstadt, Siedwende, Herzhorn und Krempe Hauptorte des Gemüse baues sind. Abgesehen von einigen größeren, sind die meisten Klein- ! betriebe von 1—-5 ha. Fremde Arbeitskräfte werden wenig gehalten. Die Arbeiten werden meistens von Familienmitgliedern besorgt. Neue- I rungen sind diesen Leuten schwer zugänglich. Es geht ein konser-