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Nr. 38 u. 39. Freitag, den 25. September 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vomVerlag: für Deutsenland, Oesterreich und Luxemburg M.5.—, für das Ausland M.8., durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Comeniusstr. 17. Inserate SO Pfennige für die Tier- gespaltene Nonpareille - Zeile aut dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— für die sweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. DasAbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Der Krieg und wir Gemiisegärtner! Die Unfruchtbarkeit der Obstbäume, ihre Ursachen und Heilung. Ul. Zur Veredlung der Blumengaben. Die Bedeutung der gärtnerischen Produktion in der Provinz Schleswig-Holstein. Bericht über die Geschäftslage der Baumschulen im Herbst 1913 und Frühjahr 1914. Hl. Kultur, Ausstellungen, Vermischtes, Kulturstand und Ernte, Fragekasten für Rechts angelegenheiten, Marktberichte usw. Der Krieg und wir Gemüse-Gärtner! Mars beherrscht die Stunde! Der Weltkrieg, den jeder von uns für ein Unding hielt, er ist entbrannt. Mit ihm sind Tausende und Abertausende Existenzen dem Verderben nahe. Auch ein großer Teil unseres Standes ist sehr in Mitleidenschaft gezogen. Besonders hart werden wohl die gärtnerischen Branchen betroffen werden, deren Erzeug nisse mehr oder weniger als Luxus-Artikel zu entbehren sind. Da menschlicher Voraussicht nach dieser Krieg den Winter überdauern kann, eröffnen sich, insbesondere für die Gemüsegärtnerei, für die kommende Frühjahrs-Saison gute Aussichten. Wenn erst der schreckliche Sturm von Stahl und Eisen wieder vorüber sein wird, dann ist bei glücklichem Ausgang dieses Krieges ein allgemeiner Auf schwung zu erwarten. Außerdem sind wir für die kom mende Saison eine Konkurrenz sicher los, das ist die be deutende Einfuhr französischer Gemüse aus der Provence. Für den praktischen deutschen Gärtner gilt es, dies auszunutzen. Aber auch viele Hindernisse stellen sich dem Gemüsegärtner hier in den Weg. Insbesondere macht sich dann der Mangel an Pferdedung bemerkbar. Also wird vorerst an eine „Früh“-Gemüse-Treiberei nicht zu denken sein. Das ist indessen kein Unglück. Am besten bezahlt macht sich ohnehin die Kalttreiberei bei Gemüsen. Ich habe schon oft in den verschiedenen GartenbauZeitschrif- ten und auch hier erwähnt, daß sich die Warmtreiberei nicht immer lohnt. Man beginne daher mit dem Bepflanzen vorbereiteter Frühbeete am besten nicht vor Anfang Februar. Statt des reichlichen kostspieligen Pferdedunges muß es diesmal bil liger gehen und sorge man schön im Herbst für alles Er reichbare, wie Laub, Abfallstroh, Kartoffel- und Tomaten kraut, andere Pflanzenüberbleibsel, Torf usw. Diese lassen sich sehr gut zu Unterpackungen bei Frühbeetkästen ver wenden, nur muß man der besseren Verbindung wegen etwas frischen oder verrotteten Pferdedung oder Laub obenauf packen. Bei kalten Kästen wachsen die Pflanzen immer besser in solchen Kästen, mit etwas Untergrund, als in solchen, welche bloß umgegraben sind. Besonderes Augenmerk muß bei den Kulturen auch auf reine, ganz zuverlässige Saat gelegt werden. Bei S a 1 a t kulturen eignen sich Böttners Treib- und verbesser ter Maikönig, Gurken, die sich kalt treiben lassen (Pflanzen natürlich warm vorkultivieren) sind: Ihre Maje stät, Würzb. Sieger und die echte Noas-Treib, letztere er gibt indessen nur halben Ertrag. Von guten Rettichen (auch gut und sehr rentabel zwischen Salat) eignen sich nur: echter, weißer Salvator-Hofbräurettich und Peters Ideal. Die Kultur dieser kurzlaubigen Rettiche macht sich doppelt bezahlt bei K a r o 11 e n - Untersaat (dünn säen, 25—30 Gramm auf 20 Fenster). Man rechnet dann auf ein Fenster 30—35 Rettichkörner, dazwischen nochmal 150 bis 200 Körner echte Riesenradiese Würzb. Riesen und Fürst Bülow. Auch Alldeutschland eignet sich, ver trägt aber noch etwas engeren Anbau. Die Kaltgemüsetreiberei ist überaus einträglich, wenn richtig ausgeführt. Ueber das „Wechseln“ der Fenster, wodurch die Fenster in einer Saison 3—4 mal zum Ertrage herangezogen werden können, lese man diesbezüglichen Artikel in Nr. 29 und 30 dieser Zeitschrift nach. Wer die Gemüsekultur recht ausgiebig betreibt, tut auch sein gutes Teil zur nationalen Sache, denn die Magen frage ist der Grundstein der Nation und eine wertvolle Prüfung insbesondere dafür, ob unser deutscher Garten bau fähig sein wird, vom Ausland unabhängig zu sein und das Reich selbst zu versorgen. Mir scheint, daß das mög lich ist, so wie es die deutsche Landwirtschaft zu ihrer Ehre auch fertig bringt. Friedrich Peter, Würzburg. Die Unfruchtbarkeit der Obstbäume, ihre Ursachen und Heilung. Von Obstbauinspektor A. Janson. III. Die Befruchtung erfolgt nun derart, daß der Keim schlauch des Blütenstäubchens, welcher im Griffel hinab- | stieg, wie geschildert wurde, durch die Oeffnung des Ei- | sackes in diesen selbst eindringt. Dort legt er sich an die | Eizelle und ergießt seinen Inhalt in diese. Oder anders ausgedrückt: der Inhalt beider verschmilzt miteinander.. Und ebenso verschmelzen mit beiden wiederum die beiden Gehilfinnen, und je nachdem auch der Protoplasmakern und die beiden Antipoden. Ohne auf die Wirkung hinsichtlich der Vererbung dieser verschiedenen Verschmelzungen ein zugehen, sei doch gesagt, daß der eigentliche Befruchtungs akt mit der Verschmelzung vom Inhalt der Eizelle mit dem des Pollenschlauches vollzogen ist, daß der Hinzutritt der übrigen Zellen nur gewissermaßen eine Vermehrung an erzeugendem Material und erzeugender Kraft ist, die der nunmehr befruchtenden Eizelle zuteil wird. Sie gewinnt I dadurch gewissermaßen an Lebenskraft. Von da ab wächst die Eizelle sehr schnell. Durch Tei- । lung in Einzelzellen wirkt die Gesamtmasse zum Gewebe des Samens, der nun im weiteren Verlaufe in allen Teilen ausgebaut wird. Bei unseren Obstarten ist nun aber der Samen noch von einer Fruchtfleischschicht umhüllt, die ihre besonderen Aufgaben hat. Das Aroma und der Wohl geschmack dieses Ueberzuges soll dazu anreizen, daß Tiere die Früchte und damit auch die Samen verschleppen und den Samen verbreiten. Das feuchte, sich zersetzende Fruchtfleisch bildet einen vorbereitenden Nährboden für । den keimenden Samen. Der Mensch in seinem Eigennutz