Volltext Seite (XML)
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft in Berlin, Die dies jährige von der Abteilung für „Pflanzenschmuck“ der Deut schen Gartenbau-Gesellschaft geplante Balkonprämi ierung kann wegen des Krieges nicht stattfinden. Die Ab teilung hat aber dem Magistrat von Berlin, der alljährlich für den Berlin Balkonwettbewerb Preismünzen und 500 Mk, gestiftet hat, 1000 Mark zur Unterstützung solcher Per sonen überwiesen, die durch den Krieg hilfsbedürftig ge worden sind. Die Abteilung für „Blumenzucht“ hat dem Roten Kreuz gleichfalls die Summe von 1000 Mark über wiesen. Die von beiden Abteilungen geplante „Herbst- blumen-Schau“ vom 29. Oktober bis 1. November im Reichstage ist abgesagt. Der Verein selbständiger Gärtner und Blumenge schäftsinhaber von Ludwigshafen a. Rh, hat beschlossen, die sämtlichen Lazarettzimmer mit Blumen zu schmücken. Er stellt hierzu die Vasen und Blumen unentgeltlich. Es ist bereits mehrmals geliefert worden und konnte kon statiert werden, daß die verwundeten Krieger, sowie die Damen des Roten Kreuzes sehr erfreut waren. — Möge man überall im deutschen Vaterlande in gleicher Weise vor gehen und sich bemühen durch reichliche Spenden von Blumen unsere in den Lazaretten liegenden verwundeten Streiter zu erfreuen, damit ihnen die Gewißheit wird, daß man überall ihrer in Liebe gedenkt. Der Vorstand der Deutschen Dahlien-Gesellschaft hatte bekannt gegeben, daß unter dem Zwang der eingetretenen Ereignisse die vom 2. bis 6. September geplante Schnitt- blumen-Ausstellung nicht stattfinden könne. Auch die sonst stets mit der Hauptausstellung verbundene Haupt versammlung mußte naturgemäß gleichfalls ausfallen. Es wird der festen Hoffnung — die auch wir rückhaltlos teilen — Ausdruck gegeben, daß die nächstjährige Ausstellung durch die ruhmvollen Erfolge unserer Waffen in einem noch mächtigeren, größeren und schöneren deutschen Vater lande stattfinden wird. Ausstellungen. Keine Provinzial-Obstausstellung. Die von der Land wirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg im Lan desausstellungspark zu Berlin in der Zeit vom 30. Okto ber bis 8. November 1914 geplante Obstausstellung findet infolge des Krieges nicht statt. r " 7 ., I Vermiscntes. I - — - Die Eis- oder Wetterheiligen im Mai, deren Ursache und ihre Bedeutung im Obst- und Gartenbau. Trotzdem der Monat Mai schon seit Menschengeden ken als „Wonnemonat“ in Gedicht und Gesang, in Poesie und Prosa verherrlicht wird, hat er für unsere Fachleute des Obst- und Gartenbaues und nicht minder auch für alle Blumen- und Pflanzenliebhaber doch alljährlich einen recht bitteren Beigeschmack, nämlich in den mit Recht so gefürchteten Maifrösten, die schon so oft und leider auch in diesem Jahre wieder so viele Hoffnungen zerstört haben. Mit welch gemischten Gefühlen pflanzt nicht z, B. der Gemüsegärtner in diesem Monat seine Tomaten und ähn liche zarte Gewächse aus, und mit welcher Unruhe be obachtet der Obstzüchter die Blüte seines Stein- und Kern obstes. Oder was muß der Handels-, Landschafts- und Friedhofsgärtner alljährlich aufbieten, um seine drängenden Kunden wegen des Auspflanzehs usw. zur Geduld und Vor sicht zu mahnen. Wie manche Hausfrau läßt ferner sich von der heißen Maisonne verleiten, ihre Pfleglinge ins Freie zu bringen und wie unangenehm überrascht ist sie eines Morgens, wenn dieselben angefroren sind. Also Vorsicht, zumal wenn man keine genügenden Schutzmaßregeln zur Verfügung hat. Es heißt nicht um sonst: „Vorsicht ist besser als Nachsicht" und „Vorbeugen ist besser als Heilen". Ich möchte zwar heute nicht auf die verschiedenen Schutzmittel hinweisen; dafür ist die Saison schon zu weit vorgeschritten ud käme ich damit zu spät. Außerdem sind dieselben wohl allen denjenigen bekannt, die unter den heimtückischen Gesellen schon gelitten haben. Was den werten Lesern aber weniger bekannt sein dürfte, ist die Entstehung, oder sagen wir: die vermutliche Ursache unserer Maifröste, und ich möchte deshalb nicht verfehlen, über die „Eisheiligen-Theorie" des Herrn M o - reux, Direktor des Observatoriums in Bourges, hier einiges mitzuteilen, was ohne Zweifel das allgemeine In teresse erwecken dürfte. Bekanntlich sollen nach dem Volksglauben der 10., 11. und 12. Mai die „kritischen" Tage sein. Die Heiligen dieser Tage, Mamertus (in einigen Gegenden auch „Boni fatius“), Pankratius und Servatius heißen darum auch all gemein die „Eisheiligen“. Tatsächlich lehrt nun die Sta tistik, daß während der letzten 40 Jahre jedesmal fünf Kälterückschläge im Mai zu verzeichnen waren, am 10., 16., 21., 26, und 30, Dann steigt die Temperatur rasch bis Mitte Juni, wo fast immer ein recht erheblicher Kälterück schlag die Regel zu sein pflegt. Allgemein nimmt man an, daß der Grund dieser Er scheinung in dem Auftauen von gewaltigen Eismassen zu suchen ist, die aus dem nördlichen Polarmeer um diese Zeit abgetrieben und dabei in den Golfstrom geraten, dessen Temperatur sie dann beeinflussen, wodurch weiterhin auch die europäischen Küstenstriche in Mitleidenschaft gezogen werden. Einige Meteorologen haben diese Erklärung als nicht genügend abgelehnt. Sie meinen vielmehr, daß das Tiefdruckgebiet auf dem Atlantischen Ozean die wahre Ursache der Maifröste sei. Aber die weitere Antwort, wie diese Tiefstände mit den Kältewellen Zusammenhängen, oder woher sie kommen, sind sie schuldig geblieben. Di rektor M o r e u x lehnt deshalb diese Theorie als zu wenig begründet ab und sucht andere Zusammenhänge herzustel len zwischen der unleugbaren Erscheinung der regelmäßi gen Frühjahrseisschmelze im Polarmeer und bestimmten Vorgängen auf der Sonne. Wenn die Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche die Polar zone wieder zu erwärmen beginnt, wirken die Sonnenstrah len auf eine Eiskappe von 5000 Kilometern im Durchmesser. An die Peripherie dieses gewaltigen Kreises und besonders in Grönland, wo man die meisten Eisberge beobachtet, gleiten die Eisblöcke ins Meer hinab, wobei sie dann be sonders zahlreich in der Wasserstraße zwischen Grönland und Labrador umhertreiben. Sie schmelzen erst vollstän dig, wenn sie in den Golfstrom gelangen, der eine Tempe ratur von rund 24 Grad aufweist. Die bisweilen 250 Meter langen und bis zu 300 Meter aus dem Wasser herausragen den Eisberge müssen aber erst eine Strecke von zirka 2000 Kilometern durchschwimmen, bis sie in den Golfstrom ge langen und brauchen hierzu etwa drei Monate, da sie täg lich etwa 20 Kilometer zurücklegen. In der Zeit von Februar bis Oktober wird der Abtrieb des Eises in dem grönländischen Kanal durch die Winter kälte aufgehalten, aber mit dem Monat März beginnt dann die völlige Eisschmelze. Die Gefahren der Eisberge für die Schiffahrt kannte man längst, durchaus nicht erst seit der Titanic-Katastrophe im April 1912; denn schon seit dem Jahre 1887 werden täglich vom Hydrographic-Office in Washington Karten ausgegeben, in denen die Eis berge möglichst genau gekennzeichnet sind. Die Oberfläche der im Ozean treibenden Eisberge be ziffert man auf 1 120 000 Quadratkilometer jährlich. Sie ist indessen durchaus nicht- immer gleich. Im Jahre 1902 z. B. bemaß man sie auf nur 56 000 Quadratkilometer, im Jahre 1890 wieder auf annähernd drei Millionen. Nun erblickt Direktor M o r e'u x eben zwischen diesen schwankenden Ziffern und der unbestritten nicht immer gleichen Erwärmung durch die Sonne gewisse Zusammen-