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266 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 37 Unser aller Wunsch sei aber der: Möge unser deut sches Vaterland nicht nur größer und gefestigter nach außen aus dem Kampfe hervorgehen, sondern möge dieser Krieg auch unser Volk läutern und reinigen von allen Un tugenden, Schwächen und Fehlern und es erheben zu jener Größe und Reinheit in Charakter und Wandel, die es be fähigen, jene großen Aufgaben zu lösen, die ihm noch be vorstehen! An deutschem Wesen soll die Welt noch genesen! Praxis und Wissenschaft J Sichere Weihnachts-Hyazinthen sind einzig und allein aus den ein Jahr im Süden Frankreichs ausgepflanzt gewesenen holländischen Hyazinthen zu erzie len, denn nur dort wachsen die Zwiebeln unter Verhältnis sen, welche ein williges, zeitiges Blühen ohne eigentliches Treiben sicher gewährleisten. Erstens blühen sie vor Mitte März im Freien und dann erreichen sie im trockenen, war men Boden unter fast ständigem Sonnenschein eine inten sive Reife, die sich später in großer Vegetationskraft äußert. Sie brauchen deshalb keinesfalls wie holländische Hyazin then mit irgendwelcher Bodenwärme getrieben zu werden, denn die benötigen sie nicht. Es kommt bei der Behand lung vielmehr darauf an, daß man die Zwiebeln zeitig ein topft und dann entweder in einem kalten Kasten oder im Kalthause unter den Stellagen, vor Tropfenfall von oben gesichert, einfüttert oder in einen Keller stellt, wo man die Töpfe mit Erde bedeckt ruhig stehen läßt, bis die Triebe so lang entwickelt sind, daß die Blume völlig aus der Zwiebel herausgewachsen ist. Selbstredend ist überall für genügende, aber mäßige Bewässerung zu sorgen. Nach Mitte November bringt man die Töpfe ins temperierte Warmhaus und hält sie je nach Bedarf erst noch dunkel, dann aber nahe am Licht. Auch beim Gießen der Hyazin then ist große Vorsicht zu gebrauchen. Sie sind ganz mäßig feucht zu halten, denn dadurch werden kurzlaubige, wohl proportionierte Pflanzen erzielt. Die Vorbehandlung in Kellern hat sich wegen der darin herrschenden gleich mäßigen Temperatur als besonders vorteilhaft erwiesen; sie schützt auch vor gelegentlichem Ueberfluß an Wasser, wie er im Freien bei zufälligen Regengüssen eintreten kann, denn oft fehlt es an Abzug in den Kästen, weil deren Sohle undurchlässig ist, wodurch die Zwiebeln faulen. Im August eingetopfte L’innocence und Gertrude blühten, so behandelt, bereits Mitte Dezember, mit schönen, schlanken Blüten dolden, ohne daß sie mehr als 20 Grad R. Wärme bekommen hätten. Selbstredend kann man das Aufblühen durch Wärme im Dezember wesentlich fördern, aber die Vorentwickelung muß stets entsprechend vorgeschritten sein. Als zuverlässige Sorten haben sich bewährt: Ein fache weiße: L’innocence und Grande blanche. Ein fache rote: Gertrude, Moreno, General Pelissier, Garibaldi, Grand Vainqueur und Wilhelm 1. Einfache blaue: Regulus, Marie, Perle brillante und Pienemann. Rosenstudien 1914. ii. Zum sachlichen Bericht der ausgepflanzten Rosen übergehend, wollen wir zur Vermeidung von An stößigkeiten auf Einzelkritiken und den Namen der Aus steller verzichten, sofern es sich nicht um eigene Neu züchtungen, vom Aussteller gebracht, handelt; auch die vielen bekannten älteren Sorten werden wir dabei über gehen, Vorerst die Polyanthen. Mad. Taft, noch wenig bekannt, ist in ihrer glühenden Farbe eine der besten neueren Sorten, Mella Fischer hat die Farbe von „Louise Walter“, ist aber kleinblumiger und gut gefüllt. Da es in den zart fliederrosaen Tönungen neuerdings Dutzende von Neuzüchtungen gibt, so kann uns diese Neuheit nicht weiter interessieren. Eine gedrungene „Mad, Norbert Levavasseur" stellt Eileen Low dar. In der Farbe ist sie jedoch nicht besser als die Mutter. Martha Keller (Walter), fleischfarben, mit violett überhaucht, ist gut gefüllt, macht aber Stoßtriebe bis 70 cm Höhe. Die Jacob sehe Neuheit Johanna Steegen, zart lilarosa, auf gelblichem Grunde, ist ein süßes, gar reizvoll gebautes Rös chen, aber kein Blüher und Wachser, wohl aber eine Lieb habersorte, Merveille des rouges, mit ihren leuchtend blut roten Blütenaugen, ist eine Zwerg-Polyanthe von Zukunft. Im ersten Jahre bleibt sie beinahe zu zwergig, als ältere Pflanze geht sie doch etwas mehr heraus und in die Breite. Die zartrosae Rösel Dach, nicht neu gerade, aber wenig bekannt, ist wertvoll, da sie früh blüht. Noch blauer als „Norbert“ erschien uns Triomphe Orleanaise, oder war die unschöne Farbe nur auf das Konto der schwachen Pflanzen zu setzen? Ueberall fiel Orleans-Rose in ihrem üppigen Wüchse auf. Sie ist zwar nicht früh, aber in ihrem hellen Rot die beste bis heute, besonders für große Gruppen. Auch Clara Pfitzer ist ziemlich wuchtig und großblumig, in ihrem schönen Grolez-Rosa, Wieder eine lilarosa Sorte haben wir in Frau Oberhof gärtner Schultze, deren Blüten stiele oft mit 100 und mehr Blumen besetzt sind. Ihr im Ton ähnlich, aber dichter noch gefüllt, jedoch zartwachsen- der, ist Frau Anna Pasquay. Gruß an Aachen, noch lange nicht genug gewürdigt von dem Handelsgärtner, paradiert, wie auf allen letztjäh rigen Ausstellungen. Perle Orleanaise, die man mit einer vorgenannten, ähnlich klingenden nicht verwechseln darf, ist der „Maman Turbat“ ähnlich, aber blasser. Mad. Arthur Robichon zeigt eine Verbesserung von „Norbert“, sie ist etwas großblumiger und reiner in der Farbe. Georg Elger hat schöne, hellchromgelbe, spitze Knospen, die offene, creme verblassende Blume ist jedoch weniger schön. Recht überflüssig — soweit es die mehrfach gezeigten Pflanzen wenigstens zeigten — scheint Papa Hemeray zu sein; sie ist zwar großblumig, einfach, hat aber eine üble Farbe, die einem blaugeschlagenen Auge verzweifelt ähnlich sieht. Oder soll das die „Regenstimmung" dieser Sorte nur ge wesen sein? — Annehmbar erscheint Lucie Becker, die bei guter Gesundheit stark remontiert; Knospe schön creme gelb, etwas großblumig. Frau Elise Kreis, von der Züchterfirma A, Kreis, Nie derwalluf, zum ersten Male in größerer Menge ausgestellt, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine karminrote „Ännchen Müller“, aus der sie „herausgesprungen“ ist. Lei der zeigt sie die gleiche Neigung zum Mehltaubefall, wie die Mutter, Aber dagegen kann man sich ja schützen. Gerade weil es eine rote, d, h, gesuchte Farbe ist, wird man dieser Züchtung handelsgärtnerisch und mehr noch landschafts- ; gärtnerisch die größte Aufmerksamkeit schenken müssen. Wir sahen sie übrigens anderswo kerngesund. Guten Effekt machte Louise Walter in einer Halbstammgruppierung, die mit niedrigen Pflanzen der gleichen Sorte unterpflanzt war. Als „mal etwas anderes“ hatte ein Holsteiner Aussteller gute, alte Polyanthen in Fußstämmchen gebracht. Uns : dünkt, als ob diese Veredelungsart, gerade bei dieser Rosen klasse, recht nachahmenswert wäre, aber wir wollen nicht verhehlen, daß sowohl Frankreich als auch Deutschland nicht des Guten, wohl aber des Mittelmäßigen zuviel her ausgibt in Polyantharosen. Bei der großen Bedeutsamkeit | dieser Rosenklasse kann man nicht scharf genug sein bei der Ausgabe von Neuheiten. Der flauen Töne haben wir wahrlich genug, und wer nicht versteht, auf markante Far ben zu züchten, der lasse es lieber sein.