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DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 35 u. 36 städten etwa Marktzentren entwickeln, die sich engherzige und oft sogar gewissenlose Konkurrenz-Manipulationen zum Schaden der Gesamtheit der Riviera-Blumenhändler zunutze machen könnten. Ein solcher Zwischenhandel läge, so heißt es in einer Denkschrift der Ligue, auch nicht im Interesse des kaufenden Publikums; denn die bald wel kende Blume muß so schnell wie irgend möglich dorthin gelangen, wo sie letzten Endes dienen soll. Die Schnelligkeit der Beförderung ist des halb auch ein Faktor, den die Ligue sich sehr angelegen sein läßt, und die Händler haben nicht zum wenigsten ihr zu verdanken, daß die Bahnverwaltung nur der Blumen beförderung dienende Sondereilzüge eingestellt hat und daß auch die Beförderung außerhalb Frankreichs auf den schnellsten Wegen geschieht. So erreicht ein in Nizza abgesandtes Postpaket mit Blumen Paris in 21, Berlin und London in 48, Konstantinopel und Christi- a n i a in 72 Stunden. Die weitest entfernte Kundschaft der Riviera-Blumenhändler ist die Moskauer; sie muß 95 Stunden auf die Ankunft der Blumensendungen warten. Die Zahl der an den Poststationen der französischen Riviera jährlich aufgegebenen Blumenpakete über steigt zwei Millionen. Von der jährlichen Gesamternte im Werte von 65 Millionen Fr. finden für etwa 8 Millionen Fr. Blumen in der Parfümerie-Industrie Verwendung, und der Verbrauch von Schnittblumen an der Riviera selbst wird mit 2 Millionen Fr. bewertet. Von den restlichen 55 Mil lionen entfallen auf den jährlichen Export nach Deutsch land etwa 10 Millionen Fr. Mit dieser Ziffer gehört unser Vaterland zu den besten Kunden der Blumen-Exporteure an der französischen Riviera. Die nachstehenden Ziffern in Millionen kg geben ein Bild von der Zunahme der Ausfuhr nach Deutsch land, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß die Zif fern auch den mit dem Export nach Rußland verbundenen Transitverkehr durch Deutschland umfassen: Winter 1903 bis 1904: 1,1, 1904 bis 1905: 1,9, 1905 bis 1906: 1,8, 1906 bis 1907: 1,8, 1907 bis 1908: 2,6, 1908 bis 1909: 3,0, 1909 bis 1910: 3,2, 1910 bis 1911: 3,5. Schließlich möge die folgende Tabelle die Entwicklung der Blumenzucht und Ausfuhr an der französischen Riviera in der Zeit von 1880 bis 1910 beleuchten: Fläche des für Blumen-, 1880 1890 1900 1910 Pflanzen- und Primeurs- Zucht benutzten Landes ha 1 500 3 000 5 000 8 000 Anzahl der in Gebrauch befindlichen, nicht heiz baren Glashäuser . . 350 000 700 000 1 200 000 2 000 000 Beförderte Postkolli mit Blumen usw 400 000 800 000 1 400 000 (heute fast 3 000 000) 2 000 000 Im Blumen- usw. -Bau und -Handel beschäftigte Arbeiter 3 500 7 000 13 000 20 000 Wert der gezüchteten Blu men usw. . . . Fr. 10 000 000 20 000 000 35 000 000 63 000 000. Deutscher Schnurrbart. Den Kampf gegen die Fremd wörter soll unter großem Beifall Hamburg eröffnet haben, in dem es Cafe Belvedere in Kaffeehaus „Vaterland“ um stempelte. Diesem Beispiel reihen sich alle übrigen Städte im lieben deutschen Vaterlande würdig und unaufhaltsam an, so auch Berlin, Leipzig usw. Auch für Spiel und Sport verwirft man bereits alle ausländischen Bezeichnun gen. Wäre es da nicht an der Zeit, auch in Gärtnerkreisen mit den Fremdwörtern zu brechen? Warum ist der so oft ausgesprochene Wunsch bisher unberücksichtigt geblieben und nur eine teilweise Aenderung vorgenommen worden? Was tun wir mit Black, Belle, Doyenne, The Pearl, Reineclaude usw. in deutschen Katalogen? Und wo bleibt der Stolz des deutschen Mannes? Vor mehreren Jahren besuchte ich die Vereinigten Staaten. Nur selten fand ich deutsche Namen für deutsche Unternehmungen; dagegen trugen Engländer und Amerikaner auffällig kurz gestutzte Schnurrbärte, Sobald mir jedoch Männer mit flottem Schnurrbart begegneten, war ich selten im Zweifel, es mit sittentreuen Stammesbrüdern zu tun zu haben. Ich konnte mich mit diesen Männern fast ausnahmslos gut deutsch, häufig sogar plattdeutsch ausplaudern. Leider sind in den reichbevölkerten Oststaaten viele Deutsche durch Ver hetzungen unserer Neider vom Deutschtum abgeschwenkt, was ja unter Umständen kein Wunder nimmt, aber tief be dauerlich ist. Bei meiner Rückkehr hatte sich diese Unsitte bereits im lieben deutschen Vaterlande verbreitet, bei einigen Freunden ließ das Fehlen des stolzen Schnurrbartes diese kaum wiedererkennen. Kurz darauf las man in den Zeitungen, unser geliebter Kaiser wünsche von seiner Ar mee diese infame Nachahmung nicht. Also — ihr deut schen Männer — fort mit der englischen Bürste! — deut sche Sitten! — deutscher Schnurrbart! Röbel i, M. Albert Brandt. Gegen Moos im Gartenrasen ist das beste Mittel eine Kalkung des Bodens, Schon bei der Anlage von Rasen plätzen sollte reichlich Kalk oder Thomasmehl gestreut werden, auch Kainit ist ein vorzügliches Mittel, Kein Düngemittel gleichzeitig, aber äußerst wirksam, ist Eisen vitriol, Die Anwendung geschieht in der Weise, daß drei Kilogramm des zerstoßenen schwefelsauren Eisensalzes in 100 Liter Wasser gelöst werden und die Lösung mittels Gießkanne oder Spritzen über die bemoosten Stellen ver breitet wird. Kleine Mitteilungen, Luzern, In einem Bericht und Antrag unterbreitet der Stadtrat dem Großen Stadtrat das Projekt einer städtischen Park- und Quaianlage mit Schul- und Spielplätzen im Brühlmoos und Umgebung (am rechten Seeufer, an der Straße nach Weggen gelegen) im Kostenbeträge von 2 700 000 Fr. Fragekasfen der Abonnenten. t_—=EEE Rechtsangelegenheiten. Frage: A, M. in G.-K. 1. Am Sonntag, den 19. Juli gegen Abend schoß mein Sohn (19 Jahre alt) mit einem mir gehörigen Tesching in Gegenwart eines Altersgenossen dessen entflohene Taube, ca. 30 Schritt von den massiven Gebäuden entfernt. Etwa 3 bis 4 Patronen wurden noch nach einer provisorischen Scheibe abgegeben. Ich selbst war abwesend. Mein Gehöft liegt ca. 60 m von. einem öffentlichen Fußwege entfernt. Nach ungefähr 10 Minuten kommt per Rad auf einem Umwege der hiesige Ortsgendarm, der wohl den schwachen Knall gehört hatte, und verlangt die Herausgabe des Teschings. Meine Frau, ängstlich gemacht durch die Worte: Sonst würde er es aus suchen, er würde es bei Nacht und Nebel holen, ließ es herbeiholen. Nach Aufschreiben der Namen der beiden jungen Leute entfernte er sich unter Mitnahme des Teschings, um beim Amtsvorsteher davon Anzeige zu machen. Ich möchte nun um frdl. Auskunft bitten, ob der Beamte zu Recht gehandelt hat und falls mein Sohn betraft wer den sollte, ich als Vater die Strafe tragen muß, mein Sohn hat doch keinen Verdienst, er ist in meiner Wirtschaft tätig. 2. Ich ließ öfters in meinem Garten Stare und Amseln, die mir beträchtlichen Schaden verursachten, von den Kirschenbäumen durch Teschingschüsse verscheuchen. Bin ich dazu ohne polizeiliche Schieß erlaubnis berechtigt, und wo habe ich eine solche event. nachzu suchen? Meinen Obst-, Garten- und Feldfrüchten bzw. Erzeugnissen wird hier durch eine förmliche Kaninchenplage großer Schaden zuge fügt, eingefriedigt ist nur ein kleiner Teil. Schadenersatz von dem Jagdpächter wird mit der Begründung von dessen Förster abgelehnt, daß ich das Recht habe, auf meinen Grundstücken die Kaninchen zu fangen, auch zu frettieren, aber nicht zu schießen. Was für Fallen oder Eisen darf ich nun zum Fangen der Kaninchen benutzen? Ich will mir doch keine etwaige Bestrafung zu schulden kommen lassen. Antwort: 1. Die Strafauflage wird Ihrem Sohn zuteil. Sie sind nicht verpflichtet, die Strafe für ihn zu bezahlen. Wenn sie aber nicht bezahlt wird, ist die Haftstrafe zu verbüßen. Sie werden also doch eintreten müssen. 2. Das Schießen von Amseln, Staren usw. auf Ihrem Grundstück, in dem eingefriedigten Garten, ist zulässig, ebenso das Abschießen wilder Kaninchen, wenn die Anlagen eingefriedigt sind, so daß Sie einen Jagdbezirk für sich darin haben. Kaninchen außerhalb des um zäunten Grundstücks, also auf freiem Felde, dürfen Sie nicht schießen, nach unserer Dafürhaltung nicht durch Fallen fangen und Frettieren. Sie müssen sich aber, da diese Vorschriften überall andere sind, ein mal bei der dortigen Verwaltungsbehörde genaue Instruktion holen. Nachdruck — auch Im Auszuge — nur mH vollständiger Quellenangabe gestattet.