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Nr. 35 u. 36 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau 263 die Knospen nicht auf. C. Meier W w e., Kakteen-Spe zialhandlung, Hamburg, die bereits mehrfach in diesen Ausstellungsberichten lobend erwähnt wurde, hatte wie der eine Gruppe Kakteen arrangiert, doch wirkte diese ebenfalls eintönig, da nichts blühte. Neu war die sonst alte, bekannte Firma Wilh. Bünger, Blumenhandlung, Altona, auf diesem Spezialgebiet vertreten mit einer grös seren Gruppe Kakteen, worunter auch eine Anzahl blü hender Exemplare von Echinopsis paraguayensis. Das leb hafteste Bild bot die Ausstellung der seit Jahren bekannten Spezialkakteenhandlung Gust, Mohr, Hamburg. Hier zeigte sich sofort die Routine und langjährige Praxis des Fachmannes, der weiß, wie dem Publikum die Kakteen vorgeführt werden müssen, um nicht tot und eintönig zu wirken. Der ganze Aufbau auf weißem Grund mit rot und die kleinen hübschen Häuschen mit Kakteen, Sukkulenten und kleinen blühenden Pflanzen fesselte jeden Besucher. Auch die Wasserschalen mit Nymphaeen und Cyperus usw. waren hübsch arrangiert. Daneben stellte die Firma H, W, Rickert, Hamburg 13, Landschaftsgärtnerei, ein Sortiment von 20 Sorten Sempervivum aus, die zur Tep pichbeetbepflanzung geeignet sind. Johs. Mortensen, Altona, brachte Verkaufspflanzen der bekannten „Köni gin der Nacht“, leider verblüht, sowie einige hübsch be pflanzte Schalen unter Glasglocken. In der Mitte der Halle hatte die Firma W. S c h 1 o - bohm, Mölln i. L. einen Teich sehr geschmackvoll mit Nymphaeen und Wasserpflanzen bepflanzt, am Rande As- pidistra, Farne, Funkien und blühende gelbe Calla, Vereine und Versammlungen. Der Deutsche Pomologen-Verein in Eisenach hat sein ganzes Betriebskapital und sein Vermögen im Betrage von 50 000 Mark für die Versorgung unseres Heeres und unserer Verwundeten hergegeben. Er läßt in einer ihm zur Ver fügung gestellten Konservenfabrik unter Leitung erfahrener Mitglieder des D, P.-V. und deshalb verbürgt einwandfreie, haltbare und schmackhafte Fruchtsäfte und Obstkonserven anfertigen, die der Heeresverwaltung und den Lazaretten kostenlos geliefert werden. Die Fabrikation ist schon im Betriebe. Für die Verarbeitung und den Versand geeig netes gutes und haltbares Obst und Gemüse, soweit es in einzelnenBezirken, ausgleichviel weichen Gründen nicht zu Dauererzeugnissen verar beitet werden kann, wolle man dem Deutschen Pomo- logen-Verein in Eisenach zur Verfügung stellen. Der Ver kehrsminister hat auf eine Eingabe des D. P.-V. ausdrück lich die bevorzugte schnelle Zusendung des für den genann ten Zweck an den Deutschen Pomologen-Verein gesandten Obstes bewilligt. Der Vorstand des Deutschen Pomologen- Vereins in Eisenach ist zu jeder Zeit gern bereit, Auskunft über die Zusendung von Obst und Gemüse und über die Einrichtung von Sammelstellen zur Vereinigung kleinerer Sendungen für die Verarbeitung durch den D. P.-V. und Be scheinigungen für den beschleunigten Versand als Kriegs gut zu erteilen. vermischtes. i «L * Blumenzucht und Blumenhandel an der französischen Riviera. In den vom Reichsamt des Innern herausgegebenen „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“ befindet sich ein Bericht des Kaiserl. Konsulats in Nizza über obiges Thema, der auch für unsere Leser von großem Interesse ist, so daß wir ihn in folgendem ungekürzt wieder geben: Die im allgemeinen sehr industriearme französische Riviera hat doch einige Industrien und Handelszweige, die in höchster Blüte stehen, so die Hotel-Industrie, dann den Olivenöl-Export, für welchen Nizza der erste Platz in Europa ist. Ferner nennt das Nachbarstädtchen Grasse eine weltbekannte Parfümerie-Industrie sein eigen. Das nach Menge und Umsatz bedeutendste Erzeugnis des von der Natur verschwenderisch bedachten Landes und somit sein Haupthandelsartikel sind aber die Blumen. Vor noch nicht 45 Jahren kannte man keinen Blumen- Export an der Riviera. Der Nizzaer Dichter Alphonse Karr soll gegen Ende der sechziger Jahre erst die Auf merksamkeit der Pariser auf den Blumenreichtum an der französischen Mittelmeerküste gerichtet haben, und hier aus sollen dann die ersten bescheidenen Anfänge der Blu menzucht entstanden sein, die heute jährlich für etwa 65 Millionen Franks Blumen hervorbringt. Die über diesen Export aufgestellten Statistiken lassen erkennen, daß sein eigentlicher Aufschwung nur wenig mehr als 20 Jahre zurückliegt. Der Ausbau des Eisenbahn netzes und die ständige Steigerung der Fahrgeschwindigkeit haben dem Blumenversand immer größere Absatzgebiete erschlossen. Heute kauft man in Moskau und Konstan tinopel so gut wie in Nizza, und kaum teurer, die Blumen der Riviera. In den französischen Departements des Var und der Seealpen bestehen etwa 7000 große und kleine Blumen- züchtereien, welche ungefähr 8000 ha Land bestellen. Diese Blumenfelder liegen alle an den Südabhängen der Seealpen und der Berge des Esterei gegen das Meer, wo den Blumen Wärme und Licht am vorteilhaftesten zugute kommen. Neben diesen von der Natur geschaffenen, gün stigen Verhältnissen waren aber auch sorgfältige Auswahl der zu. bebauenden Flächen, bewundernswerte Bewässe rungsanlagen und Schutzmittel gegen Wetterlaunen erfor derlich, um den Blumenhandel zu seiner heutigen Bedeu tung zu führen; denn gar zu heiße Sommer gefährden die Pflanzen, und der Winter, in den die Blütezeit fällt, ist nicht ganz frei von Frösten, denen die Blumenzüchter durch Strohdächer, Binsenschutzwände und Glashäuser begegnen müssen. Schutzanlagen aus Glas werden in den Blumen feldern an der französischen Riviera auf nahezu 3 Mil lionen beziffert. Heizbare Gewächshäuser sind nur für ge wisse tropische Pflanzen erforderlich und bestehen daher nur in beschränktem Maße. Größeren Schaden aber, als die Wetterschwankungen dem Züchter verursachen, bereitet die damit verbundene Unter- und Ueberproduktion dem Händler und Ausführer. Der einzelne ist nur zu sehr versucht, die augenblicklichen Vorteile für sich auszunützen oder auch die Ueberproduktion zu verschleudern, ohne auf die Allge meinheit der Lieferanten Rücksicht zu nehmen. Hierin Wandel zu schaffen, versucht die Ligue Fd- rale du Commerce Floral et Horticole du Sud-Est, worin sich 21 französische Syndikate und Gesellschaften von Blumen- usw. Züchtern und Exporteuren zur Wahrung der gemeinsamen Handelsinteressen vereinigen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Mitglieder zu einem weitsich tigeren Verhalten in kritischen Zeiten zu veranlassen, sie zur weisen Einteilung gegenüber Angebot und Nachfrage zu veranlassen und zu verhindern, daß sich in den Haupt-