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bei der Frühjahrstreiberei, wo die Sonne täglich höher steht, während sie jetzt mit jedem Tage mehr schwindet. Es heißt also, durch möglichst knappes Lüften die Herbst sonne ausnützen, damit man sein Ziel erreicht, ehe die Tage kommen, die den Gurken nicht mehr gefallen. Je später die Gurken gelegt werden, desto mehr Kraft werden sie noch besitzen; man kann sich daher für die Herbsttreiberei auch besonders Gurken heranziehen. Ber liner Aal lernte ich als vorzüglich für diesen Zweck schätzen, doch können alle Sorten Erfolg bringen. Bleibt Platz genug im Kasten, so kann man diesen, genau wie im Frühling, durch Zwischenkulturen ausnützen, z. B. mit Salat und Radies, deren Kultur für jeden Fall Erfolg ver spricht und die Mühe lohnt. Das nächtliche Bedecken der Fenster mit Strohdecken ist zur Festhaltung der Wärme frühzeitig anzuraten, F. Steinemann, Pflanzt Gemüse! Bei den augenblicklich schweren Zeiten kommt es dar auf an, die Ernährung von Heer und Volk soweit als mög lich zu sichern. Dazu gehört in erster Linie, den Boden so zu bestellen, daß ihm alles das abgerungen wird, was nur eben von ihm zu erhalten ist. Jedes Stückchen Gartenland muß daher ausgenutzt werden, und deshalb sei auf einige Gemüsekulturen hingewiesen, die jetzt noch mit Erfolg be trieben werden können: Spinat. Jetzt ausgesäter Spinat bekommt bis zum Herbst noch schöne große Blätter. Er schießt nicht mehr, da die Witterung sich wieder abkühlt. Der letzte Spinat wird Anfang September ausgesät, er bleibt während des Winters stehen und kann im zeitigen Frühjahr geerntet werden. Gute Sorten sind Virotlay und Gaudry. Radies kann jetzt noch gut ausgesät werden. Gute Sorte: Rundes rosenrotes. Salat entwickelt, wenn sofort ausgesät, bei günstiger Witterung noch kleine Köpfe, die sehr zart sind. Salat, jetzt ausgepflanzt, wird noch sehr schön. Wo Mistbeet kasten vorhanden sind, ist es zweckmäßig, die Aussaat und das Auspflanzen im kalten Kasten vorzunehmen. Buschbohnen können, wenn sofort im kalten Kasten ausgesät, bei günstiger Witterung noch eine Ernte bringen. Die Entfernung wird geringer gewählt wie bei den letzten Aussaaten: 35 cm Reihenentfernung, in der Reihe 25 Zentimeter, Frühkarotten können noch auf kalten Kasten ausgesät werden, Aussaat im freien Lande hat keinen Zweck mehr. Es kommen nur Frühsorten in Betracht, und zwar Amsterdamer und Pariser Treib. Rosenkohl muß sofort ausgepflanzt werden. Der Boden muß gut gedüngt sein. Entfernung der Pflanzen 50 mal 50 Zentimeter. Bei Regenwetter mit verdünnter Jauche gießen, Kohlrabi bildet zum Herbst noch zarte Knollen aus, doch muß auch hier sofort gepflanzt werden; Aussaaten haben keinen Zweck mehr. Als Entfernung genügt 20 mal 20 Zentimeter; denn die Pflanzen gehen jetzt nicht mehr stark ins Kraut. Grünkohl entwickelt sich, wenn er jetzt ausgepflanzt wird, noch sehr schön. Kräftiges Bewässern bei Trocken heit und kleine Dunggüsse bei trübem Wetter befördern das Wachstum sehr, Endivien bilden im Herbst ein sehr beliebtes Ge müse und können jetzt gepflanzt werden. Der Boden muß sich in alter Kraft befinden. Als Entfernung nimmt man 35 Zentimeter. Später werden die Endivien zum Bleichen zusammengebunden, da sie sonst im Geschmack bitter sind. Handel. — Die Einfuhr nachstehender, sonst zollpflichtiger Gar tenbauerzeugnisse ist frei: 1. Speisebohnen, Erbsen, Linsen, Futterbohnen, Lu pinen, Wicken. 2. Kartoffeln, frisch. 3. Futterrüben, Möhren, Wasserrüben und sonstige Feldrüben, getrocknet (gedörrt), Zuckerrüben, getrocknet, A11ch orkloinorf 4. Rotkohl,'Weißkohl, Wirsingkohl, frisch. 5. Küchengewächse, einschließlich der als solche die nenden Feldrüben, zerkleinert, geschält, gepreßt, getrock net, gedörrt, gebacken oder sonst einfach zubereitet; un reife Speisebohnen und unreife Erbsen, getrocknet; Speise bohnen und Erbsen (reife und unreife) gebacken oder sonst einfach zubereitet; Kartoffeln zerkleinert, gedörrt, ge backen oder sonst einfach zubereitet. Vereine, Versammlungen, Ausstellungen. I Die Gartenbau-Ausstellung Altona Mai-Oktober 1914. ix. Die Aquarien-, Terrarien-, Kakteen- und Sukkulenten- Ausstellung vom 17. Juli bis 2. August, Von A u g. Plantener, Hamburg. Diese Sonderausstellung war ein Unternehmen der drei größten Hamburg-Altonaer Aquarien- und Terrarien- Vereine und nahmen natürlich die Aquarien und Terrarien den größten Raum ein. Dann kamen die Kakteen und vor herrschend die Liliputkakteen und die bekannten kleinen Gewächshäuser; Sukkulenten waren nur sehr wenig aus gestellt. Nur drei Handelsgärtnereien waren vertreten, eine Landschaftsgärtnerei sowie einige Blumenhandlungen, die sich seit Jahren als Spezialität mit Kakteen und Lili putpflanzen befassen, das übrige waren Liebhaber mit klei nen Sammlungen und Einzelpflanzen. Die sehr reiche Aus stellung von Aquarien und Terrarien zeigte aber, daß durch die rührige Tätigkeit der drei Vereine diese Lieb haberei zu einer wirklichen Naturliebhaberei ge worden ist und verdienen diese Vereine und deren Aus stellungen die Aufmerksamkeit der gärtnerischen Fach kreise und -Vereine im weitesten Maße. Wird das große Publikum so zur Liebe zur Natur erzogen, so kann das dem Gartenbau nur dienen. Aus der ursprünglichen Tier quälerei in den berüchtigten Goldfischgläsern sind rei zende kleine Naturschönheiten geworden, in denen im Wohnraum Tier und Pflanzen wohl gedeihen und schon heute verdienen eine ganze Anzahl Spezialgärtnereien und Handlungen mit Wasserpflanzen ein schönes Geld, Ein sehr netter illustrierter Führer war herausgegeben wor den, der sicher dieser Pflanzen- und Tierpflege viele neue Anhänger erobern wird. Von ersten Kennern dieses Ge bietes waren dem Führer kurzgefaßte Anleitungen zur Pflege beigegeben. Gust. Deutschmann, Stauden- und Wasserpflan zenkulturen, Lokstedt b. Hamburg, hatte am Eingang schräge Abhangflächen mit winterharten Opuntien be pflanzt, die gut mit Knospen besetzt waren, aber erblüht war wenig. Dieselbe Firma brachte einige Gruppen Sem- pervivum und Sedum in Sorten. — R. Graessner, Kakteenzüchter in Perleberg, war mit einem großen Sor timent großer und kleiner Kakteen, welche gesund und wüchsig waren, vertreten, darunter mehrere sehr alte Kna ben von stattlicher Größe, auch Liliputpflanzen und kleine Gewächshäuser brachte diese Firma, aber wenig blühende Exemplare; bei dem matten Licht der Halle blühten auch