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übergehend das Geschäft. Aber schon begann der Straßen handel zu leiden, der sich flugs dem lukrativeren Zeitung handel usw. zukehrte. Von Tag zu Tag wurde aber auch der Bedarf der Blumengeschäfte geringer. Heute ist er wenigstens um 75 Prozent herunter gegangen. Dabei wur den Hunderttausende durch Berlin durchziehende und durchfahrende Krieger nicht nur gepflegt und bewirtet, son dern auch mit Blumen beschenkt. Die Warenhäuser hatten ihr patriotisches Herz entdeckt. Für wenige Mark ramschten sie die unverkauft gebliebenen großen Blumen bestände der Halle, um in den Zeitungen für ihre große pa triotische Tat belobt zu werden. Wäre es nicht viel schö ner gewesen, wenn unsere handelsgärtnerischen Organisa tionen, wo die Ware doch nichts brachte, diesen Akt von selbstloser Vaterlandsliebe in die Hand genommen hätten? —- Aber da schläft unser Gärtnermichel! Ware er nur ein bißchen Kaufmann, dann wäre er wach gewesen. Traurig, denkbar traurig steht es heute um unseren gärtnerischen Handel. Trotzdem alle Zufuhren infolge des Kriegsfahrplanes aufgehört haben — selbst die entfernteren Vorortsgärtner haben schon seit Tagen kaum eine Beför derungsmöglichkeit ihrer Produkte, liegt die Blumenhalle voll mit Blumen. Das Wenige, was verkauft wird, bringt kaum die Tagesspesen des Verkäufers, und das meiste wandert in die große Mullkute des Markthallenhofes. Das Topfpflanzengeschäft ist wie abgeschnitten, nur ganz ge ringe Mengen billiger Geschenktöpfe, z. B. frischgetopfte Astern, kleine Fuchsien und ab und zu mal ein Rosentopf sind abzusetzen. Wer seinen Abnehmern Kredit gewährt hat, kann vor läufig seine Forderung in den Schornstein schreiben. Erste Häuser unserer Branche selbst verweigern jegliche Zah lung und Klagen haben selbst nach Monaten keine Aus sicht auf Erfüllung. Bitterernste, schwere Zeiten! Das Be- trübendste dabei ist, daß nicht alle der Gemeinsinn, der sich sonst überall jetzt so herrlich offenbart, beherrscht, daß es Leute gibt, die vermöge ihrer Wohl habenheit wohl Zahlungen machen könnten, diese aber aus Kriegsgründen verweigern. Gute Konjunktur innerhalb unseres Berufes haben allein die Gemüsegärtner. So standen bis vor weni gen Tagen im Engros-Verkaufe Kartoffeln auf 6 bis 7 Mk., Bohnen auf 15 bis 18 Mk., und das übrige Gemüse 30 bis 50 Prozent höher als sonst im Preise. Auch der Obst markt hatte hohe Tendenz. Daß solche Preise nicht im Einklang stehen mit der vorzüglichen Obst- und Gemüse ernte, leuchtet wohl jedem ein. Hier bestand die Ursache allein darin, daß die Lebensmittelzufuhren vollständig auf gehört hatten. Erst das Eintreffen der ersten Lebensmittel züge, besonders vom Osten her, brachten darin eine Besse rung, ebenso Maßregeln der Großberliner Gemeindever waltungen, die da Höchstpreise festsetzten. Die Konjunk turverdienste, die wir unseren Kollegen von der Gemüse gärtnerei gewiß neidlos gönnen werden, sind zu überreich nicht gewesen, da der Zwischenhandel den Hauptverdienst eingesteckt hat. In den großen Obstdomänen für Berlin, die sich zwischen Werder und Großkreuz erstrecken, wird sogar geklagt, daß das Obst verfaule und nicht los zu wer den sei, da das Pferdematerial durch die Kriegsaushebun gen knapp geworden ist. Auch in dem modernen Beförde rungsmittel, dem Kraftwagen, von denen der Staat die besten requiriert hat, ist Knappheit eingetreten und für die hier gebliebenen Wagen macht sich der Benzinmangel geltend. Die fast völlig brach liegende Binderei hat große Personalentlassungen vornehmen müssen, und einige große Firmen beginnen schon ihre Filialen zu schließen. Drin- gendmußgewarntwerden, Schnittblumenvon auswärts nach Berlin zu senden. Nicht nur, daß solche bei drei- bis fünfmal so langer Beförderungsdauer ver dorben eintreffen werden, sie würden bei wieder günstige ren Transportverhältnissen den niederliegenden Blumen markt noch weiter herabdrücken und dem Versender sicher keinen Gewinn einbringen. Nur Le bensmittel, Gemüse und Obst haben Aussicht aufgutenAbsatz. Wer solchen erhofft, der erkun dige sich aber genau nach seinen Abnehmern und über die T r a n s p o r t v er h äl t ni s s e, ehe er planlos Versendungen vornimmt. Wer jetzt leichtsinniger Weise Nahrungsmittel dem Verderben aus setzt, versündigt sich an unserer Volkswirtschaft, denn es heißt jetzt den Pfennig sparen. Spätgemüse ziehen ist jetzt die Losung! Kein Quadratfuß unseres Landes und unserer Kästen darf brach liegen bleiben, und wenn es nur gelten sollte, für die Eigenwirtschaft zu sorgen. Heraus mit allem V er e in s v e r m ö g e n und dieses in den Dienst der W o h 11 ä t i g k e i t ge stellt. Hilfsbereitschaft gegen alle, die da Not leiden. Dem deutschen Vaterlande aber Heil und Sieg! Berlin, im August 1914, W, S. Auf bewahren I Auf bewahren! Geschäftliches Merkblatt für die Kriegszeit. 1, Handlungsgehilfen. Die eingezogenen Handlungsgehilfen können sofort entlassen werden und es braucht ihnen kein Gehalt bzw. anderer Bezug weiter gewährt zu werden. Die Einziehung ist nicht als unverschuldetes Unglück anzusehen. Die Zeit der Dienst verhinderung ist eine erhebliche. Die nicht einge zogenen Handlungsgehilfen können nicht sofort entlassen werden. Ihnen muß ordnungsgemäß gekündigt werden, also gesetzlich (6 Wochen vor Quartal), oder wenn eine andere Kündigungsfrist vereinbart wurde (monatlich), vertragsmäßig. Der Gehalt ist fortzuzahlen. Der Handlungs reisende kann, wenn der Geschäftszweig stockt und das Reisen eingestellt werden muß, nur den Gehalt fordern. Er hat im Zweifel keine Spesenentschädigung. Wenn der Krieg ins eigene Land getragen wird und Handel und Ver kehr aufgehoben sind, erlöschen auch die Verträge der nichteingezogenen Handlungsgehilfen, ohne Entschädigungs pflicht, 2. Techniker, Werkmeister, Obergärtner undandereBetriebsbeamtein einem Betriebe sind in der gleichen Weise zu behandeln, Die Eingezogenen können sofort entlassen werden, Gehalt ist ihnen nicht weiter zu zahlen. Den Nichteingezogenen muß gesetzlich oder vertragsmäßig gekündigt werden, 3, Gewerbsgehilfen, Fabrikarbeiter können bei Einberufung sofort entlassen werden. Lohn ist nicht zu zahlen. Den Nichteinberufenen muß gekündigt werden, so- weit nicht vereinbart ist, daß das Dienstverhältnis von Tag zu Tag gelöst werden kann. 4, Agenten und Provisions-Reisende. So weit bei ihnen die Vergütung lediglich in Provision besteht, hängt sie vom Abschluß der Geschäfte ab. Kann nicht mehr geliefert werden, sind keine Abschlüsse zu machen, durch das [1477 Herstellen von Baumpflanzgruben für Obstbäume, Alleebäume, Parkanlagen. Tieflockern d. Untergrund, ohne das teure Rigolen, Stubben und Steine sprengen usw. usw. Romperil c dprengkullur-Verfahren der Dresdner Dynamitfabrik, Akt.-Ges. Dresden-A., Ferdinandstr. 16 Vollständige Literatur kostenlos. Gegr. 1882. Goldene Medaille.