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Vereine, Versammlungen, Ausstellungen. ========================= Die Dritte deutsche Gartenbauwoche. i. In Altona, der Hauptstadt Schleswig-Holsteins, all- wo eine herrliche Jubiläums-Gartenbauausstellung die Blicke vieler Tausende von Fachleuten auf sich lenkt, fand, wohlvorbereitet, in den Tagen vom 5. bis 9. Juli die Dritte deutsche Gartenbauwoche statt, eine Zusammenkunft aller tonangebenden Verbände und Vereinigungen des deutschen Gartenbaues, um in ernsten Beratungen die Förderung des Berufes und die Wahrung ihrer Interessen sich angelegen sein zu lassen. Das ist der vornehmste Zweck der Garten bauwochen, die sich wohl ohne Zweifel zu einer dauernden Einrichtung einbürgern dürften. Aber diese Veranstaltun gen haben unzweifelhaft noch andere gute Seiten; so dürfte die Anbahnung neuer Geschäftsverbindungen, der persönliche Verkehr und das Sichkennenlernen der aus allen Teilen des Reiches zusammenströmenden Berufs genossen viele Vorteile und manches Gute mit sich bringen, wenn es auch vielleicht nicht gleich augenfällig in Erschei nung tritt. So möge denn auch die Altonaer Tagung nicht nur jedem Teilnehmer in angenehmer Erinnerung bleiben, sondern möchten auch die an die diesjährige deutsche Gartenbauwoche geknüpften Erwartungen, das Fazit der selben, dem deutschen Gartenbau in allen seinen Zweigen zum Segen gereichen. Im folgenden geben wir einen Ueberblick über die wichtigsten Verhandlungen. Als erster unter den Verbänden tagte am 5, Juli nach mittags 3 Uhr im Restaurant Neu-Rainville der Verband deutscher Privatgärtner E, V, unter Vorsitz des Obergarteninspektors Jung, Köln. Als Vertreter der Stadt Altona waren anwesend: Senator Dr. Heydemann und Königl. Gartenbaüdirektor Tuten berg. Herr Senator Dr, Heydemann begrüßte die Ver sammlung im Namen der Stadt und wünschte, daß die Ver handlungen guten Verlauf zum Wohle des Verbandes und seiner Mitglieder nehmen möchten. Hierauf sprach Ober garteninspektor Jung über „Wirtschaftliche Fürsorge im Gartenbau“. Nach längeren, auf die verschiedenen Ver sicherungsgesetze bezüglichen Ausführungen kam Redner auch auf die oft sehr bedrängte Lebenslage der arbeits unfähig gewordenen Gärtner zu sprechen und regte die Gründung eines Altersheimes für invalide Berufsgenossen an, was unter Beihilfe des Staates durch Sammlungen, Lotterien u. dgl. sich zur Ausführung bringen ließe. Der Vortrag fand begeisterte Zustimmung. Nun nahm der von den früheren Gartenbauwochen her schon bekannte Ober gärtner W essoleck, Hagen, das Wort und ließ sich über „Die Rechtsverhältnisse in der Gärtnerei“ aus, ein Thema, das schon seit mehr denn einem Jahrzehnt die Gemüter be herrscht und nicht zur Ruhe kommen kann. Redner be leuchtete die eigenartigen Rechtsverhältnisse im gärtneri schen Berufe, kam auf einige besonders drastische Fälle zu sprechen und wies nach, daß die Rechtszustände in der Gärtnerei dringend einer Regelung bedürften. Redner be tonte besonders, daß in erster Linie der Reichsverband für den deutschen Gartenbau dazu berufen wäre, die Inter essengruppen unter einen Hut zu bringen, um endlich den gesetzgebenden Körperschaften und der Regierung einheit liche Wünsche der gesamten Gärtnerei unterbreiten zu können. Die Versammlung war sehr stark besucht und zeitigte eine lebhafte Diskussion. Zu gleicher Zeit trat der Verband der Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner im Verbände der Handelsgärtner Deutschlands in Pabsts Ge- | sellschaftshaus zu einer Sitzung zusammen, der auch der j Verbandsvorsitzende, Gärtnereibesitzer Ziegenbalg, 1 Leuben, beiwohnte. Geleitet wurde die Versammlung von Gartenarchitekt Scholl, Monheim, der sich über die Entwicklung der Sondervereinigung und ihre weiteren Ziele und Pläne ausließ. Als zweiter Redner sprach Gar tenarchitekt Reinhardt, Köln. Er führte die Gründe an, die zum Zusammenschluß der Vereinigung geführt haben und hält es für wichtig, daß seitens des Vorstandes alle Gartenverwaltungen schriftlich darüber aufgeklärt werden, daß eine Privattätigkeit von beamteten Fach leuten unzulässig sei. Gartenarchitekt Everhardt aus Düsseldorf referierte über Geschäftsgebräuche. In der sich anschließenden Diskussion sprachen noch die Gartenarchi tekten Gabriel, Gelsenkirchen, und Henrich, Hanau. Ersterer hielt es für erwünscht, daß zur Vertretung der gewerblichen Interessen des Gartenbaues gärtnerische Fachleute in die städtischen Körperschaften gewählt wür den, letzterer hält es für notwendig, daß neben den all gemeinen Tarifen auch Ortstarife für Gartenausführung zur Aufstellung gelangen. Es wurde dann noch der Bei tritt der Hamburger Landschaftsgärtner an die Vereinigung erörtert und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß dieselbe sich recht bald vollziehen möge. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden fand die Versammlung ihr Ende. Montag, den 6. Juli, vormittags 9 Uhr fand im „Kaiser hof“ eine Hauptversammlung des Bundes deutscher Baumschulen besitzer statt, die sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen hatte. Der Vorsitzende, Baumschulenbesitzer Boehm, Ober kassel bei Bonn, begrüßte die Versammlung, Vertreter der Behörden usw. Senator Dr. Heydemann, als Vertreter des Altonaer Magistrats, hieß die Versammlung willkom men und wünschte der Tagung den besten Erfolg. Garten baudirektor Tutenberg begrüßte gleichfalls die Ver sammlung im Namen des Ortsausschusses. Die Versamm lung war insofern von besonderer Bedeutung, als der bis herige vezdienstvolle Vorsitzende, Baumschulenbesitzer Boehm, den Vorsitz niederlegte. Sein Nachfolger im Amte wurde Baumschulenbesitzer W endland, Kiel, der Vorsitzende des Verbandes Schleswig-Holstein des B. d. B. Der Rücktritt des Herrn T. Boehm wurde allgemein be dauert. Den Gefühlen der Verehrung für ihn gab Baum schulen- und Gärtnereibesitzer Jungclaußen, Frank furt a. O., in beredten Worten Ausdruck; er machte be kannt, daß man im Vorstand beschlossen habe, Herrn Boehm zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen, was dieser aber abgelehnt habe. Er habe gesagt, er wolle noch wei terhin im Bunde mitarbeiten. Zu Ehren des Genannten erhob man sich von den Sitzen. Darauf richtete Herr Boehm noch Dankesworte an die Versammlung. Ge schäftsführer Wimmer erstattete den Jahresbericht und kam dabei auch auf den unerquicklichen Streit mit der Berliner Gärtnerbörse zu sprechen. Was die Kassenver hältnisse des Bundes anlangt, so betragen die Gesamtein nahmen 13427,15 Mk., die Gesamtausgaben 11550,82 Mk., der Kassensaldo somit 1876,33 Mk. Max Huth wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt und nahm das Amt an. Alsdann referierte Baumschulenbesitzer Stern, Brok kau, über Mindestpreise und gab am Schlüsse seiner Aus führungen mehrere Veränderungen in der Mindestpreistafel bekannt, auf die wir an anderer Stelle noch zurückkom men werden. Eine lebhafte Debatte entspann sich bei der Preisherabsetzung für Rosen, für die Müllerklein, Karl stadt, lebhaft eintrat, doch wurde sein Antrag, gegen den alle Redner sich wandten, mit sehr großer Mehrheit ver- vzorfen. Ueber die Beziehungen zu zweckverwand ten Verbänden äußerte sich T. Boehm, während Baumschulenbesitzer Huth über die Gewerbesteuer sprach und ausführte, daß die Gärtnerei landwirtschaft licher Betrieb sei. Die Form des erlaubtenUnter- bietens streifte Gärtnerei- und Baumschulenbesitzer Mohrenweiser, Altenweddingen.