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duktion, „wenn die Preise nur lohnender wären!“ — sie mag vor 20 Jahren zurecht bestanden haben — heute gehört sie doch zu dem alten Eisen. Wie selten wieder war um die Weihnachtswoche Ge legenheit Preise für prima deutsche Schnittblumen zu er zielen, weil der Süden im Frost erstarrte und Qualitätsware von da knapper als knapp war. Veilchen standen auf nur Mk, 25.— per Korb (sprich: Körbchen, mit kaum erkenn baren Veilchenbündchen) und prima Brunner - Rosen wurden mit Mk. 12,— bis 20,— per Dutzend bezahlt. Die Preise des anderen südlichen Materials standen dazu im entsprechenden Verhältnis. Wir dagegen hatten mildes Wetter und dennoch keine Blumen. — Unser vornehmster Treibartikel, der Flieder, versagte, selbst in festeinge wurzelten Sätzen. Maiblumen gab es wohl genügend, aber über einen bestimmten Preis hinaus wird dieses Material nicht bezahlt. Schneebälle versagten ebenfalls und was es außer Amaryllis und Lilien noch an vornehmen Treib blumen für diese Zeit gibt, ist ja nicht der Rede wert. Frei lich, deutsche Rosen wurden gestürmt, hatten glänzende Preise, aber wer zieht sie außer Class, Mailänder und noch einigen wenigen Kulturen im Reiche? -—■ Und Amerika-Nelken? — Der Einwände mögen noch so viele sein, man mag Tulpen anführen, Treibnarzissen, was man will, das ganze Geheimnis der Rentabilität beruht darin, seine Schnittblumen haben, wenn sie gebraucht werden, und dieser Ansicht werden sich Zöllner und Nichtzöllner nicht verschließen können. Aber eine noch viel wichtigere Einsicht kommt dazu: Steigen unsere Schnittblumenpreise zur Unerschwing lichkeit, so fällt der Bedarf und andere Artikel als Blumen nehmen seine Stelle ein. Darum will es mir nicht recht in den Kopf, daß man in der Zollfrage das Tischtuch zwischen Blumengeschäfts inhabern und Handelsgärtnern so jäh zerschnitten hat und die Frage: mußte denn das sein — drängt sich jedem auf, der es mit seinem Gesamtberufe gut meint. Vergessen wir doch nicht, daß auch der Blumenhandel von oben durch die Warenhäuser, von unten durch den Straßenhandel be drängt wird und denken wir uns mal mit etwas Verstehen wollen in die Lage der Blumengeschäftsinhaber hinein. Mit dem Wunsche, daß neue Brücken der Verständi gung zwischen den heutigen feindlichen Brüdern im neuen Jahre gefunden werden mögen, sollte das entschwundene Jahr mit seinen Kämpfen hinter uns liegen und der Schleier des Vergessens ausgebreitet werden über Dinge, die nicht mehr schön waren; denn die Sonne scheint nicht nur über Gerechte, sondern auch über Ungerechte. Berlin, Mitte Januar 1914. W. Sch, ;— Praxis und Wissenschaft Amerikanische und japanische Hemlockstannen. Unter den Koniferengattungen hebt sich das Ge schlecht der T s u g a - Arten, der Hemlocks- oder Schierlingstannen von den eigentlichen Tannen und Fichten durch die allgemeine Tracht, besonders den schönen Wuchs, die elegante Beastung und leichte Ver zweigung, sowie die Zierlichkeit der Nadeln und Zapfen ab. Die Schönheit ihrer Erscheinung tritt besonders bei Einzelstellung und bei alten Exemplaren zutage. Leider besitzen sie ein sehr langsames Wachstum, aber diese Eigenschaft hat auch wieder das Gute, daß wir in ihnen Koniferen für kleine Gärten besitzen, die wir jahrelang darin halten können, ohne daß sie durch die Mächtigkeit des Wuchses lästig werden und zu viel Schatten und Düsterkeit verbreiten. Ganz besonders schön entwickeln sich die Tsuga-Arten in Gegenden, die eine gewisse Luft feuchtigkeit ihr eigen nennen, also in mehr höheren Lagen, während sie an den Boden keine besonderen Ansprüche stellen. Doch sagt ihnen ein sandig-lehmiges und die Feuchtigkeit haltendes Erdreich am besten zu. Vom forst lichen Standpunkt hat bis jetzt keine der bekannten Arten als Nutzholz bei uns Bedeutung erlangt und ein größerer Anbau wird wohl auch in Zukunft kaum Platz greifen, da gegen kann man, forstästhetisch betrachtet, der Anpflan zung in unseren Wäldern bei dem dekorativen Charakter das Wort reden. Botanisch nimmt T s u g a eine Zwischenstellung ein, insofern sie von Picea zu Pseudotsuga überleitet. Das Cha rakteristische der Gattung tritt besonders in den abwärts geneigten Zweigen und Gipfeltrieben, den kurzen und flachen, mitunter etwas eckigen Nadeln und den meist klei nen, weichen, endständigen Zapfen hervor. Von der Tat sache ausgehend, ob die Nadeln flach, stumpf oder nur auf der Unterseite mit Spaltöffnungslinien ausgezeichnet sind, oder ob sie stark gewölbt und gekielt sind, hat man zwei Sektionen aufgestellt, nämlich die Sektion E u t s u g a , wo hin die Arten der ersten Kategorie zu zählen sind, wäh rend die anderen die Sektion Hesperopeuce bilden. Außerdem weicht die dieser Gruppe angehörende Art durch größere Zapfen von den Eutsugaarten ab. Bekannt sind 10 Arten, die Nordamerika, Japan, China, den Himalaya und die Insel Formosa bewohnen. Für die Gartenkultur besitzen die amerikanischen und japani schen Spezies die größte Bedeutung, weshalb wir uns im folgenden etwas näher mit ihnen beschäftigen wollen. Von den nordamerikanischen Tsuga-Arten ist die be reits 1736 durch Peter Collinson in Europa einge führte kanadische Hemlockstanne, T. cana- densis Carr., die bekannteste, ein Baum, von dem auch in den deutschen Gärten und Parks sich herrliche Exemplare von malerischer Schönheit vorfinden, zum Beispiel im Park zu Wörlitz, im Schloßgarten zu Eisenberg (Sachs.-Altenb.), in Muskau, Wilhelmshöhe bei Kassel, in verschiedenen oberschlesischen Parkanlagen, am Rhein und in Süd deutschland. In ihrer Heimat nennt sie einen großen Ver breitungsbezirk ihr eigen, der sich von Neuschottland bis Minnesota erstreckt, die Nordstaaten der Union durchzieht und längs des Appalachiangebirges bis Nord-Alabama geht. Der verstorbene Professor der Forstwissenschaft, Doktor Mayr, bezeichnete das Grenzgebiet des Laub- und Tannenwaldes als ihren eigentlichen Aufenthalt. Sie be vorzugt dort kalte, nördliche Lagen und wächst gern an den felsigen Ufern der Gebirgsflüsse. Ueberhaupt muß T. canadensis als eins der vorzüglichsten Nadelhölzer Nord amerikas bezeichnet werden. Für Parks und Gärten ist dieser Baum einer der schönsten und härtesten, der in jeder Größe eine elegante Erscheinung ist, hervorragend durch den schönen Aufbau, die feine Bezweigung und Benade- lung und die zierlichen, sich in Massen einstellenden klei nen Zapfen. Sie nimmt sich ebenso vornehm in Einzelstel lung wie in lockeren Beständen aus, liebt einen feuchten, lehmig-sandigen Boden und kommt selbst in nassen Lagen noch fort. Als passend zu gemeinsamer Pflanzung mit T. canadensis sind zu empfehlen Juniperus virginiana und der abendländische Lebensbaum, ferner Rhododendron, Kalmien und Rhus, die besonders im Herbst ein prächtiges Farbenbild geben. Das Verpflanzen nimmt die kanadische Hemlockstanne nicht übel; sie wächst leicht an, bleibt aber gewöhnlich einige Jahre im Wuchs zurück. Ein forst mäßiger Anbau empfiehlt sich bei uns nicht, dagegen emp fiehlt sich ihre Anpflanzung aus ästhetischen Gründen in unseren Waldungen. Bei lichtem Stande im Mischwald bildet sie schlanke Stämme. Das Holz ist dem der Tanne gleichartig und die Rinde dient in der Heimat, besonders in den Oststaaten, zum Gerben. Vom Wilde wird sie stark verbissen und auch viel gefegt. Von Varietäten sind zu empfehlen die durch weiße