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Nr. 26. Freitag, den 26. Juni 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner bei direktem Bezug tsprels Handelszeitung für den deutschen Gartenbau für Deutschland, Oesterreich “ und Luxemburg M.5.—, für das Ausland M.8.—, durch die Post °em° oder den Buchhandel M. 20.— _ _ , , . , _ _ .gB pro Kalenderjahr. Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzig-R., ßomenlusstr. 17. Ausgabe jeden Freitag. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Inserate 50 Pfennige für die vier- gespaltene Nonpareille • Zeile auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Die winterharten Aspidtum-Arten aas der Gruppe Polystichum. I. Spargel und Wasser. Ein Einspruch und ein Urteil. Die V. Wanderversammlung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht. Die Gartenbau-Ausstellung Altona Mal-Oktober 1914. V. Handelskammerberichte: Gera, Worms. Kultur, Verkehr, Vereine und Versammlungen, Ausstellungen, Kulturstand und Ernte, Fragekasten für Pflanzenkrankheiten. — Marktberichte, Situa tionsbericht aus Braunschweig und Umgegend usw. Die winterharten Aspidium-Arten aus der Gruppe Polystichum. Von den Vertretern der Farngattung Aspidium Sw., die im streng botanischen Sinne freilich eine ganz andere Umgrenzung und Bewertung besitzt, als sie in der gärtne rischen Praxis im großen und ganzen einnimmt, fallen die der Gruppe Polystichum durch ihr charakteristi sches Aeußere auf, das sie leicht von den übrigen Arten der Gattung unterscheidet. Die Merkmale der Poly- stichum-Gruppe haben wir in den dunkelgrünen, 1 e d e r - artigen, stachlig gezähnten oder gesägten Blättern, deren einzelne Fiedern meist in einer Grannenborste endigen. Ein weiteres eigentüm liches Kennzeichen ist auch der kreisrunde Schleier, womit die dünnhäutige Bedeckung der auf der Unterseite der Wedel befindlichen Fruchthäufchen gemeint ist. Diese Merkmale reichen zur Aufstellung der Gruppe Poly stichum als Gattung völlig aus, wie ja auch in der Tat die bedeutendsten Farnforscher diesen Standpunkt einnehmen und Polystichum als eigene Gattung führen. Wenn man aber mehr die Praxis vor Augen hat, dann empfiehlt sich vielleicht besser die Einbeziehung der Polystichum-Arten in die Gesamtgattung Aspidium und Aufstellung eben dieser Spezies als Sektion, Heute führt ein Katalog sie als Aspi dium, der andere als Polystichum; eine Einheitlichkeit wäre da zu wünschen, Alle Polystichum sind gärtnerisch besonders wert voll, und zwar einmal infolge ihrer vornehmen Tracht und dann besonders noch dadurch, daß sie zum größten Teil wintergrün sind und daher zur Bildung immergrüner Gruppen vorteilhaft verwendet werden können; aber auch zur Topfkultur sind sie ganz vorzüglich, Das dunkelgrüne, feste, daher auch haltbare Laub ist zum Schnitt ausge zeichnet und wird ja in der Tat auch viel verbraucht, In Anbetracht all dieser vorteilhaften Eigenschaften sind wir der Meinung, daß es für die Leser des „Handels- gärtner” nicht uninteressant sein dürfte, wenn wir ihnen die Hauptvertreter der Polystichum-Gruppe einmal etwas eingehender vorführen. Zunächst einmal die drei deutschen Arten, A. lonchitis Sw,, A. aculeätum Döll, und A. Braünii Spenn, Die erstgenannte von den dreien, die einfachste Form, ist von den anderen sofort durch die nur einfach ge fiederten Wedel unterscheidbar, auch sind die Wedel er heblich kürzer, denn sie erreichen im Höchstfall 60 cm Länge, sind von sehr derber, lederartiger Textur und immergrün. Der Blattstiel ist um ein vielfaches kürzer als das eigentliche Blatt, von grünlicher bis strohgelber Farbe und mit braunen Spreuhaaren besetzt, Die Wedel form ist im Umriß lanzettlich und beiderseits stark ver schmälert, Auf jeder Seite des Wedels finden sich 30 bis 50 abwechselnd angeordnete Fiedern, von denen die unter sten breiter als lang sind, die folgenden dagegen haben lanzettliche Form, sind aus breitem Grunde sichelförmig nach vorn gekrümmt, am Rande ziemlich dicht scharf stachlig gesägt-gezähnt und an der Spitze in eine Stachel borste auslaufend, Die großen Fruchthäufchen bedecken gewöhnlich nur die obere Hälfte der Unterseite der Wedel, A. lonchitis ist eine echte Gebirgspflanze, ein Besiedler steiniger Abhänge und schattiger, feuchter Felsen, vor nehmlich des Hochgebirges, seltener in den deutschen Mittelgebirgen und ganz vereinzelt in der Ebene, wobei es oft schwer zu sagen ist, ob das Vorkommen ein natür liches ist oder ob Menschenhände dabei im Spiele sind. Seine Verbreitung ist eine recht ausgedehnte, denn außer den meisten deutschen Gebirgen gehört er auch den Ge birgen des übrigen Europa an, ebenso findet sich dieser Farn im westlichen Asien, in Sibirien und auf dem Hima laya, auch Nordamerikas Flora beherbergt ihn. Ein gut drainierter Standort, schattige Lage, hin reichende Feuchtigkeit und eine lehmige, mit Sand ver mischte Lauberde gehören zu den Bedingungen, unter denen diese Art gut gedeiht, A. lonchitis ist im Gegensatz zu A. aculeätum sehr konstant, es sind uns nur zwei Formen bekannt, nämlich A. I. var, cristätum mit fein kammartig verbreiterten und A. I. var. imbricätum mit dicht dachziegelartig sich decken den Fiedern, In Aspidium aculeätum Döll haben wir eine doppelt- bis fast dreifach gefiederte Art vor uns, die eine sogenannte Kollektiv-Spezies ist, d. h, sie läßt sich in zwei Unterarten aufspalten, die zwar gut voneinander verschieden, aber doch durch gemeinsame Merkmale und Uebergänge wieder miteinander verbunden sind. Diese beiden Unterarten sind A. anguläre Kit, und A. lobätum Sw, In den Größenverhältnissen sind sich beide Unterarten ziemlich gleich, doch bestehen Unterschiede in der Länge und Stärke des Blattstieles, der bei A. lobätum zwar nicht so lang, aber kräftiger als bei A. anguläre ist. Die Wedel beider sind mehrfach gefiedert. Die Blatt spreite ist bei A. lobätum von lanzettlicher bis lineal-lan- zeitlicher Gestalt, jedoch nach dem Grunde zu deut lich verschmälert, die Farbe ist dunkel-, zuweilen gelbgrün, die Konsistenz eine lederige, oberseits zeigen die Wedel einen schwachen Glanz. A. anguläre hat länglich-lanzettliche Wedel, die nach dem Grunde zu ent weder gar keine oder nur geringe Verschmä lerung aufweisen, die Farbe ist meist eine graugrüne, die Textur weicher und die Oberseite glanzlos. Fiedern zählen wir bei beiden Unterarten jederseits bis zu 45 und mehr, die Stellung der unteren ist eine nach abwärts ge richtete, die folgenden nehmen eine horizontale Lage ein,