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Nr. 24. Freitag, den 12. Juni 1914. XVI. Jahrgang Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Beeng vomVerlag: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M.5.—, für das Ansland M.8.—, durch die Post oder don Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Aufgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. - Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzlg-R., Gomenlusstr. 1Z. Inserate SU Pfennige für die vior- gespaltene Nonpareille-Zel’e auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Beklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Staudenastern für Schnittzwecke. I. Beachtenswerte Verordnung. Die Versendung lebender Pflanzen nach Rußland. Die Rosen- und Staudenausstellung der k. k. Gartenbau-Qesellschaft in Wien. Die Oartenbaa-Ausstellung Altona Mal- Oktober 1914. III. Der Obstbau in Australien. Handelskammerberichte: Bamberg, Neuß. Mindestpreise für Beerenobst, Kirschen, Zwetschen. Kultur, Vermischtes, Bücherschau. — Marktberichte usw. Staudenastern für Schnittzwecke. i. Die Staudenastern, die ihrer großen Reichblütigkeit und guten Verwendbarkeit wegen zu unseren besten Schnittstauden gehören, teilen wir in zwei große Gruppen ein, die Frühlingsblüher und die Herbstblüher. Alle lieben sie einen kräftigen, tiefgründigen, nicht zu schweren Gartenboden in sonniger bis halbschattiger Lage. Die Vermehrung erfolgt hauptsächlich durch Tei lung, um die Eigenschaften der verschiedenen Gartenfor men zu erhalten. Die Aussaat ist natürlich auch möglich, kommt aber immer mehr für den Neuheiten-Züchter in Betracht, da die Sämlinge nicht ganz echt fallen und weil immer ein gewisser Prozentsatz minderwertiger Blumen dabei sein wird. Besser ist dagegen schon die Vermeh rung durch krautartige Stecklinge im Frühjahr, die beson ders in solchen Fällen viel für sich hat, in denen wenig Mutterpflanzen zum Zwecke der Teilung zur Verfügung stehen. L Frühlingsastern. A. alpinus. Die Alpenaster, der liebliche Schmuck der schweizerischen und Tiroler Alpenmatten, gehört zu unseren schönsten Frühlingsblühern. Die margueriten- ; ähnlichen Scheibenblüten sind von reizvoller hell-lila Farbe, mit der die goldgelbe Scheibe prächtig überein stimmt. Wenn die einzelnen Blumen auch nicht sehr lang gestielt sind — die Pflanze wird nur 15—20 cm hoch—, so sind sie doch in der Blumenbinderei ganz vorzüglich zu ver- ' werten und werden viel verlangt. Ein besonderer Vorzug der A. alpinus ist ihre gute Treibfähigkeit, so daß sie in getriebenem Zustand als reizende Topfpflanze oder auch zum Schnitt Verwendung finden kann. Die Blütezeit fällt in die Monate Mai bis Juni. Von dieser Stammart sind verschiedene Neuzüchtungen entstanden, die als nennens werte Verbesserungen angesprochen werden können. Die beste davon ist wohl unstreitig A. alpinus superbus, die eine Höhe bis zu 40 cm erreicht und bei welcher die Far bentöne der Blüten besonders ausgeprägt sind. „Nixe" ist ebenfalls eine wunderhübsche Spielart mit spitzgedrehten und sternförmig ausstrahlenden lilablauen Randblumen, Die weiße Form, A. alpinus albus, ist jedoch weniger schön, da die Reinheit der Farbe zu wünschen übrig läßt. A. alpinus ruber hat weinrote Scheibenblumen von i etwas unbestimmter Farbe, Eine Varietät von A. alpinus ist ferner die hübsche A. alpinus var, longipedunculatus „Goliath", eine besonders große Abart, deren Stammform hin und wieder auch unter dem Namen A. diplostephioides geht, „Goliath“ trägt die prächtigen, tief lilablauen Strahlenblüten auf za. 60 — 70 cm langen Stielen, was ihren Wert als Schnitt blume wesentlich erhöht. Wie die meisten winterharten Stauden bringt auch die Aster erst im zweiten Jahre die vollkommensten Blumen. Nach den ersten Blüten, sei es von Sämlingen, sei es von geteilten Stauden, kann der Wert einer Neuheit gar nicht richtig beurteilt werden. A. longipedunculatus „Goliath" ist winterhart, liebt aber bei andauerndem trockenen harten Frost eine Schutzdecke aus Reisig, damit die Stauden nicht leiden, Sie blüht später als A. alpinus, aber recht reichlich von Mitte Juni an. A. Fremonti aus Nordamerika blüht dagegen bereits im April bis Mai mit halbhohen lilarosafarbenen Blumen, die sehr ergiebig für den Blumenschnitt sind. II. Herbstastern, a) Frühblühende Herbstastern. In diese Klasse nehmen wir vor allem die A. amellus- Arten, die bereits Anfang August mit ihrem außerordentlich reichen Flor beginnen. Wenn die Höhe dieser Sorten auch nur etwa 50 bis 60 cm beträgt, so sind sie doch für den Schnitt überaus wertvoll, besonders der lockeren Stellung der Blütendolden wegen, die sich für alle Zwecke verwen den lassen. Zu ihrer Beliebtheit trägt die Frühzeitigkeit der Blüte viel mit bei, da es bei den ganz späten Sorten gar nicht so selten vorkommt, daß ein zeitiger Frost der ganzen Herrlichkeit ein frühes Ziel setzt. Von den zahl reichen Gartenformen weise ich besonders auf die nachste henden hin. A. a. „Framfieldi" frühblühend mit großen mattlila blauen Blütendolden, eine wesentliche Verbesserung der alten A. amellus bessarabicus. A. a. „Perry’s Favourite“, eine prächtige neue Varietät mit großen Blüten von zarter, malvenrosa Färbung von außerordentlicher Reichblütigkeit. Ihr ganz ähnlich, aber vielleicht großblumiger und etwas kompakter im Wuchs ist var. „Perle rose", die besonders als Gruppensorte wertvoll ist. A. a. „Schöne von Ronsdorf" ist eine Spielart von prächtig lilarosa Färbung, wie sie bisher unter den Stauden astern noch nicht vorhanden war. Die einzelnen Blumen sind von vollendeter Form und messen etwa 6 cm im Durchmesser. Sie hat eine gewisse Aehnlichkeit mit A. a. rubellus, die gleichfalls eine leuchtend lilarosa Färbung be sitzt. Die schönste von allen ist jedoch ohne Zweifel die tiefdunkelblaue Aster ibericus „Ultramarin", denn sie ist die leuchtend ste aller Amelius-Arten und von auffallender Schönheit. Die gesättigt-tiefe ultramarinblaue Farbe war bisher nicht vertreten und hat deshalb allgemeine Beachtung gefunden. (Schluß folgt.)