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Dieser Frostspanner ist ein merkwürdiges Tier. Wäh rend andere Schmetterlinge im Sommer fliegen, wartet dieser, bis der erste Frost gekommen ist. Männchen und Weibchen sind ganz verschieden voneinander, ersteres hat Flügel von hellbrauner Farbe, letzterem fehlen diese Flügel fast ganz; dafür hat das Weibchen sehr lange Beine und einen kräftigen Leib mit einer großen Anzahl von Eiern gefüllt. Beide Geschlechter ruhen von Juli bis Oktober als Puppe in der Erde, In den letzten Tagen des Oktober bis in den halben Dezember hinein schlupfen die Schmet terlinge aus. Die Weibchen können nicht fliegen und müssen des halb am Stamm hinauf zu Fuß gehen, um in der Krone an den Knospen ihre Eier abzulegen. Unterwegs sucht das fliegende Männchen das kriechende Weibchen auf. Flug und Aufstieg findet am Abend und in der Nacht statt. Das Weibchen legt 200 bis 300 Eier einzeln an den Knospen ab. Diese werden im Frühjahr von der Sonne ausgebrütet. Die daraus entstandenen grünen Spanner- räupchen fressen nun Blätter und Blüten ab und bohren sich dann in die kleinen Früchte ein. Ende Mai Anfang Juni erfolgt die Verpuppung in die Erde, weshalb der Boden unter den Bäumen um diese Zeit mit Kalkstaub, Thomasmehl, Kainit oder Kalkstickstoff zu bestreuen und öfters umzugraben ist, damit die Puppen vernichtet werden. Mehrjähriger starker Befall durch den Frostspanner bringt die Bäume zum Absterben, Die säumigen Obstzüchter müßten deshalb durch eine polizeiliche Vorschrift gezwungen werden, im Ok tober allgemein die Leimringe anzulegen. Die Bekämpfungsmaßregeln sind folgende: A. Belehrung und Vorbeugung, 1, In allen Gasthäusern, Schulhäusern, Bezirksamts gebäuden, an Gemeindetafeln und an Bahnhöfen usw, ist die Farbendrucktafel „Der Frostspanner und seine Be kämpfung" von Paul Parey, Berlin SW, 11, Hedemannstr., auszuhängen. (Preis 50 Pf.) 2. Durch polizeiliche Vorschrift ist zu verfügen, daß am 20. Oktober alle Bäume mit Raupenleimringen versehen sein müssen. Wenn die ersten vereinzelten Männchen erscheinen und 3—4 Tage später die Weibchen, dann muß geleimt werden. Guter Raupenleim von Hinsberg, Schacht u. a. m. und Gürtelpapier muß rechtzeitig und gemein sam beschafft werden. Bei stärkerem Befall sind zwei Gürtel übereinander zu verwenden. Der Leim wird mit einer Kelle 3 Millimeter stark aufgetragen. Das Bestrei chen muß wiederholt werden, damit der Gürtel bis zum 15. Dezember klebfähig bleibt; es is auch schon eine Flug zeit im Januar bis März noch beobachtet worden, deshalb müssen die Gürtel klebfähig bleiben. 3. Maßnahmen für Vogelschutz und Vogelfütterung müssen in allen Obstanlagen getroffen werden. B. Direkte Bekämpfung. 1. Kauende und beißende Insekten, wie Frostspanner raupen, Obstmaden, Kirschblattwespen, Stachelbeerblatt wespen, Kohlraupen können durch Bespritzen mit Schweinfurter Grün (Uraniagrün), zu beziehen von der Chemischen Fabrik G. m. b. H. Schweinfurt a. M., erfolgreich in 12 bis 24 Stunden abgetötet werden. Dieses leichte mehlige Pulver enthält 60 Proz. gebundene arsenige Säure und wirkt als Magengift. Man nimmt 100 Gramm Uraniagrün und 100 Gramm gelöschten Kalk, löst dieses in einigen Litern Wasser und verdünnt auf 100 Liter Was ser. Diese 100 Liter Spritzbrühe kosten 30 Pfennig. Zum Verspritzen werden Holder- oder Platzsche Baum spritzen verwendet. Gegen die Obstmaden wird in die Blütenkelche gespritzt. Bei gleichzeitiger Bekämpfung des Fusicladiums kann Schweinfurter Grün der Kupferkaik oder Kupfersodabrühe zugesetzt werden. Diese Gifte werden an Privatpersonen nur gegen Gift ¬ schein ausgehändigt. Eine Brille (Spritzbrille, 60 Pfennig) und ein großer Strohhut mit breitem Rand ist beim Spritzen aufzusetzen. Empfindliche Unterkulturen wie Salat, Erd beeren usw. sind vorher zu decken. In 12 bis 24 Stunden sind alle Raupen und Maden tot. Wer dieses Giftmittel aus gewissen Gründen nicht an wenden kann und will, der muß die sehr wirksame, sonst unschädliche, aber viel teurere Hohenheimer Brühe verwenden. (Bezugsquelle W. P f i t z e r, Handelsgärtnerei, Stuttgart-Fellbach. Ein Liter kostet 2,50 Mk. 3- bis 4- prozentige Brühe ist notwendig. Diese Brühe wirkt auch sicher und ist von der Kgl. Anstalt für Pflanzenschutz in Hohenheim b. Stuttgart hergestellt, besonders aber für Läuse und Larven. Der Preisunterschied zwischen dem Magengift Uraniagrün, wovon 100 Liter Spritzbrühe 30 Pfennig kosten, und zwischen dem Haut- und betäubenden Hohenheimer Gift, wovon 1 Liter 2,50 Mk. kostet, also 100 Liter 3prözentige Brühe 7,50 Mk. kosten, ist ein großer. Mit Vorsicht angewendet, bekämpft man mit Schwein furter Grün seit langen Jahren in Kanada und Amerika durch musterhafte Bespritzungsmethoden mit größtem Er folg die Obstmaden und die Frostspannerraupen. Also zuerst gemeinsam Leimringe anlegen und bei enormer Ueberhandnahme der Raupen erst zum Spritzen mit Gift greifen. 2. Ende Mai bis Juni, wenn sich die Frostspannerräup- chen im Boden verpuppen, muß unter den Bäumen gepul verter Kalk ausgestreut und der Boden öfters umgegraben werden, besonders in der Nähe des Stammes (Baum scheibe). Ein Vermischen mit Kalkstickstoff und Kainit ist empfehlenswert. Der Boden soll in einem solchen Frost spannerjahr wie 1913/14 im Juni — Juli schneeweiß unter den Bäumen mit Kalk bestreut sein, zum mindesten die Baumscheiben; das ist im Oktober zu wiederholen. 3. Kräftiges Abschütteln und Abklopfen der Bäume bei starkem Befall morgens sehr früh auf untergelegte Tücher leistet auch gute Dienste. Die Pflanzzeit der Koniferen. Die Nützlichkeit der Regel, Koniferen mit dem Triebe zu verpflanzen, fand ich bei den Gartenkulturen, wo genügend gegossen wird, im allgemeinen bestätigt. Nicht so in den Forstkulturen, wo die Bewässerung fortfällt. Ich sah Herbst- und Februar pflanzungen, die sehr gut anwuchsen, während von Pflan zungen im Trieb ein gut Teil ausblieb. Bei trockenen Ost winden im Frühling ist bei ungenügend feuchtem Boden der Nadelabfall zu natürlich, und dieses bedeutet bei im mergrünen Gehölzen mehr als bei den sommergrünen. Bei den früher gepflanzten hat sich der Boden um die Bäum chen schon fest gesetzt und verhindert ein Austrocknen. Ferner konnte die Bewurzelung schon beginnen, bevor die Sonne den Zweigen allzusehr zusetzte. Ein langes Stehen mit losen Wurzeln bei anhaltendem Frost ist aber für die Nadeln auch wieder gefährlich und kann oft im Frühling nicht wieder gut gemacht werden, weshalb ein Verpflanzen mit dem Triebe bei fleißigem Gießen sich in den meisten Fällen als das richtigste erweist. F. Steinemann. Acer nikoense Max. ist eine neuere, für unser Klima geeignete Einführung aus Japan, daher verhältnismäßig noch selten, aber der hübschen Belaubung wegen der Kul tur würdig und besonders für kleine Gärten zu empfehlen. Er gehört zu den Ahornarten mit dreilappigen Blättern, in die Gruppe Trifoliata, und steht dem schon besser bekann ten A. cissifolium sehr nahe. Die einzelnen Blättchen sind eiförmig oder länglich, spitz, ganzrandig oder gesägt, unter seits weich-wollig behaart. Die Belaubung dieser Art ist eine ebenso charakteristische wie hübsche, doch tritt die volle Schönheit erst in der späteren Jahreszeit zutage, wo die Blätter eine prächtige rote Färbung annehmen. Er blüht in der Heimat Anfang Mai und fruktifiziert Ende Oktober,