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stand immer wieder die im Vorjahre durchwurzelte Acker masse aufsuchen bzw. durchdringen muß. Beim Baum schulbetrieb tritt die Bodenmüdigkeit erst nach mehreren Jahren ein, weil es sich eben meist um mehrjährige Kul turen handelt, die einander folgen. Leider ist die Forderung des Fruchtwechsels, welcher sich im Gemüsebau und in der Landwirtschaft leicht durch führen läßt, im Obstbau und Weinbau recht schwierig. Und auch im Baumschulbetriebe mehren sich die Schwie rigkeiten in d e m Maße, wie zum Spezialistentum über gegangen wird und nur noch wenige Pflanzenarten, oft nur eine einzige, wenn auch in zahllosen Sorten (Rosen, Dah lien) gezogen werden. Die meisten Baumschulisten glauben, daß der Rück gang bei Unterlassung des Fruchtwechsels die Ursache des Nahrungsentzuges sei. Sie rechnen, und nicht ganz mit Unrecht, daß die eine Art mehr von diesem, die andere mehr von jenem Nährstoff verbraucht und daß infolge des einseitigen hohen Verbrauches schon beim ersten, läng stens aber beim zweiten und dritten Nachbau der zur Ver fügung stehende Vorrat geschöpft ist. Sie sind aber sehr mit der Annahme im Unrecht, daß durch Behebung dieses Mangels, also durch Beseitigung der Erschöpfung durch Düngung die Bodenmüdigkeit be hoben würde. Sicherlich bleibt solche Nährstoffbereicherung nicht ohne Wirkung; aber die Bodenmüdigkeit wird dadurch auf die Dauer nicht vermieden. Ja, derartige starke Düngung, besonders mit Stalldünger, wirkt nach vorübergehender anscheinender Besserung später sogar oft zum Nachteil und beschleunigt den Zusammenbruch der zum mehrfachen nachgebauten Kultur. Denn die Ursachen der Bodenmüdigkeit sind sehr zahl reich und miteinander verknüpft! Neben der sicherlich sehr wichtigen Frage des ein seitigen Nährstoffentzuges spielen die Ausscheidungen durch die Pflanzenwurzeln eine bedeutende Rolle. In erster Linie ist es ja Kohlensäure, welche durch die Wur zeln ausgeschieden wird, Verwendung zur Lösung minera lischer Nährmittel findet und als Gift des Körpers, soweit sie nicht zu Kohlenstoff verwandelt wird (und das geht nicht, weil den Wurzeln der grüne, verdauende Farbstoff fehlt!), auf diese Weise abgeschoben wird. Aber es ge langen noch gar manche andere, dem Pflanzenleben nach teilige Stoffe durch die Wurzeln in den Böden. Säuren aller Art: Salpeter-, Schwefelsäure, Oxalsäure, Kiesel säure, Salze aller Art, die in gleicher oder ähnlicher Weise nutzbar gemacht werden. Bei der einen Pflanzenart ist es die eine, bei der anderen die andere, die in starkem Maße in den Boden abgeführt wird. So sitzt beim Nach pflanzen derselben Art die Pflanze gewissermaßen in ihrem eigenen Abraum und wird vergiftet. Das Leben, ob Tier- oder Pflanzenleben, in der Natur, ist in hohem Grade von Organismen niederster Art ab hängig. Es gibt solche, die nützlich, ja zur Gesundheit der Pflanzen unentbehrlich, andere, die schädlich sind. Dieses Gegen- und wieder Zusammenarbeiten mit der Pflanze ist bei dieser fast allein auf die Wurzel konzentriert. Wie aber in einem alternden, kränkelnden Individuum mehr und mehr die Krankheitskeime überwiegen, so ist auch nach Abräumung einer Kultur oft genug der Boden mit un günstig beeinflussenden Organismen viel stärker bedacht, als angenommen wird. So habe ich vor einer längeren Reihe von Jahren einen krassen Fall von Bodenmüdigkeit bei Süßkirschen be obachten können, nachdem Hochstämme von Süßkirschen auf demselben Stück — ; übrigens für Süßkirschen hervor ragend geeigneter Boden — zum dritten Male gezogen wurden. Nach zwei Jahren des Kränkelns und Abstoßen von 85 Proz, der Veredelungen gingen die Bäume zum großen Teil ein. Eine Untersuchung des Bodens ergab, daß dieser von dem Erreger des Wurzelkrebses (Mycorr- hiza) förmlich durchwuchert war. Und wie es hier mit pflanzlichen Schädigern ist, liegt die Sache auch bei Insektenschädlingen, die dem Bestände in ständig vermehrter Ansammlung auch die Existenz un möglich machen. So wirken eben Kräfte zusammen, welche sich durch starke Düngung nicht ausgleichen lassen. Ja, wenn mit solcher, gleichgültig ob mit Stallmist oder Kunstmitteln, in der Hoffnung auf einen endlichen Erfolg übermäßig ge arbeitet wird, erzielt man nur eine weitere Benachteili gung und Vergiftung des Bodens. Deshalb ist nur ein systematischer Fruchtwechsel wirkliche Abhilfe, Wenn man nacheinander Gehölze der verschiedensten botanischen Zugehörigkeit auf dem glei chen Stück Land baut, den Entzug an Nährstoffen durch Düngung ausgleicht, durch reichliche Kalkgaben und aus giebige gründliche Bodenbearbeitung das seinige zur Entgiftung (denn Kalk bindet Säuren!) und Insekten bekämpfung, überhaupt Gesundung des Bodens tut, tritt Bodenmüdigkeit nie ein. Selbst dann nicht, wenn man den Acker zwischen den Kulturen zwei Jahre ruhen läßt, oder besser noch mit Gründüngungspflanzen bebaut und so gleichzeitig Ruhe und Bereicherung gewährt. Am schwierigsten liegen die Dinge in der Spezialobst baumschule; denn hier handelt es sich um nahe Ver wandte, und dazu ist die Mehrzahl der Zöglinge Aepfel- bäume und Birnbäume, Das übrige wird ja seit Jahren weniger verlangt. Muß man Steinobst und Kernobst in unmittelbarer Folge nacheinander bauen, läßt es sich also gar nicht anders einrichten, dann baut man besser Kernobstbestand nach Steinobst, als Steinobst nach Kern obst, Muß man Birnen nach Aepfelbäumen pflanzen oder umgekehrt, gedeihen stets Birnen nach Aepfeln besser; wohl, weil sie tiefer gehen und in ihren Nährstoff ansprüchen geringer sind. Beste Folge für Baumschul betriebe, wenn andere Lösung unmöglich sein sollte, wäre also etwa: Kirschen, dann Aepfel, dann Pflaume, dann die Birne. Steinobst nach sich selbst ist am ungünstigsten, Kern obst nach sich selbst weniger, besonders wenn, wie schon gesagt, auf Apfel Birne folgt. Das gefährlichste ist immer die Aufeinanderfolge derselben Obstart, und zwar am meisten bei Steinobst, Am empfindlichsten gegen Nachbau nach sich selbst sind Kirschen, Pflaumen, Reineclauden, Aprikosen, Der Raupenfraß an den Obstbäumen. Von J. Kindshoven, Königl. Gartenbauinspektor in Bamberg. Die schönen Hoffnungen für eine reiche Obsternte 1914 sind leider in Oberfranken, besonders für die Kir schenernte in den Distrikten Forchheim, Gräfenberg, Eber mannstadt durch den großen Schaden, den die Frost- spannerraupen angerichtet haben, zerstört. Trostlos sieht es strichweise in den Kirschengegenden aus. Kein Blatt mehr an den Bäumen, alle Blüten aus gefressen, Stämme, Aeste und Zweige mit Millionen von kleinen und großen grünen Raupen mit weißen Längs streifen besetzt. In Wort und Schrift wurden die Obst züchter schon im vergangenen Jahre gewarnt vor dem starken Auftreten dieses Schädlings, Viele Obstzüchter haben gefolgt und haben Leimringe angelegt, aber nicht allgemein ist das geschehen; vielfach wurde zu spät ange legt, oder es wurde schlechter Raupenleim verwendet, oder es wurde anstatt dreimal nur einmal gestrichen, die Kleb gürtel waren trocken anstatt frisch, oder bei vollbesetzten Leimringen gingen die nachkommenden Männchen und Weibchen des großen und des kleinen Frostspanners über die Leiber ihrer gefangenen Brüder und Schwestern hin weg und konnten so den Leimring überschreiten, oder bei jüngeren Bäumen, wo der Pfahl nicht mitgeleimt wurde, gingen sie über Pfahl und Baumband hinweg in die Krone, trotz des Leimringes am Stamm,