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Nr. 22. Freitag, den 29. Mal 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vomVerleg: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M.5.—, für das Ausland M. 8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 30.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Lelpzln-R., Gomeniusstr. 17. Inserate BO Pfennige für die vier- gespaltene N onpareille - Zeile auf dem Umschlag 40 Pfennige, im Reklameteil M. 1.— für die zweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. Das Abonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden. Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Die Aquilegia-Arten. Die Qartenbaa-Ausstellung Altona Mal-Oktober 1914. II. Die Große allgemeine Blumenschau vom 15.—21. Mai- Kultur, Pflanzenkrankheiten und Schädlinge, Rechtspflege, Handel, Verkehr, Zollwesen, Ausstellungen, Vereine und Versammlungen, Kulturstand und Ernte, Gärtnerei-Unfallversicherung und -Berufsgenossenschaft, Fragekasten für Pflanzenkrankheiten, Bücherschau. - Marktberichte usw. Die Aquilegia-Arten. Zu den dankbarsten Blütenstauden, die im Mai und Juni uns mit ihrem Flor erfreuen, müssen wir die Akelei- Arten, die Aquilegien, rechnen, die systematisch in die große, viele wertvolle Gartenpflanzen bergende Familie der Ranunkelgewächse gehören. Ausgezeichnet durch hübsche, zierliche Belaubung und ebenso schön und ver schiedenartig gefärbte wie auffallend gestaltete Blumen bilden sie besonders im landschaftlich gehaltenen Garten und Park eine herrliche Zierde, die geringe Mühe, die man mit ihnen hat, durch dankbares Blühen reichlich lohnend. Als Schnittblumen kommen sie erst in zweiter Linie in Be tracht, zumal die Blumen im großen und ganzen nicht allzu haltbar sind und abgeschnitten, in den Wohnräumen leicht auseinanderfallen; es soll jedoch gesagt sein, daß die Blu men der hybriden Formen widerstandsfähiger sind als die der echten Arten, Die Kultur der Akelei-Arten ist wahrlich keine schwere, wenn man über die Standortsverhältnisse und sonstigen Eigentümlichkeiten der einzelnen Arten genügend unterrichtet ist. Bezüglich der Bodenverhältnisse sind die Aquilegien zwar nicht als besonders anspruchsvoll zu be zeichnen, doch bevorzugen sie einen frischen, kräftigen, mehr schweren und vor allen Dingen warmen Boden. In kalten und leichten Böden versagen sie oft gänzlich. Die Lage kann sonnig oder halbschattig sein, selbst im Schat ten kommen einige Sorten noch fort, wenn auch der Blüten ansatz nicht so reichlich ist. Bei den zarten Arten tut man gut, dem Gartenboden noch etwas sandige Lauberde zuzu setzen. Samen werden gewöhnlich sehr reichlich erzeugt, will man sie aussäen, so benutzt man dazu die Monate April, Mai oder August, September, Man nimmt die Aus saat am zweckmäßigsten im kalten Mistbeet vor und pi kiert die aufgegangenen Sämlinge, wenn sie die genügende Stärke erreicht haben, auf einen Abstand von 25 cm ins Freie, Kleinere oder empfindlichere Sorten kann man zur Ausschmückung von Steinpartien verwenden, wo man sie auch besser unter Aufsicht hat, während man die wüch sigen Arten und Hybriden zur Ausschmückung der Ra batten heranzieht, oder, sie ihrem natürlichen Vorkommen entsprechend, vor Gehölzgruppen, unter Bäumen oder auf der Parkwiese anbringt. Die Vermehrung der Pflanzen durch Teilung verdient weniger angewendet zu werden, da man, wenn es nicht mit großer Vorsicht geschieht, viel Verlust haben kann. Die Anzucht aus Samen ist zwar langwieriger, aber doch sicherer als die Vermehrung durch Teilung, Im Frühjahr gesäter Samen keimt gewöhnlich bald, im Herbst in die Erde gebrachter dagegen meist erst im nächsten Frühjahr, Besonders verdient noch hervorgehoben zu werden, daß die Aquilegien sich auch sehr gut in Töpfen kultivieren lassen und dann jederzeit mit festem Ballen ins freie Land gepflanzt werden können, Im folgenden seien die bemerkenswertesten Arten, Ab arten und Formen in alphabetischer Anordnung einer Be sprechung unterzogen, A. alpina L, Diese in der Schweiz, im Alpengebiet und in Sibirien heimische Art erreicht eine Höhe von etwa 30 cm, zeichnet sich durch ihre nach oben zu fein und weich behaarten Stengel und die doppelt dreizählige Belaubung aus. Die im Mai und Juni erblühenden großen Blumen sind von lebhaft blauer Farbe und messen bei völliger Entfal tung etwa 5 — 8 cm im Durchmesser; sie finden sich zu zweien oder dreien an beblätterten Stielen, ihr Sporn ist am Ende ein wenig gekrümmt und halb so so lang als der Rand der Petalen, der oftmals weiß ist. Da A. alpina eine Gebirgspflanze ist, so empfiehlt sich deren Anbringung auf Felspartien, wo sie teilweiser Beschattung durch die Ge steinsmassen oder alpine Gehölze unterliegt, A. Buergeriäna Sieb, et Zucc, ist eine japanische, früh blühende Art mit behaarten, an der Spitze mehrfach ver ästelten Stengeln, doppelt dreizähliger Belaubung und gel ben, purpurn gezeichneten Blumen mit aufrechtem Sporn, der so lang ist, als der Rand der Petalen, Diese Art, die bei uns sehr selten zu sein scheint, wurde im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts von St. Petersburg aus verbreitet. Eine prächtige Art ist die in Nordamerika von Mon tana bis Neu-Mexiko in den tieferen Bergregionen ver breitete A. coerüZea James, die auch unter den Synonymen A. leptöceras Nutt. und macräntha Hook, et Arn. verbreitet ist. Sie erreicht 40 — 50 cm Höhe und entwickelt einen buschigen Wuchs mit nach oben hin flaumig behaarten Trieben und ziemlich ansehnlicher Belaubung, die ober seits freudig grün, unterseits graugrün ist. Die großen wohlriechenden Blumen sind weißlich, aber verschieden artig lichtblau und gelb durchsetzt. Die Sepalen sind oft blau, länglich, stumpf, zweimal so lang als der Rand der Petalen, der nicht eingebogene Sporn ist am Ende knopfig verdickt. Die großen Blumen messen bei völligem Aufge blühtsein 7—8 cm im Durchmesser und riechen angenehm, der Sporn ereicht 5 cm Länge. Diese in den Monaten Mai und Juni sehr reichblühende Art ist im höchsten Maße kul turwürdig. Man kann ihr auf der Felspartie, am Fuße großer Felsen ein Platz anweisen oder sie zur Ausschmük- kung von Rabatten verwenden. — Bemerkenswerte Varie täten sind: alba Hort, mit Blüten gleicher Größe wie die der Stammform, aber ganz weiß; flore pleno Hort, mit prächtigen großen Blumen, die gegen die Mitte mehr oder weniger gefüllt sind; die Produktion der Blüten ist aller dings keine so zahlreiche wie beim Typus, aber die Blüte zeit ist eine längere; hybrida, Sepalen blau oder weiß oder in beiden Farben gemischt, Petalen weiß bis gelb, die Blü ten sind kleiner als die der echten Art, erscheinen aber