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Nr. 21 DER HANDELSGÄRTNER, Handels zeltung für den deutschen Gartenbau 165 presse, willkommen. Die große Zahl der Erschienenen mache es ihm unmöglich, seine Begrüßung noch weiter zu spezialisieren. Eingeladen wären alle, die durch Mitarbeit, Opfer, Rat und andere Betätigung ihr Interesse an dem Unternehmen bewiesen hätten. Die Ausstellung sei schon ihrem Ursprung nach etwas besonderes. Der Plan sei nicht wie sonst bei Ausstellungen in Fach kreisen entstanden, sondern in der Bürgerschaft der Stadt sei der Gedanke aufgetaucht, auf dem wunderschönen Fleckchen Erde, das die Stadt an den Elbeufern besitze, eine Gartenbau-Ausstellung zu veranstalten aus Anlaß des 250jährigen Bestehens Altonas. Es soll gezeigt werden, daß Altona mit seinen 250 Jahren die Kinderschuhe ausgezogen habe und sich an ein wirklich großes Unternehmen wagen dürfe. Ob nun dieses Unternehmen einen pekuniären Er folg haben wird, könne noch nicht gesagt werden, der ideale Erfolg aber sei gesichert und zum Teil schon errungen. Warum nun aus diesem Anlaß gerade eine Gartenbau-Aus stellung gewählt sei? Erstens verdiene der Gartenbau in der Tat Pflege und Förderung durch die Großstadtverwal tungen, denn je weiter sich die Steinmassen der Städte aus dehnen und die Natur mit ihren zarten Reizen verscheu chen, um so wichtiger wird die Aufgabe der Gartenbau kunst, Oasen zu schaffen, auf die sich der Städter retten kann, um nicht ganz der Natur entfremdet zu werden. Der zweite Grund war, wie schon gesagt, das zur Verfügung stehende herrliche Terrain, daher war auch die Fachwelt von Anfang an begeistert für die Idee. Diese Begeisterung habe viel dazu beigetragen, über viele Schwierigkeiten und die kurze Vorbereitungsdauer hinwegzuhelfen. Vollfertig sei die Ausstellung heute freilich noch nicht, aber fertiger als man es sonst bei Ausstellungen gewohnt sei; darum herzlichen Dank für die treue, hingebungsvolle Arbeit, die hier geleistet worden. Der Dank sei nicht im einzelnen zum Ausdruck zu bringen, zu viele seien es, die dann ge nannt werden müßten. Die vielen Hundert Arbeiter, die treulich und ohne Unterbrechung ausgehalten haben, ver dienen den Dank genau so, wie die Unternehmer und die ehrenamtlichen Mitglieder der vielen Kommissionen, sowie die Beamten. Zum Schluß der Dank dem Kaiserpaar und besonders der Schutzherrin der Ausstellung, der Kaiserin. Mit einem Hoch auf das Kaiserpaar schloß der Redner seine eindrucksvollen Worte. Hierauf sprach der Oberprä sident von Schleswig-Holstein, von Bülow, dessen Rede im ganzen genommen sich im Sinne mit den Ausführungen des Bürgermeisters deckte und erklärte damit die Ausstel lung für eröffnet. Ein Chorgesang beschloß die Feier. Nun wurde unter Führung ein Rundgang durch die Aus stellung angetreten. (Hierüber ein Sonderartikel in nächster Nummer.) Heute nur noch ein Blick von der Terrasse des alten, ehrwürdigen, efeuumrankten Donnerschlosses auf den Schloßteich mit malerischer Uferbepflanzung und über viele Tausende spätblühende Tulpen und herrliche Baum bestände hinweg zum stets belebten Elbstrom mit seinen Hafenanlagen. Verweht tönen herüber Glockenzeichen und Signale von den Schiffen, die in die weite Welt fahren oder zurückkehren. Im Hintergrund weit ausgedehnt das ruhige Flachland, begrenzt von den schwarzen Bergen. . Der größte Reiz, den diese Ausstellung auf den Be sucher ausübt, liegt in dem einzigartigen Ausstellungs terrain, Berg und Tal, steile Abhänge und ein uralter herr licher Baumbestand. Nachdem man eben auf oft beschwer lichem Wege zu einem Ausblick gekommen, überrascht uns ein neues, herrliches Bild. Dies möge für heute genügen, dem Leser ein Bild zu geben von dieser Ausstellung, die jeder Fachmann, der es irgend ermöglichen kann, sich ansehen sollte. Ausführliche Einzelberichte über alle die vielen Ab teilungen werden folgen. ’ Kurzer Bericht über den Deutschen Spargelzüchter-Tag in Frankfurt a, Oder. Von E. H. Meyer, Braunschweig, Der Gartenbauverein Frankfurt a. O. feiert in diesem Jahre sein 50jähriges Bestehen und veranstaltet dabei drei Ausstellungen, Die erste war vom 2, bis 4, Mai. Der „Praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau“ hatte mit dieser Ausstellung eine Deutsche Sonderausstel lung für Spargel und einen Deutschen Spargelzüchtertag zum 3. Mai einberufen. Es war dies eine sehr glückliche Idee, die auch vollkommen gelöst wurde. Einmal war die Spargelernte im vollsten Gange, so daß fast 100 Nummern Spargel ausgestellt wurden. Alle Einsendungen waren von Anfang bis Ende hervorragend, so daß es den Preisrichtern schwer fiel, die Preise zu verteilen. Am folgenden Tage fand der Deutsche Spargelzüchter tag statt. Dieser war von Spargelzüchtern und Delegierten von Spargelzüchtervereinen aus ganz Deutschland sehr gut besucht. Der Tagesordnung erster Punkt bestand in dem Be such der Spargelplantage von Herrn B ö h m 1 e r, Frankfurt, dann folgte eine Versammlung mit Vorträgen, Der Besuch der Böhmlerschen Spargel-, Obst- und Rha barberanlagen stellte alle Besucher zufrieden. Besonders die Rhabarberkulturen wurden bewundert. Der Besitzer baut eine Spezialsorte von riesiger Ertragskraft. In der deutschen Fach- wie Tagespresse erschienen im Laufe dieses Jahres Artikel, welche auf die drohende Ge fahr des Riesenanbaues von Spargel im Wunderlande Kali fornien hinwiesen, und welche dem deutschen Spargelbau eine Niederlage voraussagten. Diese Reklame war zwar geschickt, aber doch sehr plump gefaßt. Zunächst griff man zu dem Mittel, zu behaupten, die Spargelpreise in Braunschweig seien in diesem Jahre um 4 bzw. 2 Pf. pro Pfund um deswillen gefallen, weil sich die kalifornische Konkurrenz fühlbar mache. Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber auch das Land des größten Humbugs. Und hier setzte der Humbug zuerst voll ein, Die Leser des „Handelsgärt ner“ wissen, daß im Vorjahre, als die Preise für Spargel in Braunschweig veröffentlicht wurden, es stets hieß, diese Preise sind ungesund und fallen wieder, da sie niemand ernstlich wollte! Sodann wird weiter behauptet, der Spargel sei infolge der billigen Fracht, die Dampfer nähmen diesen sozusagen als Ballast umsonst mit, billig! Dann seien in Amerika die Löhne so sehr billig! Endlich sei er von hervorragender Güte! Scheinbar geht diese Reklame von einem bekannten marktschreierischen Grossisten in Hamburg aus, der auch dort ein großes Lager hat, aber trotz Reklame den kalifor nischen Spargel nicht an den Mann bekommt. Es war nun nicht gelungen, zu diesem Punkte einen Referenten zu bekommen, da niemand das richtige Material hatte. Aber es wurde der Versammlung eine Ueberraschung durch Herrn Wilder aus Drewitz, Bz. Magdeburg, zuteil. Genannter Herr hatte einige Jahre in einer großen Spargel plantage in Kalifornien konditioniert und mit ihm sein Bruder. Er schildert den Anbau wie folgt: Spargel wird dort nur in sumpfigen Mooren gebaut. Diese können, da die Flüsse und das Meer höher liegen, nicht entwässert werden. Der Spargel wird auf 1 m im Quadrat gepflanzt, und zwar ganz flach, und dann ange häufelt. Es muß aber alles mit der Hand geschehen, da die Brüche und Sümpfe nicht von Pferden betreten werden können. Auch bei der Ernte muß der Spargel weit ge tragen werden, da keine guten Wege vorhanden sind. Die Ernte setzt schon im Januar ein. Der Ertrag ist, wenn man bis Juli sticht, sehr gut. Aber dem stehen hohe Löhne von 8 Mk. für den Tag für Chinesen und 12 Mk. für den Tag für einheimische Arbeiter gegenüber.