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Nr. 19. Freitag, den 8. Mai 1914. XVI. Jahrgang. Der Handelsgärtner Abonnementspreis bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland, Oesterreich und Luxemburg M.5.—, für du Ausland M.8.—, durch die Post oder den Buchhandel M. 20.— pro Kalenderjahr. Ausgabe jeden Freitag. Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Begründet von Otto Thalacker. — Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Gomenlusstr. 17. Inserate SO Pfennige für die rier- gespaltene Nonpareille - Zeile auf dem Umschlag 40 Pfennige im Reklameteil M. 1.— rur die sweigespaltene 105 mm breite Petit-Zeile. DasAbonnement gilt fortlaufend u. kann nur durch Abbestellung 14 Tage vor Jahresschluß aufgehoben werden Beachtenswerte Artikel in vorliegender Nummer: Frühblühende Edelwicken. Zur Empfehlung der Torenien. Celosia cristata und ihre Kultur. Wie man im Kreise Friedland für die Interessen der Handelsgärtner sorgt. Die Hauptversammlung des Vereins selbständiger Gärtner Badens. Vom Reichsverband für den deutschen Gartenbau. Das vorläufige Programm der dritten deutschen Gartenbauwoche vom5.—H.Juli HH4 in Altona. Die Gartenbau-Ausstellung Altona 1914. Handelskammerberichte: Berlin IV. Kultur, Pflanzenkrankheiten und Schädlinge, Vereine und Versammlungen, Aus stellungen,' Aasstellungstafel, Bücherschau. — Marktberichte usw. Frühblühende Edelwicken. Die Liebhaberei für die lieblichen Edelwicken ge winnt auch in Deutschland immer mehr die Oberhand. In England sind sie schon viele Jahre die Blumen des Tages. Ich kann mir einen englischen Blumenmarkt ohne „Sweet Peas“ nicht denken. Es ist daher naheliegend, daß von England die meisten Neuheiten in den Handel kommen, die in den von der National Sweet Pea Society ver anstalteten Ausstellungen gezeigt und auf ihren Wert hin geprüft werden. Auch Lathyrus odorätus praecox, die win terblühende Zierwicke, ist von dorther in den Handel gekom men; sie scheint berufen zu sein, unseren heimischen Blu menflor in den Wintermonaten zu bereichern. Ich will jedoch gleich vorausschicken, daß mir diese Neuheit, abgesehen von ihrer Frühzeitigkeit, noch sehr verbesserungsbedürftig erscheint, da die Blumen die Größe unserer besseren Lathyrus-odoratus-Blumen noch nicht erreichen. Beson ders an den dunkelblauen Sorten ist noch viel auszusetzen. Ueberhaupt ist die Farbenskala in bezug auf reine, schöne Farben noch sehr zu ergänzen. Doch zweifle ich nicht, daß wir in den nächsten Jahren auch von dieser Lathyrus- klasse schöne Sorten erhalten werden, wenn sie erst ge nügend durchgezüchtet ist. Aber auch in der jetzigen Ge stalt ist L. odorätus praecox schon ganz annehmbar, be sonders, da er bereits zwei Monate nach der Aussaat mit dem Flor beginnt und auch in den Wintermonaten bei ge eignetem Standort gut und reichlich blüht. Lathyrus sind Kinder der Sonne, erinnert doch schon ihr Duft an heiße, schwüle Sommertage. War es bisher auch möglich, den Lathyrusflor durch geeignete Vorkeh rungen zu verfrühen, sei es durch Auspflanzung in leere Kalthäuser, sei es durch Vorkultur in Töpfen, so erschien es doch unmöglich, zeitiger als im April Lathyrusblumen schneiden zu können. Ich habe es auf verschiedene Art probiert: durch Herbstaussaat, durch Wärme, ohne aber rechten Erfolg zu sehen. Die Sonne fehlte eben, unsere beste Bundesgenossin, bei fast allen Kulturen. Bei Lathy rus besonders wirkt die Sonne Wunder, Stieg sie im Frühjahre höher, so kam auch Leben in die Lathyrus, bald hatten sie eine Höhe von 2 m erreicht. Der April kam aber doch heran, bis die ersten Blumen sich öffneten. L. odorätus praecox blüht auch im Winter gut, ich bin mit der Blühwilligkeit recht zufrieden, besonders bei den hellen Farben; die dunklen Sorten befriedigten mich weniger. Wenn ich auch einer eigentlichen Winterkultur das Wort nicht reden will, so möchte ich doch auf ein Ver fahren aufmerksam machen, hohe Hinterwände von Kalt häusern, die der Sonne ausgesetzt sind, durch die Beran- kung mit L. odorätus praecox nutzbringend zu verwerten. Den Samen säte ich am 18, Januar zu je 5 — 6 Korn in 3zöllige Töpfe und hielt diese bis zum Auspflanzen am 14. Februar im temperierten Hause bei etwa 15 Grad C. Wärme. Vor dem Auspflanzen ist recht tiefes Umgraben erforderlich. Um frischen Dünger zu vermeiden, habe ich gute, kräftige Komposterde mit untergegraben. Das Aus pflanzen geschah mit Topfballen auf etwa 30 cm Entfer nung. Geheizt wurde wenig. Als mit der steigenden Sonnenwärme auch die Pflanzen höher wurden, mußte für das nötige Aufbinden Sorge getragen werden. An gutem Reisig klettern die Pflanzen fast von selbst in die Höhe, es braucht dann nur wenig nachgeholfen zu werden. Eine so bepflanzte Wand wirft einen ganz netten Ge winn ab, da die Kulturkosten gering sind und solche Wände oft unbenutzt dastehen. Selbstverständlich kann man auch die neuesten L. odorätus, die sich durch größere Blüten und schönere Farben auszeichnen, auf derartige Weise be handeln. Freilich blühen diese Lathyrus etwa 4 Wochen später. Platz jedoch müssen diese späten Lathyrus zur Entwicklung haben, viel Platz, damit sie ungehindert hoch gehen können. Eine Höhe von 2 bis 3 m erlangen sie auf alle Fälle. Nicht unerwähnt will ich lassen, daß bei der Aussaat die größte Vorsicht beachtet werden muß, um die Mäuse von den Töpfen fern zu halten. Werden diese nicht genügend geschützt, selbst noch, wenn die Pflanzen schon gekeimt sind, so wird man kaum eine Aussaat hoch bringen. Bei der Treibwickenkultur ist ferner darauf zu achten, daß die Temperatur des Hauses nicht höher als 12 Grad C. steigt, wenigstens so lange nicht, als noch keine Knospen zu fühlen sind. Am meisten sagt den Treibwicken in der ersten Zeit eine Wärme von zirka 5 Grad C. zu, es schadet aber auch keineswegs, wenn das Quecksilber auch einmal bis auf 0 Grad heruntergeht. Bei zu hoher Wärme treten leicht Blattläuse auf, auch die rote Spinne kann gefährlich werden, wenn man nicht für feuchte Luft besorgt ist. Alle diese Schädlinge müssen vernichtet werden, ehe die Pflan zen mit der Blüte beginnen. Später ist dieses nicht mehr möglich, weil durch den Räucherprozeß die Blumen wert los werden. In nährstoffarmem Boden wird eine flüssige Düngung für die Entwicklung der Pflanzen sehr von Vor teil sein. Mit stark verdünntem Abortdünger, dem man etwa 40prozentiges Kalisalz und Superphosphat im Verhältnis 1 : 100 zusetzt, sind immer recht gute Er folge erzielt worden. Folgende' Sorten sind besonders zu empfehlen: Christmas Pink, Fahne leuchtend rosa, neben der reinweißen Florence Denzer die beliebteste und reich blühendste Wickensorte; Christmas Meteor, scharlachrot; Christmas White, reinweiß, besonders für den Winterflor geeignet; Flamingo, scharlachrot, früh; Christmas Captain,