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38 Einzelvereine mit 4311 Mitgliedern. Das Vereinsleben war im Berichtsjahr ein sehr reges. Bezüglich der Obst ernte im Jahre 1913 hatte man sich infolge der Aprilfröste übertriebenen Befürchtungen hingegeben. Wenn die Obst ernte auch zu wünschen übrig ließ, in Zwetschen ist sie jedenfalls sehr gut gewesen. Das beweist am besten der Versand. Auf Bahnhof Allstedt wurden im Herbst 1913 verfrachtet: 200 Zentner Kirschen, 400 Zentner Aepfel, 100 Zentner Birnen, aber 20 100 Zentner Zwetschen. Im zwei ten Verwaltungsbezirk wurden nach einer amtlichen Nach weisung von 148 Gemeinden für verkauftes Gemeindeobst rund 93 200 M. vereinnahmt, und davon entfielen 14 000 M. auf Aepfel, 5000 M. auf Birnen, 27 200 M. auf Kirschen, nur 10 M. auf Nüsse, aber 47 000 M. auf Zwetschen. Dem Vogelschutz soll noch größere Aufmerksamkeit gewidmet werden als bisher. Der Vorsitzende verfehlte nicht, am Schlüsse seines Berichtes den Behörden seinen Dank für die Unterstützung abzustatten, die der Landesobstbau verein erhalten habe und gedachte dann noch der verstor benen Mitglieder, zu deren Ehren die Anwesenden sich erhoben. Hierauf erstattete der Kassierer des Vereins, Seidler-Closewitz, den Rechnungsbericht. Die Summe der Einnahmen betrug danach 3772,22 Mk., die Summe der Ausgaben 3388,08 Mk., so daß ein Ueberschuß von 384,14 Mk. verblieb. Der Rechnungsprüfer Schmidt-Winzerla hatte die Rechnung richtig befunden, und so wurde die von ihm beantragte Entlastung erteilt. Dann hielt noch der Obstbaulehrer J. Meyer einen Vortrag über: Maßnahmen zur weiteren Förderung des Obstbaues im Großherzogtum, worauf in eine Besprechung desselben getreten wurde. — Der Deutsche Landwirtschaftrat hat in seiner letz ten Vollversammlung einen handelspolitischen Ausschuß mit drei Unterausschüssen gebildet, worunter sich auch ein solcher für Gartenbau, Gemüse-, Obst- und Weinbau be findet, zu dessen Vorsitzenden der Königl. Landesökono mierat Bartmann-Lüdicke ernannt ist. An den Sitzungen nehmen auch die maßgebenden Fachvereine teil, die bereits Stellung zur Neuregelung der Handelsverträge I genommen haben. Ausstellungen. Gartenbauausstellungen in Frankfurt a. Oder. Die Frühjahrsausstellung des Gartenbauvereins steht vor der Tür. Am 2. Mai d. J. vormittags 11 Uhr findet ihre feier liche Eröffnung statt. Die Ausstellung verspricht eine reichhaltige zu werden und jedem etwas interessantes, sehenswertes zu bieten. Größere hiesige und bekannte auswärtige Firmen haben ihre Beteiligung zugesagt. Früh jahrsblüher, Rosen, Flieder, Pelargonien, Hortensien, Cli vien, Phyllocacteen, Alpenpflanzen, Dekoration, Binderei, Gemüse usw. werden vertreten sein. Dauerkarten, auch zum beliebigen Besuch der Sommer- und Herbstausstel- hing geltend, kosten 2 Mk. für die Person, das Eintrittsgeld für den ersten Tag beträgt 1 Mk., für die beiden folgen den Tage — Sonntag und Montag — je 50 Pf. Der Besuch der Ausstellung, die in der Aktienbrauerei stattfindet, ist warm zu empfehlen. Eine Gartenbau-Ausstellung ist in Beuthen (O.-S.) für das Jahr 1916 geplant. Ausgegangen ist die Idee einer solchen Ausstellung in Oberschlesien vom oberschlesischen Gartenbauverein, den Beuthener Mitgliedern des Ver eins ist es gelungen, Beuthen als Ausstellungsstadt durch zusetzen. Gartendirektor Köhler hatte dem Stadtver ordnetenkollegium ein ausführliches Projekt vorgelegt. Darnach würde die Ausstellung, die am 20. Juni 1916 er öffnet und am 15. Oktober geschlossen werden soll, einen Kostenaufwand von 120 000 Mark verursachen. Eine Ausstellung italienischer Gartenkunst ist für das Jahr 1915 in Florenz beschlossen. Es soll eine Ausstel lung der Kunst und Geschichte des Gartens und der Villen in Italien geboten werden. Es sollen damit auch Vorfüh- j rungen in der freien Natur, möglicherweise im königlichen i Park, dem giardino boboli und Ausflüge nach den histo rischen Villen in Florenz und in der Toskana verbunden werden. Architekten und Gärtner sollen zu einem Wett bewerb aufgefordert werden; für die bildlichen Darstel lungen älterer und neuerer Gartenanlagen sowie für die modernen Entwürfe werden die Säle des Palazzo vecchio zur Verfügung gestellt. Unterrichtswesen. Die Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin, welche von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft und der Stadt Berlin gemeinsam unterhalten wird, veranstaltet im Sommerhalbjahr 1914 wiederum einen Kursus für gärtne risches Feldmessen. Der Unterricht beginnt am Sonntag, den 10. Mai im Schulgebäude, Hinter der Garnisonkirche 2, und findet an weiteren neun Sonntagen (drei Stunden täg lich) statt. Anmeldungen bei Herrn Rektor Schüne mann, Berlin, Hinter der Garnisonkirche 2, oder bei Herrn Dr. Rudolf FI ö r o 1 d, städtischer Gartenarchitekt, Berlin, Brunnenstraße 84,1. Vermischtes. Ueber die Förderung des Obstbaues durch die König liche Ansiedlungskommission in den Provinzen Posen und Westpreußen im Jahre 1913 macht die Denkschrift über die Förderung deutscher Ansiedlungen folgende Angaben: Hausgärten (verschiedene Obstsorten: Aepfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume für den Hausbedarf) und Mu stergärten (einheitliche Apfelbaumpflanzungen für Ver kaufszwecke) werden nach Pflanzplänen angelegt, die der Sachverständige der Landwirtschaftskammer an Ort und Stelle aufstellt. Die Vorarbeiten für die Pflanzung werden durch die Gutsverwaltungen oder die Verwaltung der staatlichen Baumschule zu Janowitz in Posen ausgeführt. Die Pflanzungen selbst werden von der genannten Baum schule oder von Privatfirmen hergestellt und von dem Sachverständigen abgenommen. Mängel werden sofort abgestellt, innerhalb Jahresfrist absterbende Bäume von dem Lieferer unentgeltlich ersetzt. Jeder Baum erhält einen Pfahl und ein Schutzgeflecht. Zur Baumpflege wer den Ansiedler und Ansiedlersöhne auf Staatskosten aus gebildet; sie sind verpflichtet, sich als Baumwärter neben beruflich in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Ent ziehen sie sich dieser Verpflichtung, dann müssen sie die Kosten der Ausbildung zurückerstatten. Die Gemeinden sind durch den Gemeindevertrag zur Anstellung eines Baumwärters und zur Unterhaltung der den Gemeinden unentgeltlich überwiesenen Baumwärtergeräte verpflich tet. Die Aufsicht über die Baumwärter führt ein bei der staatlichen Baumschule angestellter Oberbaumwart, der wiederum dem Sachverständigen der Landwirtschaftskam mer untersteht. Für gute Leistungen bekommen die Baumwärter Prämien aus staatlichen Mitteln. Dem mit guter Baumpflege so eng verknüpften Vogelschutze wird durch Aufhängen von Nistkästen und durch Anlage von Vogelschutzgehölzen gedient. Zur Unterrichtung der An siedler im Obstbau werden von dem Leiter der staatlichen Baumschule und von dem Obstbaumwarte zahlreiche ein- und zweitägige Lehrgänge im Ansiedlungsgebiet abgehal ten. Die Ansiedler zahlen bei der Anlage der Hausgärten (21 Bäume) für den Baum nebst Zubehör und die Pflanzung 80 Pf., bei der Anlage von Mustergärten (50 Bäume) 1 Mk. für den Baum. Im Jahre 1913 sind gepflanzt worden in An siedlerhausgärten 15 838 Obstbäume, 1095 Nußbäume, 1682 Zierbäume, 1297 Rankengewächse; in Mustergärten 3729 Obstbäume, an Wegen und Plätzen 9845 Obstbäume und 5540 Wildbäume. Zu Baumwärtern sind 51 Landwirte (im ganzen bisher 111) ausgebildet und 34 (im ganzen bisher 88) angestellt worden. Für den Vogelschutz sind zwei Vogelschutzgehölze angelegt und 1568 Nistkästen aufge hängt worden.