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106 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Mi. 14 nen Nachteil im Gefolge hat, haben die Versuche an Quit- । ten gezeigt, welche vor einigen Jahren an der Hochschule für Bodenkultur zu Wien angestellt wurden. Man hob den Mutterboden ab und legte ein Pflaster mit verzementierten ■ Fugen hinein, füllte dann den Boden wieder auf und steckte Holzstecklinge hinein. Die aus diesen entstehenden Pflan zen und die anderen Arten, auch Sämlinge, die später ver edelt wurden, gediehen ohne sichtbare Verzögerungen oder Nachteile gegenüber einer Vergleichspflanzung. Und beim Herausnehmen zeigte sich, daß statt der verkümmerten Pfahlwurzeln die Seitenwurzeln viel stärker und vornehm lich die Faserbewurzelung viel üppiger war. Letzteres eine Folge des Zwanges, die Wurzeln an der reichlicheren gelüf teten Oberfläche zu bilden. So spricht denn so ziemlich alles zugunsten einer flacheren Bodenbearbeitung, als sie heute für Baumkulturen üblich ist. Man sollte meiner Ansicht nach nur so tief be arbeiten, daß Stecklinge bequem gesteckt, zu verschu- lende Pflanzen in lockerem Boden stehen. Das wären rund 2 Spatenstiche Tiefe oder noch etwas weniger, etwa 35 bis 40 cm. Und dann sollte aus Billigkeitsrücksichten an Stelle der teuren Spatenarbeit der Pflug treten. Es gibt zwei Metho den, um diese Tiefe mit Pflug zu erzielen, die ja je nach dem nur 20 bis 28 cm Tiefe erreichen. 1, Man pflügt so tief als möglich mit 2 Pferden und stellt hinter den Pflug eine Anzahl Leute in die offene Furche, welche die Furchensohle bis zur erforderlichen Tiefe von 40 cm umgraben oder aufhacken, bis der wieder kehrende Pflug die Furche schließt und eine neue öffnet. In Mittelböden kostet das für 1 ha nur 400 bis 500 Mk. Das andere Verfahren — von mir bei Neuanlagen seit Jahren angewendet, — ist das Pflügen mit nachfolgendem Untergrundpflug System Bippard. Ich habe noch im Herbst 1912 145 Morgen damit pflügen lassen, 1911 52 Morgen. Ich habe das von mir zuerst eingeführte Verfahren seiner zeit in der „Süddeutschen Gärtnerzeitung“ beschrieben und empfohlen. Eine ganze Anzahl haben einen Versuch, oft mit großen Flächen, wie Baumschulenbesitzer Dentler in Nürnberg, gemacht, und haben mir unaufgefordert mit geteilt, daß sie über die Schnelligkeit, Billigkeit und Güte der Bearbeitung erstaunt gewesen sind. Alle Kosten, auch Reparaturen, Abnutzung der Pflüge, Versicherung der Leute und Pferde mit eingerechnet, stellt sich dieses Ver fahren auf 120 bis 150 Mk. für 1 ha bei einer Arbeitstiefe von 40 bis 50 cm. Bei diesem Verfahren wird zunächst vierspännig mit einem gewöhnlichen Pfluge so tief als möglich gepflügt. Un mittelbar folgt diesem Pflug der Bippartpflug, ebenfalls vierspännig, in sehr schwerem, dichtem Boden auch mit 6 Pferden. Das Schar besteht aus einer geneigt an einem Schwanenhals befestigten Platte aus bestem gehärteten Stahl. Diese Stahlplatte beißt sich beim Anziehen der Pferde in den Boden der Furchensohle; dieser schiebt sich auf der Platte hinauf, fällt hinter derselben in die Furche zurück und wird so ganz locker. Will man tiefer als etwa 45 cm pflügen, müssen einige Kettenglieder eingefügt und die Führungsstange dementsprechend verlängert werden. Ich habe so beispielsweise 1910 47 Morgen Lehmboden teils auf 50 cm, teils einfach auf 28 cm in ca. 3 Wochen mit einem Gesamtaufwand von 8 Pferden und 2 Knechten gepflügt. Die Kosten betrugen alles in allem ca. 1150 Mk. oder rund 24 bis 25 Mk. für 1 Morgen. Das heute übliche Rigolen mit dem Spaten ist viel zu teuer! Freilich bin ich auf den Einwand gefaßt, daß eine Sache richtig sein muß, die sich durch alle Zeiten gehalten hat. Ich persönlich habe mich eben, abgesehen vom Kosten punkt, bei meinen zahlreichen Neuanlagen immer wieder von der Richtigkeit meiner Beobachtungen überzeugen müssen, und ich habe die Ueberzeugung, daß wir Gärtner, wie seit Jahren die Landwirte, mehr und mehr von der Tiefkultur abkommen werden. Wie ich seit 10 Jahren bei der Anlage von Obstpflanzungen die Reihenabstände all mählich von 10 auf 15 bis 16 cm erhöht habe, so bin ich im Laufe dieser Zeit von 70 bis 80 cm auf 40 bis höchstens 50 cm Bodenbearbeitungstiefe herabgegangen. Und meine eigenen umfangreichen Beobachtungen, wie die Erfahrun gen zahlreicher guter Beobachter aus Kollegenkreisen haben mir hier wie dort recht gegeben. Will man die tiefe Durchlüftung des Bodens nicht mis sen, so bedarf es durchaus nicht des Rigolens. Das besorgt eine Gründüngung viel besser und mit Dauerwirkung. Denn wenn die Grünmasse eingebracht ist, sterben die tief reichenden Wurzeln der Leguminosen im Boden ab und hin terlassen, verwesend, unzählige feine Luftkanäle, die sich nicht mit der Zeit versetzen, wie das bei der Lockerung durch Rigolen der Fall ist. Und außerdem bringt die Gründüngung den teuersten Nährstoff, den Stickstoff, in den Boden, macht uns bis zu einem gewissen Grade vom immer teurer und knapper wer denden Stallmist unabhängig und bringt gewaltige Mengen des der Lüftung weiterhin und auch sonst unschätzbaren Humus in den Boden, Und das, wie ich gelegentlich mit Wunsch der Schriftleitung dartun werde, unendlich viel wohlfeiler als das Rigolen ist. Und wenn man glaubt, daß man des Rigolens in sehr bindigen Böden nicht gut entbehren könnte, der Lockerung wegen, so soll man den trefflichen billigen Torfmull zu gleich mit dem Rigolen mit Bippartpflug verwenden. Man trägt den lockeren Torfmull so hoch auf, daß 1 Ballen, der etwa 100 kg zu halten pflegt, etwa 20 qm bedeckt, und pflügt ihn mit ein. Darnach arbeitet man das Quartier über Kreuz mit einem Federzahnkultivator tief durch, so daß sich der Mull gut verteilt. Das alles kostet meist noch nicht so viel, trotz der Aus gaben für den Torfmull, als das heute übliche Rigolen mit dem Spaten, und gewährt eine ständige Durchlüftung und allgemeine Verbesserung des Bodens. Vibürnum tinus und Pittösporum tobira. Zwei Pflanzen, die so ziemlich fast vollständig in Ver gessenheit geraten, sind Viburnum tinus und Pittosporum tobira, deren Kultur zu Topfpflanzen sich aber sicher heute auch noch lohnt, da vollblühende und gut kultivierte Pflan zen wohl kaum unverkäuflich bleiben würden. Leider wer den sie beide in den Handelsgärtnereien kaum noch heran gezogen, da ihnen das Odium anhaftet, daß ihre Kultur als Marktpflanze zu lange Zeit in Anspruch nehme und deshalb unrentabel sei. Zugegeben muß ja werden, daß beide etwas langsame Wachser und unter drei Jahren wohl selten ver kaufsfähige Pflanzen zu erwarten sind. Aber dafür wachsen sie sozusagen nebenbei heran und bedürfen außer einem ein- bis zweimaligen Verpflanzen und einem Zurechtschnei den auf Form keiner Pflege. Das zweitmalige Verpflanzen kann nach meiner Ansicht auch noch gespart werden, denn es ist in der Tat gar nicht notwendig; es ist vielmehr den Pflanzen von größerem Vorteil, wenn sie im zweiten Jahre unverpflanzt bleiben. Dafür müßten sie aber in der Triebzeit bis zum Frühsommer hinein wöchentliche ein- bis zweimalige Dunggüsse mit einem Nährsalz, das Holz festigkeit und Blütenbildung fördert, vielleicht Florasalz oder einem ähnlich zusammengesetzten Düngesalz, be kommen. Die Vermehrung dieser beiden sehr widerstandsfähigen Topfpflanzen geht ja zwar etwas langsam vonstatten, na mentlich bei Pittosporum machen die Stecklinge nicht so leicht Wurzeln, aber war das früher mit vielen Sorten der Azalea indica nicht auch der Fall? Doch durch Ausdauer und Versuche hat man diese Schwierigkeit überwunden, so daß sie Topfpflanzen ersten Ranges geworden sind, was ja allerdings von den zur Besprechung stehenden niemals zu erwarten ist, da ihnen die Farbenfreudigkeit der Azaleen fehlt. Dafür sind sie aber um soviel mehr dauerhafter und stehen in dieser Beziehung als blühende Topfpflanzen wohl fast einzig da, Und es ist der Gärtnerei noch niemals zum