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Nr. 125. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 22, Oktober 1912. Seite 3. chen ist, können Telegramme nach der Türkei bis auf weiteres nur über Konstanza oder zu den im Tarife angegebenen höheren Worttaxen via Rußland und via Odessa-Konstantinopel angenommen werden. Sie er leiden Verzögerungen und find nur auf die Gefahr des Absenders anzunehmen. Privattelegromme nach der Türkei dürfen nur in offener türkischer, französi scher, englischer und deutscher Sprache abgefaßt wer den; in anderer und verabredeter Sprache find sie nicht zugelaffen und werden vorkommendenfalls angehalten. Aus Durchgangstelegramme findet diese Beschränkung keine Anwendung. Telegramme in geheimer Sprache nach Bulgarien, Griechenland und Serbien sind bis auf weiteres nicht anzunehrnen. Köln, 20. Oktober. (Zur Fleischteuerung.) Dis Landwirtschaftskammer der Rheinprovtnz richtet ein Rundschreiben an die größeren Landwirte der Pro vinz, in welchen sie um Angabe darüber bittet, ob die Landwirte geneigt sind, eine bestimmte Anzahl von Schweinen zu bestimmten Preisen auf mehrere Jahre zu liefern. Auf Grund dieser Angaben will die Land wirtschaftskammer einen Vertrag zwischen den Land- wirten und den rheinischen Städten auf eine mehr jährige Versorgung mit Schweinen zu festen Preisen erzielen, um derartige Schwankungen auSzuschalten, wie sie jitzt bestehen. Im Prinzip sind diese Vor schläge von der Landwirtschaft mit Sympatie aufj>r- nommen worden. Aehnltche Versuche haben auch an dere LandwirtschaftSkammern unternommen. Russland. Petersburg, 21. Oktober. (Politi scher Proteststreik in Petersburg.) Unter den 30000 Arbeitern der hiesigen Metallfabriken ist «in politischer Proteststreik wegen Kassierung der Duma wahlen auSgebrochen. Im Narw'schen Fabrikrayon versuchten die Arbeiter eine Demonstration. Sie zo gen mit roten Fahnen auf und sangen die Arbeiter- Marsellaise, wurden aber von einem berittenen Po- lizeiaufgebot zerstreut. A allen Fabrikvierteln sind größere Polizeikommandos zur Verhinderung von Un- ruhen untergebracht worden. Italien. (König Viktor Emanuel — rö mischer Kaiser.) In italienischen volttischen Krei- fea läuft da« Gerücht, daß König Viktor Emanuel sich mit der Absicht trag«, in Kürze den Titel eines „Römischen Kaisers" anzunehmen. Man sagt, daß die ser Plan von gewissen italienischen Staatsmännern schon seit Beginn des türkisch-italienischen Kriege« ge- nährt wird und daß man nur auf einen großen Sieg wartete, um ihn zur Ausführung zu bringen. Die italienische Regierung glaubt, daß das Ansehen Ita liens bedeutend gehoben wird, wenn di« kaiserlich« Würde wiederhergestellt und König Viktor Emanuel «inen Titel annehmen würde, der dem der Herrscher der beiden verbündeten Nationen glerchkommt. Rom, 21. Oktober. (Zum tlalienisch-türkt- schen FrtedenSvertrag.) „Trtbuna" veröffent- licht eine Erklärung de« KabinettchefS Giolitti über den Lausanner Frieden. Der Ministerpräsident ver gleicht den Vertrag mit dem österreichisch-türkischen Abkommen von 1909 und weist daraufhin, daß Jta- lien geringere Konzession al« Oesterreich gemacht habe, da «S keinerlei Entschädigung für die seit einem Jahre besetzten Gebiete bezahlt. Der ValkMrieg. KriegSlügen sind nicht nur erlaubt, sondern zu Beginn der Feindseligkeiten sogar geboten. Man be- denke nur, wie entmutigend die Niederlage auch nur in e nem ganz unbedeutenden Vorpostengefecht auf Truppen und Volk des Landes wirken muß, das die Niederlage erlitt. Da die Siegeszuversicht eiv wesent- licher Faktor für den Erfolg ist, so berichten die Heerführer nur von Siegen der Ihrigen oder sie schweigen Die unabhängigen Kriegsberichterstatter werden von dem Schauplatz der Entscheidungen mög lichst ferngehalten, damit sie nicht durch ihre Meldungen die Tendenz der Führer durchkreuzen. Auch liegt e» Im Interesse keiner der krieg-führenden Parteien, daß die Gegner von ihrem Aufmarsch usw. durch die Tel«- gramme fremder Korrespondenten Kenntnis erhallen. AuS allen diesen Gründen erklärt e» sich, daß man so wenig Zuver-äsfigrS bisher vom Stand der Dinge am Balkan zu erfahren bekam. Tatsache ist, daß der Krieg auk der ganzen Linie entbrannt ist. Bulgarische, serbische und griechische Truppen befinden sich im Anmarsch gegen den gemein- samen Gegner, der seinerseits bemüht ist, die ent scheidenden Schlechten 'n Feindesland autzufechten. Nur die Me tene: rmer, die vorzeitig und zwecklos ihre Krale v rpufft hatten, verhielten sich am Aus gang der vorigen Woche ruhig, un ? eS fragt sich, ob sie überh. pr noch einmal zu einem energischen Vor- stoß imstande sein werden. Ungewiß ist noch immer die Haltung der mvhamedanischen Albanesen. Während die der griech. ch-kurho' so-n A rche angehörigen Malis« soreu offen zu den christlichen Balkanstaaten überge- gangen sind bleiben die muhamedanischen Albanesen Konsta iinopeler Meldungen zufolge der Türkei treu. Die Angab, daß der einflußreichste Albanesenführer Boletruatz m - 10000 Mann zu den Serben über- gegangen sei, wird von Belgrad auS bestätigt, von Konstantinopel au» m't dem Hinzufügen für erfunden erklärt, daß die falsche Nachricht nur verbreitet werde, um die Alanesen irre zu führen. London, 2i. Oktober. Der Kriegsberichterstatter des „Daily Telegraph" meldet über die letzten Ge- fechte folgende Einzelheiten: Die bulgarischen Truppen stürmten die ürktschen Befestigungen von Mustapha Pascha am Freitag morgen und erbeuteten 34 Ge schütze. König Ferdinand war mitten im Feuer und spornte seine Leute durch Zurufe an. Die Türken sollen nur geringen Widerstand geleistet und sich aus die stark befestigte Stellung von Adrianopel zurückge- zogen haben. Mustapha Pascha wurde sofort besetzt, die bulgarische Flagge wurde gehißt und in Ferdi- nandowo umgetauft. In Ttmrasch soll die türkische Garnison die weiße Fahne gehißt haben, als aber 400 Bulgaren vertrauensvoll herankamen, feuerten die Türken und töteten 80 Bulgaren, worauf der Rest sich zurückzog. Mit Verstärkung wurde die Garnison aufs neue angegriffen und die türkischen Soldaten ohne Pardon niedergemacht. Wie der Korrespondent weiter meldet, sind die bulgarischen Truppen nur zehn Kilo meter von Adrianopel entfernt. Konstautinopel, 21. Oktbr. (Die Belagerung von Adrianopel) Aus Bdrianopel wird berichtet, daß die Türken zahlreiche Minen gelegt haben, die den bulgarischen Truppen bei einem eventuellen Sturm aus die Stadt schwere Verluste bringen dürften. Konstantinopel, 21. Oktbr. (Bor der Schlacht bei Adrianopel.) Wie man allgemein glaubt, wird Ende dieser Woche ein entscheidender Kamps in der Nähe Adrianopel« stattfinden, an dem mehrere hunderttausend Mann teitnehmen dürften. — Die Militärattache» reisen Mittwoch nach dem Kriegsschau plätze ab. — Da« türkische Krieg«Ministerium hat be kannt gegeben, daß außer den akkreditierten Militär- attachL» keine fremden Offiziere zum Kriegsschauplatz zugelassen werden. Konstantinopel, 21. Oktbr. (Kampf zwischen Türken und Bulgaren) Offiziös wird gemeldet, daß bet Balkuchle in der Näh: von Kirkltfle ein bul garische« Kavallerieregiment die türkische Grenze über schritten und mehrere verlassene Ortschaften zerstört hat. Türkische Truppen in Ereklec haben jedoch die Bulgaren in die Flucht geschlagen. Zahlreiche Bul garen, angeblich 400 Mann, sind getötet worden. Dem „Babah* zufolge hat die türkische Flotte die bul garischen Küstenbattenen bet Barna zum Schweigen gebracht. Die Stadl h be unirr dem Bombardement stark gelitten. Die bulgarisch-n Torpedoboote seien außer Gefecht gesetzt Koustantiuopel, 21. Oklbr. (Vordringen der Albanesen auf serbischem Gebiet.) Mel dungen auS UeSküb bcr chlen, daß die Alban.sen die Grenze überschritten und Velika umzingelt haben. Die Serben hatten schwere V ilu'te und flüchteten nach der Gegend von Ku,chumi (BerlustederGrie- chen.) AuS Janina wird gemeldet, daß die Türken einen Angriff der Griechen lei Lyro« abwiesen. Die Griechen, die schwere V rlustc hatten, flohen. Die Türken besetzten den Engpaß von Kumtehadi«. Neueste direkte Meldungen Ulm, 22 Okwber (Graf Zeppelin Ehren- bürg « r von Ulw.) Do« L Htschiff „Viktoria Luise" unternahm gestern unter Führung de« Grafen Zeppelin eine Fahrt nach Ulm. Oberbürgermeister von Wagner richtete bei der Landung an den Grafen «ine Ansprache, in der er mit Genugtuung h-rvorhob, daß Graf Zeppelin längere Zeit in Ulm eine Heimat gehabt habe. Er teilte mit, daß die bürgerlichen Körper- schäften von Ulm beschlossen haben, . den Grasen Zeppelin zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen. Graf Zeppelin dankte für diese Auszeichnung. Nisch 22 Oktober. (DerBalkankrieg.) Hier geht das Gerücht, daß in der Gegend von Ukerdores ein heftiges Gefecht zwischen Arnauten und Serben stattge- fanden hat. Die Arnaaten sollen eine bewaldete Höhe bei Merdores besetzt und ein lebhaftes Leuer auf die Serben eröffnet haben. Nach langem Kampfe wurden die Arnauten aber gezwungen, ihre-Stellung aufzugeben. Sie wurden von den Serben auf freies Gelände gedrängt und völlig aufgerieben. — König Peter ist aus Nisch in Wranje eingetroffen. Adrianopel, 22 Oktober. Lin Telegramm, daß ge stern mittag um 2 Uhr HO Ulin vor Adrianopel aufge- geben wurde, berichtet, daß die Bulgaren auf ihrem Vor marsch zahlreiche Ortschaften in Brand gesteckt haben. Lerner wird berichtet, daß in Adrianopel (2 bulgarische Professoren unter dem verdachte der Spionage verhaftet wurden. Sofia, 22. Oktober. Die Bulgaren sollen bereits zwei Außenforts von Adrianopel durch einen Bajonettan griff genommen haben, obwohl die Türken heldenhaften w ederfland leisteten. Ulan erwartet für heute, daß di« Bulgaren einen allgemeinen Angriff auf Adrianopel aus führen werden. München, 22 Oktober. Die „Münchner Neuesten Nachrichten" berichten aus Sofia: Gerüchtweise verlautet, daß die bulgarischen Truppen bereits bis an die Außen forts von Adrianopel gekommen find und nach einem hartem Kampf zwei Außenforts genommen haben. Lben- talls gerüchtweise verlautet, daß die bulgarischen Verlust« dabei 3000 Tote betrugen Außerdem sollen 30 Offiziere und (00 Soldaten in türkische Gefangenschaft geraten sein. Athen, 22. Oktober. Der Vormarsch der SptruS- Armee wird gleichzeitig mit der Thessalischen sortge- setzt. Die Thessalischen Divisionen haben bi« gestern morgen gegen 45 Kilometer aus türkischem Gebiet zu- rückgelegt. Alle Nachrichten von zahlreichen Verwun deten werden vom Kriegsministerium dementiert. Bi» gestern morgen beschränkte sich die Zahl auf 15. Der Kronprinz teilte der Regierung mit, daß er die Zu- i ssung von fremden Generalstabsoffizieren und Mili tär-Attaches« nicht wünsche. Im Interesse der Ge heimhaltung der militärischen Bewegung wird man wahrscheinlich eine militärisch« Zensur einrichten, die von Generalstäblern ausgeführt wird. Athen, 22. Oktober. Die griechische Flotte hat den Golf von Makro« aus Lemno», die beste Bucht im Aegätschen Meer nächst der Suda Bai okkupiert. Der Hafen bildet eine ausgezeichnete OperationSbastS gegen die Dardanellen. Es ist unbekannt, wa» aus der Gar nison der Insel und den 20 Türken geworden ist. — Von Elassona fehlen alle weiteren Einzelheiten. Die Eroberung der Garnison wurde bisher nicht bestätigt; man ist aber überzeugt, da« fie erfolgte. Der Ueber- gang Über die Grenze erfolgte, nachdem zwei Aero- plane das Gelände erkundet hatten. Die Türken zo gen sich überall ohne Widerstand zurück, sodaß die Griechen die Milttärstationen leer fanden. Nur in Damast wurden die abgehenden Türken überrascht. — Ueber Lemno« ist die Blockade verhängt worden. Nach dem die griechischen Truppen auf der Insel gelandet sind, nimmt man an, daß di« kleine türkische Garni kon kapitulieren wird. Die Aeroplane leisteten vor zügliche Dienste und wurden von den Türken erfolg- lo« beschossen. Smyrna, 22. Oktober. Ein von Smyrna abge- aangener Militärzug mit 800 Soldaten, die zur Ver stärkung der Türken eingeschifft werden sollten, fuhr bei Ephesus mit einem Güterzug zusammen. 250 Sol daten wurden getötet oder verwundet. Wien, 22. Oktober. Aus Konstanza wird gemel det: Nach mehrstündigem Bombardement durch vier türkis be Kriegsschiffe begannen die türkischen Truppen in Sarna zu landen. Di« Bevölkerung, von Panik ergriffen, flüchtete auf rumänisches Gebiet. Nach offi ziellen bulgarischen Meldungen, soll der türkische Lan- dunzSversuch bereits abgeschlagen worden sein. voraussichttich« Witterung arn 25. Oktober. Magdeburger Wettervorhersage. Ziemlich trüb, mlld, windig, zeitweis« Regen. 2 steiiMcht, große kogts find zu vermieten und Neujahr zu beziehen. Alwin Militzer, Nietschelstraße 352». Zwei freundliche, sonnige wodnungen Kamenzer Straße 262 H'haus, l Etage pr. 1 Dez , Mansarde pr. 1..Jan. oder später zu verm. I. Neubarth. Dresdner ScLiacdtvtsddofprelse »m 21. Oktober iy>2. ^um Auftrieb «aren gekommen: 263 Ockien 154 Kutten, 333 «alben und «übe, 226 «Lider. 1044 5cd»k«, 2908 Sckveiue; »inci 5033 8cblacbttiere. I 1.I 2. i «jaUtLi I Vcbsen . 5l—53 95—99 44—48 86-90 37—43 79—84 — — Kutten . . 51—53 91—96 46-49 86—89 41—45 80—86 — — «alben,«übe 48—51 89—95 43—45 82—85 38—42 77—81 34—37 74—76 «Lider 80-90 IiO-120 63—64 106-107 55—59 97-102 48—52 90-94 Scdakc 46—48 96-100 3S—«e 84—88 30-34 64—75 — — Scbweioe 62—64 82—84 68-70 88—90 58-61 78-81 56—57 76-77 ^uruabmepreire über I9otir — Der Oescbäktsxaux xestaltete sieb in «in- 0ern xleickwie in Lcbwcmen scklecbt unU suck in «Libern und Scbaken var 6er Omsatr ein langsamer. llederatZnäe waren ru veraeicbnen 39 Hinter darun ter l5 Ocbsen, 9 Kutten, 15 «übe, ferner 23 Ickake unä 07 äckweine. 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