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Nr. 134. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 12. November 1912. Seite 6. ab und traf den anderen Unteroffizier in» Auge. Die Kugel drang in den Hirrterkopf. An dem Aufkommen der Verletzten wird gezweifelt. Das Auge ist jeden, fall« verloren. Der Unteroffizier, der den unglücklichen Schuß abgegeben hatte, war ganz verzweifelt, als er sah, welcher Unglück er angerichtet hatte. Er ging aus seine Stube, wo er sich mit seinem Dienstgewehr einen Schuß in die Schläfe beibrachte. Er war so- fort tot. Lübeck, 11. November. (Opfer der Meere r.) Im östlichen Sundeingang sind sieben Leichen ange- trieben worden, die wahrscheinlich zu den Verschollenen schwedischen Dampfer „Virgo" gehören. Forst i. L., 11. November. (Ein Ehedrama.) Der Kantinenwirt Frischke in Triebel verletzte nach einem häuslichen Streit seine Ehefrau durch zwei Re. volverschüffe schwer und schoß sich dann selbst eine Kugel in den Kops. Prag, 11. November. (Neuemisston von montenegrinischemPapiergeld.) Die monte» negrinische Regierung hat bei der Graphischen Anstalt „Union" in Prag Banknoten für 2 Millionen drucken lasten. Prag, 11. November. (Selbstmord eines türkischen Offizier».) Von den 200 in Bos nien entwaffneten, jetzt in Reichenberg internierten türkischen Soldaten find zwölf gestorben. Ein Leut, nant hat sich au- Furcht, vor «in Kriegsgericht ge stellt zu werden, erschossen. Beirut, 11. November. (Ein deutscher Kreu» zer vor Haifa.) Der deutsche Krenzer „Geyer" liegt vor Haifa. vor sSckflfcko Landeskutturrat und Vas in ttusslckt gestellte stärkere ttngedot von Scdlacd liieren. 8. Dresden, 11. Nov. In der vor einigen Tagen in Dresden abgehalienen 62. Gesamtsitzung des säch. sichen Landeskullurrates betonte der Referent über die Frage der Fleischteuerung, Geh. Oekonomierat Schu- bart-Euba, daß die jetzt hohen Vtehpreise nur eine vorübergehende Erscheinung sei, ein Rückgang derselben sei im Frühjahr — spätestens im Sommer — na- mentlich bei den Schweinen bestimmt zu erwarten. — Hierzu veröffentlichen die Obermeister der Dresdner und Bautzener Fleischertnnungen, Gustav Witzschel. Dresden und Richard Nierth-Bautzen folgende Erklä rungen: 1. Obermeister Witzschel: Meine« Erachtens ist em verstärktes Angebot von Schlachttieren aller Gattungen nicht zu erwarten. Wenn nicht alles trügt, wird sich wohl die Marktlage für Schweine etwa« günstiger gestalten, d. h. sie werden im Preise etwa« zurückgehen, dagegen werden Rinder den hohen Prei« weiter behalten. Ein größerer Auftrieb an Rindern ist vor dem Jahre 1914 nicht zu erwarten; daß ein solcher aber dann eintreten wird, beweist da- allerort» so außerordentlich geringe Angebot von Kälbern, wo raus mit Sicherheit gefolgert werden darf, daß viel zur Aufzucht zurückgehalten wird, deren Folge sich in zirka zwei Jahren bemerkbar machen wird. Dringend nötig ist, daß die deutsche Landwirtschaft alle« aus- bietet, um so viel Vieh zu züchten, daß die Märkte bester beschickt werden können, wodurch allein ein Weichen der Fleischpreise zu erwarten ist. Andernfalls wüsten die Grenzen für lebender Vieh geöffnet werden, denn mit der Einfuhr fremden Fleische« ist weder dem Publikum noch dem Fleischergewerbe für die Dauer gedient. — Obermeister Nierth-Bautzen: Meiner An sicht nach wird das Angebot in Rindern in hiesiger Gegend etwas bester sein. Die Preise für Prima- Qualität werden sehr wenig nachlosten. Das Angebot in Schweinen und Kälbern wird immerhin knapp bleiben, und richten sich hier die Preisnotierungen in der Hauptsache nach den Schlachtviehmärkten Dresden und Berlin. — Ueber die Einwirkung der städtischen Saloniki. Die griechische Armee hat Saloniki genommen — wenn die Meldungen, die aus Athen hierüber vorliegen, auf Wahr heit beruhen. Damit wäre ein Hauptpunkt der Türken in die Hände des Feindes gefa'- len. Salonikis Bedeutung in strategischer und handelspoli tischer Beziehung ist in seiner Lage begründet. Durch die strahlenförmig nach Saloniki, im Hintergründe des gleich namigen Meerbusens, zusam menlaufenden Fluhtäler ist von hier aus Mazedonien nach al len Seiten zugänglich, so dah Saloniki der Mittelpunkt für Land- und Seeverkehr gewor den ist, dessen Hafen von den gröheren Mittelmeerlinien aller Länder berührt wird, und von dem ein vielverzweigtcs Stra- hen- und Eisenbahnnetz seinen Ausgang nimmt. Deswegen ist der Berlust für die Türken so schmerzlich. Einfuhr ausländischen Fleische« auf die Fleischpretse gibt Obermeister Kickelhayn-Chemnitz folgendes Urteil ab: Da« ausländische (dänische) Fleisch wird hier gern gekauft. Die Qualität ist gut bis mittelgut. All- wöchentlich werden zirka 20 bis 26 Rinder bezogen, die glatten Absatz finden. Bei den ersten Märkten nach der Fleischeinsuhr waren die Preise gedrückt. Die Abschwächung derselben war aber nur vorübergehend. Zurzeit haben die Viehpreise die Höhe wie vor dem Bezug. Der Bezug von AurlandSfleisch wird so lange anhalten, als die Vtehpreise hohe sind. — Die auf Veranlassung der Reichskanzler- einberufene Kommis, fion zur Untersuchung der Zustände im Vieh- und Fleischhandel tritt am 22. November im Reich-amt de» Innern zusammen. Au- Sachsen wird der erste Schriftführer de- Deutschen Fleischerverbande« Ober meister Dreßler-Freiberg an den Beratungen und Ver handlungen teilnehmen ^us vor Sssckättswslt. Die bekannte Damen- und Modenzeitung „Der Bazar" hat in dieser Woche eine Spezial-Nummer für Winter sport- und Wintermoden herausgegeben, die sich durch grohe Schönheit und Nützlichkeit auszeichnet. Aus 28 illustrierten Seiten bietet die Nummer ihren Leserinnen u. a. eine Fülle praktischer Vorlagen zur Selbstanfertigung für Sportmoden jeder Art, für einfache und elegante Winteranzüge und Gesellschaftstoiletten, für Kinderkleider, Handarbeiten u)w. Magdeburger Wettervorhersage. Am 13. November. Wechselnd bewölkt, nur zeitweise aufheiternd, etwas Regen, ziemlich milde. Dresdner Produkten-Börse, 11. Nov. 1912. Wetter: Trübe. Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer , brauner alter 76—77 Kilo, 200—204 M do. 73 bis 74 Kilo 194—197 M, do. neuer M, do. russischer rot 236—242 M, Kansas alter und neuer, 239—246 M, Argentinier 230-235 M Manitoba 4 224-226 Mark. Roggen, inländischer alter M, do. neuer70—73K 166-172 M. Sand do. do. 70—73 Kilo 168—174 M, posener neuer M russischer alter 193—195 M. Gerste, sächsische 190—210 M, schlesische 208—220 M, pofe- ner208—220M, böhm 223—235, Futtergerste 163—168 M. Hafer, sächsischer 183—195 M, feuchter und beschädigter 150 bis 175 M, schlesischer 183-195 M, russischer 194-198 M, amerikanischer 198—200 M. (Feuchte Ware unter Notiz.) Mais Cinquantine 208—212 M, Rundmais M. La Plata, gelber 153—156 M. Erbsen, Saat ü Futter, 180—195 M. Wicken 208-220 M. Buchweizen, inländischer 205—215 M, do. fremder 205—215 M. Gelfaaten, Winterraps, scharf trocken — — — M. Leinsaat, feine 320-325 M, mittlere 300—310 M, La Plata 285—290 M, Bombay 325—330 M. Rüböl, raffiniertes 76 M. Rapskuchen, (Dresdner Marken), lauge 14,00 M, runde — M Leinkuchen, (Dresdner Marken) 1 19.50 M, II 19.— M. Malz 35,00-37,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken), Kaiscrauszug 36 00—36.50, Grießlerauszug 35,00—35,50, Semmelmehl 34.00—34.50 M, Bäckermundmehl 32.50—33.00, Grießlermundmehl 24.00 bis 25.5". Pohimehl 21.50 22 50. Roggenmehle (Dresdner Marken , Nr. 0 26.50—27,00 Nr. 0/l 25.50-26 00 Nr. 1 24.50 25,00, Nr. 2 22 00—23.00, Nr. 3 21.00-22.00, Futtermehl 15.00—16.20. Weizenkleie «Dresdner Marken, grobe 11.80—12.20, feine 11 60-12.00. Roggenkleie, (Dresdner Marken), 12.40-13.00 M. berliner Setreidovörse. An der Getreidebörse war auf etwas festerer Grundlage das Geschäft sehr still Rüböl war wenig verändert. Si« drückt« di« grob« verarbeitet« Hand und sagt« dann freundlich: / »Ich verlikre den Mut nicht so schnell und dank« Ihnen herzlich für ihre guten Wort«." Eoa war aulgegangen, um ihr Heil von neue« zu ver suchen, nachdem fie einige Offerten zur Post gegeben hatte. Frau Eharlott« wurde heut« früher geweckt al« sonst, da der G«ldbriest»äg«r »ach ihr fragte. Hastig erhob fie sich und kleidete sich schnell an. Sie hätte fast aufgrschrieen vor Freude, al» fie erfuhr, daß fie tausend Mark «halten sollt«, Wendenburg halt« fie -«schickt. Di« Geldsendung war nur von wenigen Worten begleitet: »Sorge« Si« dafür, daß e« Eva an nicht« fehlt. Brirf folgt, Wendenburg." Sl« der Postbote gegangen war, streckt« Charlott« triumphirrend die Hand mit dem Geld« in die Höhe. »Dies« Ou«ll« soll mir «i« verfiegen so lang« ich e» hindern kann. Er ist also nicht unversöhnlich — mein Brirf oürd rinr gut« Wirkung hab««, dacht« fie vergnügt. Und dann übnlegt« fi«, wa« mit dem Geld« anzufangen wär«. Ei« anständig« Straße«toil«ttr mußt« fie haben. Ob fie fich d«n «ntzück«nden Hut leistet« de« fi« neulich i« Schaufenster gesehen halt«? Er war freilich sehr t«««r, ab«, wa« braucht« fie jetzt noch zu rechne«! E» war ji Geld da, u«d we«n r« ««»gegeben, mußt« neue» komm«». Ah — man tonn'« doch nun endlich wieder einmal auflrbe«. — W«»n nur nicht noch «in Nachspi«! mit der Poli,«» kam — Da« wär« — nein — daran um Himm«l«willm nur jetzt nicht denke», fich die Frrude nicht trübe« lassen. Al« Eoa heimkam jubrlte fie ihr «ntgegen: „Die Not hat ei» Ende, Eoa — wir haben Geld. Wendruburg hat tausend Mark ges- ckt.» Eva erblaßt«. „Und sonst nicht«?" fragt« fie bang. »Wa« denn «och?" „Einen Brirf." „Ach so — da — «in paar Wort«. Brief folgt. Aber r-a« ist ja Nebensache. Di« Hauptsach« ist da« Geld." .Mir ist der Brirf di« Hauptsachr." Charlotte lacht«. „Du — da« ist ja beinahe wie zärtliche Sehnsucht." „Ja, ich s«h«e mich unbeschreiblich «ach einem Wort dir Verzeihung." Eva schüttelte de» Kopf. Vie verlaugte «ach ri«rm andrrrn Beweis, daß ihr« Flucht nicht wi« krasser Undank «schien«« war. Und fikbrrt« »ach «mer Nachricht üb» di« dr«i M«nschen, di« ihre Welt au-machten. Sie hörte kaum, welche Pläne ihr« Mutt«r entwarf, fie sah nur imm«r stumm auf di« wenigen Zeile», di« Onk«! Horst ge- schriebe» hatte. Sm nachmittag ging Charlotte au«, um fich neu aulzu- statte«. Frau Krusrma«» wurde nur sehr von oben herab gegrüßt, al« fi« ihr auf dem Korridor begegurt«. Eva schrirb noch einig« Off-rt«nbri«se und lief noch eine Stund« auf den Straß« herum. Natürlich hat!« fie am Vormittag wirder vergrblich angeklopft. Ebrnso erging e« ihr am nächsten Tage. Sir schrieb wieder Offerte» und hoffte auf Antwort. Am Nachmittag traf da»n auch rin ziemlich umfang reicher Brief von Wendenburg ei». Charlott« war b«schäfligt, ihr« neu« Toilett« zu probi««« und wollt« den Bri»f beiseite lege». „Bitte öffa« ihn sofort, vielleicht ist «i»e Einlage für mich mit dari«," bat Eva. Eva setzt« fich mit ihrem Brief aa» Fenster ohne zu antworten. Da« Schreibe» a» Charlotte war frhr kur, und bündig: „Ihren Brief habe ich erhalle» und danke für drn guten Willen. Ich wünschr jedoch, daß fie Eoa in krinrr Weise beeinflussen und beunruhigen Für di« nächst« Z«it muß Eva bri Ihnen bleiben — ich,werde abrr streng Rechen schaft von Ihnen fordern über Eoa« Aufenthalt bei Ihnen Si« soll ganz nach ihrem «igene» Wunsch und Ermesse« leb««, vor allen Ding«« nicht zu Bekanmfchaftr« gezwungen werden. Eva ist andere Vrrhältniff« gewöhnt al« Sie. Wrn« Sie ga«z in meinem Sinne handel», da»» will ich »um Dank« ihr« Zukunft sicher stellen, sobald Sie Eva verlassen hat. Ich wrrd« für «in«n geeigneten Aufenthalt für Eva sobald al« möglich sorgen. Alle» ander« enthält mein Brief an Eva." Charlotte zog eine Grimmasse. „Sehr kategorisch und komm«rzi«nrätltch — aber doch äußerst angenrhme. Herrgott — sorgenlo» — ich atme auf — ich lebe wieder. Endlich wieder festen Bode« unter den Füßen." — So dacht« fie auffeufjend und sah dann forschend zu Eoa hinüber. D«r ranne« schwer» Tränen über die Wange» bei ihrer Lektüre. „Mein Gott — wie sentimental — e« ist auch kein« Spur von Sehnlichkeit zwischen un» beide«. Sie »st ihrem Bat«, nachfieraten — Vergißmeinnicht in Milch — gräßliche Mischung." Eoa la« inzwischen mit 1ef« Bewegung Wendenburg« Woite: „Mein arme», liebe» Kind! Untröstlich bin ich, daß ich nicht bedacht habe, Du könntest ander» empfinden al« ich. Verzeih« mir und such« zu vergessen, daß dein alter törichter Oakrl Horst die Hände nach dir au»streck!e. Und gräme dich n.cht um mich, — ich werde schon fertig mit dieser Enttäuschung. E» wär« zu schön gewes««. Du sollst nun wieder in nur dein«» Oakel Horst, Deinen liebrvolle» Vater sehe». Ver gib und vergiß, daß ich menschlich frblte. E» quält mich sehr, daß ch Dich durch mein« Werbung au« drm Haus« trirb, mei» arm«» Kind. Ji, ich würde dich zurückhole», aber Dein Beständni« macht mir da« unmög lich. E» schmerzt mich, daß auch du leiden mußt, und doch kann ich Dir nicht helfen. Da» H-r, ist ein eigen- finrige« Ding und läßt fich nicht durch Vernurf «gründe dirigiere». Ei«e von Luch konnte Brrnhard nur l ebe», seine Wahl ist auf Gabi gefalle» und du mußt verzichten. Ich beklage dich von Herze«. (Fortsetzung folg».)