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Nr. 103. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 12. September 1912. Seite 8. weitere Kreise interessieren dürfte, wie folgt: »Einem Arbeiterturnverein an sich würden wir herzlich gern entgegenkommen. Grundsätzlich und ein für allemal aber lehnen wir er ab, die Sozialdemokratie dadurch fördern zu helfen, daß wir einer in den Diensten so zialdemokratischer Ideen und Propaganda stehenden und arbeitenden Bereinigung städtische Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.* — Der sozialdemokratische Charakter der Freien Turnerschaft wird in der so zialdemokratischen Presse natürlich wieder bestritten werden. Moritzburg (DiedieSjährigeAbfischung) der Moritzburger Teiche findet wie folgt statt: Am 26. September Niederer Waldteich (Bahnstation Mo ritzburg); am 4. und 5. Oktober Niederer Großteich (Bahnstation Bärnsdorf; am 11. Oktober Oberer Wald teich (Bahnstation Moritzburg); am 18. und 19. Ok tober Mitteltetch stärkster Kleinfischverkaus! (Bahnsta tion Moritzburg) und am 25. und 26. Oktober Oberer Großteich (Bahnstation Haltestelle CunnertSwalde.) Bautzen. (Eine Gewissensfrage) wird den sechs Herren vorgelegt, die in die engere Wahl für die neue Schuldirektorstelle gekommen find, die mit einem Lehrer besetzt werden soll. Sie müssen sich darüber vor hvndert Jahren zogen zu dieser Jahreszeit die Truppen Napoleons auf Mos kau zu. Das gewaltige Heer des Korsen bestand, wie aus unserer graphischen Darstellung hervorgeht, nur zu einem Vier tel aus Franzosen. Unter den Hilfstruppen der von Napoleon unterjochten Staaten befanden sich sehr viele Deutsche. Der bei Jena gedemütigte Preußen- könig Friedrich Wilhelm III. hatte auch 20 000 Mann unter General Hork entsendet. Das ganze Heer traf am 7. Sep tember 1812 bei Borodino an der Moskwa auf die schwächere russische Armee und schlug sie in blutigem Ringen. Am 14. September traf Napoleon in Moskau ein und schlug seinen Wohnsitz in dem Kreml, dem alten Zarenschlosse, auf. Schon in der Nacht nach dem Einzuge entstand der berühmte Brand von Moskau. Am 16. September mutzte Napo leon den brennenden Kreml räumen. Am 20. September erlosch der Brand. Die Fran zosen blieben dann noch einen Monat in der zerstörten Stadt und traten erst am 19. Okto ber den Rückzug an, der mit der grätzlichen Katastrophe an der Beresina und der völligen Vernichtung der glotzen Armee endete. 6us aller Wett. Kalau, 10. September. (Vorn Blitz erschlagen.) Ein unglücklicher Zufall kostete in Wormlage (Kreis Kalau) einen zwölfjährigen Knaben das Leben. Dort schlug der Blitz in die Kirche und setzte sie in Brand. Der zwölf jährige Sohn der Witwe Koch hatte seine Mütze bei der Kirche liegen lassen. Als er sie holen wollte, wurde er vom Blitz erschlagen. Wien, 10. Sept. (Ueber- schwemmung.) Der an haltende Regen der letzten Tage hat für Oberösterreich schwere Ueberschwemmungs- gefahr gebracht. In Salz kammergut regnet es seit Ende August unaufhörlich. Der Mondsee, der Abersee und der Attersee sind an vielen Stellen aus den Ufern getreten. e, ru> Vie fnslirösiscke setrts bick russmmen. o o ?! lVIoöüs" Zd/»? Z-Kn-ÄZ-V? Oie russische -VKV/t/sr? z'so'K?«" MS SM? 4^7 NE " rV LVA " " SÄE/iLÄs- - M <7c7<7 " Z/E „ Armes sstrte sicb russmmen sus äee 37 E -- § 1. Napoleon. 2. Alexander I., Kaiser von Nutzland. 3. Friedrich Wilhelm III-, König vor Preußen. 4. Die Marschroute der Großen Armee, ö. Ansicht von Moskau mit dem Kreml. Zum 100jährigen Gedächtnis des Rückzuges -er Großen Armee. erklären, wie sie sich zu den vielgenannten Zwickauer Thesen stellen, in denen die sächsischen Lehrer bekannt lich ihre Forderung hinsichtlich einer Reform des Re ligionsunterrichts formuliert haben. Freiberg. (Turnunterricht in der Fort- bildungsschule.) Die Stadtverordneten beschlos sen die Einführung des obligatorischen Turnunterrichts in der Fortbildungsschule ab 1. Oktober. Leipzig. (Meßgeschäft) In einer Versamm lung der Meßfieranten wurde konstatiert, daß das Meßgeschäft als »leidlich* zu bezeichnen ist. Auuaberg. (Zum Nachfolger) am hiesigen Realgymnasium, der Oberlehrer I)r. Meier, der nach Grimma an die Fürstenschule versetzt wurde, hat da» Kultusministerium DiakonuS Petzold von der St. Pe- terSkirche in Dresden bestimmt. voraussichtliche Witterung am September: Wettervorhersage der K. S. Landeswetterwarte z« Dresden. Schwache Nord-Winde, heiter, nachts kühl, tagsüber wärmer, trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Ziemlich heiter, trocken, Nacht sehr kühl, Reifgefahr, Tag weitere Erwärmung. Mrcden-Nacdrlcdten. Pulsnitz Sonntag, den 1k. September, xv. nach Trinitatis: -/,9 Predigt (Matth. 19, 16-24) j ^stor Köhler. '/,2 „ Missionsstunde. Pastor Resch. 8 „ Jungfrauenverein. Amtswoche für Kinderbeerdigungen und gebühren freie Amtshandlungen: Pastor Resch. Nskcdendack. Sonntag, den 1K. September, xv. nach Trinitatis: >/,S Uhr Lesegottesdienst. Odvrgvrsdork. Sonntag, den 16. September, xv. nach Trinitatis: Erntedankfest. >/,g Uhr Predigtgottesdienst. 2 „ Missionsstunde. Kollekte für die Traubibelkasse. Begraben: Hermann Paul Lehmberg, S. des Johann Hermann Lehmberg, Bierschröters in Obergersdorf im Alter von 7 I., 7 Mon., 6 Tg. — Frida Martha Rasche, T. des Paul Alfred Rasche, Wirtschaftsgehilfen in Niedergersdorf im Alter von 1 Mon, l Tg. «ehr, u»e e, ,S gewohnt gewesen, ,u jeder Zett «indrmgen könne, sondern erst anfragen müsse, ob er auch kommen dürfe. Er lachte ärgerlich auf. In welch ein« verzwickt« Situation halt« ihn d«r Gewaltstr«ich der allen Frau gebracht. Wen« er erst geahnt hätte, wie richtig sie ihre» Junge« taxiert« — wen» sie ihm ri« Hind«,«iS bo», da«» war er glrich drauf und dran, e» zu nehmen, wenn man eine» Plan den er vorhatte, ««zweifelte, dann setzt« er Himmrl und Hölle i« Bewegung, um ihn, komme wa» da wolle, auSzuführe«. So war e» auch damals gewese«, al» er de« steinernen Ti roler gespielt: Heiner» hatte e» nicht glaube« wolle«, daß er de» Matkeascherz durchführe» würde, — da hatte er alle» geschafft — ang,fangen vom Tirolerkostkm bi» zum Schluß- «ffckt, wo er sich al» fahrender Sänger von Frida Egge ein Seidel Bier hatte stifte» lasse«. Ja seinem Schreibzimmer hing da» Aquarell, da» Hei ner» ihm gemalt: die Schwarze Suse. Dort an Bord der Jacht hatte er seine Fra« zum letzte« Mal erblickt. Im Groll war er von ihr g-grvgen. Er hätte ihr nur so gern sür alle» Abbitte geleistet, bevor st« für immer auseinander- gingen. Aber da» Kind — Wa» wurde au» dem Kinde? Er würde e» niemal» hergeben — nie! Die kleine» Ki»dersüße sollte» hier durch dir jetzt so still« Zimmerflucht trippeln, sollten wieder Lebe» hierher brin ge« — andere» Lrb,n, al» da» laut«, leere, da» dir Tesellig- keit im Gefolgr hat. Al» rr am nächsten Vormittag bei Frau Ing« riulrat, fand rr seine Mutter dort. Und ei» Blick in Frau Inge» Züge sagte ihm, daß sie i» da» neu« bereit» durch die alte Fra« «ingeweiht war. Er kannte die geliebte» Züge j, so gut, jeder neue Aus druck fiel ihm sofort auf. E» war, al» ob ri» schreckhoftr» Ewpfindrn in Frau Inge» Augr» wir »rstarrt wäre, obglrich fir lächrllr und ihm lrbhaf! schilderte, wir wundrrvoll dir Oper gtMsen sei, und daß ihrr Freund« au» Schwrden zu ein«« ganz kurze» Aufenthalt auf der Durchreise wäre« und fi, überredeten, diesen Winter bei ihnen im Norden zu ver leben. »Da« wäre vielleicht nicht so Übel/ meint« Fra« von Henning, „ich denk« «» mir jedrnfall» s,hr hübsch, so ganz ring,schneit zu fr»« und recht viel Feuerung tm Kamt» zu haben, den ganze» Tag hindurch." Han» Kurt starrte Inge an, al» hätte er sie nicht recht verstanden. Aber seltsam — er hatte »«gleich di« Empfindung, wen» sie wirklich ginge, er würde nicht, wie vor ein paar Monate», wie ei» Unsinniger hinter ihr drei« stürme«. Gena« so wie an jenem Abend, wo rr fi« zum «stenmal hirr in diesem selben Salon ausgesucht, stand rtwa» Dritte» zwischen ihnen — aber di,»mal mußt« Han» Kurt wir «» war, sei« Kind. Sri«, und Inge Mellirn» Blick, haftete» ineinander — so, al» könnte» fir sich niemal» trennen — und beide fühl te» instinktiv: da» war der Abschied. Steinern wurde Han» Kurl» Erficht. Die alte Frau, di« »wische» de« beide« saß, hielt un willkürlich ihrr» Alem a» — e» war ri« «nrrträglich, Spa», nung da plötzlich — lacht, Jag, unnatürlich hritrr, krampfhaft aus und sagt«: .So — so wi« rbe» müffrn Si, damal« al» steinern« Tiroler au«ges,hr» habe», H«rr von He»ni«g, so oh« den leiseste» Schatte» ei«» Lächeln». So werde ich Ihr Bild immer vor «i, sehen." Han» Kurl» Mutt«, erhob sich jtzt. Vie atmet» tief auf . . . „Auf Wieders,he», liebe Fra« Inge. Ich isage nicht wann — aber ich sag« doch auf Wiedersehen. Ich bi» ja j«tzt a» mri» Hau» gebund.v, und «mpfang« auch bi« a«f weit«»,« k«i« Besuch« — aber ich hör« vo» Ihn«», »icht wahr, mrin« lirbe Fra« Jag« k Kommst du mit Hau« Kurt? Ja? Ich srh« ,» unserer lieben Fra« Jag« a«, daß fi« Kopf weh hat. Nein — nein, begleite« Sie un« «icht wetter, wir stader» schon den Weg.* .Auf spät«,-, flüstert« Han« Kurt Fra« Jag« noch »u, während er ihr die Hand küßte. E« war ihm recht, gleich mit seine, Mutter »« «de«, er folgt« dir Voranschreitend«» hastig. ,Ntt», «icht hnttt", rief Fra« Ing« ihm »ach. Ihm Stimme hatte eine» seltsam spröde» Klang. Die Tür hatt« sich hint« de» beid«n gefchloffm. Fra« Inge Mellirn stand «och immer unbeweglich, wie gebannt a«f dem Hellen Teppich im Valo», in de« die Ok- tobersonue eine» matte» Schimmer warf. Da« war «un das Ende. So würde fi« Han» Kurt lmm«, in ihren s«h«r«drn Grdank,» erblick««, drn st«i«r«n Tirol«, — er wa« «icht m,hr da für fir — fi« dürft« «icht m,hr di« Arm« «ach ihm au»str«cke« und w«n« ihr« L eb« für ih« rei« u«d groß war, so mußt« st, auch stark genug fei«, «m seiner Rahe weg«« ri« Opfer zu bring««. Si« schlug bttde Hä«d« vor ihr Gesicht und wrint«. Am folgend«« Morg«« empfing Han» «urt einen Rohr- postbrirs: .W«n dies« Zeile« Sie erreiche«, lieber Freund, bin ich schon unterweg». Ich hab« mich g«st«rn schnell entschlos sen, mri»« Fr«und« auf unbestimmt« Zeit «ach SH«,d«n ,n begleit«,. Ich sage Ihnen auf diesem Weg« Lebewohl l Ha«» Kurt — e» ist besser sür un» beide, daß wir einander nicht mehr sehn». Haben Si« Dank sür Ihr» Friundschaft —. für alle». Inge Mrlli»«." * » Sufi hatte Olly Windhagen g»sch,i»ben und um ihr«« ««such g«b«te«. Da« jung« Mädchr«, da» sonst «lemal» ihr«« Bat« v,r- li«ß, war g«rn -«komm«». Bald traten sie und Sufi einan der näher — unmerklich macht« r» sich dann, daß auch Han« Kurt« Nam« zwischen ihnen genannt wurde. Di« Henningschi Firma hatt« sich durch Bruno Reu, tern« Bnmttklmlg bemüht, da« groß« Wnk de« Prostffor«, a» dem «r jahrrlang -»schaff', da« »r mit vollem Richt s»in« Lebe««arbeit «,««»n durste, zu erwerb,« Di« rrst«n Liefnuagen wurd«» brrtit« zur Aulgab« vorb«r«itrt, aber noch fehlt« da« letzt« Viert«! d«r Lrb«it. Mühselig gi«g c» vorwärt« und wäre ohne Bruno Reutern« Mitarbeiterschaft wohl überhaupt kaum gesördert worden. De« Prostffor vei fiel sichtlich, ein Herzleiden, auf dessen Ent. stehung er früher nicht geachtet hatte, macht« jetzt rasch« Fort schritt« bei ih«. (Fortsetzung folgt.)