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Nr. 100. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 24. August 1912. Seite 2. «in Kinderspiel find gegen eine „Kaiserparade", geht es heim „zu Muttern" . . . Man hat gerade in der neuesten Zeit viel über die Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit solcher Paraden gestritten und die Zahl derer, die in ihnen nichts als „Schaustellungen" ohne eigentlichen praktischen Nutzen sehen, ist eher im Wachsen begriffen. Richtig ist es ja, daß im Ernstfälle, wie ja schon das Manöver, der „Krieg im Frieden" zeigt, mit parademäßiger Exaktheit nicht immer viel zu machen ist. Das wäre gerade so, als wollte man den Gang einer Handlung genau so, wie er sich auf der Bühne vollzieht, auch immer im menschlichen Leben voraussetzen, Aber da machen mancherlei Zwischenfälle ihren Strich durch die Rech nung. Es kommt anders, als man glaubte erwarten zu dürfen. Gleicbwohl darf der Nutzen der Paraden nicht unterschätzt werden. Sie können am ehesten mit den Prüfungen, den Examinas im bürgerlichen und Berufsleben verglichen werden, wie hier der Prüfling vor den berufenen Examinatoren zu zeigen hat, was er an Kenntnissen und Fähigkeiten besitzt, nm den im praktischen Le ben an ihn zu stellenden Forderungen gerecht werden zu können, so auch bei der Parade: sie bildet den Prüfstein für jeden rechten Soldaten. Und wie später im praktischen Leien gar mancherlei, worüber man beim Examen geprüft wurde, uicht oder nor in ge ringem Maaße gebraucht und verwertet werden kann, io auch im Kriege, bei dem der Paradedrill nicht ausschlaggebend sein wird, klber er erhöht die Leistungsfähigkeit, schärft das Pflichtgefühl und vor allem auch das Selbstbewußtsein und das vertrauen auf die eigene Kraft, ganz abgesehen von dem moralischen Nutzen, der in der unbedingten Unterordnung unter einen höheren willen besteht. — (Ende derHundStage.) Am 23. August, mit dem Uebertritt der Sonne au» dem Kalenderzei- chen der .Löwen" in dar der .Jungfrau" erreichte die am 23. Juli begonnene Zeit der HundStage ihr Ende. Die Griechen und auch die Römer bezeichneten alr HundStage die Periode, in der die Sonne im Zeichen -es .Löwen stand, also ebenfalls die heißeste Zeit der JahreS; sie setzten ihren Anfang zwar richtig auf die Zeit, da der Striur zuerst vor der Sonne erschien, ver- legten aber ihr Ende irrtümlicherweise aus den Früh ausgang der ArctüruS im .Bootes". Der letzte findet nämlich nicht schon um den 23. August, d. h. an dem tatsächlichen Schluffe der HundStagrperiode, sondern sehr viel später, wenn die Sonne in der .Wage" steht, mithin erst im Oktober statt. Wie so manche andere Kalendereinrichtung hat sich auch diese bis auf den heutigen Tag erhalten, und hat diejenigen, die sich in diesem Jahr bet der Festlegung ihrer Sommerreise daraus stützten, gründlich hin eingelegt. Denn nur die ersten acht Tage der kalendermäßigen HundStage brach- ten uns wirkliche HundStagShttze, dar dann einsetzende herbstlich kühle Wetter mit den häufigen Regenschauern hat die Hoffnungen und Erwartungen der Sommer frischler nur zum kleinsten Teil verwirklicht. — (St. Bartholomäustag) ist heut am 24. August. Am BartholomäuStage durfte früher nicht gearbeitet werden. Eine niedliche Legende berichtet nun diesbezüglich: Ein reicher, aber geiziger Bauer hatte im Hannoverschen seinem Knechte am Bartholo- mäuStage doch Arbeit zugewiesen. Und zwar sollten Bohnen etngeerntet werden. Der Knecht sträubte sich erst, gehorchte aber doch endlich dem Befehle seines Herrn. Zur Strafe versank er mit Roß und Wagen in die Erde, die sich ausgetan, aber auch gleich wieder, nachdem sie ihr Opfer in Empfang genommen, geschlos sen hatte. Kirchengeschichtlich ist vom heiligen Bar- tholomäur dar folgende zu berichten: Bartholomäus, der Sohn des Tholmai, war einer der zwölf Jünger Christi und lehrte nach dem Tode de- Heilandes da» Christentum in Arabien. Der Ueberlieferung nach wurde er als Märtyrer in Armenien geschunden. Ge- schichtlich bekannt ist der 24. August durch die .Bar tholomäusnacht", in der im Jahre 1572 in Frankreich aus Glaubensgründen so ungeheuer viel Blut vergos- sen wurde. Der Bartholomäuttag gilt im Allgemein nen als Abschluß der Ernte und leitet somit zu den Atrchweihseierlichkeiten über. — (Postkartenadressen ntchtradieren.) ES scheint noch nicht genug bekannt zu sein, daß auf Adreffenseiten von Postkarten nicht radiert werden darf. Eine radierte Postkarte wird nämlich von der Weiter- besörderung ausgeschlossen, und wenn der Absender bekannt ist, diesem wieder zurückgegeben. Hat man sich verschrieben, so streiche man das falsche Wort durch und setze das richtige darüber. — (Lotteriezihung.) Die 4. Klaffe der 162. Königlich Sächsischen Landeslotterie wird am 4. und 5. September 1912 gezogen. Die Erneuerung der Lose ist nach 8 6 der Planbestimmung noch vor Ablauf der 26. August 1912 bet dem Kollekteur dessen Name und Wohnort auf dem Lose ausgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. — (SanttätSkolonaenkonserenz.) Für Lie am 29. August im Anschluß an die Kaiserparade in Zeithain stattfindende 4. Kolonnenkonferenz der Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen in Riesa find als Beratungsgegenstände auf- gestellt worden: 1. die allgemeinen Dienstverhältnisse, die Organisation der Kolonnen und die Ausbildung Ler Kolonnen. Die Referate hierzu wird Herr Gene ralmajor z. D. Schmidt vom Direktorium des Lander- verein» vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen er- statten. — (Schulfeste) finden statt morgen, Sonntag, Len 25. August in FriederSdorf, und Dienstag, Len 27. August in PulSnitz M. S. Die Kinder er- warten diese sorgfältig vorbereiteten Festtage mit sreude- erfüllten Herzen; sende nun aber auch der Himmel die von allen so sehnlichst erhofften Sonnenstrahlen. Großnaundorf. (Jagdglück) Unser liebenSwür- Liger Jagdpächter Herr Max Surmann aus DreSden-A. hatte gestern abend das Glück, einen geweihten Hirsch (Achtender) zu erlegen. Möge ihm da» seltene Glück noch vielmals vergönnt sein! Weidmannsheil! Oberlichtenau. (DieneueOrgel sürdie hie sige Kirche), von den Herren Gebrüder Jehmlich in Dresden erbaut, wird zur Zeit aufgestellt, und wird bi» Sonntag, den 25. August soweit fertiggestellt sein, daß der Gottesdienst in der Kirche stattfinden kann. Am nächsten Sonntag, den 1. September soll die neue Orgel im VormittagSgotteSdienst geweiht und zum 1. Male in Gebrauch genommen werden. Kleindittmanusdorf. (Die einstweilige Ver- waltung) der hiesigen erledigten Schulstelle ist bis zu ihrer Wiederbesetzung Herrn Schulvikar Rudolf Bart hold aus Königsbrück übertragen wordeu. Hauswalde, 22. August. (ElektrischeBeleuch- tung.) Auf Beschluß der KtrchenvorstandeS ist die hiesige Kirche durch daS Großröhrsdorfer Elektrizitäts werk mit elektrischer Beleuchtung versehen worden. Die überaus schwierige Aufgabe, bei den vier tiefen Empo- ren da» Gotteshaus in allen seinen Teilen genügend zu erleuchten, ist in mustergültiger Wese gelöst wor den. Dis schlicht und vornehm wirkenden Beleuch tungskörper sind dem Stil und Ton der Kirche vor- trefflich angepaßt. Arnsdorf. (Entgleist) ist am Donnerstag vor- mittag auf hiesigem Bahnhof eine Maschine, al» sie vom Waffernachfüllen im Maschinenhause zurückkehrte, um den 10,38 nach Kamenz abgehenden Zug zu be fördern. Durch diesen Vorgang wurde das Kamenzer Gleis gesperrt, und auf einem anderen Wege mußte dann ein neuer Zug zusammengestellt werden, wo- durch eine halbstündige Verspätung eintrat. Sonsti- ger Schaden ist nicht entstanden. Königsbrück. (Wiederaufbau der Reuter- scheu Fabrik.) Eine am Donnerstag abend vom hiesigen Gewerbeverein einberufene öffentliche Einwoh- ner-Versammlung besprach den Wiederaufbau der durch Brand in der Nacht vom 4. zum 5 Juni d. I. ver- nichteten Reuterschen Fabrik. In einer bei der Kgl. Aufsichtsbehörde erhobenen Beschwerde war behauptet worden, die Fabrik bringe für die Nachbarschaft durch die geräuschvolle Arbeit Belästigung mit sich, auch sei Feuers- und DampfkeffelexplofionSgefahr nicht auSge- schloffen, sodaß der Wiederaufbau der Fabrik mehr außerhalb der Stadt erwünscht sei. Die Versammlung brachte aber auf Vorschlag des Herrn Leßmann zum Ausdruck, daß sie die Beschwerde mißbillige und daß alles aufgeboten werden möchte, den Wiederaufbau auf der bisherigen Stelle schnellmögltchst zu fördern. Von den ca. 220 anwesenden Personen stimmten 200 dem Vorschlag bei. In der Versammlung gelangte ferner zur Erwähnung, daß die Firma Gebrüder Reu- ter in Lübeck ein Fabriketabliffement angekauft und am 15. August übernommen habe. (Dies darf wohl alr Frucht der von einem Teil unserer Einwohner- schäft an den Tag gelegten unfreundlichen Stellung zu unserer Großindustrie angesehen werden; es sei nur an die traurige Affäre Lehlettner und seiner An- Hangs erinnert, die vor einiger Zeit spielte. Dresden. (Die Dresdner Kaisertage.) Der Kai ser wird am Mittwoch, den 28. August, nachmittags 2" Uhr auf dem hiesigen Hauptbahnhof ankommen, wo großer Empfang stattfindet. Nach Abschreiten der Front der Ehrenkompagnie, die vom Grenadterregiment Nr. 101 und von der Leibeskadron des Husarenregiments Nr. 21 gestellt wird, fährt der Kaiser zum königlichen Schloß. Auf dem Wege dahin wird durch Mi litär, Militäroereinen und Schülern Spalier gebildet werden. Im Schloßhof steht eine Ehrenkompagnie des Infanterieregi ments „Kronprinz" Nr. 104. '/,6 Uhr abends wird der Kaiser mit dem König von Sachsen das Rathaus besuchen, wo die Majestäten von den städtischen Kollegien begrüßt werden. Am Donnerstag, den 29. August, um 9" Uhr vormittags werden der Kaiser und der König nach Zeithain fahren, wo die große Parade der beiden sächsischen Armeekorps stattfindet. Nachmit tags 3°r Uhr kehren die Monarchen nach Dresden zurück, wo abends 9 Uhr großer Zapfenstreich siattfindet. Am Freitag vor mittag 9 Uhr erfolgt die Abreise ins Manövergelände. — (Kai ser f o n d s.) Die städtischen Kollegien planen aus Anlaß des diesjährigen Kaiserbesuches in Dresden die Stiftung eines Fonds, der vorläufig 50000 M enthalten soll. Dieser Fonds soll jähr lich um 20000 M erhöht werden. Die Stiftung soll den Na- men des Kaisers führen und zur Verbesserung der Wohnungs verhältnisse, sowie zur Erweiterung der Spielwiesen für Kin der dienen. Die Stadtverordneten haben in ihrer am letzten Donnerstag stattgefundenen Sitzung die Stiftung einstimmig genehmigt. — (Ein schwerer Junge festgenommen.) Der Einbrecher, der die Wohnung des Kammersängers Perron ausgeraubt hat, wurde, wie schon kurz berichtet, am Mittwoch verhaftet. Es ist der 1889 in Neustadt i. S. geborene Kupfer schmied Windsheimer. Er kommt auch für den am 15. Juni in der Scariastraße 4 verübten Einbruch als Täter in Betracht, wo er durch den Wohnungsinhaber verscheucht wurde. Dort erzwang er sich mit dem Revolver die Freiheit und entwich durchs Fenster. Später verübte Windsheimer einen Einbruch in der Hähnelstraße, wo ihn eine Krankenpflegerin entdeckte, die seine Verfolgung aufnahm. Als die mutige Dame, die nur mit dem Nachtgewand bekleidet war, am Eingänge zum Gro ßen Garten den Einbrecher beinahe erreichte, gab dieser einige Schüsse auf sie ab und hielt sich dadurch seine Verfolgerin vom Leibe, sodaß es ihm gelang, im Dunkel der Nacht zu verschwin den. Anfang Juli, als ihm der Boden unter den Füßen in Dresden zu heiß wurde, unternahm er eine Diebesfahrl nach Pirna und plünderte dort einige Geschäftshäuser. Auf dem Rückwege zum Bahnhofe wurde er von einem Schutzmanns mit Polizeihund gestellt. Statt der Aufforderung, nach der Polizeiwache zu folgen, zu entsprechen, ergriff aber der Einbre cher Windsheimer die Flucht, schoß auf den ihm folgenden Hund und hinderte auch den Polizeibeamten durch Schüsse an der Verfolgung. Bei der am Donnerstag vorgenommenen Durchsuchung der Wohnung des Verhafteten fanden sich außer zahlreichen in Dresden und Umgebung gestohlenen Gegenstän den eine ganze Anzahl Revolver, Browningpistolen, Schlag ringe, Taschenlaternen und Einbruchswerkzeuge. Fast alle in der letzten Zeit in der Johannstadt ausgeübten Einbrüche in Wohnungen von Personen, die in der Sommerfrische weilten, sowie in Friseur- und Schuhwarengeschäften, sind von Winds heimer ausgeführt worden. Alle diese Einbrüche fallen in die Zeit vom Frühjahr bis Mitte August. Bis zum Herbst v. I. verbüßte Windsheimer eine 3jährige Zuchthausstrafe, dann war er als „Brauner Radler", später als Kupferschmied beschäftigt, gab aber seine Arbeit auf und lebte von den Erträgnissen sei ner Einbrechertätigkeit. — (Ein Fleischkrieg in Dresden.) Der vor kurzem gefaßte Beschluß der Dresdner Fleischerinnung die Fleisch- und Wurstpreise um rund 25°/, zu erhöhen, hat namentlich in den Kreisen der Arbeiterbevölkerung lebhaften Un willen hervorgerufen. Die Preiserhöhung ist bereits allgemein durchgeführt worden. Als besonders hart wird es von der we niger bemittelten Bevölkerung empfunden, daß die Fleischer auch gleichzeitig den Zehn-Pfennig-Wurstverkauf aufgehoben haben. Diese Maßnahmen der Dresdner Fleischer haben die Konsumenten dermaßen verbittert, daß man jetzt einen Boykott der Fleischläden in Aussicht genommen hat, um die Fleischer zu veranlassen, wieder zu den alten Preisen zu verkaufen. Aus verschiedenen Berufsständen hat sich zunächst ein Komitee ge bildet, das die Vorbereitungen zu dem kommenden Fleischkrieg in die Hand nehmen soll. Es soll dann in etwa 8 bis 14 Ta- genreine große Protestversammlung einberufen und dieser ein allgemeiner Boykott der Fleischerläden vorgeschlagcn werden. Auch zahlreiche Angehörige der Frauenbewegung beteiligen sich lebhaft an dieser Agitation gegen die Erhöhung der Fleisch preise. — (PetitiongegendieGrundwertsteuer.) Der Verband der Hausbefitzervereine im Königreich Sachsen wird zu den bereits im Landtage vorliegenden Wünschen der Haus und Grundbesitzer zum Gemeindesteuergesetzentwurf noch eine weitere Petition einbringen. Diese Petition verfolgt im Gegen satz zu der augenblicklichen Fassung der Regierungsvorlage den Erlaß eines Verbotes auf Einführung bezw. Weitererhebung der Grundwertsteuer. — (Sängerfahrt.) Der Dresdner Leh rergesangverein wird in den Michaelisferien eine Sängerfahrt mittels Sonderzuges nach Hannover, Hildesheim und Bremen unternehmen. Der Verein wird unterwegs mehrere Konzerte geben und am 5. Oktober nach Dresden zurückkehren. Dresden (Die kandesversammlung der sächsischen Sozialdemokratie) ist am Dienstag nach zweitägigen Beratungen wieder geschloffen worden. Zum Schluffe bestimmte die Versammlung als Grt der nächsten kandesversammlung die Stadt Plauen und als Sitz des tandesvorstandes Dresden Die kandtagsabge» ordneten Sindermann-Dresden und Schulze - Cossebaude, ebenso Braune-Radeberg wurden wieder in den Vorstand berufen. Hierauf wurde die tandesversammlung mit einem Schlußworte des kandtagsabgeordneten Fleißner geschloffen. Zittau, 22 Angust. (Verhaftung eine- Ju- welendtebe -.) Die Verhaftung eine- Juwelendiebe-, der von Zittau au- Raubzüge nach Dresden, Görlitz, Reichenberg i. B. usw. unternahm, ist der Kriminal polizei gelungen. Der Brillantendieb, der 32-jährige Volontär Kunsch aus Köthen, dessen Vater bei Zeitz eine Maschinenfabrik besitzt, hatte in voriger Woche in Görlitz einem Juwelier von dem er sich zahlreiche Ringe zur Ansicht vorlegen ließ, einen Brillantenring grstoh- len, den er in einem Cafe ein Zittau verpfändete. Der Oberkellner erstattete Anzeige, worauf der Gauner ver- haftet wurde. Man wies ihm nach, daß er auch in Dresden einen Brillantenring stahl und außerdem 6 Fingerringe besaß, die er an Damen verschenkte. Ob- wohl er mehrfach vorbestraft ist, trat er zu der Tochter eine- Fab ikbesitzerS in Beziehungen. Die geplante Verlobung wurde durch die Verhaftung des Hochstap ler- verhindert. Zittau. (Der Raubmörder Trenkler) in Berlin ist soweit wieder hergestellt, daß er au- dem Lazarett de» Untersuchungsgefängnisse- in die Mörder- zelle gebracht werden konnte. Die Verhandlung gegen ihn wird in der nächsten Schwurgerichtsperiode statt- finden. Meißen, 23. August. (Todes stürz von der Leiter.) Dem „Meißn. Tgbl." wird aus dem be nachbarten Gruben gemeldet: AIS der Hausbesitzer Reinhardt mit Birnenpflücken beschäftigt war, kam der FuhrwerkSbefitzer Schröder aus Gruben mit einem mit Birnen beladenen Wagen des Wege» gefahren. Da der Weg durch Leitern und Stützen sehr beengt war, for- derte Schröder den Reinhardt auf, die Leiter zu ver- lassen, damit er vorbei könne. Reinhardt stieg statt dessen noch höher hinauf. Als nun Schröder vorbei- zukommen versuchte, kam er mit dem Rade ins Schnitt gerinne. Da» Rad zerbrach, ein Korb stürzte an di« Leiterstütze, die Leiter drehte sich und Relnhardt fiel aus die Straße herab. Er war sofort tot. Leipzig. (Ein interessanter Prozeß) wegen de» Luftschiffe« „Viktoria Luise" ist soeben anhängig gemacht worden. Der Gastwirt Guthardt, Besitzer des Parkrestaurants von Meusdorf, hat die „Delag" ver klagt, weil das Luftschiff „Viktoria Luise" am Sonn tag, 18 August, nicht nach Leipzig gekommen ist, wo eS aus dem Platze vor dem Park landen sollte. Er macht einen Entschädigungsanspruch von 45 000 Mark geltend. — (Durch Fischgist) hat der Oberlehrer a. D. Herr Anton Ohme in Glasert bet Zwickau seinen Tod. Er weilte seit einigen Wochen in Ahlbeck an der Ost see, wo er Ende voriger Woche nach dem Genuß ver- gifteter Fische krank wurde. Am Sonntag wurde er in bedenklichem Zustande nach Hause gebracht. Er starb in der letzten Nacht nach kurzem, schweren Lei den. — Der Sohn de» Verstorbenen ist Harfenvtrtuose an der Kaiserlichen Oper in Moskau. Chemnitz. (Ueber die Rückfahrt de» Zep- peliv-Luftschikfe») nach Gotha wird noch berich- tet: Die „Viktoria Luise" ist am Mittwoch auf der Rückfahrt von Chemnitz um 4 Uhr 30 Min. in Gotha vor der Luftschiffhalle glatt gelandet. Die Rückfahrt dauerte fast 7 Stunden, weil da» Luftschiff fortwäh- rend mit heftigem Gegenwind zu kämpfen hatte. Wie dem „Jenaer Volk-blatte" gemeldet wird, hatte da» Luftschiff „Viktoria Luise" bei Isserstedt einen schweren Kamps mit den Elementen zu besten. Immer wieder wurde e» von der Gewalt de» Sturmes zurückgetrie ben, wohl eine halbe Stunde währte da» Ringen ge gen Wind und Regen. Einmal näherte sich da» Luft schiff auf etwa 15 Meter dem Erdboden. Aus der Gondel abgegebene Signale wurden dahin gedeutet,