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Nr. 84. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 18 Juli 1912. Seite S. freimütige Antwort gelautet haben — «wir wurden zu oft ausgeschrieben!* * (Ein netter Millionenerbe) Au- New- Jork wird der «Inf.* geschrieben: Der Millionär Wells, der vor kurzer Zeit starb, war der größte Geizhals der Vereinigten Staaten. Als er sein Ende Heranna, hen fühlte, machte ihm einzig und allein der Umstand ungemeiner Kopfzerbrechen, wem er seine Reichtümer vermachen sollte. Allerdings besaß er nähere Verwandte, doch schloß er diese von vornherein von der Erbschaft a»S, da sie ihm durchweg zu verschwenderisch erschienen; er Hütte sich ja im Grabe umdrehen müssen bei dem Gedanken, daß sein unter allerlei Entbehrungen auf- gespeicherteS Vermögen verringert und unter die Leute gebracht werden könnte. Da fiel ihm noch zu rechter Zeit ein sehr entfernter Vetter ein, dessen bisherige- Leben darauf htndeutete, daß er Grld zusammenzuhal. ten verstand. Um nicht vom Sensenmann üoerrum pelt zu werden, setzte er sofort seinen letzten Willen auf und vermachte durch diesen alles, was er hinter- ließ, diesem Glücklichen. Nur eine kleine Klausel be fand sich in dem Testament, und zwar hieß er am Schluß: „100 Dollar bestimme ich für meinen alten, treuen Diener, der mich im Leben jahrelang gepflegt, dafür, daß er mir im Tode die Augen zudrückt.* Bald darauf starb der Mann und der Vetter wurde ziiert, um die Hinterlassenschaft anzutreten. Er erschien, ind da- Testament wurde ihm vorgelesen. Wo» unternahm nun dieser Mensch, dem die geringfügige Summe vm 100 Dollar für den alten Diener schon viel zu Hoh erschien? Sofort erhob er Widerspruch gegen der. SchlußpassuS, indem er auSführte, daß dem also Be. dachten nur die Hälfte der ausgesetzten Summa zu- komme, und zwar aus dem Grunde, weil der Verstör- bene nur ein Auge gehabt — dies war in der Tat der Fall — und ihm könne deshalb in der letzten Stunde auch nur dies eine zugedrückt worden sein. Dieser Einwurf führte natürlich zu einem großartigen Prozeß, dessen Ende noch nicht abzusehen, der aber, weil der klagbare Teil Mittel besitzt, sehr günstig für ihn stehen soll. Sicherlich wird sich aber der Tote in seinem Grabe sreuen, einen so glücklichen Treffer bei der Auswahl seines Erben getan zu haben. etwas Mr die sparsame kauskrau. Der neue Kaffee-Ersatz „psrlka" ist doppelt so aus giebig wie andere Kaffee-Ersatzmittel und doch nicht teurer al» diese. Dabei schmeckt „Perlka* überraschend kaffeeähnlich, hat keine lästigen Hülsen und Schalen und ist durchaus gesund. Kann eS da für eine Haut- frau noch fraglich sein, was sie verwenden soll? Nur „perlka"! Sie Mische Harkasst r« Pulsnitz iß geWki läglicb vorm. 8—12, 2—4 nachm. dagegen: Sonnabend nur vormittag- 8—1 Uhr. Mrcken-NaÄzrkckten. Pulsnitz Sonntag, den 21. Juli, Vll. nach Tlinitatis: V,S Euh^^edigt <Hebr. 13, 9> j Köhler. Donnerstag, den 2b. Juli, abends '/,9 Uhr: Bibelstunde in der Schule zu Friedersdorf. blk. Bon Sonntag, den 28. Juli, ab wird der Hauptgot tesdienst an 4 Sonntagen in der städtischen Schulturnhalle ab gehalten werden. Nelckenbacd. Sonntag, den 21. Juli, VII. nach Trinitatis: '/,9 Uhr Predigtgottesdienst (Herr ?. Höhne-Oberlichtenau.) Das 17. Deutsche Bundes schießen in Frankfurt a. M., gleichzeitig das goldene Jubi läum des Deutschen Schützen bundes, hat einen glänzenden Verlaus genommen. Die Woche vom 7. bis 13. Juli bildete die Vorfeier. Am 14. Juli fand die schönste Feier des Festes, der große historische Festzug, statt. Er stellte eine Huldigung der Schützen für den Protektor des Festes, den Prinzen Hein rich von Preußen, dar, dem am folgenden Abend auch ein gro ßer Fackelzug dargebracht wurde. Auf dem Festplatz an der Hohen- zollernanlage war eine gewaltige Festhalle errichtet worden; ein prächtiger Vergnügungspark,dem eine treue historische Nachbildung Alt-Frankfurts besonderen Reiz verlieh, lag in der Nähe des eigentlichen Schießplatzes, wo Schützen aller deutschen Gaue um die von den Kaisern Wil helm und Franz Joseph und zahlreichen anderen Fürsten und Korporationen gestifteten Preise kämpften. Vater vo« 800 Kindern ist der berühmte Gründer der chinesischen Republik, Sunyatsen geworden; eine Vaterschaft, die sicherlich einzig in der Welt da steht. Als eine Hungersnot die Landschaft Sauchong, nördlich von Nanking, heimsuchte, hatten die dort garnisonierenden Sol daten zum Preise von 2—3 Dol lar den Eltern ihre Kinder ab gekauft, um sie vor dem Hunger- tode zu bewahren. Als nun diese Soldaten abgelöst werden sollten, wurde ihnen die Mit nahme der gekauften Kinder untersagt, worauf eine regel rechte Revolte entstand. Schließ lich mußten die Soldaten doch nachgeben, und sie reisten ab, nachdem man jedem einen „Scha denersatz" von 106 Dollar aus gezahlt hatte. Die verlassenen Kleinen, 800 an der Zahl, wur den in einem Hospital unterge bracht. Um ihnen nun einen regelrechten „Zivilstand" zu ge- den, wurden sie von der Republik adoptiert als „Kinder Sunyat- sens". Sie haben sämtlich den Vornamen „Sun" erhalten und sollen in Schulen und Werk stätten ihre Ausbildung auf Staatskosten erhalten. u jim, aber raurrtich beruhig» war fi« mchr, und al» rr wieder di« Treppe bi« zu dem Absatz zurückkam, wo fi« stand, ihm »achzublicke«, um ihr noch einmal Lebewohl zu sage», da kam e» über fi« wi« «ine ni« gekannt« große Traurigkeit, Leo war früher gegangen al« sonst; er hatte noch viel zu erledige«. Ja sein Zimmer ring,schloffen, saß er am Schreibtisch und wollte seine Angelegenheit ordnen, Bestim mungen treffe», und den große« dicke» Strich unter die Summ« seine« Leben« ziehen, — fall« der morgende Tag der letzt« für ihn sein sollte. Wer konnte wissen, wie alle« kam? Colmani war ein vorzüglich«, Schütze, und schonen würd« er ihn sicher nicht. — Gestern abend hatte der schwarze Graf ihm, ohne ein Wort der Erwiderung den Rng vo« Ellmor zurvckgeschickt — und heute mittag hatte Haldern Leo« Forderung überbracht. Lu« dienstlichen Gründe« war di« Frühkunde de« morgigen Taae« zum Austrag de« Ehrenhandel« gewählt worden. Colmani« Enverständni« glaubte «a« ficher zu sei« «ad er erwartet, jede« Augen blick Haldern zu endgültigem Bescheid. — Da ertönt« di« Flurglocke, Leo zuckt« leicht zusammen, al« er Haldern« Stimme »kannte, trat ihm entgegen «ad führt« iha tn sein Zimmer. Der Kamerad blieb in der Mitte stehe» und sah auffal lend blaß au«. Leo stützt» sich mit der Hand auf die Schreibtischplatte. »Nun, Halder», wa« bringe« Sir? Ist alle« in Ord nung, bleibt r« bei morgr« früh?* Der andere schwieg einen Augenblick. „Ich habe Mit teilung für Sie, vo« der ich nicht weiß, wi« ich fi« anbrin- gen soll, und wi« st« dieselbe auf«ehm»n werde», aber ich hab« dir schwere Pflicht, Sie darüber zu unterrichte«. Ich hab« Ihr« Forderung hrut« morgen »och an Colmani über bracht, » »schie« mir sehr geistesabwesend, aber wir verab redete», daß ich heute nachmittag mit seinem Sekundant«« di« näh««» Maßnahm«« btsprech«« sollt«, — da ich ab«r bi» vor kurz«« k«i«i Antwort erhi«lt, — ging ich noch einmal hin und hörte daß Colmani fort ist." „Fort r' Leo sah verständ»i«lo« den Sprecher an. „Wen* «r fort ist, muß «r doch wiederkommen, — wo ist er den" hi»? Er muß doch Urlaub genommen haben." „Wo er hm rst, weiß keto Mensch, oder vaß « numal« wieder komm', schon jeder. Da« Urlaub«-fluch erübrigt sich also." Leo faßte sich an die Slirn. „Fahnerflüchtig! Für so gemein hab- ich ihn doch nicht geholten * „E« ist noch nicht alle«, Danhoff, ich bin noch nicht zu Ende." Haldern zeichnete mit der Säbelspitzt da« Trppich- muster nach, dann sagt« rr halblaut: „Er wird nicht allein vermißt, Frau von Rüsterheim ist mit ihm zur selben Siunde vnsqwunden, — «in zurückgelaffener Brirf an ihren Gatte» läßt keinen Zweifel an der zusammen in Szene gesetz'e» Flucht zu und man vermutet in ihr di« Anstifterin dazu." Leo sah noch immer au«, al« könn« er da« ,b«n Gehört« dem Sinne »ach nicht begreifen. „Aber warum find fie denn nur so kurzer Hand auf und davon?' „Er wird gar vielerlei «zählt", erwiderte Haldern, „ich mag de» Klatsch nicht nachreden und Sir damit nicht noch mehr belästigen und beunruhige», nur da« «in-, wa« alle bestimmt zu w ffrn glaube», darf man wohl wiederhol«». E» solle» schon früher Beziehungen zwischen d«n beiden bestanden haben. Kurze Zeit freilich sei dies« Liebe dem Haß sehr ähnlich gewesen, einem Haß der fich auch auf andere Perso nen, die mit ihm in Beziehung standen, übertrug. Man nennt fi«, und wohl nicht mit Unrecht, dir Absenderin der anonynen Briefe; fi« ha», wi« man sagt, ihr« Helferthelfer in allen Schicht«» grsucht. da« f-hlende Material durch Kom. bmatio», in d«r fi« ja groß wa-, «setz». Aber auch ihm soll der Boden unter den Füßen heiß gewoeden sei». So «zählt man — weiterer Anschuldigung,» enthalt« rch mich." „Der arm« Oberst soll fich in sein Zimmer «ingrschfoffm haoen und gänzlich unstchiba« sei«, er wird wohl bald auf Rosen gehen und s«in Abschiedsgesuch ei«r«iche», der Bekla genswerte hat all« Sympathien für fich." „Haldern, kann man sooi-l Gmeinheit und Schlechtig keit sür wözlichjhalten?" entfuhr'«» Leo in vollem Zor», « ballt« di« Faust in «hrlichrr Entrüstung. „Nun kann man nicht mal auf anständige Weis« de» Kerl zur Rechenschaft zirben, — Schmach über jeden Lag, wo man ihn hier al« Familienmitglied im Haus« gehabt ha», mein« arm«, arm« vchwrster, wa« hat fi« oll:« durchzu- machen!* 14, Kapitel. AI» wird«« mild« Frühlingslüste wehten, hielte« Kar sten« wieder ihren Einzug in da« eigene Heim. Isolde sah frisch und rosig au«, — und grüßte mit herzlicher Freud« da« grau« Hau», wir «inrn altin Bekannte». Rührend war da« Wiedersehen mit der Schwiegermutter, und rühend fast die kindliche Freud«, mit welcher di« alt« Frau fi« durch all^. mit gidieqeurm Wohlstand und liebe, voll«, Sorgfalt ausgestattrten Räum« führt«, und in Isolde« hellrm Entzücke« ihre» reichsten Lohn fand. „Schön war e« unt« dem blauen Himmel, dem Blüte», meer Italien«, an der Seit- meine« geliebten Friedrich," vrr- sicherte di« jung« Frau, „aber tausendmal schöner ist »« doch in der Heimat, jm eignen Heim." Sie wurde ni t,t müde, immer wieder durch die Zimmer zu gehe», alle« zu besehe«, zu bewundern, — und Friedrich folgte ibr mit leuchtenden Augen. habe schon au« Sur«» Briesen gewußt, daß Ihr sehr glücklich sein wüß», aber in solchem Maß« hab« ich mir r« doch nicht vorgestell',* gestand die alt« Frau. «Paß mal aufi Muttchen da« wird noch viel schöner," v«rfichert« Isolde. „Du sollst seh«», wa« für rin« Hau«frau di« Lieb- au« mir macht, Isolde Winningen war ein Unnütz, — Jlolde Karsten wird ein brauchbare« Menschenkind." Und sie H el', wa« st« versprach; die Schwiegermutter war oft erstaunt, m!« rasch und wie leicht fie fich in Kit nruen Pflichten hineinland, und mit welcher 8 eben-würdig, k«it und eifrigen S-lbsterziehung st« fich bemühte, jeden Irr tum und jeden Fehler wieder gut zu mach»n. Et ging wi« ei» stfller Zauber von Isolde au«, dem fich keiner entziehen konnte und der auch ihrer Häuslichkeit de» Stempel auf. d'ückie. Selbst in d,u Fabrik,äume» war ihr« anmutig« E scheinung kein« fremde, fie kannte oll« L «!e mit Namen, halt« stets «in freundliches Wor', und wo es Not tat, eine Helsen»« Hand. (Fortsetzung folgt.)