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Nr. 83. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 16. Juli 1912. Seite 6. der Ausstellung das städtische AuSstellungSgrundstück unentgeltlich zu überlasten. Zur Deckung der Kosten der Ausstellung wurde ein Beitrag in Höhe von 100 000 Mark bewilligt und für den Garantiefonds ebenfalls ein Betrag von 100 000 Mark zur Verfügung gestellt, beide- unter der Voraussetzung, daß auch die StaatSregierung je einen Beitrag von 100 000 Mark za den allgemeinen Kosten der Ausstellung und zum GarantiefondS bewilligt. Ferner hat der Arbeitsaus schuß der Ausstellung beschlossen, an die Reichsregie rung mit der Bitte heranzutreten, ebenfalls einen Beitrag von 100 000 Mark zu bewilligen, wovon SO000 Mark zur Deckung der allgemeinen Unkosten der Ausstellung verwendet werden sollen, wahrend der Rest von 80 000 Mark die Möglichkeit bieten soll, durch tunlichste Herabsetzung der Platzgebühren den Handwerkern die Beschickung der Ausstellung zu er- leichtern. — Die Ausstellung soll nicht, wie früher, nur ein Sammelwerk von Erzeugnisten sein, sondern eS soll möglichst von jedem Handwerk ein lückenloses Bild von Begin der Arbeit bis zu ihrer Vollendung gezeigt werden. Selbst die Erzeugung der Rohstoffe und ihre Verarbeitung soll vorgeführt werden. — DaS Handwerk soll in seinem vollen Betrieb vorge- Die Grubenkatastrophe in Ladeby. Immer wieder werden wir von unserer Erde daran gemahnt, uns nicht zu all mächtig zu fühlen. So wie der durch das traurige Be gebnis in der Kohlengrube von Ladeby in der Grafschaft pork. — hat es vielleicht auch schon größere Unglücks fälle mit größeren Verlusten an Menschenleben gegeben - , für die Hinterbliebenen ist der Tod ihres oft noch jungen Ernährers immer tief bekla genswert und oft der Anfang jahrelangen Elends. — Das englische Königspaar hat den Bpfern der Katastrophe große Teilnahme entgegengebracht. Man zählt heute sckwn fast 90 Tote; darunter viele An gehörige der tapferen Ret tungskolonne Kus aller Welt. . Berlin, (5. Juli. (Fern- flug Berlin - Peters burg.) Auf dem Flugplatz Johannistal startete gestern früh H Uhr der berühmte Wright - Pilot Abramowitsch mit dem Regierungsbaumei ster Hackstädter, dem Führer des Reklameluftschiffes 9. VI, alspassagierauf einemWright- Doppeldecker zu einem Fern flug Berlin-Petersburg. We. gen fortgesetzten starken Ge genwindes landete er 5,37 Uhr bei Küstrin, Um fO Uhr stieg er wieder auf, mußte aber wegen zu heftiger Windböen um (0,20 Uhr bei viltz wie der landen. Blick aufdie Grübe, aufder nach B e k n n n t w c c d c n des Unglücks eiligst die Angehörigen der Bergleute ei »treffe n. Tie Schlagwetterkatastrophe in dem Kohlenbergwerk zu (<adebh in der englischen Grafschaft Bork. Bei dieser Katastrophe sind annähernd SV Personen ums Leben gek 0 m in e n. führt werden und alr Gegensätze wird eine alte und eine neue Werkstatt den Besuchern zugängig sein. Die fertigen Erzeugnisse werden dann in einer geschickten Form ausgebaut werden. Auch wird alles daS, waS zur Ausbildung für Lehrlinge und Gesellen dient, ge- zeigt, die staatliche Fürsorge u. a. m. veranschaulicht werden. Natürlich wird man auch die ruhmreiche Vergangenheit des Handwerks, die Erzeugnisse seiner Blütezeit nicht unterschlagen. Die Ausstellung soll erkennen lassen, welche wirtschaftliche und soziale Be- deutung das Handwerk in den Kreisen des Volkes hat und welche Macht daS Handwerk noch heute besitzt. Bei der Aufzählung hat man 71 Handwerke nament lich aufführen können. — Der König von Sachsen wird das Protektorat über die Ausstellung übernehmen, während Staatssekretär vr. Delbrück und Staat«- Minister Graf Vitzthum von Eckstädt sich bereit erklärt haben, das Ehrenpräsidium der Ausstellung anzuneh men. Ferner sind die Vertreter der wichtigsten deur- schen Bundesstaaten dem Ehrenpräsidium beigetreten. AIS Eröffnungstag der Ausstellung ist der 1. Mai 1916 vorgeschlagen. Dresdner Produkten-Börse, 16. Juli 1912. Wetter: Schön. Stimmung: Flau. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: wehen, weißer , brauner 79—80 Kilo, 223 - 224 M, do. neuer 76 bis 78 Kilo 218—222 M, do. russischer rot 235—242 M, do russischer weiß M, Kansas — — M, Argentinier alt, — M, do neu 227—232, Australier — — — M, Manitoba M. do. 4 224-226 M. Roggen, sächs 72—75 Kilo, 195—198 M, Sand do. do. 72—75 Kilo 196-199 M, posener 195—197 M, russischer 195-197 M. Gerste, sächs. neue M, schlesische — — — M, pose ner - M, böhmische — M, Futtergerste 163 bis 174 M. Hafer, sächsischer alter M, do. do. 199—204 M, schle sischer alter — M, do. 199—204 M, russischer loco 194-197 M. Mais Cinquantine alt — M, neu 185—190 M, Rund mais gelb M, do. neuer 153—157 M. Erbsen, Saat u Futter, 180-195 M, Wicken 200-215 M. Buchweizen, inländischer 210—220 M, do. fremder 210—220 M. Leinsaat, feine 330-340 M, mittlere 310—320 M, La Plata 305-315 M, Bombay 330-350 M. Rüböl, raffiniertes 75 M. Rapskuchen, (Dresdner Marken), lauge 13,— M, rund« — M. Leinkuchen, lDresdner Marken) I 19 — M, II 18.50 M. Malz 34,50-36,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken), Kaiserauszug 36 00,-36.50 Grietzlerauszug 35,00,-35,50 Semmelmehl 34.00—34.50 M, Bäckermundmehl 32.50,-33.00 Grleßlermundmehl 24.50 bis 25.50, Pohlmehl 2100 - 22.00. Roggenmehle (Dresdner Markens Nr. 0 29,50—30.00 Nr. 0/1 28.50—29 00 Nr. 1 27,50-28.00 Nr. 2 25.00-26 00, Nr. 3, 23.00—24.00, Futtermehl 15.60 -16.20. Weizenkleie «Dresdner Marken', grobe 11.40—11.80, feine 11 80—12.20 Roggenkleie, (Dresdner Marken), 15.00—15.40 M. Setreivtr-Serlcdl. Der heutige Produktenmarkt notierte in matter Haltung Speziell macht sich für Brotgetreide großes Angebot in Roggen bemerkbar, wodurch ein größerer Rückgang erfolgte. Weizen und Hafer ebenfalls schwächer, Rüböl still. voraussichtliche Witterung cnu (7. Juli: Wettervorhersage der K. S. LaudeSwetterwarte zu Dresden. Südostwind, heiter, warm, trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Wechselnd bewölkt, vielfach heiter, trocken, warm, etwas Ge- — witterneigung. — mer im Arm und verbannt« bald ihre ängstlich« Schüchtern» hrit. Di« Eltrrn hießen fi« in warmen Worte» in der Fa milie willkommen, und überall grüßten kleine Liebe»,«iche», sie zu «»freue». So war ihr und Leo» Stuhl umkränzt, My:» tengrün schmückt« den Tffch, ein Strauß von Myrten und Ros«« lag auf ihrem Platz, und daneben im Halbkr«i» auf- gebaut, Leo» sämtlich« Photographien vom rrsten Lebensjahr« an. ,Da» war m«in finnigrr Gedanke', lobte sich Hertha, „und ich seh«, er hat Eindruck gemacht." Ruth wußte gar nicht, wem fi« zurrk danken sollt«, sie schaut« nur immrr von ein«m zum anderen und dacht«: „ist r« d«nn möglich, daß man so glücklich s«in kann, gibt r» «olktnlos«» Glück?" Ihr« Frag« war nicht unberechtigt, schon der nächst« Tag führte dunkele» We.tergrwölk herauf. Al» Leo am anderen Morgen vom Dienst heimkam, fand er Cllinor in Helle» Träne», — vor ihr lag einer jener ano- ryme» Brief« in Maschinenschrift, in welcher der ungenannte Freund sich vnpfl chtet fühlte, ihr mitzuteilen," daß Colmani fich nie für fi« tntereffier', fi« ni« geliebt habe, daß sie nur da» Opfer einer Laune, da» Produkt der Wette um ein«« Korb Champagner geworden. Für di« Rchtigkeit f«in«r Mit» t«ilung«n könnt« fich dir Schreiber verbürge», außerdem stünde den Z«ugni»au»sagen mehrerer O Were nicht» im Wege, Leo» maßloser Zorn kannte keine Grenzen, — er raste, lobte und erging fich in Schmähungen aller Art gegen Cal» mani. Ellinor wehrte i« ihrer milden Art seinem Ungestüm. »Leo, verurteile ihn nicht ungrhört, auf «ine anor yme Anschuldigung hin, — steh «st, wie er fich rechtfertig», in» wieweit er schuldig ist.* »Der Halunke lügt ja doch*, murmelt« er zwischen den Zähne», »ich werde auf anderem Wege die Wahrheit zu rr- forschen suchen, gib mir den Wisch her, wir wolle» s«he», wer Recht hat." Er stürzt« mehr al» er ging dir Trepp« hinuntrr und trat hriß und at«mlo» in da» Zimmer de» Adjutanten, Herrn von Haldern, dessen vornehme Gesinnung in jeder Lebrn»lage er kannte. »Entschuldigen Sie diesen Ueberfall', sagte er hastig, aber Sie sehe» mir vielleicht meine Erregung an, ich komme al» Kamerad und O fizrer zu Ihnen, um Ihr« Hilse zu er» bitten. — wollen Sie die Liebenswürdigkeit habe», diesen Br-ef zu lesen und mir dann aus Ehrenwort zu sagen, wa» Ihnen über diese Angelegenheit, welche mich auf da» nächste Hvgrht, bekannt ist." Haldern ließ da» Blatt, nachdem er e» durchg«l«se», finke», und sah tiefernst au». »Wenn Sie m'ch auf mein Ehrenwort al» Kamerad fra» gen, ob die Anschuldigung aus Wahrheit beruh', so kann ich nicht ander», al» Ihnen mit Ja antworten.' Leo atmete schwer. »Also doch. — Lie waren Augen« zeuge?" „Ja, — al» völlig Unbeteiligter." ^Davoa bin ich fest überzeuge.* „Aber Danhoff, bat der Adjutant, dem tief empörten Kameraden die Hand auf den Arm legend, ich habe dir Sach« zum großen Test al» wenig ritterlich«» Scher, a«fg«faße, — nehmen Sie dieselbe nicht tragischer al» nötig ist. »Sie ist nur der l»tzl« Stein zu einem Bau, den ich schon in Händen halt«. Und ich darf, wen» ch Ihr« Unter stützung benötige, auch in anderer Hin ficht auf Sie rechnen?" »Zu jeder Zeit stehe ich zu Ihrer Verfügung.' — Die Hände der beiden O fizi« schlossen sich mit festen Druck zu sammen. dann trennten fi« fich wortlo». Eine halbe Stund« später stand Leo vor seinem Schwie gervater. ,Pava, ich schäm« mich, daß ich heut« schon al« B tten- d«r vor Dich hintrrten muß. ab«r di« Notwendigkeit zwingt mich dazu; kannst Du mir kurz« Zeit Gehör schenken?' Der alte weißhaarige Mann sah ihn mit seinen gütigen Augen an. .Sprich ohne Scheu, mein Soh», für jede» Vertrauen, wa» Du mir schenkst, danke ich Dir." Dan« hört« er mit gesenktem Kopf Ler» lang« Beicht« av, di« in nicht» di« Mängel sein«» Händlung»w«se beschönigt«, and legt« ihm, al» er geendet, die Hand auf die Schulter. „Armer Leo, wa» hast Du durchgemacht, wärst Du doch gleich zu mir gekommen, an jenem anderen Morgen nach dem Bvll, ich hätte Dir bedingungilo» geholfen. Verzeih' mir, ich bin augenbl ck ich noch ganz benommen, nm» alter Kopf faßt nicht so viel Schlechtigkeit auf einmal.' — Mit lang samen Schritten ging er zu dem Geldschrank. „Hier hast Du da» Geld, und laß e» Dir «In kür all«» mal gesagt sei», Dein Vater hat imm«r ein offene» Ohr und und eine offene Hand für Dich.' Mckde wehrte er jeden Dank ab. Ich bi« in Deiner Schuld, denn Du hast meinem Kind« gegeben, wa« ich ihm nicht gebe», nicht erkaufen konnte, — da« Glück. Und welche» auch immer di« Motwe g«w«s«n s«in mög«», di« Euch zusammrngrsührt hab«», such« vor allem nie die Vertrau,n»s«ligk«it ihre» reinen Herzen» zu täusch«», nimm ihr nicht den rrine« Glaube« a» Dich und blrtbe ihr treu. Gerad« und offen sah ihn der jung« Offizier an. Da» vttsprech« ich Dir. Vat«r. m«in Herz ist völlig f«i und ich hab« da» fest« Bestrebe», Ruth ihre große Lieb« l«be«»lang zu vergrlten und fi«. sow«tt e« in m«i««r Macht st«ht, glücklich zu machen. Dann Helf« Dir Gott, erwidrrt« der alt« H«rr s«hr schlich», sie verdient «». Nu« kam für Leo noch ein« schwere Aufgabe. Ellinor die Wahrheit zu überbringen. Sie würde nicht zusammen brechen unter der nicht»würdig«n Handlung»w«is« d«» unge liebten Manne», aber jhr Frouenstolz mußte fich ausbäumen gegen die ihr angetan« Schmach. Ellinor saß ganz gegen ihr, Gewohnheit tat«nlo» in der Solarck« ihre» Zimmer» und sah mit fragende», weit geöff neten A«g«n ihm bei seinem Eintritt entgegen. Er konnte den schmerzliche« Blick di«se« reinen Mädchrn» äugen kaum ertrage«. Zweimal durchmaß er wortlo» mit R eseuschritlen da» A mmer, stellte fich an da» Fenster, trom melte an d„ Scheibe», — fuhr fich donn mit zwei Fingern in den Hallkragen, al« sei er ihm plötzlich zu,»g geworden und stieß die Worte heran»: Ellinor, e» ist wahr. Sie sagte nicht», fie bedecki« nur da» Gesicht mit bei den Händen. (Fortsetzung folgt )