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Nr. 76. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 29. Juni 1912. Seite 2. ihren Einzug hallen werden. In Ungarn dürften die Vorfälle, die sich bei der Durchdrückung der Wehrvor- läge abgespielt haben, noch recht lange nachhallen und das gesamte innerpolitische Leben beeinflussen. Schwere Sorge machen den leitenden Stellen in England und Frankreich noch immer die Streik« der Hafenarbeiter. Jenseits der Kanal» scheint zwar die Bewegung im Abflauen begriffen zu sein, immerhin aber werden sich ihre Folgen auf wirtschaftlichem Ge- biete noch lange bemerkbar machen. Ernster ist dage gen die Situation in Frankreich, wo der Ausstand be reits zu einer bedenklichen Verteuerung det Nahrungs mittel in Sonderheit des Brote- geführt hat. Dis Regierung hat bisher keine Besserung der Lage herbei, zusühren vermocht. Das widrige Schauspiel von Chicago ist jetzt zu Ende, Herr Roosevelt ist nicht als republikanischer Prä sidentschaftskandidat proklamiert worden. Dieser Durch- fall hat ihn arg in den Harnisch gebracht, er hat sich nicht damit begnügt, sich als Sonderkandidat aufstel len zu lassen, sondern er hat sich von der republika- nischsn Partei losgesagt und eine neue Fortschrittspar tei mit seinem Anhang gebildet. Ein komischer Zu fall will er, daß ähnliche Zwistigkeiten auch unter den Demokraten ausgebrochen sind, die ihren Konvent in Baltimore abhielten. Auch hier ist der bisherige Füh- rsr, Herr Bryan, unterlegen, um dem bekannten Rich- ter Parker Platz zu machen. Wie schließlich aber die Präsidentenwahl auSsallen wird, läßt sich heute keineS- wegS voraussehen, denn es kann sehr wohl sich ereig nen, daß man im Kongreß im November einen bisher völlig im Hintergründe befindlichen Mann auf den Schild erhebt. Osrtllcbes unv SScbslsckss. Pulsnitz. (Sonntag-plauderei.) Der letzte Sonntag in der ersten Hälfte des Jahres ist der heutige Nun rüstet sich Jung und alt, Hoch und Niedrig, so- weit e» irgend möglich zu machen ist, zur alljährigen modernen Völkerwanderung Denn nicht anders kann man jene Großstadtflucht nennen, die nun zu begin- nen pflegt und deren Ziel teils die kühlrauschenden Wälder unserer prächtigen deutschen Mittelgebirge, teils die ragenden Gipfel der Hochalpen, teil» die Gestade unserer Meere sind. Mancher, der sich sowohl Ferien- reise al« Sommerfrische versagen muß, blickt mit einem leisen Anflug von Neid aus die Auswanderer, die er für die glücklichsten Menschenkinder hält. Oft sehr mit Unrecht! Wie viele von ihnen suchen, „der Not ge horchend, nicht dem eigenen Triebe/ auf Anraten de» Arztes ihr letztes Heil in dieser Ferienauswanderung. „Wenn da« nicht hilft, so weiß ich keinen anderen Rat/ hatte der gewissenhafte, ärztliche Famtlienöerater ge sagt. Und nun wird «» versucht wie ein Va-banque- Spiel . . . Möchtest du mit solchen tauschen, der du dich guter, wenn auch etwa« geschwächter Gesundheit erfreust? Kannst du nicht auch daheim während der schönen Sommertage nach Kräften für deine Gesund heit sorgen? Versuch es nur: frühzeitig hinaus, in den Wald, fleißig spazieren gegangen, wenn'« auch keinen Rigi zu erklimmen gibt, flott gebadet, im Teich«, im Flusse, eS muß nicht gerade ein Seebad sein, und fern gehalten von allen lärmenden, aufre- genden Vergnügungen, frugale Mahlzeiten, abend- zeitig zu Bett . . . Da hast du ein Rezept für Feri enerholungen daheim. Und wie mancher vergißt, daß die gewohnte häusliche Ordnung und Pünktlichkeit, di« man draußen nie finden wird, auch etwas wert ist. Da gibt es oft Aerger über Aerger, auch in den saShionabelsten Bad«, in der feudalsten Sommerfrische, vollends unterwegs auf der Wanderschaft in täglich wechselnden Quartieren. Und die abweichende Kost, die wechselnde Verpflegung! Daran gewöhnt sich auch nicht jeder so leicht. Dazu die Hauptsache: der Kosten punkt! Wer heutzutage mit wirklichem Nutzen Som» merfrischen, Bäder, Gebirgsgegenden aufsuchen will, der muß über einen gefüllten Beutel verfügen. Wer rechnen muß, der bleibe lieber, wo er ist. Denn auch da« Wandern ist gegen früher erheblich kostspieliger geworden. Wer es aber vermag, der schnüre lustig sein Bündel und lasse vor allem die Alltagssorgen da- heim: diese sind die schlechteste Bürde und können die ganzen Ferien verbittern. Zum Schluß: gut Wetter, dann werden die Ferien zu wirklichen Feiertagen für jeden! Pulsnitz. (Konzert der Stadtkapelle.) Kommenden Dienstag gibt Herr Stadtmusikdirektor Emil Frenzel mit seiner Kapelle, die eine Verstärkung erfährt, ein große« Konzert in dem durch Erneuerung sich jetzt in einem vornehmen schönen Gewände präsen tierenden SchützenhauSsaale. Als Solist wird Herr Gneuß, Mitglied der König!, musikalischen Kapelle, au» Dresden Mitwirken. Da» für das Konzert ausgestellte Programm dürfte auch verwöhnte Musikkenner auf ihre Rechnung kommen lassen. Unter anderen hervor- ragenden Tonsätzen sind verzeichnet: Einzug der Käste auf der Wartburg, Marsch und Chor a. d. Op. „Tann häuser", von Wagner. — Fantasie, a. d. Op. „Carmen", von Bizet. — 3 Sätze a. d. Serenade für 2 Violinen und Klavier s. Andante, b. Allegretto, c. Adagio, von Sinding. — l. und ll. Satz aus dem Violin-Conzert (Pis moll) a Allegro, b. Andante von VieuxtempS (Herr Gneuß). Ein hoher musikalischer Genuß steht bevor und wenn man in Betracht zieht, daß Konzerte in unsrer Stadt zu großer Seltenheit geworden sind, sollte man aus einen recht zahlreichen Besuch schließen können. D^e Kapelle, welche bestrebt ist, nur Gutes zu bieten, würde einen vollen Saal wirklich dankbar anerkennen. Hin Fortschritt. Vie V-Zdort-Kur — »dve Md. Der stosts dlästrwsri ciss VoZsturi isi sinsrssiis solcstsn Patienten stincisrlicst, ciis eins Qswicstts^u- nastms nickst wünscstsn (Korpulente. Hnciersrssits isi ciis ^ubsrsitunß; ciss Vosstuni, troircism dieselbe jstrt nacst unserem neuen verbesserten Verlast ren so sinlacst wie nur möAlicb Asworcisn ist, mitunter ein I-lsmmnis kür soicbs, ciis keinen eigenen ttaus- stanci beben (llunLASssllen, psisencls usw.); bann §ibt es aber sucst niebt wsniA d/Isnscbsn, ciis eins ost sobwsr ?u bskarnplsncis /^bneiZunA ^sZen ocisr ^ilcstepsissn, selbst bann besitzen, wenn ciisss letzteren nocb so scstmackstast -übereilst sinci, wie -. 8. cisr Aut AsiunAsns VoZburi. in allen ciisssn Bällen soll bas von uns in cisn Verkestr Asbracstts, ciurob cisutscbss psicstepatsnt Asycbüi-is Vo^buri-Qspäok „IVIajapan" (Panis lVIa- jas — d/Iaja-vroi — cias 8rot ciss Usbsns) äbstills scstallsn. Sei d/lsjapan sinci im Innsrn sinsr aullsrst scstmackstastsn biobiwsstsi lebenskräftig; konservierte VoAburt-8aktsrisn aut kaltem We^e ein^ssoblassen worcien. Oslander, ciisss, sslbstpsrstanciliob gan- unscbäcilicbsn d/Iilobssurs-Saktsrisn, in cisn msnscb- iioben Körper, so passieren sie -unäcbst unver- ciaut cisn d/iaAsn, sntwioksln siob srst im Darm unci sisclsln sieb bei längerem Leb rauest ciort an. Kis 8olß;s ibrsr i-sbenstunktion entwickeln sie ciann im Darm d/Mebsäurs unci ciisss iViilebsaurs ist cisr xrimmiAsts ^sinci allsr ^äulnis-Laktsrisn, wsil ciurob sie clsr diäbrbocisn ciieser scbäcilicbsn Mikroben so „versauert" wirst, class cisrsn Wsiterwacbssn -ur binmöAliobksit wirci. vsr Darm wirci also von ssi- nsn scbäcllicstsn 8cbmsrot-srn Arüncilieb ssrsinigfi unci ciesinti-isrt. vis ciarmcissinsi-isrsncis Wirkung; von IVIajapan ist ciis Alsieste wie ciis ciss Vo§burt. llsstss Stück- cbsn IVIsjspan übt ciis Z;lsicbs remixenste Wirkung aut cisn vsrm aus wis sins 'Passs Vo^burt, bat sbsr ksinsn dläbrwsrt. blsbsn ssinsr Urokarti^sn Assuncisteitssörciemcisn Wirkung; bat ciss Präparat nocb cisn Vor-ußsinssbssoncisrsnWobl^ssebmackss. 8s wirci als Ossssrt -u jsclsr ^labl-sit g;snommsn. kucst Kinster essen es Asrn. Seiner susssrsicbnstsn 8iß;snscstsstsn wsZsn wirci däajapan mit vor-üg;liobsm unci anerkanntem 8rfolg;s anZewsnstst bsi allen Vsrciauung;8störung;sn, bssoncisrs bsi cisr Wur-el aller Lioffwecstssl-Krank- bsstsn — cisr cbroniscbsn Ltublvsrstopfung;. In sol- eben Pallen, wo übsrmsIZig; anAsbausts varmlsul- nis-Saktsrisn ciis birsscbs cisr estronisebsn Stubl- vsrstoptung; sinci — unci ciss ist überaus staufix cisr Pali — kann ciss vsbsl ciurob IVIajapan ^rünst- iieb bsssitigfi wsrcisn. Vann ciisnt ss absr sucb -ur VsrstütunU von Sllncicisrmrsi-ung; unci -8ni2ünstung;, ferner -ur Srnsstrunß; bsi ölsicbsuebt, klsrvositst, b^iAräms, SeblatlosiAksit, socisnn bsi allen l-iaut- unreinliebksitsn, wie Qssicbtspickel, Pusteln, kus- scblag;, Qssebwürsn, purunksln usw. Oer rsg;sl- mässiks Qsnuss von Vlajapan — ciem Srot stss I-sbsns — srbäst stis i<rsst unci Sebönbsit ciss Kör- pers, bswabrt vor einem vor^sitiAsn KItsrn unci vsrlänUsrt unser l_sbsn. Wsr sieb nsbsr über dässapan informieren will, cisr verlang;« unsere susfübrliebs Sebrist „vis Kur cisr Zukunft", ciis wir jscism Intsrssssntsn nsbst sinsr probs ciss Präparates Usg;sn 8inssnstun§ von ^1. O,2O in öriefmsrksn portofrei -ussncisn. Vie knwsnclunß; von k^sjspsn in Z;eZ;sbsnsn pällen bat Urfol^e gestabt, ciis man bisbsr niebt kannte. 8s versäume ciabsr nismanci, sieb Probe unci Sroscbüre kommen -u lassen. Venn ciricl Vr ll. llcstülüter »o bertsrr Pulsnitz (Las Krersjest evar. geltsch- nati analer Arbeiteroereirie) findet, wie be reits durch Inserat bekannt gegeben, morgen, Scnntag, in unserer. Stadt statt. Zu diesem Fest ist folgm.de Ordnung festgestellr: VormiitaaS ll Uhr Empfang der auswärtigen Vereine im Restaurant „WeldhauS", daselbst Frühschoppen-Konzert. Dann Einmarsch mtt Musik in die Stadt. Nachmittag- »/.3 Uhr: Sammeln im Gasthof zum Herrenhaus zum Gottesdienst, welcher in dem herrlich gelegenen Schloßpark stattfinder. Nach- mittag« 4 Uhr: Anfang der Feier aus dem Schützen hause, woselbst Konzert, Deklamationen, Festreden, The ater und Ball stattfinden. Möge der Himmel dem Fest schönes Wetter bescheeren, damitjda«selbe den vor gesehenen Verlauf nehmen kann. PulSuitz. (Die Ausdrücke „Schweizer," „Stallschweizer," „Oberschweizer") sind auf Grund einer Ministerialverordnung wie folgt umge ändert worden: 1. „Kuhmeister" für geprüftes, leiten, des Personal, 2. „Kuhwächter" oder „Melker" für ge lernte-, nicht leitender Personal und 3. „Stallgehilse" für Hilf-perssnal ohne besondere Au-biidung. Diese Ersatzbezeichnungen sind im amtlichen Verkehr in Zu- kunst nach Möglichkeit anzuwenden. Pulsnitz. (Die Heidelbeeren nicht unreif pflücken!) Wir möchten an dieser Stelle nicht ver- fehlen, auf einen Mißstand aufmerksam zu machen, der gewiß schon manchen Spaziergänger ausgefallen ist. Wie oft kann man jetzt schon in den Wäldern Kinder antreffen, die Heidelbeeren suchen. Noch ist es nicht soweit, noch wird es einige Tage dauern, ehe die Beeren reif sind. ES ist deshalb vergebene Mühe schon jetzt „in die Beern" zu gehen, es werden die jungen Triebe nur zertreten. Wir möchten deshalb die Eltern bitten, ihren Kindern das Heidelbeerensuchen jetzt noch zu ver bieten, ist eS dann soweit, wird e- sich um so besser lohnen. — (Peter und Paul-W-tterregeln und Bauernsprüche.) Pu- diesen und jenen Wetter anzeichen am heutigen Tage glaubt da- Volk seine Schlüsse für die vorau-sichtliche WitterungSgestaltung während der nächsten Zett ziehen zu können. So heißt eS im Volke: „Wenn der Kukuk nach Petri ruft, wird der Sommer schön und sehr lang sein." Ferner heißt e-: „Wenn die Sonne am St. PaulStag scheint, dadurch wird ein fruchtbar Jahr gemeint." Auch schon aus den Winter kann Peter und Paul Bezug nehmen, denn e- heißt: „Ist eS bis Laurentius heiß, dann bleibt» im Winter lange weiß." Ist e- heut am 29. Juni windig, so ist das von guter Vorbedeutung, denn „Wenn Peter und Paul rücken den Hut, gerät da» Sommerkorn immer gut" Der Weinstock aber verlangt eine trockene, durchdringende Hitze und Regen am heu tigen Tage ist dem Winzer gar nicht gewünscht, denn: „Regen an Peter und Paul, — wird die Weinernte faul'" — (Ein einfaches und vorzügliches, doch wenig bekannter Mittel, Kirschbäume gegen die räuberischen Spatzen zu schützen,) ist die Zwiebel. Man schneide die Zwiebel in der Miite durch und befestigt die Hä ften hier und.da am Geäst. Die Vögel haben einen solchen Abscheu vor dem starken Zwiebelgeruch, daß sie die betreffenden Bäume nicht mehr heimzusuchen pflegen. — (Da« Wetter im Juli.) Der Juli soll un» sehr heiße, aber auch kühle Tage bringen; die Gewitterneigung soll größer sein al» 1911. Wa- die Witterung der Mondviertel anbetrifft, so ist folgende» zu bemerken: Letzte» Viertel, den 7.Juli: trübe- und kühle» Wetter. — Neumond, den 14 : heiter und warm. — Erste» Viertel, den 21.: fruchtbare Witterung. — Vollmond, den 29.: Gewitter. — Hoffen wir, daß keinem die Sommerrreise verdorben wird, mit anderen Worten: daß es Petru- gnädig macht! Hauswalde. (Goldene Hochzeit.) Im engen Familienkreise feierte am Sonnabend da« Ernst Tho- mansche Ehepaar da» seltene Fest der goldenen Hoch zeit. Freunde und Bekannte erwiesen dem würdigen Paare, da» sich einer guten Gesundheit und geistiger Frische erfreut, durch Darbringung von Glückwünschen und Geschenken ihre Liebe und Aufmerksamkeit und gestalteten dadurch, sowie durch die am Sonntag er- folgte Ueberreichung einer Ehrenbtbel von feiten de» Herrn OrtSpsarrer» Steidtmann da» Jubelfest zu einem rechten Freudenfest. Kamenz. (Da» KöntglicheMeldeamtKa- menz,) welche» sich seit Jahren in den ParLerre-Räu- men de» Gebäudes der Königlichen Amt-Hauptmann- schäft befindet, verlegt seine Dtensträume zum 1. Juli d. I. in den 2. Stock de» Rathauses. Sebnitz, 28. Juni. (G ust a v - A d o l f - Fest.) In der am Dien-tag stattgehabten Hauptversammlung beim Jahresseste der Dresdener HauptoereinS der Gu- stav-Adolf-Sttitung wurde die großeLlebe-gabe der cvan- gelischen Gemeinde Platten (Bezirk JoachimStal in Böh- men) zugewiesen. Die evangelischen Gemeinden See- stadtl, ebenfalls am Hange de» böhmischen Erzgebirges, und Rotsürben bei Breslau erhielten jede 1500 Mark zugesprochen. Leipzig, 24. Juni. (Großfeuer in der Ka- ferne de- 106. Infanterie-Regiment».) Gegen Mitternacht brach in der ZentralvertaufSstelle de- Jnfar.tsrie-RegimentS Nr. 106 in Leipzig-Möckern, einem massiv gebauten Schuppen, der sich hinter den flasernementS befindet, auf bisher unaufgeklärte Weise ein Großfeuer aus. Glücklicherweise wurde das Feuer von einigen Soldaten bemerkt, die sofort die Kasernen wache verständigten, welche sofort die städtische Feuer wehr alarmierte. Den vereinten Bemühungen der Feuerwehren und der Soldaten gelang e», nach etwa zweistündiger angestrengter Arbeit die Gefahr zu be- seitigrn und da- Feuer auf seinen Herd zu beschrän ken. Der Schaden ist bedeutend, da der ganze Dach.