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pulMtzerWcheilblml Fernsprecher: Nr. 18. vszirks-ttnzeigsr 5lmts erscheint: Oienstag,Donnerstag ».Sonnabend. des König!. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Mit „Illustriertem Sonnlagsblatt', „Landwirt- schädlicher Beilage" und „Mode kür Nlle'. Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. i 30 b?i freier Zustellung ins Sous, durch sie Post bezogen Mk. 1.4t. > und Äsilung l'eiegr.-NLr.: Wochenblatt puisnitz t « Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 8 M V 10 Ahr äukzugeben. Vie künk mal gespaltene MDlIII Zeile oder deren Naum 15 pk.,LokaIprsis t 2 pk. v v V Reklame 30 pk. Bei Wiederholungen Rabatt. Amtsblatt kür den Kmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, 7>ruck und Verlag von L. L. Sörster's Erven (Inh.: 1. VV. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz vr.265. Verantwort reinig, Dauswalde, Ohorn, Oberjteina, >ncder- Zrohnaundork, Lichtenberg, klein-vittmannsdork. r Redakteur: I. Mohr in Pulsnitz. Nr. 77. Dienstag, 2. Juli 1912. 64. Jahrgang. Aas Wichtigste. Kommerzienrat Eduard Weigang in Bautzen ist in München einem Herzschlage erlegen. Kaiser Wilhelm hat die Reise nach Rußland über Danzig—Neufahrwasser angetreten. Die Nordlandreise des Kaisers beginnt am 8. Juli. Die neugegründete Stelle eines Landes-Gewerbcin- spektors wurde dem RegierungS und Gewerberat Friedrich August Krantz in Frankfurt a. O. über tragen. Wegen oersuchten Verrats militärischer Geheimnisse verurteilte das Reichsgericht die Buchhalterin Elsa Pfitzner aus Glowno zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis, fünf Jahren Ehrenrechtsver lust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizei aufsicht. Bei Schmiedefeld bei Breslau fuhr ein Eisenbahn zug in einen vollbesetzten Kremser; sieben Per sonen wurden getötet und elf verletzt. Ein Wirbelsturm vernichtete die Stadt Regina in Kanada; 200 Personen sollen getötet oder ver letzt worden sein. OertUcdes unv Sücdslfcdss. PulSnitz. (Die evangelisch, nationalen Arbeitervereine der Kreirverbandeß Ra» deberg) hielten am vergangenen Sonntag in den Mauern unsrer Stadt ihr vom Bruderverein PulSnitz recht gut vorbereitete» Kreirfest ab. Wenig verheißungs voll gestaltete sich der Sonntag Morgen für das Fest; Regen strömte hernieder, doch machte derselbe bald schönem, sonnigen Wetter Platz. Die Vereine au« Loschwitz, Bühlau, Lausa und Radeberg trafen nach 11 Uhr vormittags ein und wurden im Restaurant „Waidhaus" herzlich empfangen. Hier verhielt man sich bei Konzert der Stadtkapelle bis 1 Uhr. In ge schloffenem Zuge marschierten alsdann die Festteilneh- me: unter den Klängen der Musik nach dem idyllisch gelegenen HnrnhauS. Punkt 3 Uhr begaben sich die Vereine in den Schloßpark, woselbst unter den alten Buchen und Eichen Festgottesdienst stattfand. Auf dem Wege dahin spielt« die Musik das Lutherlied: Tin' feste Burg ist unser Gott. Vor den zahlreich V'rsam- vielten sprach Herr Pfarrer Schulze in zu Herzen gehen der Weise über da» Schriftwort Marcus 6,g?s: Gebt ihr ihnen zu cffen! Die erhebende Predigt umrahmte der Gesang de« Liedes: Sei Lob und Ehr' dem Höch- sten Gut. Von hier au» marschierten die Festteilneh mehmer mit Musik nach dem Schützenhause. Im Scale desselben fand da« Fest seine Fortsetzung. Eine reiche Fülle von Darbietungen verschaffte den zahlreich Ver sammelten einige recht genußreiche Stunden. Vorträge der Stadtkapelle wechselten mit Deklamationen und Gesängen, welche sämtlich beifällig ausgenommen wur den. In den ersten Teil der VortragSordnung reihte sich die Begrüßung de» Vorstandes, Herrn Vetters. Mit herzlichen Worten hieß er die Erschienenen will- kommen, und nachdem er den Wahlspruch der evange lisch-nationalen Arbeitervereine: „Gottesfurcht, Näch- stenltebe, König-treue" trefflich aurgelegt, schloß er seine Ansprache mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf König Friedrich August und Kaiser Wilhelm ll. Die Festrede hielt Herr Pastor Köhler. Pulsnitz, mit feiner Weltruf genießenden Psefferkuchenfabrikation und den vielen anderen Gewerben, bezeichnete der Redner al« eine Stadt der Arbeit. WaS Wunder, daß in Puls- nitz ein evangelischer Arbeiterverein als ein schöner Baum herangewachsen sei. Auf Grund de« Spruche«: „Ein Leben, wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen" entwarf er eine interessante Skizze von der sittlich-religtösen Arbeit und zog Ver- gleiche zwischen einem arbeitslosen und arbeitsreichen Leben. Die Rede gipfelte in einem Hoch aus den deut- schen evangelischen Arbeiter. Die Feststunden bereicher ten und verschönten noch zwei gut gespielte Einakter, da« Schauspiel „Im sForsthauS" und da» Lustspiel .Elly» Geburtstag". Im Verlaufe der Festfeier nahm der KreiSverbandSvorsitzende, Herr Pastor Hellriegel- Radeberg, Gelegenheit, dem Pul-nitzer eoangelisch-na- ttonalen Arbeiterverein für da» gebotene schöne Fest herzlichst zu danken. Die während der festlichen Ver- anstaltuns inszenierte Pfefferkuchen - Verlosung sand rege Benutzung. Nur zu schnell waren die 800 Lose vergriffen, mit ihnen aber auch die aufgespeicherten Pfefferkuchen-Pakete und -Tüten, die von den Gewin- nern freudestrahlend in Empfang genommen werden konnten. Ball beschloß da» wohlgelungene Fest, an da» sich die Teilnehmer gewiß jederzeit gern erinnern werden. PulSnitz (Kolonnenübung.) Die freiw illige Sanitätskolonne unternahm am Sonntag eine Gelände- Übung. In einer Stärke von 30 Mann rückte die Kolonne früh */,4 Uhr nach der Emil Mager'schen Zie- gelei an der Großröhrsdorfer Straße ab. Der Uebung. lag folgende Idee zugrunde: In einer Lehmgrube sind beim Abtragen größere Erbmassen in» Rutschen ge- kommen, wobei mehrere Arbeiter verschüttet wurden und schwer verunglückten. Die Kolonne erhielt Kennt nis von dem Unglücktsall, eilte zur Stelle und legte hier die ersten Notverbände an. Al»dann wurden die Verunglückten mittel« Trage nach einem angenomme- nen UnterkunftSraume überführt. — Die Uebung, welche in größter Ordnung verlies, endete gegen 6 Uhr. Nach einer kleinen Erfrischung (Abkochen von Kaffee und Suppe im Felde, rückte die Kolonne st, 7 Uhr wieder in PulSnitz ein. — (Der Jult) hat gestern seinen Anfang genom men. Als wärmster Monat des Jahre» hat der Juli manche Eigenart, er, der auch die Namen Heuert, Wärme mond rc führt, ist der charakteristischste Sommermonat. Wenn auch noch die Rosen prunken und sie Linden ihren süßen Duft hauchen, so will doch der Juni mit der Blüte nicht mehr viel zu tun haben. Sein Ge- schäft ist da« Reifen, da» Hinübersühren der Blüte zur Frucht, da» Beginnen der Ernte. Als heißester Monat de» Jahre« ist der Juli derjenige, welcher an alle die jenigen, die in angestrengter Arbeit ihrem Berufe nach- gehen, härteste Anforderungen stellt. Denn die Hitze erschlafft Körper und Geist, erschwert jegliche Mühe waltung und macht Tatkraft und Willensstärke flau und müde. So stellt überhaupt jegliche Sommerarbeit mehr Anforderung an unser Können al» Winterarbeit. E« Heist zäher und fester anpacken! Und mag e» un» auch noch so viel Ueberwindung kosten, wir müssen unser Pensum doch schaffen! Dazu draußen diese lachende Sommerlust! Wen zöge es nicht mit allen Fasern hi- nau» in die freie Natur? Nicht mit Unrecht hat man daher auch in den Jullmond meistens die Ferienzeit gelegt, daß sich dem arbeitenden Menschen in günstig ster Weise Zeit und Gelegenheit biete, Körper und Geist zu erfrischen, zu kräftigen und zu stärken. In den sattesten Farben prangt nun die Natur. Mit jedem werdenden Tage schreitet da» Reifen weiter und wei ter. Unablässig spinnen die Tage ihre Fäden, die be- reit« wieder, namentlich am Ende de« Monat» erheb lich kürzer geworden sind. Da» Jahr hat seinen Fuß zum Abstieg gewendet. Nun bekommen auch die Worte de» Dichter» wieder Recht und Geltung, die da lauten: Dat Reifen schreitet durch die Lande Und färbt die Früchte rot wie Blut, Und knüpft mit gelbem Erntebande Die Aebren ringsum . . . Juliglut! Wohl dem, wer diese Tage preist, In denen Sonne flirrt und gleißt! Mit Worten läßt sich eine echte Julistimmung doch ebensowenig schildern wie man sie m t Farben malen kann. Man muß sie erleben! Und w>.r da» in allen Einzelheiten vermag, der wird einen wahren und ech ten Genuß vom Juli haben. (Eilboten lauf.) Der Weg vom Keulenberg nach Ebersbach ist am Sonnabend abend von den Eilbotenläufern in 2 Stunden 61 Minuten durch- lausen worden. E» ist die« ein nicht voll befriedigen- de» Resultat. Durch den Umstand jedoch, daß die zu überreichende Urkunde unterwegs mehrfach aus ihrer Umhüllung heraus und zu Boden fiel, wodurch der Läufer in seinem Laufe innehalten und zurückkehren mußte, was zu erheblichen Zeitverlusten führte, wurde das Resultat wesentlich ungünstig beeinflußt. Ebenso wurde durch die vielen neben- und vorherfahrenden Radfahrer der Lauf vielfach behindert. — Einen Rundflug Kamenz— Königs brück — Pulsnitz — Bischofswerda, sowie Schau flüge in mehreren dieser Städte beabsichtigt der durch seine im Vorjahre in Kamenz ausgeführten Schauflüge in rühm licher Erinnerung stehende Flieger Gswald Kahnt in der ersten Hälfte des September zu veranstalten. Gegenwär tig schweben Verhandlungen mit den maßgebenden Stellen, die hoffentlich zur Verwirklichung der geplanten Veran staltung führen. — (Gewaltige Kriegs st ravazen vor 100 Jahren.) Ara 24. Juni 1812 Halle der Uebergang der na poleonischen Hauplarmee über den Niemen begonnen und schon am 28. Juni, in dessen ersten Morgenstunden zwischen Russen und Franzosen vor den Toren Wilnas ein kleines für die letz teren ungünstiges Reitergefecht, das den Anfang des großen Dölkerdramas bilden sollte, zog Napoleon in Wilna ein. Die Straßen Wilnas waren voll von Menschen, die Häuser festlich geschmückt und die Polen überließen sich einer ausgelassenen Freude, denn sie wähnten, daß nun für sie die Zeit ihrer Be- freiuna von der russischen Herrschest gekommen sei. Von Kowno nach Wilna waren nur zurückzulegen 11V Kilometer, aber die Zurücklegung dieser Strecke koste e der napoleonischen Haupt armee bereits gewaltige Opfer. 2n Folge des schnellen Mar sches, der großen Hitze der letzten Junitage, der schlechten, san digen Wege auf russischem Boden brachen täglich Hunderte der jungen, marschungewohnten Rekruten zusammen, begannen Krankheiten zu grassieren, die Mann und Roß dahinrafften. 2n Wilna empfing Napoleon polnische Deputationen und auch der: vo r dem Zaren abgesandten General Balasches. Recht in- leressant und charakteristisch für den Russen war die Unter redung, die oieser mit Napoleon hatte. Als letzterer fragte: „Auf welchem Wege kann man nach Moskau gehen?" antwor tete Vaiaschef: „Majestät, setzen mich durch diese Frage in eine sehr große Verlegenheit. Die Russen wie die Franzosen sagen, daß man auf jedem Wege nach Rom gehen kann. Nach Mos kau führen gleichfalls viele Wege. Karl XII wollte dorthin über Pultawa". Napoleon, der wohl wußte, daß bei Pultawa der kriegerische Schwedenkönig Karl XII. von Peter dem Großen glänzend besiegt worden war, zog sich nach dieser Antwort schweigend zurück. Am 30. Juni, also gerade vor nun hundert Jahren erteilte Napoleon seinem besten Korps- kommandanlen, dem Marschall Davoust, Befehl mit ca. 40V0V Mann, denen auch zwei Bataillone Badenser, 3 Bataillon Mecklenburger angehörten, sofort gegen Minsk vorzurücken, um der zweiten russichen Westarmee in den Rücken zu kommen. Am 30. Juni war es auch, daß sein Bruder Jerome mit den Westfalen, Sachsen und Polen den Niemen bei Grodno über schritt. Nun lernten auch Polen. Westfalen und Sachsen die Mühsale eines Feldzuges auf russischem Boden kennen. Poniatowski's leichte Kavallerie verlor am ersten Marschtage allein mehr als lausend Packpferde, mußte eine Menge Solda ten wegen totaler Entkräftung zurücklassen und auf den durch ununtertnochen niedergehende schwere Regengüsse fast unpassier bar gewordenen Wegen konnte sich sächsische und westfälische Infanterie und Kavallerie nur mühsam vorwärts schleppen. Die Proviantwagen blieben im durchweichten Boden stecken und weit hinter den Kolonnen zurück, sodaß Salz und Brot tage lang gar nicht zur Verteilung gelangten. Tausend von Polen, Westfalen und Sachsen blieben daher auch schon in den er sten Julilagen völlig entkräftet an den Wegen liegen, starben dahin oder füllten schwerkrank die Lazarette. In wenigen Ta gen waren die drei Korvs Jeromes auf 45VVV Mann zusam mengeschrumpft. Doch die Kriegsstrapazen in der ersten Juli- Hälfte wie gering noch immer gegenüber den Strapazen, die die nächsten Wochen und Monde noch bringen sollten auch un seren Landeskindern. Großröhrsdorf. (Auf ihr 25jährige» Be stehen) konnte gestern die hiesige Brauerei „Böhmisch- Branhau»" zurückblicken. Sie hat sich im Laufe der verflossenen Jahre immer weiter entwickelt und nimmt da» Etablissement in seiner Branche eine achtunggebie tende Stelle ein. Großröhrsdorf. (Kreuzotterbiß.) Am Sonn abend kurz nach Mittag wurde im Niederdorfs bei der Heuernte ein junge» Mädchen am Waldrande von einer Kreuzotter in den Fuß gebissen. Sie hatte mit- genommene Sachen in den nahen Wald legen wollen und ist dabei wahrscheinlich unvermutet aus da« gif tige Reptil getreten. Es wurden sofort geeignete Maßnahmen unter Hinzuziehung eine» Arzte» zur Abwendung der Folgen de« Btffe« getroffen, sodaß sich dieselbe heute außer Lebensgefahr und auf dem Wege zur Besserung befindet. Großröhrsdorf. (Entsernt) hat sich seit Donner«, tag abend der Buchbindergehilfe O»kar Kube von hier. Bisher ist man über seinen Verbleib ohne jegliche Nachricht geblieben und seine Frau darüber in großer Sorge. Kamenz. (Versetzung.) Herr Regierungsaimmann! Dr. Walther von der König!. Amtshauptmannschaft Kamenz i