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Nr. 68. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 11. Juni 1S12. Seite 6. Wagenrink und Neuwahl der Herren Löffler-Radebeul und Terpe-Hainsberg. Zum Hauptkasfenprüfer wurde Herr Arnhold- Plauen - Dresden, zu Stellvertretern Reichelt »Wilsdruff und Pfitzmann-Pirna gewählt. Der bisherige Ehrenoberfechtmeister Paul Werner in Bischofswerda wurde zum Landes-Ehrenmitglied ernannt. Eine seltene Ehrung! Ein Antrag der Verbandes Lichtentanne, die Beseitigung der Reklame auf den Mitglieds» karten gelangte zur Annahme. Als Ort zur Landeshauptver sammlung 1913 wurde Radeburg gewählt. In freier Ans sprache wurden noch Bereinsangelegenheiten behandelt, sodann die Landeshaupiverfammlung vom Landesvorsitzenden Anders mit Dankesworten geschlossen. Gründung tiner Anion-tSt in Dresden. 8. Dresden, 9. Juni. Die bevorstehende Verlegung der Tierärztlichen Hochschule von Dresden nach Leipzig, veranlaßt die konservativen „Dresdner Nachr." für die Gründung einer Universität in Dresden Propaganda zu machen und die Errichtung einer zweiten sächsischen Universität in den Bereich der Möglichkeit zu ziehen. Da» genannte Blatt schreibt am Schluffe feiner Er örterungen, daß kein Zweifel daran sein könne, daß der Zeitpunkt augenblicklich der richtige wäre, die Frage der Neugründung einer zweiten sächsischen Universität, einer UniversitätDreSden,in Angriff zu neh men. Der Aufschwung unseres gesamten öffentlichen Leben- habe uns eine Epoche beschert, welche für der- artige Gründungen eben der richtige Moment sei. Ein Land von der wirtschaftlichen Bedeutung Sachsen» dürfe nicht müde werden, auf seinen Hochschulen sich ein Führergeschlecht heranzubilden, da« im Stande sei, die hervorragende Stellung Sachsens im Rahmen der Reiche» zu behaupten. Eine zweite sächsische Universi tät in der Landeshauptstadt würde neue, bi»her brach liegende Kräfte entfalten, sie würde die an der birhe- rigen Leipziger LandeSunioersität sich entwickelnden Mißstände beseitigen und in hervorragendem Maße dazu beitragen, daß der Ruf Sachsens al» Land der Bildung und wirtschaftlichen Tüchtigkeit auch für kom- mende Geschlechter seine Geltung behalte. — Wenn hier auch zunächst nur der Wunsch der Vater der Ge- dankens ist, so ist allerdings daraus hinzuweisen, daß in angesehenen und maßgebenden Dresdner Kreisen der Plan der Gründung einer Universität Dresden schon mehrfach besprochen worden ist und zwar hat dieser Gedanke in der Person de» tatkräftigen, rührigen Dresdner Oberbürgermeister vr. Beutler einen uner- müdlichen Förderer gefunden. Auch Kultusminister vr. Beck soll sich in Gesprächen nicht ungünstig über ein derartiges Projekt, das allerdings für Dresden un geheure Bedeutung haben wird, ausgesprochen haben. Man geht davon au», daß die Landesuniversität Leip- zig bei ihrer hohen Frequenz — Sommersemester 1912 rund 6000 Studierende einschl. Hörer — und ihrem fortwährenden Wachstum aus die Dauer nicht mehr im Stande sein wird, den Anforderungen zu genügen. Wie wir hören, sollen sich auch bekannt« sächsische Großindustrielle und Kapitalisten für die Gründung einer „Universität Dresden" interessieren. 6us aller Welt. — (Die erste deutsche Luftpost marke) gelangte am vorigen Sonntag, und zwar nur für we nige Tage im Großherzogtum Hessen und in Frank- furt a. M. zur Ausgabe. Die Marke zeigt auf rot- braune« Grund als Symbol der Flugpost einen im Licht der aufgehenden Sonne über den Wolken schwe benden Phantasieoogel. Bedingung der Genehmigung des ReichSpostamte» war die Garantie, daß alle Lust postkarten wenigsten» einen Teil des Postweges durch die Luft zurücklegen (Postluftschiff „Schwaben", Flug- zeug). Der Stempel der Reichspost laute!: „Flugpost am Rhein und Main, Frankfurt oder Darmstadt usw. (folgt Datum)." Die Flugpost befördert diese Karten, die in die Briefkästen der Reichtpost zu werfen sind, überall hin. Da die Marken selten werden dürsten, ist es für Markensammler ratsam, sich mit Bekannten im Großherzogtum Hessen zur Erlangung derartiger Marken in Verbindung zu setzen. Paris, 10. Juni. (Streik an Bord des französischenOzeandampfer»„LaFran c e".) „Matin" berichtet au» Havre: An Bord de» tranrat» lantischen Dampfer» „La France", der gestern nach Newyork abgehen sollte, weigerte sich die au» 300 Mann bestehende Besatzung abzufahren und begab sich an Land zurück. Im Laufe des gestrigen Abend» hielten die Marine-Etngeschriebenen eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, sofort in den Ausstand zu treten. Angeblich handelt es sich um eine Lohn- aufbefferung und Verkürzung der Arbeitszeit. Danzig, 10. Juni. (Bootsunglückauf dem Frischen Hass.) Bei der Ueberfahrt von der frischen Nehrung nach dem an der Mündung der Paffarge ge- legenen Ortschaft gleichen Namens wurde da» Ueber- setzboot von einer Gewitterbö« überrascht. DaS Fahr zeug kennterte und drei Mädchen ertranken. Das Boot personal und einige andere Personen konnten gerettet werben. AiMMWbilö M Älnflug Berlin-Wien. Daß eine Riesenstadt wie Berlin bei besonderen Gelegenhei ten, wie Paraden, Fürstencmxfängen und dergl. eine ungeheure Menschenmenge auf die Beine bringen kann, war längst bekannt. Daß solches aber auch mitten in der Nacht möglich ist'das haben erst die Flugveranstaltungen gelehrt. Als vor Jahresfrist der deutsche Rundflug veranstaltet wurde, reichten die vorhandenen Verkehrsmittel bei weitem nicht au-, um die volksmaffen nach Jo hannisthal hinauszubringen. Ls ereigneten sich damals Szenen, die zu vermeiden aller Anlaß vorlag. Diesmal waren bessere Vorkehrungen getroffen und die in Dienst gestellten verkehrsmit- tel reichten wenigstens einigermaßen aus. Mer hinaus wollte, mußte schon früh auf sein, denn der offizielle Start war bereits auf 3 Uhr nackts angeletzt. Das Ereignis trieb so den soliden Bürgersmann schon um Mitternacht aus den Federn und gab dem weniger Soliden gewichtigen Grund, gar nicht erst das Bett anf- zusnchen. Um f Uhr herrscbte am Görlitzer Bahnhof herum bewegtes Leben und Treiben und nur mit den allergrößten Schwie rigkeiten war cs möglich, in ein Abteil der fortwährend abfahren den Züge zu ^langen. Dafür wurde man aber auf der Fahrt durch den bei solchen Gelegenheiten zum Vorschein kommenden Witz entschädigt. Bei der Ankunft in Johannisthal war zunächst von großen Menschenansammlungen wenig zu bemerken, aber je näher man dem Flugplatz kam, um so größer wurde das Ge triebe. Langsam füllten sich die Tribünen, vor allem die billige ren Plätze. Bei einem Rundgang über den Platz und durch die Hangars, wobei man auch Gelegenheit hatte, das für die Reise nach Amerika bestimmte Luftschiff Suchard zu besichtigen, gewann man einen Ueberblick über die gewaltigen Menschenmengen, die sich inzwischen angesammelt hatten, wie immer bei solchen Ge- legenheiten wurde die Geduld des Publikums, das sich im Uebri- gen musterhaft verhielt und sich mit Scherzen die Zeit vertrieb, wobei man vor allem dem „Gleitflug" eines aufgeschenchten Sper- lings alle Anerkennung zollte, auf eine harte Probe gestellt. Dich ter Nebel machte zunächst den Start unmöglich, wie elektrisiert horchten die Mafien auf, als von dem Schuppen das erste Fau chen und Knattern eines Motors herüber tönte. Bald darauf wurde das Flugzeug Fokkers herausgezogen, das sich denn auch bald stolz in die Lüfte erhob. Fokker, der eine Reihe zum Teil waghalsige Flüge unternahm, kürzte so die Wartezeit auf schöne Weise ab. Um 3*/, Uhr wurde der Marseindecker vom Gber- leutnannt Bier herausgezogen, der sich mit seinem Passagier Leut nant Steffen startbereit machte. vollkommen ruhig wie zu einem Spaziergang nahmen die Herren von ihren Freunden Ab schied. Die zum Start festgesetzten drei Minuten verliefen indes sen ohne daß der Aufstieg erfolgte und der Mars-Liudecker mußte seinen Konkurrenten Platz machen. Als erster startete um H Uhr 22 Min. Thelen auf einer Albatros-Doppeltaube mit Leutnant z. S. Schiller, es folqte dann nach 3 Min. um -k Uhr 23 'Miu. Hirth mit dem Husarenleutnant Schöller. Hirth benutzte den beim (Ober rheinischen Flug so glänzend bewährten Rumpler-Eindecker. Das erste Pech erfuhr Oberleutnant von Thüma, der mit Leutnant Knofe aus einem Eindecker der L. F. G.-Gesellschaft startete. Nach einer Fahrt von wenigen (vo Metern neigte sich der Eindecker wieder zur Erde, wobei das Untergestell und ein Propeller beschä digt worden. Oberleutnant Thüma muß daher auf den Flug ver- zichten. Ebenso hat auch der Gesterreicher Oberleutnant Sablatnig verzichtet. Um e Uhr 5 Min. setzte sich der Start fort. Lsakay, hinter welchem Pseudonym sich der bewährte österreichische Flieger Oberleutnant Plaschke verbirgt, startete mit Oberleutnant Niezan auf einem Lohner-Pfeil-Doppeldecker. Um s Uhr 2? Min. folgte Bergmann, Passagier Leutnant Schinzel, aus einer Ltrich-Taube. weiter sind dann noch gestartet um 8 Uhr j s Min. wienzciers, Passagier Oberleutnant z. S. Bertram und um 8 Uhr 12 Min. Bier mit Leutnant von Steffen. Leider hat der so günstig ver laufene Start doch noch ein Unglück gel rächt. Oberleutnant Bier, wohl der gefährlichste österreichische Konkurrent, ist bei Groß- Muckoro abgestürzt. (Siche besondere Nachrichten.) Dresdner Produkten-Sörse, 7. Juni 1912. Wetter: Heiß. Stimmung: Fester. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: weisen, weißer , brauner 79—80 Kilo, 226—227 M, do. neuer 76 bis 78 Kilo 221—225 M, do. russischer rot 240—244 M, do russischer weiß — — — M, Kansas — bis — M, Argentinier alt, M, do neu 228—236, Australier M, Manitoba 3 M. do. 4 2g2 234 M. Roggen, sächs. neuer 72—75 Kilo, 209—203 M, Sand do. do. 72—75 Kilo 203-206 M, posener 203-207 M, russischer 202-204 M. Gerste, sächs. neue — M, schlesische M, pose ner M, böhmische M, Futtergerste 178 bis 190 M. Hafer, sächsischer alter M, do. do. 207-210 M, schle- sischer alter M, do. 207—210 M, russischer loco 204-207 M. Mais, Einquantine alt M, neu 192—195 M, Rund mais gelb — M, do. neuer 175—179 M, am Mired- Mais M, La Plata, gelber M, do. neu feucht M. Erbsen, Saat u Futter, 195- 205 M, Wicken 220-230 M. Buchweizen, inländischer 215—225 M, do. fremder 215—225 M. (velsaaten, Winterraps, scharf trocken M do. trocken M. do. feucht — — — M. Leinsaat, feine 365-375 M, mittlere 345—355 M, La Plata — M, Bombay 365—385 M. Rüböl, raffiniertes 75 M. Rapskuchen, (Dresdner Marken), lange 13,50 M, runde — M. Leinkuchen, (Dresdner Marken) l 20.50 M, n 20.— M. Malz - - M. Weizenmehle (Dresdner Marken), Kaiseranszug 36 50—37.00, Grießlerauszug 35,50—36, Semmelmehl 34.50—35.00 M, Bäckermundmehl 33.00—33.50, Grießlermundmehl 25.00 bis 26.00, Pohlmehl 21.00 22.00. Roggenmehle (Dresdner Marken, Nr. 0 29—29.50, Nr. 0/l 28 00-28 50 Nr. 1 27 -27.50, Nr. 2 24.50-25 50, Nr. 3, 22.00—23.00, Futtermehl 15.80-16.40. weizenkleie (Dresdner Marken», grobe 13.20—13.60, feine 13.20—13.60. Roggenkleie, (Dresdner Marken), 15.00—15.40 M. verNner prouktenbürso. Weizen lag heute fest, da der Erport anhält und auch die Inlandsnachfrage sich mehr regt. Roggen war zunächst fest und dann später abgeschwächt, Hafer abgeflaut. Herbst zog an. Rüböl fester. voraussichtliche Witterung am 12. Juni: Wettervorhersage der K. S. Landeswetterwarte zu Dresden Keine Witterungsänderung. Magdeburger Wettervorhersage Kühler, wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, kein oder wenig Regen. Tam de» ««fall» und da» Alarmsignal der Knttt ist für di« Moderne» e'»e Glocke ohne Klang, viel Lärm und viel Reklame gehört für sie dazu." „Reklame und Geld find überhaupt auf jede« Gebiet dir Schwerpunkte unsere» Jahrhundert», und vielleicht nicht ganz mit Unrecht, denn sieh mal, Papa, wenn —" „Junge", firl der Oberst feinem Sohn in da« Wort, „verdirb mir nicht mit Deiner hochmodernen Philosophie meine gute Laune, wenn man zum Glück noch au« «in«, Zeit stammt, wo da« Geld nur »ine Rolle war, aber keine tonangebend« Rolle spielt«, kann man fuch»wild werden, wenn ihr Junge» eure Leben«wri»heitr» zum beste» gebt". „Verzeih, Papa, aber du sollst dich auch heute »icht mehr errege», denn mir fehlt leid«, die Zeit für zeitgemäße Auseinandersetzunge», deren interessante Anregungen ich sonst ungern entbehre, — aber ich wollte euch jetzt nur flüchtig Guten Abend sagen, denn ich habe mich noch für da« Kafino verabredet." Der junge O fizier erhob sich und trank stehend sein Gla« Punsch in einem Zug« leir. „Heut« abend noch?" Der Oberst runzelte unwillig di« Brauen. „Ihr solltet auch lieber bald zur Ruhr gehe«, um morgen früh »um Dienst frisch und munter zu sei», besonder« wo j-tzt die Gesellschaft rinsetzt, morgen abend auf dem Ball wird »« ohnehin spät genug." „S« läßt sich leider nicht mrhr Lader», Papa", «i»e tiefe Röt« der Verl«g«aheit färbt« Leo« Stirn, „ich hab« e« Tolmani versprochen, zu komme» und möchte ih» nicht war» teer lassen." Ellinor war bei Nennung dieser Namen« leicht zusammen« gezuckt. „Hatte dich fern von diesem Kameraden, Leo," bat fie leis«, „ich weiß nicht warum, aber «r ist mir u»h«imlich," „Ja, ja mein Schwest«rcht», ich weiß wie lästig du sein« Berrhrung empfindest, mir ist der Mensch, offe» gestan den, auch nicht sympathisch, aber ich möchte ihn nie zum Feind« haben, darum nehm« ich jegliche Rücksicht auf ih», ein alte« Sprichwort sagt: „Dem Teufel muß «an zwei Licht«» anstecke«." „Ach, Leo, bitte schick« ihm rin Bürtt mit Deiner Ab« sage und bleibe heute abend bei un«, ich habe solch unbe» stimmte« Angstgefühl", fleht« Sllinor beide Hände auf die Schultern dt« Bruder« legend. Zärtlich küßte der jung« O fizitt die Schwester und be freite sich von ihren Arme«. „Du bist nrrvö», Liebling, da« kommt von der an- greifenden Musik. Du weißt, ich bin am liebsten bei dir, bei euch alle» zu Hause, aber r« geht in diesem Falle wirklich nicht. Schlaf« dich gut au«, daß du morgen auf dem Ball di, Schönste bist." „Leo", bat fie «och rl«mal, seine Hand ergreifend, bleib«, tue r« mir zuliebe.! Aber der Oberst fiel ihr unwirsch in da« Wort: Laß ihn laufe», Mädel, der große Jungr wird ja nicht unter einen Luftballon komme». Noch rin kurz«» Abschied, und sporenklirrend sprang Leo dir Treppe hi«ab, — Elliaor aber zog in ihrem Zimmer dir Vorhängr autrinander uud blickt« ihm nach. Dir Straßen« later»«» warfen nur eine» matten Lichtschein, aber sie konnte doch deutlich dir Umriffe de» schlanken Gestalt erkennen. Leußerlich ist «r »in echter Danhoff, dachte fie, aber inner« lich rollt da« Blut schneller al« bei un« andere« durch die Ader», und groß« Offenherzigkeit, verbunden mit impulsivem leichten Sinn find di» schwierigsten Ki ppen für einen jungen vermöge»«losen O filier. Unbemerkt war Hertha eing«tr»ten und hatte den Kopf an di« Schult«» der Schwester gelegt. Heute darfst du nicht so seufzen, Nori, heut« mußt du strahlen und stolz sein. Ich dachte an Lro. Ach, Lro wird auch ohne dich fertig, diesen Abend ge hört Dein ungeteilte« Denk«» Fritz. Ich könnte dich um da« Gefühl beneiden, so stolz auf einen Freund sein zu dürfen. Gewiß, ich freu« mich von Herzen mit ihm, ab«r stolz war ich auch ohne den äußeren Erfolg auf seine Freund schaft. Aber «un könnt ihr euch doch gewiß heiraten? forschte die Kleine eifrig. Em schwermktige« Lächeln glitt über Ellmore« Züge. Mrin Liebling, daran ist nicht zu denke», zwei arme Erdrnkinder dürfen mit ihren Wünschen nicht so stürmisch sein — eh« er nicht eine grficherte Er sten» ha», würde Fritz nie um mich werben. Ich bin aber auch völlig zufrieden mit meinem Lo« so wir e« ist, mrinem Leben daheim, ver eint mit Euch alle» und dem stillen Glück im Herze», setzte fie ganz leise hinzu. Du bist viel bescheidener wie ich — Hertha warf den stolzen Kopf in den Nacken —, ich wär« nicht zufrieden mit L chlstrohlen, di, durch geschloffen, Fensterscheiben in m«i« Zimmer dringe», ich will voll in leuchtender Soane stehen oder im Schatten wandeln, halbe Sachen find nicht« für mich. He Mädel«, wa« macht ihr denn hier im Dunkel«! rjef der Oberst und steck!« den Kopf zur Tür Herrin, da« ist auch so «in komischer Geschmack drr jungen Mädchen, fich mit Vorliebe in dunklen Ecken zu verkriechen und ihr beide braucht da» Licht doch wirklich nicht ,« scheuen. Jetzt wird aber zur Retraide geblasen, Hertha muß morgen zur Schul«, Ell-nor zu häutlicher Tätigkeit frisch und rrchizeitig auf dem Posten sei«. Befehl, Herr Oberst! lautet« bi« zustimmend« Antwort, und mit herzlichem Gutenachtkuß von den Elter», suchten die jungen Mädchen ihr Z mmer auf. Hertha lag bald i« tie fem Schlummer, aber «ine unerklärliche Unruhe hielt Ellinor bi« zum Morgengrauen wach, — in ihr stille« Glücksempfin den mischt« sich «in bange» Angstgefühl, und di« nachklingrn- drn Harmoni«» stört« noch im Traum «ine schrille Dissonanz. 2. Kapitel. In dem kleine», nach Hinte» gelegenen Rauchzimmer de« Kafino» hatten sich rin« Anzahl Olfizirre de« Dragoner.Regi ment« „Prinz Anton Albrecht" zusammengefunde». Ma» saß in breite», bequemen Klubs,fiel«, raucht«, sprach dem Weine zu und unterhielt fich in ungezwungener Weite über die nächst- liegenden Ereignisse. Man tadelte sehr viel, besonder« wo e« fich um Bestimmungen der Vorgesetzten handelte. Man trieb ei« wenig Politik »ach eigenen Ueberzeugungen oder jener de» Leiter« seiner Zeitung — und rndet« schließlich, wi« ge wöhnlich, bei den Pferden. (Fortsetzung folgt.)