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Nr. 68. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 11. Juni 1912. Seite 2. guter zu bezeichnen, so daß eine reichliche Ente dieser Waldfrucht zu erwarten ist. Ohor«. (In der letzten Gemeinderats. Sitzung) lehnte der Gemeinderat die Anstellung einer berufsmäßigen Baurevisors, wie er die AmtShaupt. Mannschaft den Gemeinden Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde und Ohorn empfohlen hatte, ab. — Einer vom Ministerium des Innern beregten Anschaffung von Heften über Viehseuchenbelehrung schloß man sich insoweit an, als 120 Stck. bestellt und den Viehbesitzern zum Selbstkostenpreise von 10 Pfg. überlassen werden sollen. — Die Straßenbeleuchtung wird auf einstim migen Beschluß erweitert werden und zunächst werden in den OrtSteilen Lampen aufgestellt werden, wo sich jetzt noch keine befinden. — Ferner wird ein Ausschuß für Gesundheitspflege gewählt, bestehend aus den Ge- meinderatSmitgliedern Bruno Philipp, Reinhold Teu- bel, Wagner und den Gemeindemitgliedern Oberförster Rußig, Oberlehrer Sticht und Schöne Dieser Aus schuß wird die Vorarbeiten zur Errichtung eines Volks- badeS und zur ärztlichen Untersuchung der Schulkin der erledigen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde beschlossen, dem Gemeindskassterer zu kündigen. Großröhrsdorf. (GoldeneHochzeit) Am vo- rigen Sonntage war es dem F.W. Psund'schen Ehe- paare vergönnt, im engen Familienkreise das Fest der Goldnen Hochzeit feiern zu können. Durch Herrn Pfar rer Schleinitz sand die feierliche Einsegnung de- grei sen Paares in dessen Wohnung statt, gleichzeitig wurde ihm im Auftrage der ev.-luth. Landeskonsistoriums eine prachtvolle Ehrenbibel überreicht. Kamenz. (GemeinschaftlicheUebung der Sanitätskolonnen) Am Sonntag nachmittag mit dem 2 Uhr-Zuge trafen die SanitätSkolonnen von Pulsnitz und Großröhrsdorf hier ein, um in Gemeinschaft mit derhtesigen Kolonne die vom Direk torium de» LandervereinS vom Roten Kreuz befohlene gemeinschaftliche Uebung auSzuführen. Ihr wohnte im Auftrage der Direktoriums Herr Stabsarzt vr. meä. Kst a h l - Bautzen als Delegierter und Inspizient bei, außerdem war Herr Major v. Crtegerv als Gast, so- wie Mitglieder der hiesigen Zweigvereins vvm Roten Kreuz und eine zahlreiche Zuschauermenge zugegen. Die Uebung begann '/,3 Uhr mit einem Vorbeimarsch der Kolonnen vor dem Herrn Delegierten und den Herren Aerzten. Der Uebung selbst lag folgende Idee zugrunde: In der Heidsieck'schen Maschinenfabrik hat sich ein großes Unglück ereignet. Es macht sich der Transport der Ver wundeten in das Krankenhaus nach Dresden nötig. Die Kolonnen Pulsnitz und Großröhrsdorf werden telepho nisch nach der Unglückrstätte gerufen, um in Gemein- schäft mit der Kamenzer Kolonne die erste Hilfe zu leisten und den Transport nach Dresden zu bewerkstelligen. Nach- dem die 3 SanitätSkolonnen der Größe nach formiert waren, ging er abteilungsweise an die Arbeit. Eine Abteilung verband die Verwundeten und lagerte sie auf Tragen, eine andere richtete inzwischen Leiter- und Möbelwagen zum ForttranSportieren der Verwundeten nachdemBahnhoseher,wieder eineandereAbteilungrichtete aus dem Küterbahnhose mehrere Eisenbahnwagen zu fahrbaren Lazaretten ein rc. Der Herr Delegierte und die Herren Arzte gingen dann von einer Abteilung zur anderen und prüften die ausgeführten Arbeiten. Nach- dem alle Verwundeten sachgemäß verbunden waren, wurden fie mittels Tragen nach dem Bahnhofe transpor- tiert und in die dort bereitstehenden Eisenbahnwagen Sine Reise m die Welt. (Eine Vergnügungs- und Lurusfahrt mit dem Doppelschrauben. Postdampfer „Cleveland" der Hamburg-Amerika-Linie). 7) — — (Nachdruck verboten) Die Divan-i-Khas oder Privat-Audienzhalle ist ein von 26 massiven Säulen getragener viereckiger Pavillon. Auf diesem befindet sich eine persische Inschrift, sie besagt: „Falls es ein Paradies gibt auf Erden, so ist es hier, hier, hier." Von einer Seite des Divan-i-Khas gelangt man auf einen Hof, und von einer andern gewinnt man einen schönen Blick auf den Jumnafluß. Der berühmte Pfauenthron, der von Nadir Shah nach Persien gebracht wurde, stand einst hier. Er wurde aus massivem Golde, eingelegt mit wertvollen Edelsteinen, hergrstellt und auf einen Wert von 120000000 Mark geschätzt. Die Perlenmoschee in dem Fort ist ein kleines, aber vor züglich ausgesührtes Gebäude aus weißem Marmor. Der in der Mitte der Stadt gelegene, vor 100 Jahren er richtete Jain-Tempel besitzt einige sehr schöne Schnitzereien. Die Jumna-Musjia, die berühmteste Moschee Indiens, liegt auf einem die Stadt überblickenden Felsen. Ihr Hof, etwa 61 m lang und etwa 36'/, m breit, ist mit rotem Stein gepflastert. Diese Moschee wurde vom Schah Jehan während der Jahre 1620—1630 errichtet und mit 900 weißen Marmorplatten ge pflastert. Drei herrliche Kuppeln aus weißem Marmor mit ver goldeten Spitzen krönen das Bauwerk. An den Seiten befinden sich zwei etwa 39'/, m hohe Minaretts aus weißem Marmor und rotem Sandstein. In der Nähe der Stadt ist der „Ridge" sehr besuchenswert, der für die Engländer während des großen indischen Aufstandes den hauptsächlichsten Stützpunkt ihrer Stellung bildete. Hier ward auch ein stattliches Denkmal zur Erinnerung an die 4000 Offiziere und Gemeinen errichtet, die während der berühmten Belagerung das Leben verloren oder verwundet wurden. Die Stadt hat 12 Tore, von denen das eine — das Cash- mere-Tor — die folgende Inschrift auf einer Marmorplatte trägt: „Ani 14 September 18S7 erstürmten die britischen Trup pen Delhi. Nach Sonnenaufgang an jenem Tag drangen die unten benannten Krieger von Sudlow-Castle unter dem heftig sten Kugelregen vor und legten, nachdem sie die fast gänzlich zertrümmerte Brücke überschritten hatten, Pulversäcke gegen den rechten Flügel des Tores, das gesprengt wurde und den an greifenden Scharen Einlaß gewährte (hierauf folgt das Verzeichnis der Namen)." Unmittelbar in der Nähe befinden sich die Trümmer der Sternwarte und eine der Säulen, die im 3. Jahrhundert von König Asoka errichtet wurden. verladen. — An die Uebung schloß sich eine Kritik, in welcher sich Herr Stabsarzt vr. meä. Krahl sehr aner kennend über die geleisteten Arbeiten der drei Kolon- nen aussprach und zu weiteren Zusammenwirken in der guten Sache des Roten Kreuzes aufforderte. Mit einem Hoch auf Se. Majestät den König schloß der Herr Delegierte seine Ansprache. Später folgte ein geselliger Beisammensein der Sanitäter im Saale von Stadt Dresden. Höckendorf, 10. Juni. (Fahnenweihe.) Am Sonntag stand unser freundlicher Ort im Zeichen eines besonderen Fester: Der 1901 ins L'ben gerufene Kö- niglich Sächsische Militärverein Höckendorf beging die Weihe seiner neubeschafften Fahne. Der Ort selbst prangte im schmucken Festkleide. Der ergangenen Ein ladung zur Teilnahme an der Festlichkeit hatten Folge geleistet: Dis königlich-sächstschen Militäroereine Gottsch dorf, Schmorkau, Königsbrück, Tauscha, Reichenbach. Reichenau, Lommnitz Ohorn, Bulleritz, Laußnitz, Frie- derSdorf, Ober- und Niederlichtenau, Kameradschaft Ka menz, Grünberg, Seifersdorf, Niedersteina, HäSlich, Pulsnitz Stadt, Pulsnitz M. S, Wachau, Lichtenberg, Bischheim, Gersdorf, Großnaundorf, Großröhrsdorf, Kavallerie-Artillerie-Train Kamenz, Ottendorf-Okrilla, Ltegau, Gslenau-Hennersdorf, Bretnig, Militärverein Kamenz, Hermsdorf uns Großgrabe, die Garnison Kö nigsbrück, dir Kommandantur und dar Reserveoffizier- korps waren vertreten. Der Festzug, an dem außer vorgenannten Vereinen mit 27 Fahnen und mehreren Musikkorps, noch der Gemeinderat, der Krankenunter- stützungsverein und der Turnverein Höckendorf sowie eine Anzahl Festjungfrauen teilnahmen, nahm seinen Weg durch den festlich geschmückten Ort nach dem Fest- platz. Die Weihefeierlichkeit, der Vormittag- Kirchgang und anschließend Schmückung der Gräber der verstorbe nen Kameraden vorausgegangen war, wurde eröffnet mit dem allgemeinen Gesang: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren!" Diesem folgte das vom Mtlitärgesangverein Königsbrück vorgetragene Begrü- ßungslied „Gott grüße Dich!" Nach diesem begrüßte der Vorstand der festgebenden Vereins in herzlichen Worten die zahlreiche Festversammlung. Den Prolog zu der nun folgenden Weihefeierlichkeit sprach ausdrucks voll Frl. Haupold. Nach diesem wurde die Fahne von den Festjungfrauen herangereicht und Herr Pfar- rer Jost ergriff da- Wort zur Festrede. Derselben war die Schriftstelle aus 1. Petri 2. Kap. Vers 17 zu Grunde gelegt: „Habt die Brüder lieb; fürchtet Gott; ehret den König!" Redner weihte die inzwischen enthüllte Jahne als Sinnbild der Bruderliebe, als Kennzeichen heiliger Gottesfurcht und als Wahrzeichen unverbrüch licher Königstreue. An die Weihefeierlichkeit reihte sich die Uebergabe der der Fahne zugedachten Angebinde: Se. Maj. der König ließ der Fahne eine kostbare Schleife in den Lande-farben mit Widmung überreichen; die Frauen ließen ein prächtige« Bandelier und der Turn verein einen Degen für den Fahnenträger, die Frauen der Militärverein-mitg lieber 2 Schärpen für die Fah- nenbegleiter und die Jungfrauen eine prächtige Fahnen- schleise überreichen; feiten der Vereine, Korporationen und Vertretungen wurden der neuen Fahne 48 kost bare Fahnennägel gewidmet. In herzlichen Worten sprach der Vereinsoorstand für diese vielen Beweise kameradschaftlicher Bruderliebe tiefempfundenen Dank au». Mit dem Gesang de« LiedeS: Mein Vaterland! schloß die erhebende Feier. Ein sehr lohnender Ausflug ist der nach dem Kutub Minar und den benachbarten Trümmerstätten. Der Kutub Minar soll die höchste Säule der Welt sein, er ist jetzt 72'/, m hoch, während er früher wahrscheinlich eine Höhe von über 94 m gehabt hat. Die Säule läuft vom Sockel bis zum Gipfel spitz und ist in fünf Stockwerke eingeteilt. Von der Spitze, die vermittels 379 Stufen erreicht wird, gewinnt man einen schönen Blick auf die Stadt Delhi mit ihren Moscheen und Mauern, sowie auf den Jumna. Nahebei steht die berühmte, angeblich im Jahre 390 n. Chr. errichtete eiserne Säule, deren Höhe etwa 15 m sein soll, wo von sich 6'/, m über der Erdoberfläche befinden. In kurzer Entfernung sieht man einige große Behälter oder Brunnen, deren einer vom Rande des Brunnens bis zur Ober fläche des Wassers gemessen 38 m tief sein und ungefähr 18 m Wasser enthalten fall. Die Eingeborenen tauchen nach hinein geworfenen Almosen jederzeit in diese Brunnen. Andere Sehenswürdigkeiten sind: der Kalan Musjid, in der Nähe des türkischen Tores der Stadt; Feroz Shäh Vät oder Steinsäule; die Ruinen der Stadt Ferozabad, eben außerhalb des Tores; Humayons Grab; die Chonsut Kumba und andere zerfallene Moscheen rc.; das Fort Purrana Kula; die Shir Shahc-Moschee, das Sufter Jungs-Grabdenkmal und die letzte Ruhestätte des Sultans Gari. Delhi ist wegen seiner Gold- und Silberarbeiten berühmt. Am 27. Nov. 1911 wurde Aufenthalt in Cawnpore genom men. Cawnpore ist eine moderne Stadt, deren Bevölkerung über 197 000 Einwohner zählt. Sie besitzt weder eine altge schichtliche Ueberliefernng noch irgend welche besonders anzieh ende Bauwerke. Die Stadt erregt jedoch für den Reisenden wegen der grausigen Ereignisse, die sich während des Aufstan des dort abspielten, immer Interesse. Das Gemetzel Cawnpores ist eines der schaurigsten Ereignisse in der englischen Geschichte. Am 6. Juni 1857 empörten sich die eingeborenen Truppen, plünderten die Schatzkammer, erbrachen das Gefängnis und steckten die öffentlichen Aemter in Brand. Am folgenden Tage gaben die Aufständischen Feuer auf die Verschanzungen der Engländer, die keine Befestigung hatten, als eine 5 Fuß hohe aus Schlammerde hergestellte Brustwehr. Nach einer 3 Wochen andauernden Beschießung war die Stellung nicht mehr haltbar, und die Besatzung ergab sich gegen das Versprechen persönlicher Sicherheit für ihre Soldaten und sicheren Geleites nach Alla habad. Am 27. Juni schiffte sich die Besatzung im Boote bei Suttce Chowra Ghät ein, einem Landungsplatz am Ganges in der Nähe des Ortes, wo sich jetzt die Memorial Gardens be finden. Ehe die Leute jedoch abfahren konnten, wurden sie verräterischer Weise von den Ufern aus beschossen und alle ver- Dresdeu, 10. Juni. (Se. Maj. der König) nahm heute mittag in der Villa Wachwitz Vorträge entgegen. Die Besserung im Befinden des König- macht weitere Fortschritte. Doch ist noch für einige Zeit eine gewisse Schonung vor anstrengenden Bewegungen nötig. — (Zur Reform des kaufmännischen Lehrling-wesenS) Um die Lehrlingszüchterei, die dem sozialen Aufstieg vieler Beruf-klassen dauernd im Wege steht, wirksam zu bekämpfen, hat der Au-- schuß de» Leipziger Kaufmannsgericht» dem sächsischen Ministerium de- Innern folgenden Vorschlag zur Re- gelung de» kaufmännischen LehrlingSwesen» unterbrei tet: 1. Das Halten von Lehrlingen ist nur Voll-Kauf- leuten (im Handelsregister eingetragenen) gestattet; 2. die Lehrzeit muß mindesten» drei Jahre dauern; 3. in den einzelnen Betrieben dürfen Lehrlinge gehal ten werden: bei keinem Gehilfen bi» zu 2, bei 1 bis 3 Gehilfen bis zu 3, bei 4 bis 7 Gehilfen bi» zu 4, bei 8 bis 12 Gehilfen bi» zu 5, bei 13 bis 17 Gehil- sen bi» zu 6, bei 18 bis 25 Gehilfen bis zu 7, bet über 25 Gehilfen bis zu 8 Lehrlingen. Hierbei gelten Volontäre den Lehrlingen gleich. riagesgsscklckls. Deutsches Reich. Berlin, 10. Juni. (Abreise de- Bulgarenzaren.) Zar Ferdinand von Bul garien hat heute vormittag 11 Uhr 30 Min. mit dem Kronprinzen Borri» und dem Prinzen Kyrill Berlin vom Lehrter Bahnhof aus verlassen, um sich nach Ludwig-lust zu begeben. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt im Anschluß an die heutige Abreise des Kö- ntg» und der Königin der Bulgaren: Der Besuch de» bulgarischen KönigSpaareS ist somit in jeder Weise erfreulich verlaufen. Wir begleiten die hohen Gäste aus der Heimfahrt mit den besten Wünschen. Berlin, 9. Juni. (Holland undFrankreich.) Die „Nördd. Allg. Ztg." schreibt in ihrem Wochen- rückblick über den Besuch der Königin Wilhelmina von Holland in Pari»: E» läge keine Veranlassung vor, an den Besuch der niederländischen Königin irgend welche Bemerkungen oder politische Erörterungen zu knüpfen, wenn nicht einige französische Preßorgane diese Vorgänge als ein Zeichen eine» Umschwunges in der auswärtigen Politik der Niederlande gedeutet hät- ten. Die gesamte deutsche Presse hat demgegenüber den guten Geschmack gezeigt, sich' solcher Deutungen ganz und gar zu enthalten. Ihre Kommentare gehen vielmehr von der unanfechtbaren Tatsache au», daß die Beziehungen zwischen Deutschland und den Nieder- landen nicht nur ungetrübt, sondern auch ausge sprochen freundschaftlich sind. Auch die leitende hol ländische Presse spiegelt hinsichtlich der Absichten ihrer Regierung dieselben Absichten wieder, die wir hegen. Pößneck, 10. Juni. (Freiherr v. Erssa ge- storben.) Der Präsident des preußischen Abgeord netenhauses Freiherr v. Erssa ist heute mittag um 12.30 Uhr verschieden, ohne da» Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Gesterreich-Ungarn. Budapest, 8. Juni. (Die oppositionellenAbgeordneten) versammelten sich auch heute in großer Zahl in dem Parla- mentSgebäude am nächsten gelegenen Cafehau». Hier kam es zu Lärmszenen, da sich eine bedeutende Menge angesammelt hatte, die nur mit Mühe zerstreut wer- den konnten. Die Abgeordneten klagen laut, daß sie auf Schritt und Tritt von den Detektiven verfolgt werden. Al» Graf TiSca nach 11'/, Uhr den Saal rächtet oder gefangen genommen, bis auf dis Insassen eines Bootes, die einstweilen nach der Umgegend Fatehpurs entkamen. Die Gefangenen, in der Hauptsache Frauen und Kinder, wurden in ein Haus zusammengeschart und schließlich auf Befehl des Nana auf der Savada Kothi, in der Nähe der Ostindischen Eisenbahn, hingejchlachlet. Die Körper dieser unglücklichen wurden in einen Brunnen geworfen; in vielen war das Leben noch nicht einmal erloschen. Späterhin wurde die verräterische Tat gebührend gerächt, Die Verschanzung, wo General Wechler dem Nana Sahib vom 6. bis zum 27. Juni 1857 standhielt, ferner den Suttee Chowra Gh»r oder Landungsplatz, wo das Gemetzel stattfand, sowie das „Memorial Croß and Gardens," wo eine Engelfigur aus weißem Marmor den geschichtlichen Brunnen bezeichnet, in den die ermordeten Gefangenen hineingeworfen wurden, ist den Teilnehmern gezeigt worden. Nach dem Besuche dieser Stadt brachte die Eisenbahn die Reisenden am 27. Nov. nachmittags nach Lucknow. Dieselbe ist die Hauptstadt des Königreichs AndH und gleich Cawpore eine neuzeitliche Stadt; sie ist ein wohlhabender und blühender Mittelpunkt des Verkehrs und hat eine herrliche Umgebung. Ihrer Bauart haftet das Gepräge der Jetztzeit an; in geschicht licher Hinsicht bietet die Stadt weniger Bemerkenswertes, mit Ausnahme der großenJmambura, die ein vornehmer ^au ist, nur der Dom-Moschee, die viel Anziehendes an sich hat. Uep- piges, immergrünes Laub verleiht der Stadt e n freundliches Aussehen. Gerade wie bei Cawnpore besteht das an Lucknow geknüpfte Interesse darin, daß es während des Ausstandes der Schauplatz schrecklicher Ereignisse und hervorragender Heldentaten gewesen ist. Die Residenz wurde während einer im Sommer stattge fundenen, drei Monate lungen Belagerung von einigen Tausend englischen Soldaten gegen ein auf 80000 Mann geschätztes auf ständisches Heer gehalten, wovon wahrscheinlich die Hälfte aus geschulten Truppen bestand. Die Residenz befindet sich noch heute in dem zerstörten Zustande wie damals, als die befreundeten Truppen Erlösung brachten und dem langen, todesmutigen Ringen ein Ziel setzten; es gibt vielleicht keinen zweiten, so viel trauriges Interesse er regenden und dabei doch so schönen Ort auf der ganzen Welt» -wie diesen. Lucknow besitzt ein sehr wertvolles Museum für geschicht liche Schätze, schöne Künste und Gewerbe. Von Benares begaben sich die Passagiere nach Calcutta, wo sie am 2g. Nov. 1911 eintrafen und bis zur Ankunf der „Cleveland" diese Stadt besichtigten. (Fortsetzung folgt.)