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Nr. 58. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18. Mai 1912. Seit« 10. Offenstehen dec Schranktüren verneinen jede Aehnlich leit mit einem Banksafe". Zweifellos konnte die Einrichtung den Irrtum er regen, die Kostbarkeiten seien, wie in einem Banksase, sicher hinterlegt. DaS Urteil ist daher äußerst wichtig und warnt vor Benutzung solcher Schränke. (Urteil des Reichsgericht» 483/10 Hl 2 8.) Sonntag, den 19. Mai geht » Herr OberlehrerHeinr ch mit den Handelsschülern zur Fichte Feier nach Rammenau. Die Jugendpflege ist zur Teilnahme cingcladen Abmarsch 12 Uhr Schule Liederbücher sind wieder zu haben. NMichttnaus dcmW. MndesWtMnitz. Geburten: Paul Walther, S. des Färbereiarbeiters Heinrich Paul Bohla in Pulsnitz. — Auguste Marie, T. des Töpfermeisters Ernst Alfred Domschke in Pulsnitz. — Elsa Dora T. des Wirtschaftsbesttzers Ernst Paul Guhr in Friedersdorf. Eheschließungen: Paul Richard König, Fabrik- arbeiter in Lotzdorf, mit Rosa Martha Kühne, Fabrikarb. in Niedersteina. — Paul Richard Kühne, Bahnarbeiter in Puls nitz M. S., mit Bertha Anna Berndt, Zuschnetderin in Vollung. Sterbefälle: Erich Herbert, S. des Schlossergesellen Bruno Alwin Rennert in Pulsnitz, 9 Mon., 29 T. alt. - Mar Kurt, S. des Fabrikarbeiters Emil Mar Ziegenbalg in Nieder steina, 1t Mon., 20 T. alt. Rentenempfänger Johann Gott fried Haufe in Friedersdorf, 89 I., 4 Mon, 7 T. alt. — Ma- Lchlost Jägerhof in Düsseldorf, eines dec ansehnlichsten alten Baudenkmäler der Stadt, ist vor einiger Zeit aus dem Besitz der preu ßischen Krone in den der Stadtgemeinde Düsseldorf übergegangen. Die Stadt ließ das Schloß, tms in- mitten herrlicher Parkan lagen liegt, mit einem Kos- tenaufwand von 350 000 Mark völlig umbauen. Er wird von jetzt ab dem Oberbürgermeister als Dienstwohnung zur Ver fügung stehen und außer dem städtische Repräsen- tottonSräume und Gost- Wohnungen enthalten. Dar Schloß, daS am Ufer der Rheins liegt, wurde iw 18. Jahrhundert als kur fürstliches Jagdschloß von dem französischen Archi- tekten N colaS de Pigige erbaut.^P^nz Friedrich von - Preußen.einer der eifrigsten i Förderer Düsseldorfs, hat hier lange ilsivlert. Schloss Jaegerhof in Düsseldorf ,. wurde aus hem Besitz der Krone erworben und dient als WohnunA, des Oberbürgermeisters. rie Emilie Richter geb. Müller in Pulsnitz, 62 I., 7 Mon., 29 T alt — Clemens Otto, S. des Bahnarbellers Franz Clemens Garten in Nieder steina, 4 Mon., 2 T. alt. Mrcken-NacdrlÄrtsn. Pulsnitz Sonntag, den l9. Mai, Lxaudi: st,9 Uhr PreÄgt (Joh. 7, 37-89, s Pfarrer Schulze st,2 „ Misstonsstunde Pastor Resch. Dienstag, den 21. Mai, abends st,9 Uhr Vibelstunde in der Schule zu Friedersdort. Mittwoch, den 22. Mai, abends st,9 Uhr hält Pfarrer Schulze Unterredung mit de: konfirmierten männlichen Jugend aus Pulsnitz und Friedersdorf. Licktsndorg. Sonntag, den 19. Mai, Lxaudi: st,9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. 2 „ Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Aufgeboten: Paul Bruno Gräfe, Ziegeleiarbeiter hier, ledig, und Ida Meta Großmann, Bandweberin hier, le dig. — Bernhard Erwin Thieme, Ziegeletarbeiter hier, ledig und Liddy Helene Rösler, Fabrikarbeiterin hier, ledig. Begi aben: Selma Alma Hilda Teubel, T. des Ro bert Paul Teubel, Fabrikarbeiters und Hausbesitzers hier, 5 Mon. 8 Tg alt. Srotznaundork. Sonntag, den 19. Mai, Lraudi: 9 Uhr Predigtgottesdienst <Hebr. 6, 17—20). 2 „ Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Getauft: Paul Erich, S. des Hausbes. und Zimmer manns Arth. Bruno Gärtner, hier. Oderli<d1onau. Sonntag, den 19 Mai, Lxaudi: st,9 Uhr Predigtgottesdienst. st,2 „ Kindergottesdienst. Getauft: Erhard Kurt, S. des Ernst Oswin Gers dorf Zimmermanns in Oberlichtenau. Aufgeboten: Emil Bernhard Haufe, Bandweber in Frtedersoorf und Emma Milda Kreische hier. — Wilhelm August Söhnel, Maurer hier und Anna Bertha Geißler, Fa brikarbeiterin hier.. — Erwin Hermann Kunath, Fabrikarbeiter hier und Minna Alma Freudenberg hier. O vsrgsrsdork. Sonntag, den l9. Mai, Lxaudi: 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl, st,9 Uhr Predigtgottesdienst. I^sicbenbacd. Sonntag, den 19. Mai, Lxaudi st,9 Uhr Predigtgottesdienst. Ueberall erhältlich 1 gm nächsten kommt. Mlelniqe kabrikantea: L. Mokr, S. M.V. des llindernierenfettes mit Milch und Zähne verbuttert, bilden die örundstoffe des allgemein be- 1" 1 51 liebten Märgarine ß A ßAß welche infolge ihrer vorzüglichen Eigenschaften der Molkeseibuttes der aufgewühlten Kokosnüsse werden rur Herstellung der unübertroffenen und feinsten - L--- Palmalo verwendet, ve ikateste, vorzüglich haltbare und übersll beliebteste PNanrenbuttei-. Vie edelsten Bestandteile „So wollen Sie sich bitten lassen? Sie sehen, ich tue es, oder fürchten Sie sich vor mir?" ^ie lachte herausfordernd, es war ein böses Lachen. „Rein, ich tue Ihnen Unrecht, Sie kennen dieses Ge fühl nicht," fügte sie plötzlich ernst hinzu, „auf Wieder sehen!" „Welch ein seltsames Geschöpf sie ist," dachte Alvar, dem davonrollenden Wagen nachschaueud, „es reizt mich, ihrer Einladung zu folgen, es zieht mich magisch nach „Mon Repos"." Er sagte es sich nicht, daß er sich sehnte, Ellen wieder zusehen, er n>ar sich noch nicht des leise keimenden Ge fühles bewußt, das bald sein ganzes Herz bezwingen sollte, das ihn, den Starten, in Banden zu schlagen bestimmt ivar. Bei seiner Rückkehr von Rheinau nach Hohentanne fand Alvar einen Brief seiner Mutter vor. Frau von Mannerheim schrieb: „Mein lieber Sohn, Tein Vorschlag, Fräulein von Wittenburg in Pension zu nehmen, kommt mir er wünscht, da ich vom September an ein Zimmer frei habe; bitte, teile es der jungen Tarne mit. Ich freue mich, eine nette .Hausgenossin und sür Sigrid vielleicht eine Freun din zu gewinnen, nach Deiner Beschreibung muß Fräu lein von Witttenburg sehr liebenswürdig sein. So weit das Geschäftliche. Nun will ich Dir über uns schreiben. Wie Tu aus der Ueberschrift meines Briefes ersiehst, sind wir in Misdroy. Wir leben in einem äußerst primitiven Fischerhause nahe der See. Papa fühlt sich schon nach diesen ersten vierzehn Tagen durch die köstlichen Bäder gestärkt. Auf meine und Sigrids vereinte Bitten hat er versprochen, hier nicht zu arbeite». Tas Kopieren einiger eingelaufener Manuskripte besorgt Deine Schwester, die sich eine große Fertigkeit in derlei Arbeiten ungeeignet hat. Sie hat seit einigen Tagen ein strahlendes Gesicht. Denke Dir, eine kleine Novelle von ihr ist in einer Zei tung gebracht worden und sie hat zwanzig Mark datür er halten. Sigrid jubelte und tanzte, als sie den Brief der Redaktion bekam. Ihre träumerische, poetische Natur findet hier am Meer reichen Stoff zu neuer Gestaltung, nur wünsche ich nicht, daß diese phantastische Richtung meines lieben Kindes sie sür die praktischen Seiten des Lebens uutüchrig macht. Ein gesundes Gleichgewicht ist notwendig, ich jorge^nach Krästen dafür. Ragna ist auch schon bei uns; sie kam mit dem Schiff nach Lteltin, und von dort ist es bis Misdroh nicht weit. Deiner ältesten Schwester Anwesenheit ist wie ein Fest sür Papa, Sigrid und mich. Ragna macht einen zufriedenen, glücklichen Eindruck, Tu würdest Dich mit uns freuen. Sie vermißt Dich schmerzlich, dasselbe tun wir; hoffentlich ist es Dir möglich, ivenigstens einige Tage hier zu sein. Wann beendest Tu Deinem Bau in Hohentanne? Hjalmar ist jetzt mitten in der größten Erntearbeit. Er wird im Winter zweiter Inspektor auf dein Gute zeiues Prinzipals, bei freiem Aufenthalte, doch vor läufig noch ohne Gehalt. Aus Finnland schrieb uns Onkel Hjalmar sehr be sorgt um den Sohn, der lungenkrank ist und in der rauhen Jahreszeit nach dem Süden reisen soll. Ten andern Verwandten geht es gut, bis auf die politischen ^Zustände, die sich inuner mehr zuspitzen und unter denen alle leiden. Viele wandern nach Schweden aus, so wie es Löderkreuz' taten. Aus Rechliughausen hörte ich durch Klara, die mu neulich schrieb. Es klingt so viel Glück aus jedem Wort, daß man sich freuen muß. Karl Detlefs findet jetzt volle Befriedigung in der Bewirtschaftung des Gutes; das reichen Ertrag liefert. Tas Kind gedeiht und bilde! das Vermittlungsglied zwischen den alten Gerbers und dem Schwiegersohn. Onkel Kunz zieht nicht mehr von Haus zu Haus, sondern lebt ganz in Rechlinghausen. Er bedauert nur, daß er iür den Sohn Karl Tetleffs keine Ahnentafel mütterlicherseits zeichnen kann, diese Schwäche hat er beibehalten. Trotzdem erkennt er den Wert Klaras an und verehrt sie sehr. Ernst Rechlinghausen ist lange in einem Hospital in Afrika krank gewesen. Er soll, sobald er reisefähig ist, nach Europa zurückkommen, Klara schickt ihm das Geld dazu. Was er später beginnt, weiß ich nicht, hoffentlich hat er sich verändert und seine Vorurteile aufgegeben. Möchte auch er den Segen ernster Arbeit lennen lernen und darin das wahre Glück finden. Bitte, grüße Fräulein von Wittenburg unbekannter weise von mir als zukünftiger Pflegemutter. Du schreibst nichts über die Gräfin Holwitzky, lieber Sohn, es macht mich nachdenklich. Sollte Tir der rechende Irr wisch gefallen? Liegt eine Gefahr für Tein Herz in dem Wiedersehen mit Vroni? Gott wolle es verhüten; diese oberflächliche Frau der großen Welt paßt nicht zn mei nem ernsten Sohne. Tas Bild, das ich mir von meiner zukünftigen Schwiegertochter mache, ist ein grundver schiedenes von dem der Gräfin. Lebe nun wohl, liebes Kind. Viele herzliche Grüße von Papa und beiden Schwestern. Teine treue Mutter Christel Mannerheim." „Nein, Du brauchst nichts für mich zu fürchten," dachte Alvar beim Lesen des Schlusses in dem Brief seiner Mutter, „ich bin gefeit gegen die Ränke VroniS, ein gebranntes Kind scheut das Feuer, und ich habe keine Lust, das Spiel abermals anzufangen." Gegen abend saß er der Gräfin in ihrem blauen Boudoir gegenüber. Sie waren allein, dafür hatte sie gesorgt, Tante Isa, der kleine Stephan und Fräulein von Wittenburg waren zu einem Besuch in die Nachbar schäft gefahren. Heute trug das pikante Gesichtchen Vronis einen leidenden Ausdruck. Es herrschte ein Halbdunkel im blauen Zimmer, das von dem Dust der Rosen erfüllt war, die sterbend in den Vasen welkten. Ta der Tag rauh war und ein kalter Wind wehte, hatte die Gräfin befohlen, Feuer im Kamin anzuzünden. Sie fröstelte leicht und hüllte sich in ein buntseidenes Tuch, von dem sie wußte, daß es ihr besonders gut stand. Bei dieser Frau war alles Berechnung; das dachte Alvar, als er auf dem niederen Taburett zu ihren Füßen saß. (Foctsetzuttg svlgi.)