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Nr 60. PulSn-tz.'r Wochsvblütt. — Donnerstag, den 23. Mai 1912. Seite 7. der Schuljugend stürmisch begrüßt und nahm von fest lich gekleideten Mädchen nach Vortrag eines Schiller- schen, sowie Körnerschen Gedichtes sichtlich erfreut einen Blumenstrauß entgegen. Das hübsche Denkmal, das eine Schöpfung des Archtdeklen Martin Pietsch-Loschwttz ist, wurde an der Mauer der ehemaligen Körnerschen Besitzung in Losch- witz angebracht und als Brunnen aufgefaßt. DaS ganz in Sandstein ausgeführte Denkmal erreicht eine Höhe von 5»/, m, und enthält in seiner oberen Hälfte zwei lebensgroße interessante Reliefgruppen. Auf der einen Sette: Der Besuch Schillers bei Theodor Körners Va ter (1801) mit dem ihn innigste Freundschaft verband In den Jahren 1785—87 wohnte bekanntlich Schiller auf der Loschwitzer Besitzung Christian Gottfried Kör- nerS, woselbst eine Anzahl der größten Löerke de-Dichter fürsten entstanden, bezw. vollendet wurden. DaS zweite lebensgroße Relief stellt den Abschied Körners (1813) auS seinem Elternhause dar, uw sich dem Lützowschen Reiterkorp« anzuschsteßkn. Körner fiel dann bekannt- lich am 26. August selben Jahres bet Gadebusch in der Nähe Schwerins. Unser Bild zeigt da» Denkmal und seinen Schöpfer, Architekt Martin Pietzsch, die Re liefs stammen von dem Bildhauer Prof Rossau. — Da» Denkmal hat seinen Standort gegenüber dem historischen Schiller-HäuSchen, in dem Schiller gelebt und gedichtet, erhalten. Prins Georg Wilhelm von Lnmberland und sein Rammerherr tödlich verunglückt. Auf der Berlin Hamburger Chaussee, etwa 1>/, M"' len von Friesack entfernt, ereignete sich am vergange nen Montag eine schwere Automobilkatastrophe. Prinz Georg Wilhelm von Cumberland, der älteste Sohn des Haupte» der Welfen-hauseS,Herzog» Ernst August von Cumberland, steuerte am Montag auf der Fuhrt zum Begräbnis seines Onkels, bet König» von Däne mark, sein Automobil so unglücklich, daß e» in den Chausseegraben stürzte und er samt seinem Kammerherrn, Herrn v. Greve, auf der Stelle getötet wurde. Der Prinz hatte vor einigen Tagen Gmunden verlassen und war am Montag nachmittag von Berlin abgefahren, um in Hamburg seine Autoreise zu beenden. Kurz vor 5 Uhr wurde dabei Friesack passiert. Nachdem der Prinz, der selbst steuerte, wieder aas der fast schnurgeraden Chaussee angelangt war, gab er dem Wagen die volle Geschwin digkeit von 90 —100 km in der Stunde Etwa 10 km hinter der Stadt werden »urr-it an der Cb"»ffee Re Prinz Georg Wilhelm von Cumberland paraturen oorgenommen. Der Prinz hatte offenbar die Tafeln, auf denen zu „langsamer Fahrt" aufge fordert wurde, übersehen und sauste mit voller Ge schwindigkeit in einen frisch makadamisierten Teil der Chaussee hinein. Da diese Strecke noch nicht gewalzt war, geriet da» Gefährt de» Prinzen in» Schleudern. Der Prinz verlor die Gewalt über das Auto. Diese» sauste gegen die Prellsteine der Chaussee und dann gegen einen Chausseedaum. Hier wurde der Wa gen zur Seite geworfen und in den Chausseegraben geschleudert. Der Wagen bohrte sich mit seinem vor- der-n Teil so tief in den weichen Erdboden ein, daß die Hinterräder hoch in die Luft ragten. Der Prinz schlug vornüber mit dem Kopf auf das Blechgehäuse dc» Motor». Sein Kopf war vollständig zermalmt. Außerdem war dem Prinzen durch das Steuerrad der Brustkorb eingedrückt morden. Der Begleiter de» Prin zen, Kammerherr v. Grroe, brr cbe: falls vornüber ge schleudert wurde, hat dar Genick gebrochen. Sowohl der Prinz al» auch sein Begleiter waren auf der Stelle tot. Der Chauffeur, dem der Prinz die Fühlung ab- genommkn oatlc, jag im Innern de» Wagen-. Ihm wurde bei dem Anprall gegen den Chausscebaum der l nke Arm zerf-bmeit-rt. Die Leichen? der Verunalück»»n brachte man nach der Gerichtsaufnahme nach dcm nahe gelegenen Neckel, wo sie vorläufig in der Kirche auf- gebahrt wurden. — Unter Teilnahme der Prinzen Eitel Friedrich und August W lhelm wurde die Leiche des bei Fril sack verunglückten Prinzen Georg Wilhelm von Cumberland und die der Kamme:Herrn v. Greve nach Berlin überführt, um nach Gmunden weiterbefördert zu werden. Anläßlich de? Todes de» Prinzen trafen bereits gestern über 100 Beileidstelegramme rn Gmunden ein. Verttnvr Setreldekörse. Trotz der fruchtbaren Witterung-Verhältnisse war dcch der Getreidcmarkt heuie cher eine Kleinigkeit be- festigt, da Amerika e:wa» höhere Kurse gemeldet hatte. Größere Umsätze fanden in Brotg-treide nicht statt. Die sonstigen Artikel waren zu unveränderten Kursen vernachlässigt. Wettervorhersage der K. S. LaudeSwctterwarte zu Dresden. Freitag, den 24. Mai: Nord-West-Wind, wolkig, kühl, zeitweise Niederschläge. Magdeburger Wettervorhersage Freitag, den 24. Mai: Wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, ein wenig kühler, Regen schauer, stellenweise Gewitter. Klrcden-Nacdrlcbtsn. Pulsnitz Sonntag, Len 26. Mai, s. Pfingstfeiertag: '/,9 Predigt (Hesek. 36, 26-27) s Pfarrer Schulze. > /r2 „ Kindergotlesdienst Pastor Resch. > /,3 „ Taufgvtlesdienft Pfarrer Schulze. Mo ntag, den 27. Mai, 2. Pfingstfeiertag: > /,9 Uhr Pretrgt lLuk. 13, 18—21) Pastor Resch. 2 „ Taufgottesdienst Pfarrer Schulze. An beiden Feier'-gen wird eine Kollekte für den allge meinen Kirchenfonds gesammelt werden. Licdtenderg. Sonnabend, den 25. Ma-, 3 Uhr Beichte und Abendmahls feier (letzte W^fdnlommunion im Frühjahre). Odsrgsrsdork. Sonntag, Len 26. Mai, s. Pfingstfeiertag: 8 Uhr^Beichte und heiliges Abendmahl. -/s9 „ s Predigtgottesöicnst. 2 „ KinLergoltesdicnsll Montag, den 27. Mai, 2. pfingstfeiertog: >/,9 Uhr Predigigotlesdienst. An beiden Feiertagen wird die Kollekte für den Kirchenfonds gesonmclt. 8iegenn allei-feinste Zahnen-Marganne, der beste umidertroffen feinste krsatz für Molkel-eidutter. Uebersll erhSltiichs YSchst« Nnnelchauag» der Soidene Medaille kmernatlonsie hggien«. »urstillung Dresden 1*11 palmaw »llerfeinste vorrüglich haltbare pflanrenbuttef Margarine, ein hervorragendes Nshnmgs- und Senustmittel. Mlrlnige radriksnten: L. Mehr, s.«.» > und ehrenpreis Deutsche NussteUung slir DHchrrel, Hondttorii und oerwandt, Sewrrd« Stuttgart t»1t Goldene Medaille Herr von Mannerheim. Pause, in der er selbst mit seiner Bewegung kämpfte,-Ee er, zu Fräulein von Wittenburg über die hätte er doch am liebsten Das zarte, junge Wesen in die Zukunft sprechen werde, über seine innige Liebe zu ihr. Arme gezogen und getröstet, „gnädiges Fräulein, ich.. und müß igen, sagte er sich, und, das danke Ihnen für Ihr Vertrauen, stabe eine Bitte blonde Haupt stolz zuruckwersend, sah er wie ein Me,- danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Ich habe eine Bitte Sie: verlassen Tie „Mon Repos" in den nächsten Ta- (Zoitsctzung tolgtO ster seines Geschickes darein. Wie dankte er es jetzt seinem Vater, dak er ihm zu diesem Brotstudium zugeredet hatte. Als Offizier hätte er noch lange an keine Heirat denken können, hätte der häuslichen Zulage bedurft. „Herr von Mannerheim," begann Ellen wieder, „das müssen frohe Gedanken sein, die eben Ihren Kopf kreuzen." .; »Jo- — darf ich Sie Ihnen später einmal sagen?" Es lag etwas so Persönliches in seinem Ton, sie fühlte, daß es sie betraf. Sie neigte nur leise das Köpfchen, die Worte versagten. gestorben war. Ellen schilderte das bescheidene, kleine Heim, in dem die Mutter und sie gelebt, sie sprach von ihren Schuljahren und wie sie alle Kräfte angespannt hatte, um bald selbständig zu werden, um nun ihrerseits für ihr geliebtes Mütterlein zu sorgen, die kränklich ge worden war durch die Arbeit für ihr einziges Kind. Sie lachte fröhlich. „O! ich habe auch noch Zeit," sagte sie, „Frau Gräfin ist mit ihrer Toilette zu morgen beschäftigt, dann vergißt sie alles." „Tas glaube ich. Freuen Sie sich auf das Fest?" „Sehr! Ich habe zu wenig Gelegenheit gehabt, mich Zu amüsieren, oft vergaß ich, daß ich jung bin." „Wollen Sie mir nicht von Ihrem Leben erzählen, gnädiges Fräulein?" bat Alvar, „ich nehme viel Anteil daran." Und Ellen tat es. Sic sprach von ihrer Kindheit, von dem Vater und dessen unglücklicher Leidenschaft für das Sie sah ihn mit den tiefblauen, schönen Augen so freundlich an, daß es heiß in Alvars Herzen aufwallte. Immer klarer wurde er sich seiner jungen Liebe zu der Waise bewußt. Aber er hielt den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, um das junge Mädchen an sich zu binden. Er wollte warten und alle Kräfte anspannen, um bald Ellens Stimme zitterte, und Tränen rollten überder Lage zu sein, mit seinen Wünschen vor sie hinzu- ihre Wangen. streten. Wenn er im Preisausschreiben siegte, wenn er „Ich kann nicht weiter erzählen," sagte sie sehr leise^'m Konkurrenzbau den schönsten Riß lieferte und eine „Gnädiges Fräulein," begann Alvar nach einer!.M.Gratstika^ Spiel, von den Sorgen, die das Kind früh kennen lernte,, „Nein, ich habe mich immer darnach gesehnt," ent- oon dem traurigen Nomadenleben, das sie geführt, wie'gegnete Ellen, „es muß großartig jein!" sie von Ort zu Ort gewandert waren, nirgends zu Häuft,' „Die Seeluft und die Bäder täten Ihnen gewiß gut, immer in Der Fremde. Bon ihrer Mutter erzählte das Sie sehen sehr zart aus. Ehe Sie Ihre Tätigkeit als junge Mädchen, wie gut und edel sie gewesen, wie sie den Lehrerin anfangen, bedürfen Sie einer Erholung." Fest erscheinen, ich will schon dafür sorgen, daß sie unsicht bar bleibt. Ich weiß nicht, warum ich gerade sie fürchte, es war recht unklug, sie aus Gutmütigkeit zu mir zu neh men. Wie jung und srisch sie aussieht. Alvar hat sich neulich lange mit ihr unterhalten, was kann er ihr zu sagen haben? Daß er ihr gefällt, dessen bin ich überzeugt, und die Männer sind eitel." Sie puderte ihr Gesicht und zog einen feinen, schwar zen Strich unter die Augen. „Man merkt es wirklich nicht," tröstete sie sich, „nun kann er kommen, Alvar wird gleich da sein." Ter, an den Vroni dachte, saß zur selben Stunde Ellen im Boot gegenüber, er hatte dem Bauernburschen eine Mark in die braune Hand gedrückt und ihn heinige schickt. Fröhlich plaudernd und scherzend flog die Zeit dahin. Ellen pflückte Wasserrosen und Alvar half ihr die langen, glatten Stengel abzuschneiden. Ein großer Korb war schnell mit den weißen Blüten gefüllt. „So ist es genug," sagte Fräulein von Wittenburg, sich die Hände trocknend, „bitte, rudern Sie mich ans Ufer." Gatten heiß geliebt und unter seinem Leichtsinn leiden! „Wie gut Sie sind," sagte Ellen dankbar. „Es tut mußte, wie die zarte Frau mutig den Kamps um ihrer unendlich wohl, wenn Menschen sich für uns interessieren, beider Existenz auf sich genommen, nachdem Der Vater Herr von Mannerheim." „Tas kann ich nicht, Herr von Mannerheim." „Warum nicht?" „Wo soll ich hin?" sagte Ellen, „ich habe keinen ein zigen Zufluchtsort und habe mich verpflichtet, hier zu bleiben, so lange die Gräfin in der Villa ist. Stefan braucht meine Aufsicht und Pflege, und ich liebe das Kind." „Obgleich er so ungezogen ist!" rief Alvar, „oh! über Ihr goldcknes Herz!" Ellen errötete über und über. „Meine Mutter würde sich gewiß freuen, Sie schon in Misdroy willkommen zu heißen," fuhr Alvar fort, „kennen Sie das Meer?" „Und wenn ich es nun nicht tue," sagte Alvar, Vas Boot anhaltend, „Sie sind meine Gefangene, gnädiges »en. Fräulein."