Volltext Seite (XML)
Nr. 39. Pulsnitzer Wochenblatt- — Dienstag, den 2. April 1912. Seite 2. vsclsngs clsn nsussisn IVIocis --k^ütu-sc Oie kommende Z^ode! posticsi von Connor, Oros^sn - ^!tst. nrao^ö i Lomnitz. (Schadenfeuer.) Kaum, daß sich die hiesigen Bewohner von dem Schreck des letzten Feuers erholt halten, wurden sie am Sonnabend morgen in der 5. Stunde wieder durch Feueralarm aus dem Schlafe geweckt. ES brannte in dem dem Böttcher und Haus besitzer Ern st Hähnel gehörigen Wohnhaus an ver schiedenen Stellen zu gleicher Zeit, und zwar in der Mitte der Stube, im Mittelstock und auf dem Boden. Die schnell zur Brandstätte geholte OrtSspritze konnte den Brand in kurzer Zeit löschen. Großnaundorf er- hielt als einzige Nachbarortsspritze die erste Prämie. Nach allem Ermessen liegt Brandstiftung vor. Dresden, 1. April. (Karl May f.) Wie erst jetzt bekannt wird, starb, den „Dresdner N.Nachr." zu folge, am Sonnabend der bekannte Reiseschriftsteller Karl May an den Folgen einer Erkältung. May konnte noch im Februar d. I. seinen 70. Geburtstag feiern. Dresden. (Burrianendgültigverurteilt.) Der frühere Heldentenor Kammersänger Burrian, der wegen Kontraktbruches zur Zahlung von 30 000 Mk. Konventionalstrafe an die Dresdner Hofoper verklagt worden war, hatte durch Urteil des Landgerichts Prag erreicht, daß die zu zahlende Summe auf 15 000 Mk. herabgesetzt wurde. Hiergegen hatte der Dresdner In- tendant Gras Seebach Berufung beim OberlandeSge- richt Prag eingelegt, die insofern von Erfolg war, al- Burrian nunmehr zur Zahlung der ganzen Konven tionalstrafe verurteilt wurde. Burrian muß somit jetzt 30 000 Mk. nebst Zinsen zahlen. Das Wiener Hofburgtheater, dar den kontraktbrüchigen Sänger enga- giert hat, soll sich angeblich verpflichtet haben, Burrian schadlos zu halte» und die Konventionalstrafe zu zahlen. Von anderer Seite wird solcher jedoch in Abrede gestellt. — (4. Internationaler Armeegepäck- Wettmarsch, Dresden 1912.) Vom Dresdner Fußball-Club 1893 wird in diesem Jahre wiederum der schon fast zur Tradition gewordene Marsch oer- anstaltet, der sowohl von Seiten der Behörden und beteiligten SportSleute, als auch von der Bevölkerung weitgehendstem Interesse begegnet. Die ca.ZOIcm lange Marschstrecke führt von der Grenadierkaserne durch die herrliche Dresdner Heide nach Radeberg und wieder zurück. Die Schlußrunde ist auf dem Sportplätze des veranstaltenden Clubs zu absolvieren. Den Siegern winken wertvolle Ehrenpreise. Ausschreibung, sowie jede erwünschte Auskunft ist erhältlich durch die Ge- schäftSstelle: DreSden - A., Annenstr. 49, n. — (Folgenden Antrag) haben die konser vativen Landtagsabgeordneten Wittig und vr. Böhme mit Unterstützung der konservativen Fraktion in der N. Kammer eingebracht: „die Kgl. StaatSregterung zu ersuchen, bei der Bestimmung von Standorten für die Truppen und bei der Errichtung neuer staatlicher Anstalten, gleich- viel welcher Art, zukünftig mehr als seither die mittleren und kleinen Städte zu berücksichtigen." Unzweifelhaft entspricht dieser Antrag einem dringen den wirtschaftlichen wie ethischen Bedürfnis, und er wird in unseren mittleren und kleineren Städten einen freudigen Widerhall finden. Dresden. (Besichtigung des Denkmals König Georg-.) Am Donnerstag besichtigte der König im Atelier de» Professors Wrba das im Vormodell fertiggestellte Denkmal der Königs Georg. Auf Wunsch de» König- hat der Künstler die Denk- malrftgur in Schützenunisorm dargestellt. König Georg sitzt auf einem starken, deutschen Reitpferd in einfacher, schlichter Haltung, den mit dem Schützenhelm bedeckten Kopf nach unten geneigt, damit das Gesicht dem Be schauer zugewendet ist. Das Denkmal kommt auf ein hoher Postament linkr vom Aufgang der König Fried- rich-August-Brücke zu stehen und dürfte dar größte Reiterdenkmal DreSdenr werden, da er eine Höhe von 5,20 m erhält. Die Aufstellung dürfte kaum unter Jahrersrist möglich sein. Blasewitz. (Vaterländische Gesinnung.) Unser Ort beabsichtigt, seine vaterländische Gesinnung durch Stiftung einer Militärflugzeuger zu bekunden. Die Gründung eines Aurschusser wird vorbereitet. Bautzen. (Versetzung.) An das Kgl. Gym nasium zu Drerden-Neustadt wurde der Oberlehrer Dr. Preitsch vom hiesigen Gymnasium, wo er 13»/, I. tätig war, berufen. Ferner wurde nach ebensallr drei zehnjährigem Wirken am hiesigen Landständischen Semi nar der Oberlehrer cand rev. min. Alwin Wolf an da» neubegründete Kgl. Seminar in Bischofswerda berufen. Zum Nachfolger des Letzteren ist cand. rev. min. Johs. Kretzschmar, Seminarlehrer in Roßwein, ernannt worden. Bischofswerda. (Zum Direktor der städti- scheu Schulen) wurde gestern vom SchulauSschusse einstimmig Herr Bürgerschullehrer l)r. Täuber-Leipzig gewählt, ES waren insgesamt 36 Bewerbungen ein- gegangen. Pirna. (Der Kohle narb ei ter streik) in Böhmen zeitigt für unsre Bahnstrecke ganz eigenartige Erscheinungen. Sonst rollte Zug auf Zug mit Kohlen beladen von Böhmen nach Sachsen, jetzt ist es fast umgekehrt Man sieht Züge, die Kohlenbriketts von Sachsen nach den böhmischen Jndustrieorten schaffen, wo die schwarzen Diamanten, die Quelle aller Kraft, so nötig gebraucht werden. Die KohlenSeförderung auf der Elbs nach Sachsen ist vollständig lahmgelegt. Leipzig. (Militärs! ugzsug Leipzig) Die Sammlung der „L. N. N." für ein Militärflugzeug Leipzig hat die Summe von 33 249 M 32 Pf. erreicht, die zur Beschaffung eines brauchbaren Flugzeuges auS- reicht. Es soll nunmehr für ein zweites Flugzeug Leipzig weitergesammelt werden. Leipzig. (Den preußischen Teil des neuen Hauptbahnhofs in Leipzig) wird die preußische Staatsbahnverwaltung vom 1. Mai 1912 an in der Richtung nach Corbetha und Zeitz, vom 20 September 1912 an in der Richtung nach Halle und vom 1. Okto- ber 1912 an in der Richtung nach Bitterfeld und Magdeburg in Betrieb nehmen. — (An der HöherenWebschule undWe - ber ei sachschule in Chemnitz) fand am 29. März nachmittags 6 Uhr die Entlassungsfeier für die abge- henden Schüler der „Höheren Webschule" und „Mu sterzeichnerabteilung" statt. Der Direktor der Anstalt, Herr Professor Gräbner, gab in seiner Ansprache Auf- schluß über die Einrichtung des mit Ostern 1912 an der Chemnitzer Webschule neu ins Leben tretenden Abteilung zur Ausbildung von Webschullehrern. Herr Fachlehrer Fritzsche hielt einen Vortrag über den Frei- ballon und schilderte nach eingehenden Erklärungen über Anlage und Ausrüstung des Freiballons den Ver laus zweier selbstausgeführter Fahrten. U. a. wurde in der Oberklasse der Höheren Webschule Otto Prescher aus Pulsnitz mit einer Buchprämie ausgezeichnet. Neusalza. (Ein Riesenknabe) befindet sich unter den heurigen Konfirmanden. Der Knabe hat die stattliche Größe von 179 Zentimetern. — (EinreizenderLxamenscherz), der den Vorzug hat, wahr zn sein, wird aus Mittweida berich tet. Also, es war im Examen einer mittleren Mädchen klasse der Bürgerschule. Die Lehrerin, eine als Päda- gogin hochgeschätzte Dame, prüft in „Weltgeschichte" und bespricht Luther» ReformationSwerk. Eine ihrer Fragen leitet sie wie folgt ein: „Und nun kommen wir zur größten Tat Martin Luther». Es war in der al- ten Universitätsstadt Wittenberg. Hier vollbrachte er jene Tat, zu welcher ganz besonderer Mut und die kühnste Entschlossenheit gehörte — wer kann sie mir nennen?" Erst allgemeine» Schweigen, dann erhebt sich in den vordersten Reihen eine kleine Hand. „Nun, was tat Luther ?" fragt die Lehrerin. „Erheiratete!" Homerisches Gelächter im ganzen Saal, in das auch die Lehrerin herzlich einstimmte, woraus sie bemerke: „Dazu gehört allerdings 'manchmal Mut." Hieraus verließ der Humor wieder den PrüfungSsaal. ^agsssvscvtcvts. Deutsches Reich. (Die Dauer der Reichs- tagSsession) wird von der Erledigung der Wehr und Deckungsvorlage abhängen. Namentlich wird die DeckungSsrage der Stein der Anstöße» sein. Reichlich vier Wochen verbleiben dem Retch-tage für seine Ta gung zwischen Ostern und Pfingsten, und in dieser Frist muß vorerst der Etat erledigt werden, weiter ist die Wehr- und Deckungsvorlage in erster Lesung im Plenum zu erledigen, darauf folgt die zeitraubende Kommisston»beratung, die wohl bi- zum Beginn der Pfingstferien währen wird. Man muß sich also darauf gefaßt machen, daß die Beratung der Wehr- und der Deckung»vorlagen erst nach den Pstngstferien beendet wird. DaS bedeutet eine RetchrtagStagung bi» tief in den Juni hinein. Ob freilich nach den Anstren gungen de» Wahlkampfes nicht plötzlich eine parlamen tarische Abspannung eintritt, die zu einem schnelleren Ende der Tagung führt, ist eine Frage für sich. — (MandatSniederlegung.) Der bekannte Zentrumsabgeordnete Roeren hat seine Mandate zum Reichstage und zum preußischen Abgeordnetenhaus« in folge schwerer Differenzen innerhalb der Zentrum»partei niedergelegt. Herr Roeren vertrat seit vielen Jahren den Wahlkreis Merzig-Saarburg-Saarloui» im Reichs tage und den Wahlkreis Trier im preußischen Abge- ordnetenhause. Berlin, (. April. (DieKorfureise desReichs- kanzlers.) Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg wird seine Reise nach Korfu voraussichtlich erst übermorgen antreten. Seine ursprüngliche Absicht, schon heute nach Brindisi abzureisen, wo er am 6. d. M. von der „Lol- berg" abgeholt wird, hat der Reichskanzler aufgeben müssen, mit Rücksicht auf dringende Geschäfte. — Der bayrische Ministerpräsident Freiherr von Hertling ist heute von München in Berlin eingetroffen. Berlin, (. April. (Zum Schneiderstreik) Die streikenden Großberliner Herreumaßschneider, die heute mittag in der Brauerei Friedrichshain versammelt waren, lehnten in geheimer Abstimmung die von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer angenommenen Einigungs- Vorschläge des Ratssyndikus Or. Hiller (Frankfurt a M) mit (3Y0 gegen 3Y Stimmen ad. Bekanntlich haben auch di- Münchener Schneider den Linigungsvorschlägen ihre Zustimmung versagt. Gestenreich - Ungarn. (Die wiedersrnen- nung des Grafen Khueu-Hedervary) zum Ministerpräsidenten hat zwar der ungarischen Ministerkrise vorläufig wenigstens ein Ende gemacht, die Parlaments krise jedoch nicht beseitigt. In der Frage der Wehrvor lagen bestehen noch immer unüberbrückte Meinungsver schiedenheiten, sodaß der Ausgang dieser wichtigen Ange legenheit noch gar nicht abzusehen ist. Zu der ungarischen Kabinettskrise wird jetzt bekannt, daß Kaiser Franz Zosef am Freitag zur Abdankung bereits fest entschlossen ge- wesen sein soll- Frankreich. Paris, (. April. (Die Unterzeich nung des Protektoratsvertrages.) Wie das Ministerium des Aeußersn mittsilt, ist der Vertrag, durch den der Sultan von Marokko sich unter das Protektorat von Frankreich stellt, am 30. März unterzeichnet worden. Die Verwaltung Marokkos ist auf der nämlichen Grund lage organisiert wie diejenige von Tunesien. Der rasche Abschluß der Verhandlungen mit dem Sultan hat nicht überrascht, weil sein Vertreter El Mokri schon seit langen Monaten die Vorverhandlungen durchgeführt hat und sich zur Unterzeichnung des Vertrages selbst nach Fe; begeben hatte. ----- Inxei'ste ---- welche nsck N (Ikn vormittags eingehen, übernehmen wir keine Garantie für das Erscheinen in aufliegender Nummer. Grohe Inserate spätestens am Lage vorher er beten. Für Fehler telephonisch aufgegebener In serate tragen wir keine Verantwortung, plahvor- schriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt; eine Garantie können wir nicht übernehmen. — Rleine Inserate bitten wir bei Aufgabe zu befahlen. — SmMrMs iln knIMr«? Mlmdlrll«. Neueste direkt« Meldung«« von Hirsch'» Telegraphen. Bureau. Zwickau, 2. April. (ZnmBergarbeiter streik.) In der Streiklage ist auch am gestrigen Lohntage keine nennenswerte Aendecung eingetreten. Bet der verhältnismäßig langen Dauer de» Streik» hat infolge de» Mangel» an geübten Arbeitern der Betrieb in den Gruben bereit» empfindlich gelitten. In verschie denen Gruben drohen die Streckenbaue zu Bruche zu gehen, in manchen ist die» schon geschehen. Da die Werk-verwaltungen keine Lohnerhöhungen gewähren wollen, die Streikenden aber keinerlei Geneigtheit zum Nachgeben bekunden, so ist ein Ende de» Streikes in nächster Zeit nicht vorauszusehen. Essen, 2. April. (Nachklänge zum Streik im Ruhrreoier.) Ueber 1500 Prozesse au» An- laß des Bergarbeiterstreiks sind bisher bei den Gerich ten im Ruhrrevier anhängig gemacht worden, davon allein 550 beim Essener Gericht. Von einer Abnahme kann vorläufig noch nicht gesprochen werden, da täg lich neue Prozesse hinzukommen. Rom, 2. April. (Militärs lug schiffe.) In Italien ist nunmehr ebenfalls eine nationale Subskrip tion zu Gunsten der Militär-Flugschiffahrt organisiert worden. Der König hat den Letter der Organisation, di Eara, in Audienz empfangen und ihm seine Mit hilfe versichert. Auch Kabinettschef Giolitti hat seine Mitwirkung zugesagt. Rom, 2. April. (Folgendes englischen Gru- benarbeiterstreiks.) Der Ausstand der englischen Grubenarbeiter hat nunmehr auch seine Rückwirkung aus den Hafen von Genua auSgeübt. Ueber 3000 Arbei ter sind dort beschäftigungslos, da keine Kohlen au»- zuladen sind. Zahlreiche Familien befinden sich in großer Not. Auch in Söavona macht sich die Rück wirkung des englischen Grubenarbeiterstreik- bemerk- bar. Auch dort sind über 1000 Dockarbeiter beschäf tigungslos. Pari-, 2. April. (Neuer U eberfall auf ei nen Kassenboten in Parts.) Gestern nachmit tag passierte der Kassenbote Gouffet der Bank Francatse die Kue cie k^ubxurg 8t. kionore, als er plötzlich von mehreren Individuen angefallen und zu Boden gerissen wurde. Der Kassenbote trug eine Ledertasche mit 1300000 Fr-, in Banknoten bei sich. Im Auftrage der Bank waren dem Kassenboten in einiger Entfernung zwei Agenten gefolgt, die gegebenenfalls Beistand let-