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Nr. 19. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 15. Februar 1812. Seite 8. Beide Abgeordnete nehmen die Wahl an. So hätte der Reichs tag nun endlich wieder ein vollzähliges Präsidium und wäre damit befähigt, positive Arbeit zu leisten. Daß er dazu gewillt, zeigte er sofort. Gleich nahm man die drei aus der Tages ordnung flehenden Interpellationen vor, deren Beantwortung von der Regierung verschoben wurde. Dann ging es mit fri schem Mut an den Etat. Ob dieses Präsidium das Ende der Etatsberatungen erleben w rd? Endlose Debatten scheinen bevorzustehen. In Reichstagskreisen rechnet man allein mit 10 Tagen für du Generaldebatte, hat doch die sozialdemokra tische Fraktion allein vier Redner angemeldet. Schatzsekretär Wermuth brachte den Etat in einstündiger Rede ein, nichts als Zahlen klingen an das Ohr, und die Aufmerksamkeit im Hause ist nicht allzu groß. Wermuth schließt damit, daß er auf den ungeheuren Aufschwung hinweist, den Deutschland in den letzten Jahren genommen hat. Dann vertagt man sich und morgen wird als erste: ein sozialdemokratischer Redner zum E^at sprechen. 6us aller >k?elt. Berlin, 13. Februar. (Marinenachrichten.) (Schiffsliste.) Angekommen.- S. M. S. „Hansa" am 12./2. in Fuachal. — S. M. S „LuchS" am 12./2. in Nanking. — S. M. Tpdbt. „8 90" am 12./2. in Wuhu (Yantse). — S. M. S. „Mainz", „Kolberg", „Dresden", „Berlin" und „Stettin" am 9./2. in Em den, am 12./2. wieder in See gegangen. Berlin, 14. Februar. (Marinenachrichten.) Angekommen: SM. S. „Bremen" am 13 /2. in Vera Cruz (Mexiko). — S. M. S. „Cormoran" am 10/2. in Satpan (Mariannen) und am 14./2. in Aap (Westkarolinen). Friedrich-Haven, 14. Februar. (Das Luftschiff „Viktoria Louis e".) Das neue Luftschiff „Viktoria Louise" machte heute unter Führung de« Grafen Zeppe lin seine erste Probefahrt, die anscheinend in allen Teilen gut gelungen ist. Dar Luftschiff ist 8 m län- ger als die bisherigen Schiffe. Der Steuerapparat ist etwas kleiner gehalten und dadurch leichter geworden. Braunschweig, 13. Februar. (Die Wilhelms- havenerSpionageaffäre.) Wie die „Braanschw. LandeSztg." erfährt, sind in der Wilhelmshavener Sptonageassäre bis jetzt 6 Personen wegen Spionage- verdachtes verhaftet worden. Der von England wegen «WW Zu §utz und ZU ScklMsn nack NUgen Der Strelasund, der die Insel Rügen vom pom- merschen Festlande trennt, ist fest zugefroren, und nichts ist leichter als das schöne Eiland von Stral sund aus zu Fuß oder im Schlitten zu erreichen. Die Stralsunder ließen sich das auch nicht zweimal sagen und zogen ihre „Koithau" genannten Schlitten aus der Remise. Primitiver ge baute Schlitten vermitteln den Frachtverkehr nach Rü- gen. Die Stralsunder Fischer fahren in Segel- schlitten über das Eis der Sundes, um ihre Netze unter dem Eise auszulegen. Die Schuljugend hingegen zieht es vor, zu Fuß nach Rügen zu laufen. Alle diese Arten der Personenbeförderung nach Rügen haben vor der sonst üblichen den großen Vorzug, daß sie die See krankheit ausschließen. Das Eis ist, sehr dick und dürfte noch lange Schlitten und Menschen tragen, auch wenn die mildere Witte rung anhält. Diebstahl nach Deutschland auSgelieferte Schutzmann Gauß soll ein Geständnis abgelegt und alle seine Nitschuldtgen namhaft gemacht haben. Breslau, 13. Februar, (Der mutmaßliche Komplice des Hauptmannes Lux freige- lassen.) Der wegen Begünstigung der Flucht des Hauptmannes Lux aus der Festung Glatz inhaftierte französische Sprachlehrer Vermot aus Frankenstein wurde mangels Beweise freigelaffen, aber als lästiger Ausländer ausgewiesen und über die Landesgrenze ab- geschoben. ISauptgswlnne der t^gl S. Landeslottsrlo. Ohne Gewähr. — Gezogen am 14. Februar. — Ohne Gewähr. 50000 Mark 55952. M)00 Mark 24945. 20000 Mark 107317. 10000 Mark 101940. 5000 Mark 25736. 5000 Mark 47013 47152 68137 105833. 2000 Mark 13714 20105 42708 43176 60395 101499. 1000 Mark 1271 7736 41401 43970 53585 60476 66303 71102 72354 73545 75820 79584 82438 96943 107793. 500 Mark 1308 4538 5S85 6091 6558 7446 8115 984610736 12308 13453 15466 15621 17574 18223 19621 23963 26192 27847 38287 38584 43846 52028 53848 58759 60848 62693 72438 74795 77238 77542 78223 87327 91380 93477 100121 103620 107180 108212 109017. ZOO Mark 5271 5749 5941 6641 6668 7858 8263 10403 12465 13640 14195 16018 19542 20644 22606 22812 24422 25315 25909 27904 28808 31638 32400 32564 33425 34559 35704 37595 39261 42014 42616 43235 44048 44795 45077 45564 49043 49397 49425 49962 51092 51560 51706 53701 55427 57891 59145 59525 63892 64677 65743 66548 6791970904 71048 76015 77565 79335 80525 80533 82563 8320583242 83508 83858 85631 86023 86448 87702 87954 88915 90063 94138 94514 96040 96629 97439 101874 103119 103367 105986 106066 106293 107982 108296 109313 109463 109521. »> «»—e i vsrliner Sotreivebörss. Da von Nordamerika Berichte über matte Stim mung vorlagen, eröffnete die hiesige Produktenbörse in schwacher Haltung. Später konnte sich aber die Stimmung erholen. Weizen, der anfänglich im Preise 1—1'/, Mark nachgab, ging später auf gestrigen Ni- veau. Der Roggenmarkt war behauptet. Hafer matt. Gerste unverändert. Rüböl fest. Magdeburger Wettervorhersage." Freitag, den 16. Februar. Etwas kälter, ziemlich heiter, trocken. Mrcken-Naüzricvten. pulsnltz Sonntag, den 18. Februar, Estomihi: l/,9 Uhr Beichte i Pfarrer 9 „ Predigt (1. Korinth. 1, 18—25) j Schulze. 5 „ Predigt (1. Korinth. 13) Pastor Köhler. 8 „ Jungsrauenverein. Bibel stunden werden gehalten: Mittwoch, den 21. Februar, abends 8 Uhr im Kon- firm andenzimmer des Pfarrhauses. Mittwoch, den 21. Februar, abends 8 Uhr in der Schule zu Niedersteina. Während er unter den, ersten nur das Wort Sektion schrieb, war unter dem zweiten bald zu lesen: schwarzer Knopf, Verschwinden von Zimmermädchen Sophie. Und dieser Spur mußte er folgen! So viel hatte er schon erreicht, daß der verhängnis volle schwarze Knopf weder im Besitze der Frau Sandtner noch des Ermordeten gewesen war. Er mußte also einem Tritten angehören, der im Zimmer des Ermordeten war! Wer aber war dieser? Nur das Zimmermädchen konnte Aufschluß geben. Teshalb mußte diese auch verschwinden! Wo aber war diese zu finden? Haller griff nach einem zweiten Akt, über diesem war zu lesen: Personalakt von Sophie Strebt. So oft er diesen auch durchlas, nichts war hieraus zu finden, als wann sie geboren war, von welchen Eltern ste stammte, wo diese wohnten und welche Stellungen sie bisher inne hatte. Alle Nachforschungen bei den Eltern waren erfolglos gewesen; diese und auch -die Großmutter wußten nichts über den Aufenthaltsort des Mädchens. ^Aber sie konnte doch nicht spurlos verschwinden. Bei dem nochmaligen Durchblättern der Akten wurde er doch aufmerksam auf eine Notiz, die ihn fesselte. Tas Mädchen verkehrte stets mit einer Freundin, die vielfach gerichtsseits bekannt war. Sollte diese vielleicht Aufschluß geben können? Haller zögerte nicht lange. Er verließ sofort sein Bureau und fuhr nach der Wohnung dieser Freundin, die er auch antraf. Als er diese nach ihrer Kameradin Sophie befragte, gab diese ihm sofort Antwort: „Die hat mir erst heute eine Ansichtskarte zugeschickt. Ich glaube, ihre Adresse stand darauf." „Haben. Sie die Karte noch?" „Ich muß sie wohl erst suchen!" Es waren bange Minuten des Wartens, die nun folgten; jetzt hatte er einen Anschluß gefunden, jetzt mußte sich die Lösung ergeben ! Wenn die Karte auch noch gefunden wurde! Wenn ? Lange mußte Haller warten! Obwohl er nicht leicht seine Ruhe verlor, in diesen Augenblicken war er aufge regt geworden. So nahe stand er vielleicht einer Lösung! Und Endlich kam das Mädchen zurück. „Haben Sie etwas gefunden?" fragte sofort der Kommissar. „Ja! Sie wohnt ganz draußen in Neuweißensee. In der Wilhelmstraße 23 bei einer Frau Huber. Aber sie hat mir geschrieben, ich soll ja keinem Menschen ihre Adresse verraten!" „Tas schadet nichts!" „Hat sie denn was angestellt, Herr Kommissar?" „Nein! Ich brauche sie nur als Zeugin!" „Dann wird es wohl nicht so schlimm sein, wenn ich sie verraten habe." „Natürlich nicht!" Haller fuhr von hier aus sofort nach der ihm bezeich neten Wohnung in Neuweißensee. Sein Verdacht sollte sich also doch in jeder Hinsicht bewahrheiten! Dort mußte er eine Lösung finden! Daß Sophie Ströhl über den Mord Kenntnis hatte, daß sie deshalb spurlos verschwinden sollte, um nicht als Zeuge auftreten zu können, darüber hegte Haller keinen Zweifel mehr. Zur Gewißheit wurde dieser Verdacht schon dadurch, daß diese ihre Freundin ausdrücklich ver ständigt hatte, ihre Adresse Niemandem zu verraten. Es war eine lange Fahrt hinaus nach Weißensee. Die Sonne ging schon im Westen unter, ein Glutball inmitten eines kupferfarbenen Lichtmeerbades. Endlich aber war er am Ziele angekommen. Hastig stürmte er die Treppe empor, bis er an einem Türschild den Namen Huber las. Hier also war sie! Er schellte. Eine kleine dicke Frau öffnete ihm. „Sind Sie die Frau Huber?" „Ja!" „Ich muß Sie in dringender Sache sprechen!" „Und Ivas soll das sein?" Nachdem sie den Kommissar in ihr Zimmer geführt hatte, sagte dieser: „Ich bin Polizeikommissar! Bei Ihnen wohnt eine Sophie Strebl. Ist sie zu Hause?" „Ich denke wohl! Wenigstens war sie vorher noch in ihrem Zimmer, als der Herr bei ihr war." Haller horchte auf. j,Ein Herr war bei ihr?" „Ja! Aber nicht lange! Nur ein paar Minuten, dann ist er schon wieder fort." „Nannte er seinen Namen?" „Nein!" „Wie hat er ausgesehen?" „Da kann ich auch nicht viel jagen. Er hatte einen Schlapphut in die Stirne gedrückt. Auch hatte ich gar nicht aufgepaßt. Es ist keine zehn Minuten her, daß er wieder fort ist! Aber da kann Ihnen Sophie wohl am besten Auskunft gebem Wollen Sie diese nicht selbst fragen?" „Gut! Führen Sie mich zu ihrem Zimmer!" Die kleine, dicke Frau ging voran auf den Flur. Dicht hinter ihr folgte Haller. Vor einer Zimmertüre hielt die Frau an und sagte: „Hier ist ihr Zimmer!" Kommissar Haller trat hin und klopfte; aber es er folgte keine Antwort. Ein zweites Pochen war ebenso erfolglos. .Haller winkte 0er Frau Hüber. Diese ver stand sofort, was dieser von ihr wollte. Sie trat an die Türe und rief in das Zimmer hinein: „Fräulein Sophie! Ich bin es! So öffnen Sie doch!" Eine bange Stille folgte. Schweigen nur war die Antwort.