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Rr. 154. Pulsnitzer Wochenblatt. — Mittwoch, den 27. Dezember 1911. Seite 2. Gelbe, in Zehn- und Zwanzigmarkstücken, und in einem alten wurmstichigen Schreibtische lagerten nicht weniger als 180000 M in Wertpapieren. Außerdem fand man noch mehrere Sparkasienbücher böhmischer Sparkassen über zusammen 18 000 Mark. Dabei lag aber auch ein Testament des alten Geizhalses, indem er die Tierschutz vereine in Berlin und Breslau zu Erben eingesetzt hat. Srk. Dresden. (Die „versetzten" Eisenbahn- Passagiere) Bon einem tragikomischen Erlebnis aus offener Eisenbahnstrecke können die Pasiagiere eines ge mischten Eisenbahnzuges berichten, der am Donnerstag früh von Radeburg nach Radebeul abging. Die den Gü terwagen angehängten Personenwagen hatten sich auf der Strecke losgelöst und waren, während die Lokomotive mit den Güterwagen weiterfuhr und glücklich den Bahn hof Radebeul erreichte, stehen geblieben. Erst als der Zug in den Bahnhof einlief, bemerkte man das Fehlen der Personenwagen. Eine schleunigst abgelasiene Lokomotive holte dann die versetzten Pasiagiere wieder herbei. Chemnitz. (Unter demVerdacht des Gatten- Mordes) wurde die Ehefrau des Ingenieurs Sauer in Döbeln verhaftet. S. wurde erschossen aufgefunden. Seine Frau, eine frühere Berliner Schauspielerin erklärte, ihr Mann habe infolge eines kleinen Wortwechsels auf sie ge schossen und dann Selbstmord verübt. Kürzlich wurde aber die Ehefrau unter dem Verdachte, ihren Mann selbst erschossen zu haben, verhaftet. Chemnitz, 20. Dezember. (E h etr a g ö d i e.) Gestern verübte der arbeitslose Arbeiter Hensel einen Mordversuch auf seine Ehefrau und seine beiden Kinder. Er forderte seine Frau und Kinder auf, mit ihm nach dem Orte Rott- Huf zu gehen, wo er sich nach Arbeit umsehen wolle. Un- terwegS zog Hensel plötzlich einen Revolver hervor und gab fünf Schüsse auf Frau und Kinder ab. Ohne sich zu überzeugen, ob er getroffen, lief er nach Chemnitz zu- rück und brachte sich schwere Verletzungen am Handgelenk bei, die er sich auf der Unfallstation verbinden ließ. Dort wurde er verhaftet. Die Frau ist durch einen Schuß in den Nacken verletzt, während die Kinder unverletzt blieben. ^agssgefcvrcvte. Deutsches Reich. (ZumBefinden de-Kron- prinzen) wird von seinem Hofmarschallamte in Danzig mttgeteilt, daß er infolge eine» ErkältungSkatarrhS der oberen Luftwege einstweilen noch das Bett hüten muß. Doch nimmt die Krankheit einen günstigen Verlauf, sodaß sodaß der Kronprinz voraussichtlich in diesen Tagen wird in Berlin eintreffen können. — (AufdemGebietederinnerendeutschen Angelegenheiten) herrscht weihnachtliche Stille. GS gibt nichts sonderlich neues zu berichten. Auch die ReichS- tagSwahlbewegung hat sich unter dem Einflüsse des Feste» verlangsamt, doch wird sie zweifellos in den näch sten Tagen um so lebhafter einsetzen, da sa der Termin der Neuwahlen herangerückt ist. In Bayern haben sich die liberalen Parteien, der deutsche Bauernbund, der alt- bayerische Bauernbund und die Sozialdemokraten für die in diesem Bundesstaate bevorstehenden Neuwahlen zum Landtage miteinander gegen das Zentrum verbündet. — Anstelle de» verstorbenen sächsischen Militärbevollmächtig ten in Berlin, Generalmajor» von Salza und Ltchtenau, ist der Generalmajor Freiherr Leuckart von Weißdorf zum Militärbevollmächtigten Sachsen» in Berlin ernannt worden. Gefterreich-Ungarn. Wien, 26 Dezember. (Kon- spirationen gegen den Dreibunds Die Wiener Neuesten Nachrichten schreiben: Ein politisches Blatt bringt die sensationelle Nachricht, daß Graf Aehrenthal nach der Hauptsesston der Delegationen zurücktreten werde. Al» Hauptursache des Rücktritts wird angegeben, daß Kaiser Wilhelm angeblich mit der Politik des Grafen Aehrenthal in der Marokkoangelegenheit unzufrieden sei. Man wird das Recht hccben, so schreibt das Blatt, eine solche Meldung zum mindesten als einen argen Täuschungs versuch zu bezeichnen. Deutschland hat keineswegs einen Grund, mit der Politik de» Grafen Aehrenthal in Sachen Marokko unzufrieden zu fern. Ueörtgens wird der Leiter der östereichischen auswärtigen Politik nicht vom deutschen, sondern vom österreichischen Kaiser ernannt. Die Mel dung hat übrigens wahrscheinlich nur den Zweck, da Mißtrauen zu sähen, wo bisher gegenseitiges Vertrauen herrscht. Der Dreibund lebt eben gewissen Leuten schon zu lang? und daher die fortwährenden Versuche, bald Italien, bald Deutschland von Oesterreich wegzudrängen. Zum Glück haben diese Versuchs noch keinen Erfolg gehabt. Frankreich. Paris, 26. Dez. (Neue Schwierig keiten zwischen Deutschland und Frankreich.) Dem Figaro zufolge macht Deutschland neue Schwierig keiten wegen der Frage der Abgrenzung des Kongo gebietes, Deutschland beansprucht die dem abgetretenen Gebiet vorgelagerten Inseln und 30 Kilometer Uferland. Italien. (AufdemtripolitanischenKriegS- schauplatze) ist e§ in der Weihnachtswoche wieder etwas lebhafter zugegangen. Die Türken unternahmen auf die Stellungen der Italiener in Benghast wie in Tohruk Angriffe, die jedoch dort wie hier zurückgewiesen wurden. — Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, will die Pforte ihre unveräußerlichen Rechte auf Tripoli» und Cyrenaika bis zum Aeußersten verteidigen, demnach wäre mit der Einleitung von Friedensverhandlungen zwischen Italien und der Türkei auch jetzt noch nicht zu rechnen. Nus aller >^6l1. Lüttich, 26. Dezember. (Sturm undUnwetter.) Infolge der anhaltenden Regengüsse ist die Maa» an meh reren Stellen au» ihren Ufern getreten. In Flemalle Grande stehen die Wohnhäuser unter Wasser, in Jemeppe sind die Quais überschwemmt. Der Straßenbahnverkehr ist teilweise unterbrochen. Remiremont, 26. Dezember. Die Mosel und ihre Zu flüsse sind infolge des starken RegenwetterS erheblich ge stiegen. Man befürchtet ernste Ueberschwemmungen. Paris, 26. Dezember. Er werden noch immer neue SchiffSkatastrophen, verursacht durch das Unwetter der letzten Tage, gemeldet. Au» Brest wird gemeldet, daß der Fischereidampser „Republik" auf der Höhe von Eber- wrach gesunken ist. Zwei Mann der Besatzung sind er- trunken. Der Dampfer „Michel" stieß mit dem Dampfer „St. Annonne" zusammen. Der Dampfer „Michel" sank sofort. Auf der Höhe von Daune» scheiterte ein Schiff unbekannter Nationalität. Infolge des Sturmes sind in Staples allein 26 Schiffer und Fischer ums Leben gekommen. Gegenüber der Insel Re stieß der Dampfer „Fenister" mit einem Fischerboot zusammen. Letzteres ist sofort ge sunken. Von der Besatzung konnte kein Mann gereitet werden, trotzdem der Dampfer „Fenister" lange Zeit auf der Unfallstelle kreuzte. Bukarest, 26. Dezember. (Das Opfer einer Va- ristesängerin.) Ueber eine entsetzliche Bluttat liegen Meldungen au» der Garnisonstadt Tulcea vor. In der Wohnung der 17jährigen Varietesängerin Chiarina Gia como erschien der Kavallerieleutnant BodnareScul und stellte sie zur Rede, weil sie ihm in einem Schreiben ihre Absicht kundgab, die Beziehungen zu ihm zu lösen. Gz kam zwischen beiden zu einer heftigen Aussprache und während des Wortwechsels zog der Leutnant ein Fläsch chen mit Vitriol au» der Tasche und schüttete den In halt seiner Geliebten ins Gesicht. Die Sängerin trug schwere Verletzungen davon und wurde später in ein Kran- kenhaus gebracht. Der Leutnant ergriff die Flucht, ver folgt von Hausbewohnern, die auf die Hilferufe de» Mäd chens herbeigeeilt waren. BodnareScul feuerte auf seine Verfolger mehrere Schüsse aus einem Revolver ab, die ein förmliches Blutbad anrichteten. Ein Polizist und 2 Passanten wurden getötet und Mehrere weitere Personen nicht unerheblich verletzt. Der Attentäter richtete schließ, lich die Waffe gegen sich selbst, indem er sich eine Reool- verkugel in die rechte Schläfe jagte. Gr stürzte zusammen und war aus der Stelle tot. New-Jork, 26. Dezember. (EinNeger gelyncht.) In Brooklyn drangen Volksmassen in da» Gefängnis, hol- ten einen Neger heraus und töteten ihn durch Axthiebe. Der Neger hatte am Abend vorher eine Weiße gelötet. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphischem Bureau. Leipzig, 27. Dezember. (VierPersonenbeim Genuß einer Punschbowle verstorben) Der Likörfabrikant Kehr in der Alleestraße hatte am Weih nachtsheiligabend drei Bekannte zu einer Punschbowle in seine Wohnung eingeladen. Alle vier Personen er- krankten nach dem Genuß de» Getränkes und sind kurz hintereinander verstorben. Kehr hatte zu der Bowle un verdünnten. 96grädigen Spiritus verwandt, sodaß an scheinend Alkoholvergiftung vorliegt. Berlin, 27. Dezember. (Auszeichnung für von Kiderlen-Wächter.) Wie amtlich mitgeteilt wird, hat der Kaiser dem Staatssekretär de» Auswärtigen, Herrn von Kiderlen-Wächter, unterm Datum vom 24 De- zember, die Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub verliehen. Belgrad, 27. Dezbr. (Herzliche Beziehungen zwischen England und Serbien.) Während früher England von allen Staaten am meisten zurück haltend gegenüber der Neugestaltung Serbiens war, be- stehen jetzt zwischen beiden Staaten herzlichere Beziehungen. Die Verhandlungen wegen eines FrühjahrsbesucheS des Königs von Serbien in London verlaufen günstig. England legr EenNcht darauf, Serbien in feine politischen Kombinationen einzubeziehen. Paris, 27. Dezember. (Die ArbeiterauSsper- rungen in der englischen Textilindustrie.) In London hegt man Befürchtungen, daß eine allgemeine Aussperrung der Weber eintreten könnte. In Lancashire fand gestern eine Versammlung statt, in der der Vize präsident des Verbandes der Weber des Südostenr mit teilte, daß voraussichtlich eine allgemeine Aussperrung der Weber des Nordostens erfolgen wird. Die 350 Fa briken des Bezirkes Oldham sind ebenfalls entschlossen, den Betrieb einzustellen. Dadurch würden 164 000 Weber brotlos. Auch in den Bezirken Blackburn und Ducham sind Aussperrungen zu befürchten. Sollten alle Fabriken ihre Tore schließen, so würden insgesamt 200 000 Weber brotlos sein. Paris, 27. Dezember. (Zu der französischen Senatskommission.) AuS der Senatskommission für auswärtige Angelegenheiten liegt folgender Bericht vor: Der Ministerpräsident und der Minister de« A»uße- ren werden bei ihrer Darstellung des Zustandekommens des Vertrages von 1904 sowie der mit diesemMertragS- gröber ! Stück 1.50, 2^0, 5—15 Mr. »ug. Rathaus, Damen- u.Herj^l-Frisier-Salon «MMen SAL L Met 25 M 50 Pfg. bei Drogerie. haben rucken unreine Kopkksut, Haar) element vorrÜLWl unä entkernt clie lästig» Schuppen tzM. Zg pkx. bei: Ik« jentsch, OrMene. Hab" sc Hasset- bach, Dresden, herr- lich, wie frischgepMAe Deilch. duftend, L Fl. 0.80, 1.-/1.S0, 2.50, Seife L 50 Pfg. Ma^Zentsch, Central-Drogerie. SU livst mein ysen etisZeituny Tis erstellten Statt immei-prinIetlick ruqeLleNt xivsnn Tie Abonnement necbtLbitiy enneuenn. wt toivstsr tt«turduttsr »bonbüttig Stet» kri sob «rtiiittikrt, s» «llsn olnscdILglgov 6osodiltt»n N»» Sorgt,'» »äargsttns-G» m. d. tt. Mevs NarxLri.Lv 2um empfiehlt