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Nr 149. Pul-nitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 14, Dezember 1911. Sette 3. Uchen Unterricht, der enlschieden entgegen getreten werden müsse. Bei der geringen Anzahl von Katholiken in Sachsen könne man jedoch unbesorgt sein. Die Hauptsache sei, daß die Bevölkerung selbst, amb die katholischen Staatsbürger, ihren Pflichen nachkämen und die Gesetze achteten. Abg. Uhlig (Soz.): Ganz zweifellos sei das matu proprio ein Angriff auf die Oberhoheit des Staates. Den EntrMungsrummel aber machten seine Freunde nicht mit. In Deutschland gebe es eine Menge Ausnahmegesetze, wie erst die gestrigen Verhandlungen über das Koalitionsrecht wieder gezeigt hätten. Und wenn die Regie,ung sich gegen die Zw'üauer Thesen ausspreche, so proklamiere sie damit auch einen Modernisteneid gegen die Lehrer. Abg. Koch (fortschr. Vp.): Die beiden Erlasse seien nur eine Folge des päpstlichen Vorgehens gegen den Mo dernismus in seiner Gesamtheit. Seme Freunde ständen aber aus dem Standpunkte, daß durch das motu proprio niemand seinem ordentlichen Richter entzogen werden dürfe. Diese Haltung würden sie auch bei der Beratung der Etatskapitel 90 und 97 beob chten, welche die Mittel anfordern, wodurch die Diener der katholischen Kirche ihr Amt ausüben. Abg. Kockel (kons), als einziges katho- 1 lisches Mitglied des Hauses betonte, daß es den Katholiken gleich sei, ob ihre Geistlichen den Modernisteneid geleistet Hütten oder nicht, wenn sie nur an den Grundwahrheiten der Kirche festhielten. Wenn er in die Lage kommen sollte, einen Geistlichen zur Anzeige zu bringen, so werde er vorher nicht den Bischof fragen. Redner I schloß mit den Worten: Sei ruhig mein Kind, in dürren Blättern säuselt der Wind. (Stürmisches Gelächter.) Abg. Zöphel (natl.): Die Ministererklärung Hube seine Parteifreunde nicht befriedigt. Es sei doch nicht zu verkennen, daß das motu proprio einen Angriff auf die staatliche Rechtshoheit darstelle. Die Regierung gehe zu lau vor. Wenn seine Freunde auch jetzt noch nicht alle Konse quenzen aussprächen, so würden sie sie doch zu gegebener Zeit zu ziehen wissen. Staatsminister vr. Beck wanNe sich zunächst gegen den Vor redner und betonte, daß Luther durch seine Glaubensstärke und Gewissensfreiheit jederzeit als Vorbild dienen könne. Der Minister wandte sich sodann gegen den Vorwurf, daß die Regierung ihren Standpunkt energischer hätte vertreten müssen. Wenn bedauert wurde, daß Sachsen kein Konkoidat mit dem Päpstlichen Stuhle abgeschlossen habe, so sei darauf zu erwidern, daß ein solches Kon kordat einem modernen Rechtsstuate weniger entsprochen würde, als der jetzige Zustand. Die sächsischen Katholiken seien durch die Gesetze wirksamer geschützt, als durch ein Konkordat. Ferner sei bedauert worden, daß die Regierung keine autentische Erklärung über das motu proprio vom Papste verlangt habe. Er könne mit teilen, daß ihm soeben ein Schreiben des sächsischen Gesandten in München vorgelegt worden sei, wonach anzunehmen sei, daß die autentische päpstliche Erklärung in dem Smne aussallen werde, wie sie die beiden Kanonisten i'eine und Eber dargelegt hätten, daß also das motu proprio auf Deutschland keine Anwendung finde. Am katholischen Seminar in Bautzm übten auch drei Geistliche ihre Unterrichtstätigkeit aus, die sich nicht allein auf den Religions unterricht beschränke. Es werde zu erwägen sein, ob dieser Zustand künftig aufrecht zu erhalten sei. Bisher hätten sich allerdings keine Mißstände ergeben. Der katholische Bischof in Sachsen habe bisher stets seine Hand zur Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens bereitwilliast geboten- Das Ministerium werde es nach wie vor als seine Aufgabe betrachten, die Gewissensfreiheit auch der katho lischen Staatsbürger zu wahren. Nächste Sitzung morgen 11 Uhr. Schluß gegen 2 Uhr. (Erläuterungen über das motu proprio stehe unter Pulsnitz.) Dresden, 13. Dezember Auf der Tagesordnung stand u. a. die allgemeine Borberatung über das königliche Dekret Nr. 20 zu dem Entwurf eines Gesetzes die Errichtung eines Amtsgerichts in Schöneck betr. In der Debatte über einen Gesetzentwurf wurde der Wunsch ausgesprochen, den Ort Marienberg beim Amtsgerichtsbe zirk Oelsnitz zu belassen Justizminister Dr. v. Otto erwiderte, wenn Marienberg beim Amtsgericht Oelsnitz verbleiben solle, dann könne das Amtsgericht in Schöneck überhaupt nicht erreicht werden. Das Li' « Gendarmerieanstalt betreffend. Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt sagte die wohlwollende Prüfung der von einzelnen Rednern vorgebrachten Wünsche wegen Besserstellung der Gendarmen zu. Als letzter Punkt stand auf der Tagesordnung die allgemeine Vor- beratung über das Dekret betreffend den Entwurf eines Gesetzes über Aenderung und Ergänzung von Bestimmungen der revidierten Landgemeindeordnung. Staatsminister Graf Vizthum von Eckstadl führte den Entwurf mit ewigen Worten ein. Die Regierung habe bereits früher die Erklärung abgegeben, daß sie eine Regelung der kommunalen Angelegenheiten nach vier verschiedenen Richtungen vorzunehmen gedenke. Und zwar sollten die bereits seit Jahren an- gestrebte Gemeindesteuerreform durchge ührfl den größeren Landge meinden mit überwiegend industrieller Bevölkerung gewisse Erwei terungen ihrer Organisation und Selbstverwaltung eingeräumt, für die Bildung von Gemeindeverbänden festere Grundlagen geschaf fen und endlich das Gesetz über die Bezirksverbände einer Durch sicht unterzogen werden. Das Gesetz über die Gemeindeverbände sei bereits im letzten Landtage verabschiedet worden und habe im allgemeinen zu keinen Schwierigkeiten geführt. Das Gemeindesteuer gesetz sei inzwischen in die Hände der Abgeordneten gelangt. Und den Entwurf eines neuen Gesetzes über die Bezirksverbände hoffe die Regierung noch im Laufe dieser Tagung vorlegen zu können. Der Minister ging dann auf die allgemeinen Richtlinien des Ent- wurjes ein und betonte, daß die Regierung großen Wert aus die Selbstverwaltung der Gemeinden lege und ihre Eulwickelung in jeder Weise zu fördern bestrebt sei Abg. Schulze (Soz.): Der Re- gierungsentwurs sei nicht weitgehend genug. Er berücksichtige nicht die großen Aenderungen, die in den Gemeindeverwaltungen in letz- t'.r Zeit eingetreten seien. Die Hauptsache sei eine Erweiterung des Wahlrechtes. Mit dem Hausbefitzprwileg müsse ein Ende ge macht werden. Wenn die Begründung die Befürchtung ansspreche, daß eine eiwaige Mehrheit von Besitzlosen in der Gemeindevertre tung die Steuererträge zu Kampfesregeln gegen die Besitzenden ver wenden könne, so sei das eine Beleidigung der gesamten städtischen Arbeiterschaft. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt äußerte sich zu den einzelnen in der Debatte vorgebrachten Wünschen und Anregungen und erklärte, die Vorlage sei nur ein Teil derjenigen Reformen, mit denen der Landtag sich zu beschäftigen haben werde. Die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in den Gemeinden sei ein Ding der Unmöglichkeit; es müßten vielmehr alle Interessen gruppen zu Worte kommen. Das Gesetz werde dazu beitragen, den Gemeinden eine ihrer Eigenart entsprechende freie Entwickelung in höherem Grade als bisher zu gewährleisten. Die Vorlage wurde dem Anträge Schönfeld entsprechend an die Gesetzgebungsdeputation verwiesen. Nächste Sitzung morgen vormittag 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen einige Kapitel aus dem Kultusetat. Schluß nach 3'/, Uhr. LLlgssgesMlMtv. Deutsche» rreich, Berlin, 13. Dezember. (Wahl- " ' n? Die Sozialdemokraten haben gestern m t Volkeverffammlungxn Groß-Berlin den Reichstagswahlkampf eröffnet Die großen Säle in Berlin und den Vororten waren überaus zahlreich be. sucht und zum Teil sogar überfüllt. Referenten waren die Kandidaten der einzelnen Bezirke unk tn der sozial demokratischen Partei sowie in der Gewerkschaftsbewegung bekannte Personen. (Prinz August Wilhelm von Preußen) hatte vor einigen Tagen einer Gemeindevertreter-Sitzung in Lichtenberg beigewohnt, die sich mit einer Etngemein. dungSangelegenheit befaßte. Der Prinz richtete an den Bürgermeister des Ortes ein Schreiben in dem es u. a. heißt: „Ihrer Beratung beiwohnen zu dürfen, war für mich nicht nur im höchsten Maße instruktiv, es wurde mir dadurch vielmehr von neuem klar, welch schönen, be deutungsvollen Beruf ich ergriffen habe, als ich mich entschloß, die Verwaltungsbahn einzuschlagen; schön und bedeutungsvoll namentlich darum, weil mir dadurch in ganz anderer Art, wie sonst in unserem Stande, Gele genheit geboten wird, mit allen Kreisen und Schichten unserer Nation in Berührung engster Art zu kommen und aus ihrem eigenen Munde ihre Urteile, ihre Sorgen und Wünsche zu vernehmen. Frankreich. Paris, 13 Dezember. (Für die Ma- rokkoverhandlung) am Donnerstag, den 14. d.M. in der Kammer sind nicht weniger als 32 Redner einge schrieben, darunter zahlreiche Abgeordnete der Opposition. ES befinden sich von bekannten Abgeordneten darunter der Konservative Loschin, der Klerikale Pien, der Nationa list Benoist, sowie die Sozialisten Vaillant und JaureS, der an 30. Stelle eingeschrieben ist. Die Verhandlung beginnt voraussichtlich mit einem Expose des Ministers der Aeußern, de Seines, worauf von klerikaler Seite der Antrag auf Vertagung der Verhandlung bis nach Erle digung der Verhandlungen mit Spanien eingebracht wer den wird. Portugal. (Republik oder Monarchie.) Au» Lissabon wird gemeldet: Die an der portugiesischen Grenze versammelten Monarchisten hielten unlängst ein Meeting ab, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Einige Hun- dert Royalisten sollen beabsichtigen, einen neuen Einfall in Portugal zu machen. König Manuel stimmte einem Vorschläge zu, eine Volksabstimmung zu veranstalten, ob Portugal die Republik oder die Monarchie unter Manuel oder Dom Miguel vorziehe. Da aber Dom Miguel in folge der Teilnahme zweier seiner Söhne an der royali stischen Bewegung sehr volkstümlich ist, so wollte Manuel sich zum Verzicht bereiterklären, wurde aber von seinen Anhängern ersucht, dies zu unterlassen, um nicht die royalistische Sache zu schädigen. Russland. (Keine Absichten auf Persien.) Wie verlautet, haben die Mächte die Pforte verständigt, daß Rußland ihnen mttteilte, er werde die Integrität Persiens nicht antasten. Italien. Mailand, 13. Dezember. (Vorzeitige Rekrutenaushebungen.) Aus Eriträa wird ein Bataillon ASkariaS in Stärke von 1000 Mann nach Tripolis geschickt, daß hauptsächlich zur Aufklärung im Gebirge verwendet werden soll, wozu die AskariS beson ders geeignet sind. Nach der „Perseveranza* wird die Regierung, um nicht wettere Jahrgänge der Reserve ein zuberufen, die Einstellung der Rekruten vorzeitig vor nehmen. Der Jahrgang 1892 soll bereits im Jahre 1912 und auch der Jahrgang 1893 im November 1912 einge stellt werden. Persien. Teheran, 13. Dezember. (Die Lage in Persien.) Da das Medschli» Shusters Entlassung von vornherein avlehnt, weigern sich die Minister überhaupt ihr Amt anzunehmen. Persien ist also eigentlich seit Wochen ohne Regierung. Die Russen sollen von Karmin nach Teheran unterwegs sein. Die Erregung des Volke- nimmt zu. Auch sind wieder alle Schulen geschloffen. Persien hat keinen einzigen Mann von Tatkraft und Fähigkeiten, alles ist energielos und macht nur Worte. Allerdings ist dieses passive Verhalten für Rußland unangenehm, da es NUN etwas tun und seine Sachen aufdecken muß, was doch vielleicht England hellhörig macht. Die Perser Hof- fen immer noch darauf. Amerika. Newyork, 12. Dez«möer. (Kündigung des russischen Handels-und AuSlieserungs- Vertrages.) Das Komite für auswärtige Angelegen heiten im Unterhaus deS BundeSkongreffeS nahm ein stimmig eine Resolution an, in der die Kündigung der russischen Handels- und Auslieferung-Verträge- gefordert wird, weil Rußland sich weigert, amerikanischen Juden Reisepässe auszustellen. Nus aller >Vett. Berlin, 12. Dezbr. (Schiffs liste.) Angekommen: S. M. S. „Berlin* am 11/12. in Southampton. S.M. S. „Tiger* am 11./12. in Shanghai. „Wittelsbach* und „Zielen* am 8/12. in Wilhelmshafen. „München* am 11/12. in Danzig. „Wittelsbach" ist am 10/12. von WilhelmShasen nach Helgoland abgegangen. Lemberg, 12. Dezember. (Student enkrawalle in Lemberg.) Nach der gestrigen Sitzung des Ge- meinderates, in welcher ein Protest gegen die Abtrennung des Schelmer-GouvernementS beschlossen wurde, veran stalteten etwa 1000 Personen, hauptsächlich Studenten, eine Demonstration. Beim Vertreiben der Demonstranten durch die Polizei wurde ein Steinhagel auf diese er- öffnet. Die Polizisten gingen nun mit blanker Waffe gegen die Manifestanten vor und trieben sie auseinander. Zahlreiche Personen wurden durch Säbelhiebe verletzt. München, 12. Dezember. (Schneefälle in den Alpen.) In ganz Südbayern und Nordtirol sind im Lause der vergangenen Nacht heftige Schneefälle ringe- treten. In Nordtirol sind bereits mehrere Verkehrs störungen zu verzeichnen. Verschiedene Telegraphenlinien sind unterbrochen. In Südtirol herrscht dagegen starker Regen, der an mehreren Plätzen Erdrutsche and andere Verkehrsstörungen im Gefolge hatte. Beutheu, 12. Dezember. (Der Könitzer Mord bleibt unaufgeklärt.) Der Bäcker Bräunlich aus Siemianowitz, der unter dem Verdacht verhaftet worden war, an der Ermordung de- Gymnasiasten Winter in Konitz beteiligt zu sein, ist jetzt aus dem Beuthener Gesängnir wieder entlasten worden, da ihm keine Schuld nachgewiesen werden konnte. Magdeburger Wettervorhersage Freitag, den 16. Dezember. Wolkig bis trübe, zeitweise heiter, mild, etwas Regen, etwas stär kerer Südwind bis Südwestwind. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphischem Bureau. Berlin, 14. Dezember. (Streikbeendigung.) In einer von über 2000 Schneidern und Schneiderinnen besuchten Versammlung, die gestern nachmittag tagte, wurde beschlossen, den Streik in der Berliner Damenkon- fektton abzubrechen und unter den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufzunehmen. Karlsruhe, 14. Dezember. (Modernisteneidund oiu proprio.) In der Budgetkomission der zweiten badischen Kammer, die gestern das Kultus- und Volks schulwesen erledigte, wurde von Referenten auch der Mo dernisteneid uno dar neueste lVlotu proprio über die Rechts stellung der katholischen Geistlichen zur Sprache gebracht. Dabei erklärte der ZsntrumSabgeordnete Kopf, daß man im Zentrum selbst diesen Erlaß bedauere, ihn aber nicht ändern könne, der ja übrigens süe Deutschland auch nicht in Betracht komme. Von der Regierung wurde erklärt, daß sie zum Modernisteneid keine Stellung einnehme und unter Umständen auch Geistlichen mit dem Modernisten eid ein weltliches Lehramt übertragen müsse, weil e- spä ter keine unbedingte Geistliche mehr gebe. Antwerpen, 14. Dezember. (Sturm und Schiffs» Unfälle.) Infolge des letzten Sturme- sind verschie dene Schiff-unsälle zu verzeichnen. Im Hafen von Ant- werpen kam es zwischen einem Rhein- und einem Binnen dampfer zu einem Zusammenstoß, wobei letzterer so schwere Beschädigungen erlitt, daß er sofort sank. Die Bemannung konnte gerettet werden. Ferner wird der Untergang de- Dampfers „Nottingham", der nach Wilm» dingen unterwegs war, gemeldet. Näheres ist hierüber noch nicht bekannt. London, 14. Dezember. (Zu Fuß um die Welt.) DaS amerikanische Ehepaar HumpsreyS, das sich die Auf- gäbe gestellt hat, eine Reise um die Welt zu Fuß in vier Jahren zu unternehmen, während welcher es insgesamt etwa 48 000 Meilen zurücklegen wird, ist in Nottingham ein getroffen DaS Ehepaar ist 4 Tage früher al- ange- setzt war dort angekommen. Bis jetzt hat es 500 Mei len zurückgelegt. London,l4.Dezember. (SpionageprozeßSchultz.) .Da- Urteil gegen Schultz erregt hier Aussehen und wird als äußerst scharf bezeichnet. Die Blätter geben da- Ur» terl meist ohne Kommentar wieder. Nur einige nennen da- Urteil streng und heben hervor, daß der Spruch ge gen den gegen die Offiziere Trench und Brandon gefäll ten, der ein milder war, an Härte wett übertroffen wird. Lissabon, 14. Dezember. (EineStadtvomMeer bedroht.) Die Stadt ESptgno, einige Stunden von Oporto entfernt, steht seht gestern in Gefahr, von den Wogen de- Atlantischen Ozean- weggespült zu weiden. ES herrscht ein furchtbar heftiger Sturm, infolge dessen schon 25 Häuser von der See sortgespült worden find. Die Wogen überfluten die Stadt bis zum Markte. Un- 1er oer Bevölkerung herrscht eine große Panik. 6us dem Serlcktssaale. K Leipzig, (3. Dezember. (Das Strafmaß gegen die englischen Spione.) In dem heute verkündeten Urteil des Reichsgerichtes wird näher ausgeführt: was die Strafzumessungen anbetrifft, so ist am schwersten belastet der Angeklagte Hipstich. Er hat aus reiner Gewinnsucht ohne irgend welche anderen Motive gehandelt und di« gefährlich sten Geheimnisse preisgegeben in dem vollen Bewußtsein, dadurch die Sicherheit des Deutschen Reiches in ganz erheb lichem Maße zu gefährden. Gründe für Strafmilderung wären auch nicht im geringsten in Betracht gekommen. — An zweiter Stelle steht Schultz, der ein umfangreiches Ge ständnis gemacht hat, durch das erst im taufe der Verhand lung der ganze Umfang dieses Spionagenetzes bekannt wurde. Lr ist als Ausländer anzusehen und hat sich als solcher bei seinen Straftaten gefühlt, sodaß bei ihm von einem vatsr- lavdrverrat des Deutschen Reiches nicht die Rede sein konnte. Maack hat in der Untersuchung immer die größten Unwahr heiten gesagt und die ganze Untersuchung zu verschleiern gesucht. Die Angeklagte Eckermann war gegenüber Wulff die treibende Kraft. Durch sie ist Schultz erst darauf auf merksam gemacht worden, daß die paffenden teute sür sein Vorhaben Wulff und Hipstich seien. — Das Reichsgericht fällte heute in dem Prozeß Schultz und Genossen folgendes Urteil: Der Angeklagte, Ingenieur Hipstich, der am schwersten belastet ist, erhielt wegen Spionage (2 Jahre Zuchthaus; der Angeklagte, Schiffshändler Schultz wegen Spionage 7 Jahre Zuchlhous, der Ingenieur Wulff wegen versuchter Spionage 2 Jahre Zuchthaus, Kaufmann Maack wegen Beihilfe zur Spionage 3 Jahre Zuchthaus und die Wirt schafterin Eckermann ebenfalls wegen Beihilfe zur Spionage drei Jahre Zuchthaus. Sämtlichen Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von 5—(0 Jahren aberkannt Mrcken-Nacvrlckten. Pulsnitz Sonntag, den 17. Dezember, III. Advent: -/,9 Uhr Beichte. l - sxks-* 9 „ Predigt (1. Tim. 2, 4—6) j Kühler. 8 „ Jüngling-- und Männerverein (Albertstr. 341) (Der Aöendgotte-dienst fällt wegen de- Christmärkte- au-). AmtSwoche für einfache Taufen, Trauungen und Kinderbeerdigungen: Pastor Köhler. verUner proOuktsnbSrse. Infolge der Meldungen von unbeständigem Wetter in Argentinien war das Geschäft bei geringen Umsätzen äußerst ruhig. Weizen, Roggen und Safer hatten stetige Tendenz und behauptete Preise, für Mai- war die Stim mung fest. Rüböl flau.