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Pulsnitzer Wochenblatt ?eIegr.-^Lr.: Wochenblatt Pulsnitz ^ffcheini: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts des l^ünigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate tür denselben log sind bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum t 2 pk., Lo^ckprsis t 0 pk. Reklame 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. und Zeituno Blatt t)iritc;aprichtstz^irl? pnlcrnitr' umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. s., Vollung, Srokröhrsdorf, lZrstnig, Zauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder. NtllUÄUIUll IU t Ot-N ltUUSgt. " b'steina,XVeitzbach,Obsr-u.Diederlichtenau,§riedersdork-1'hiemendork,Mittelbach,Orosznaundori,Lia)teisberg,k^Iein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L Förster S Crdsn (Inh.: I. VV. Mobr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Dedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. §ernsprscher: Nr. 18. Dszirks-flnzeigor Wit „iüusir. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- Sicher Seilags" und „§ür Zaus und Zerd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Zaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. 63. Jahrgang. Dienstag, 7. November 1911. Nr. 133 Aas Wichtigste. Der Musikkritiker der „Leipz. Ztg.", Artur Soliman, ist gestorben. Auf der Unterelbe und au der Westküste Holsteins ha t der schwere Sturm in vergangener Nacht große Ver heerungen angerichtet. Mehrere Fahrzeuge sind ge sunken. Der Wortlaut des Marokko-Abkommens und des Kon govertrages ist am Montag Abend amtlich veröffent licht worden. Die Rerchstagskommission zur Beratung des Versiche rungsgesetzes für Angestellte hat am Sonnabend die erste Lesung beendet. Ministerpräsident Caillaux hat sich auf einem Festmahl sehr befriedigt über das deutsch-französische Abkom men ausgesprochen. Der große Kreuzer „Gnettenau" ist zur Wahrung der deutschen Interessen nach Schanghai abgegangen. Italien hat seine Oberhoheit über Tripolis und Cy- renaika erklärt. Die Türkei notifizierte den Mächten telegraphisch den Protest gegen die italienische Annexion von Tripo lis. In Troyes erkrankten 160 Soldaten des 60. Infan terie-Regimentes infolge Genusses verdorbenen Flei sches. Mächten in Marokko und Nord- soll. Der amtliche JnhaltSnach- ist nun bekannt geworden, und Deutschlands und Frankreichs Punkte der Vereinbarung schon gleich zwischen diesen westafrika herbeiführen weis diese- Vertrages die offiziösen Blätter Ser öeutsch-sranMche Ausgleich in Marokko und Mdmstchikii. Am 4 Ncvember ist endlich nach langen schwierigen und von manchen bedenklichen Zwischenfällen begleiteten Verhandlungen der Vertrag zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet worden, dec einen neuen Aus haben die wichtigsten .... berichtet. Man darf dabei vorausschicken, daß Frank reich mit dem Vertrage wohl zufrieden sein kann, denn er verschafft der französischen Machtstellung in Afrika so ziemlich alles das, was sich die Franzosen wünsmen, während Deutschland im Grunde genommen ein Linsengericht anstelle seiner Jntereffenansprüche in Marokko nun am Kongo bekommt. Es kann auch nicht verkannt werden) daß Frankreichs internationale Stellung durch den Marokkovertrag mit Deutschland verbessert er scheint, während man dies von Deutschlands internatio naler Position wohl nicht behaupten kann. Frankreich hat die Einheitlichkeit seiner Interessen in Nordafrika durch den Vertrag erreicht und hat auch daS Recht er worben, die in den Algecirasakten vorgesehenen Reformen in Marokko auszuführen und über das Recht und die Ordnung in Marokko zu wachen. Kurz und gut, Frank reich hat nun daS Protektorat über Marokko erreicht, und alles andere, waS man noch im Einzelnen über die Rechte Frankreichs in Marokko sagen kann, daß wird jedenfalls durch die Ausübung der französischen Schutz- Herrschaft in Marokko gründlich ergänzt und die fran- »östschen Interessen wahrgenommen werde", Frankreich hat jetzt unbedingt freie Hand in Marokko und uber- uimmt sogar die diplomatische und konsularische Vertre- Marokkaner im Auslande. Bedeutsam für Deutschland ist er nur daß Frankreich wichtige wirk- Konzessionen in Marokko gemacht hat und die Gleichheit der Zölle Steuern, Abgaben und Eisenbahn- taufe i?r alle Fremden in Marokko garantiert und aus alle offenen und versteckten Vorzugsrechte in Marokko verzichtet. Auch dürfen die eingefllhrten Waren an der Grenze von Marokko keinen verschiedenen Zöllen unter- worfen werden, und die Vergebung der öffentlichen Ar beiten in Marokko soll einer wirklichen freien Konkurrenz aller Mächte unterstellt sein. Auf die Einfuhr und Aus fuhr von Erzen, waS für Deutschland sehr wichtig ist, dürfen in Marokko keine Zölle gelegt werden, und die BergwerkSbesitzer und andere Unternehmer haben auch in Marokko das Recht, eigene Eisenbahnen zu bauen und I an die nächsten öffentlichen Bahnen oder Häfen anzu- schließen. Diese wirtschaftlichen Konzessionen, die vor- wiegend Deutschland zugute kommen, wollen wir nicht gering schätzen, aber über den LänderauSgleich wird in Deutschland wohl sehr viel Kopfschütteln entstehen, denn das Kongo-Abkommen zwischen Deutschland und Frank reich besagt, daß Frankreich an Deutschland nur etwa 300 000 Quadratkilometer seiner Kongokolonie abtritt, während Deutschland von seiner Kamerunkolonie etwa 10 000 Quadratkilometer an Frankreich überläßt. Dieser kolonialpolitische Ausgleich zwischen Deutschland und Frankreich scheint sogar auf den schärfsten Widerspruch tm Reichskolonialamte gestoßen zu sein, denn der Staats sekretär des ReichrkolonialamteS vr. v. Lindequist und der Referent im Reichskolonialamte Professor v. Danckel- mann haben soeben ihren Abschied erbeten und erhalten. Man wird jedenfalls noch manche nähere Ausklärung über den Ausgleich zwischen Deutschland und Frankreich abwarten müssen und kann jetzt nicht so ohne weiteres alles in schwarzen Farben malen. So will z. B. ein Bericht aus Afrika wissen, daß Deutschlands Ausbeute an Kautschuk, Baumwolle, Mais, Elfenbein und Nutzholz durch die Gebietserweiterungen am Kongo wesentlich ge steigert werden könne. Wenn dieses Urteil der Wahrheit entspricht, so wären die wirtschaftlichen Vorteile für Deutschland durch den Ausgleich jedenfalls bedeutend. Auch ist vielleicht zu hoffen, daß der gefährliche Zustand des gegenseitigen Mißtrauens zwischen Deutschland und Frankreich durch dieses Marokko-Abkommen beseitigt oder doch wesentlich gemildert worden ist. OsrMcdes unv Sücvfiscdss. Pulsnitz. (Einen interessanten Projek tionS-Abend) veranstaltete am Sonntag der GebirgS- und Verschönerungsverein für PulSnitz und Umgegend im Saale des Hotels .Grauer Wolf" und sah hierbei einen angesehenen Kreis von Damen und Herren von hier und benachbarter Ort: als Zuhörerschaft. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Felix Herberg, eröffnete den Abend mit be grüßenden Worten und erteilte Herrn P. Kubitz-DreSden das Wort zu seinem Vortrag. Redner führte die Anwe senden nach Siebenbürgen, ein an Schätzen reiches, zu dem Gebirgssystem der Karpathen gehörige» Hochland in Ungarn, das von Randgebirgen wallförmig umgeben tsfi WaS der Vortragende dort erlebt und erschaut, das führte er unter der Bezeichnung: „Auf der Donau durchs eiserne Tor durch die wilden Südkarpathen bis Kronstadt; Sie benbürgen, Land und Leute" durch das gesprochene Wort und 184 Lichtbilder, Selbstaufnahmen von größter Schärfe und vortrefflicher Auswahl der Motive, dec aufmerksam folgenden Zuhörerschaft vor. Nachdem Land und Leute Siebenbürgens durch mehrere Bilder im allgemeinen cha- »rakterisiert worden waren, wurde das vom Redner durch reiste karpathische Gebirge und die wichtigsten Städte Siebenbürgens, so u. a. daS größtenteils von Sachsen bewohnte Hermannstadt und Kronstadt und deren Sehens würdigkeiten projiziert. Lebhafter Beifall wurde Herrn Kubitz für feine anregenden Darbietungen zuteil. Pulsnitz. (Lehrer-Zweigkonferenz.) Am vo rigen Sonnabend tagte die Zwetgkonferenz PulSnitz im Herrnhause. Im Mittelpunkte stand der Bericht des Herrn Hennig über die gewaltige Lehrerversammlung in Leipzig. Der klare und sachliche Vortrag fand ungeteilten Beifall und regte zu einer langen Debatte an. Nach eingehen, der Beratung über die Einführung einer neuen Fibel schloß die Versammlung. Pulsnitz. (Polizeibericht.) Warnung vor einem Schwindler Von Herrn Photograph Schulze wird uns ge schrieben : In Semi-Schmucksachen (Verkleinerungen) suchte in letzter Zeit ein Hausierer hier Geschäfte zu machen. Der selbe gab an, für das photographische Atelier H. Schulze, Bautzen, zu reisen und erbat Bilder zur Herstellung von Verkleinerungen. Da derselbe aber nichts mehr von sich hören ließ, so wurde bet mir nachgefragt und stelle da rum hiermit fest, daß ich keine Reisenden in Semi-Emaille- Schmucksachen beschäftige, und die betreffenden Besteller da» Opfer eines Schwindlers geworden sind. — Bei et waigem Auftreten dieser Person wird nun gebeten, die hiesige Polizeiwache hiervon sofort zu benachrichtigen. Pulsnitz. (Vor öOJahren), den 31. Oktober 1861 hielt der in unserem AmtSgerichtSbezirk bekannte und bochgeschätzte Herr Grundbuchführer a. D. Berger seinen Einzug in PulSnitz. ES wird gewiß aller Wunsch sein, daß es den biederen Berger'schen Eheleuten vergönnt sein möge, noch eine Reihe recht gesunder und froher Jahre verleben zu können. — (Der Reichstagswahlkampf) wird von den verbündeten rechtsstehenden Parteien eröffnet mit ei ner Versammlung, welche am Sonnabend, den 18. No- vember, im Saale des Hotels „Goldene Sonne" in Bi schofswerda stattfindet. Herr ReichStagSabgeordneter Gräfe spricht über das Thema: „Die politische Lage und die kommenden Reichstagswahlen" Wie wir hören, wird den Kandidaten des Freisinns und der Sozialdemokratie, den Herren Pudor und Buck, Gelegenheit geboten, sich in dieser Versammlung aaSzusprechen. — In nächster Zeit - wird Herr Gräfe auch in PulSnitz sprechen. — (Eine Meisterprüfung) fand am 4 d. M, in Kamenz statt. Geprüft wurde Herr Alwin Heink. Maler in PulSnitz Die Prüfungskommission bestand aus den Herren Malermeister Uhlich, Kamenz, als stell vertretenden Vorsitzenden, Schön aus Zittau, Thieme au» Bautzen und May aus Ebersbach, als Beisitzer, Weiß- gerbermeister Scheumann, als Vertreter der Gewerbekam- mer und Oberlehrer Kantor Rostig. Die praktische, schliff- liche und mündliche Prüfung ergab ein gutes Resultat. Unter beglückwünschenden und ermahnenden Worten de» Vorsitzenden und Gewerbekammervertreters wurde dem Prüfling der Meistertitel zuerkannt. — (Benützt die Baumwärter.) Ein sehr be- achtenswerte Einrichtung für die Obstbaumbesitzer schuf der Landesobstbauverein für das Königreich Sachsen in dem Baumwärterinstitut. Fast alle Bezirksobstbauvereine die über das ganze Land sich verteilen, haben einen oder mehrere solche im Fach ausgebildete Obstbaumpflanzer bestellt, welche bei Mitgliedern gegen eine festgesetzte Gc- l ühr, bei Nichtmitgliedern mit einem entsprechenden Auf- schlag die ihnen übertragenen Arbeiten auSsühren. Die Einrichtung hat sich bestens bewährt, sie darf aber Noch mehr auSgenützt werden, besonder» zur Herbst, und Win- terSzeit. Die sehr wichtigen Arbeiten, wie Vorlereitungen zur Frühjahrspflanzung, die Düngung das Au-lichten und Reinigen der Obstbäume und ähnliche Arbeiten mehr können dann vorgenommen werden und es gewinnen da- durch die Baumwärter genügend Zeit, im Frühjahr den Schnitt der jungen Bäume und der Spalterbäume und da- Umveredeln nicht befriedigender Bäume mit besseren Sorten sowie auch da» Pflanzen rechtzeitig vornehmen zu können. Weitere Auskunft erteilen die Vorstände der Be- zirkSobstbauvereine, der Geschäftsführer der LandeSobst- bauvereinS in DreSden-A. Grunaerstraße 18 und die Obst- bauwanderlehrer. — (Teuerung in alter Zeit.) In den heu tigen Tagen der Teuerung dürfte die Aufschrift einer dem „Vogtl. Anz.« zur Verfügung gestellten Münze Nicht ohne Interesse sein. Die Umschrift einer Seite lautet: „Große Theuerung, schlechte Nahrung." In der Mitte ist ein Obelisk mit Kurfürst!. Wappen: „Sachsens Denk- mal. 1771. 1772." Auf der andere Seite skeht: im Gebürge 1 Scheffel Korn 13 Thlr. 1 Waitzen 14 k/ 1 Hafer 6 1 Gerste 9 1 Pfund Butter 8 Gr. 1 Brod 2 Um die Bedeutung der damaligen Teuerung recht zu würdigen, muß man in Rechnung ziehen, daß vor 1 Jahrhundert der Geldwert ein zum mindesten zwei und halbmal höherer war als heute, der Taler von damals also nicht mit 3, sondern 7 bis 8 Mk. eingestellt wer den muß. — (Volkszählung». Ergebnisse.) Nach den jetzt veröffentlichten, vom König!. Statistischen Landes amt mitgeteilten endgültigen Ergebnissen der Volkszäh lung vom 1. Dezember 1910 bezifferte sich die Bevölker ung des Königreichs Sachsen insgesamt auf 4 806 661, d. t. gegen 1905 eine Zunahme von 6,61 »/o. In der Amtshauptmannschaft Kamenz betrug die Zunahme nur 4,68 °/o, denn die Bevölkerung stellte sich am 1. Dezem ber 1905 auf 72 672, am 1. Dezember 1910 auf 76 070 Personen, von denen 37 988 männlichen und 38 082 weib- lichen Geschlechts waren. Für die Stadt Pulsnitz wurde al» endgültige Einwohnerzahl 4111 festgestellt. Außer unserer Stadt zählt die hiesige Amtshauptmannschaft noch 32 Orte mit über 500 Einwohnern und zwar: Kamenz