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Pulsnitzer Wochenblatt Sonnabend, 9. Dezember 1911. 2. Beilage zu Nr. 147. 63. Jahrgang. Oertttcdes unS Säckslsckes Pulsnitz. (Nur noch vierzehn Tage trennen uns von Weihnachten.) Jetzt kommen au« den entferntesten Teilen des Reichet eine Unmenge von An preisungen einem jeden in Stadt und Land in das HauS geflogen und unsere heimische Bevölkerung denkt dann nur zu vielfach, daß sie gar nichts bessere» tun kann, als auf die lockenden Offerten hin zu bestellen. Tausende und abertausende von Mark entgehen dadurch unserer heimischen Geschäftswelt, aber weniger durch die Schuld der Publikums al» durch die eigene Schuld der Ge- schäftswelt, denn ein großer Teil unserer Geschäftswelt meint noch immer, daß große Inserate, die all die ein- zelnen diesjährigen Weihnachtsnovitäten unserem Publi kum in Stadt und Land detailliert bekanntgeben, nicht nötig sind. Alle diejenigen, die so denken, sind e» denn auch, die darüber klagen, daß noch immer zuviel au», wärt» gekauft wird. Aber kann man «S dem Publikum verdenken aurwärts zu bestellen, wenn «» nicht rechtzeitig und eingehend informiert worden ist, daß da» von au», wärt» angebotene ebenso preiswert und ebenso gediegen hier am Platze zu haben ist? Man kauft eben daS, was angeboten wird Gebe also ein jeder Geschäftsmann nunmehr seine Weihnachtsartikel in jeder Nummer de» „Pulsnitzer Wochenblattes* bekannt und zwar von nun bis Weihnachten, dann werden auch immermthr die Klagen darüber, daß noch zu viel von auswärts bestellt wird, verstummen, denn unser Publikum kauft nur dann nicht am Platze, wenn eS annimmt, daß da» Gewünschte am Platze nicht gleich preiswert und gediegen zu haben ist, daß e» überhaupt nicht hier geliefert werden kann. L. Dresden, 7. Dezember. (Baron deMatthie» und der König von Sachsen.) Der bekannte päpstliche Baron de Matthie», ein ehemaliger Hamburger Protestant, der in seiner bekannten Schrift: .Wir Katho- l'ken und die — Andern" den sächsischen König Friedrich August beleidigt hat, hat nunmehr in der zweiten Auf- l.rge seiner Schrift, die er „Wir Katholiken und unsere Gegner" betitelt, eine entschuldigende Erklärung obge- geben, die folgenden Wortlaut hat: „In der ersten Auf- rage dieser Schrift war ein Urteil des Verfassers über einen deutschen Bundesfürsten enthalten, rvelehes In weiten «tretsen «als vereidigend bezeichnet wurde Der Verfasser hat zwar sofort nach Erscheinen der Broschüre dem Bruder diese» Fürsten, einem katholischen Priester, über die Wahl jenes Ausdrucke? sein Bedauern auSge. sprachen und ebenso hat er öffentlich in einigen Zeitungen erklärt, daß er eine persönliche Beleidigung nicht im Sinne gehabt habe und den betreffenden PafsuS in einer Neuauflage ändern werde, aber die Tagespreise schien sich damit nicht beruhigen zu wollen. Darauf hat der Verfasser nach dem Wunsche Sr. Heiligkeit de» Papste« noch einmal eine entschuldigende Erklärung abgegeben, und zwar auf der apostolischen Nunziatur in München. Diese Erklärung ist dann von dem diplomatischen Ver- treter de« Monarchen angenommen worden. Damit mußte der N-rfaffer die Bnaeleaenheit al« erledigt be- —4- Aus erster GHe. Roman von H. Courths-Mahler. t» (Nachdruck verboten.) Di, D-men hau.« st» «j» vll.n »Zeichen großer Sympa- thie getrennt und die Hoffnung auf «in baldige» Wiedersehen ausgesprochen. Di« Generalin «wart«», an demselben Nachmit. tag ihren N'ffen, der sei», Ankunft b«tü, ««meldet hatte. Am nächste» Morgen verließ Ml». Folüam ihr Toiletten, »immer und ließ sich von ihrem eigenen Diener da» Frühstück auftragen, wie fie el gewöhnt war. Sie sah in ihrem sehr el«, gante» Hauskleid von weichem, flößendem Stoff in einer vor. nehmen, stumpf«« Modefarbe allerliebst au«. An ihren schöne» Hände» funkelten einig« sehr kostbar« Rmge. Sonst trug st« keine» Schmuck. Nachdem ste ihr Frühstück eingenommen hatte, befahl st« dem Diene«, Mr. Bright, den 8«kr«tär ,u rufen. Wenige Minuten späte, »rat dieser ei». Gr war ein «berfchlanler Mann von un» gefähr 40 Jahren, mit glattrasiertem Gesicht und sehr hellblon. dem Haar, da» mit Sorgfalt grsch-itelt war. Mr. Bright war überhaupt sehr sorgfältig gekleidet und macht« den Eindruck eine« sehr peniblen und gewissmhaite» Menschen. MiS. Fokham hatte sich in emen bequemen Srffel unwett niedergelassen. Sie konnte von hi» au« bequem de» Parish übersehen. Jetzt aber richtet, fir ihr, Augen A W - b°' «.ficht de« Sekretär». Mc. Bright verneigte sich *HA"ch voll vor Gebieterin. »Nun, Mr. Brighe, Nachforschung««, mit d«. «» ich S,e beauftragt,, .u^ gebracht?" fragt, Mr«. Fokha«, eme leise Ungeduld in d.? Stimme Mk. Bright nahm eine schwär,, «mappe, die er unter dem Arm getragen «ur Hand und verb-«,,, wieder. .Ich bin glücklich, Ihr« Frage bezahl« Mr«. richtete fich au« ihrer lässigen Haltung empor und sah lhn ErwyNunalooll all. »N.hm.n Sie Platz, Mr. Bright — und dann, bitte ohn, Umschweif« s«„n Sie mir alle«, wa« Sie w'fi«» " Der SekrrtSr ließ sich in steifer Haltung in «inen Sessel trachten. Er benutzt inde» gern die Gelegenheit, jetzt beim Erscheinen der zweiten Auflage nochmals zu ver- sichern, daß e» ihm leid tut, einen deutschen und außer- dem katholischen Fürsten und dessen Untertanen verletzt j zu haben." — Wie noch erinnerlich sein wird, lautete der Wille des Papste», der seinerzeit in dem Handschreiben an den sächsischen Bischof Qr. Aloy» Schaefer ausge sprochen war, auf öffentlichen Widerruf und allgemeine Entschädigung (publice reprobet, et apuck omnes sese excuset). 8. Dresden, 8. Dezember. (Landestierarzt Prof, vr. Edelmann über die wissenschastlicheEr- forschung der Maul- und Klauenseuche. Bet Beratung über die Maßnahmen gegen die Maul- und Klauenseuche im sächsischen Landtage führte der Regie- rungSkommiffar Landestierarzt Obermedizinalrat Prof. Vr. Edelmann folgendes au»: „Den Wunsch in die Tat umzusetzen, dahingehend, daß die wissenschaftliche Erfor schung der Maul- und Klauenseuche sich intensiver gestal- ten möchte, ist ziemlich schwer. Es dürsten sich kaum sehr viele Forscher finden, die den Mut haben, im Binnen- lande inmitten von Beständen, die für die Maul- und Klauenseuche empfänglich find, Forschungen mit ihr an anzustellen. Die Forschungen, die im Laufe der Jahre unternommen worden find, haben an verschiedenen Orten wegen der großen Gefahr der Verseuchung der in der Nachbarschaft befindlichen Klaueniierbestände schließlich eingestellt werden müssen. Man darf nicht allzu großen Wert auf die Entdeckung des Erregers der Seuche legen. In dieser Beziehung gibt fich die Wissenschaft keinen all zu großen Hoffnungen hin. Es ist viel wichtiger, die biologischen Eigenschaften de- unbekannten Erregers ken- nen zu lernen und vor allem ein Mittel zu finden, den unbekannten Erreger zu züchten. Sobald man ihn züch ten kann, gewinnt man durch Uebertragung der gezüch teten Erreger auf geeignete Tiere die Möglichkeit, ein Heilserum oder Jmmunserum gegen di» Seuche leichter herzustellen, al» e» jetzt noch der Fall ist Denn darüber ist man fich einig, daß nur dann von den wissenschaft lichen Forschungen ein dauernder Erfolg für die Praxis erwächst, w nn die Möglichkeit gewonnen wird, die Tiere gegen die natürliche Ansteckung widerstandsfähig zu machen, wenn auch nicht für die ganze Lebensdauer, so doch we- ntgsten« für eine gewiss« ausreichend lang« Z«tt Daß auf diesem Gebiete etwas erwartet werden darf, da» läßt sich schon au« den Untersuchungen von Geheimrat Löffler in Greifswald schließen. Allerdings ist das Lösflersche Jmmunserum zur Zeit noch recht teuer. E» berechnet sich der Preis für einen Liter auf 100 Mark, und für die Jmmuenisterung eine» erwachsenen Rindes, werden unge fähr 300 bis 400 ccm Serum gebraucht. Dazu kommt noch der Nachteil, daß die Jmmuensierung nur eine Schutzkrast von wenigen Monaten verleiht. Unter diesen Umständen, abgesehen davon, daß e» zurzeit auch noch nicht in großen Mengen zur Verfügung steht. Vor allem aber währt die Schutzkrast nicht lange genug und die JmmunisterungSkosten sind zu groß. E» wird natürlich an der Verbesserung des Serum« eifrig gearbeitet, ober e« liegt eben die Schwierigkeit darin, daß man den noch nieder und legt« di« Aktrnmapp« vor fich auf «in Tischchen, Dan» brgann er mit der Mir«« «in«» vortragrnd«» Rat«,: ,JL hab« in Erfahrung g«bracht, daß d«r Fr«ih««r Ernst Ladung Rudolf von Wolt«r»h«im s«it 14 Jahre« Majorat»h«rr von Wolter»eim ist. Er lebt ständig auf sei»«» Gütrr«. Seit 17 Jahre» ist er in zweiter Eh« mit «i»«r verwitwrten Baroni» Hrl«n« v. Herrenfelt« vermählt." Mr«. Fokham halt« di« Lugen »«schloff«», al« wollt« fie fich von nicht» abltnlen lasse». Jetzt blickt« sie auf u»d hob lricht di« Hand. „Einrn Lug«»blick. Kö»««n Sie mir sagt», ob di« Gene« ralin Hrrrenfeld« mit dies«» Dam« verwandt ist?" Mr. Bright nickte »«stimmend. ,D«r verstorbene Generat Herr«»f«lde war «in B it« im 2' ^'«d« von de« ersten Gatten d«r jetzige» Freifrau von Wolter«heim. Jedensall» existiert »och «in näherer Verwand ter d ese« ersten Gatten, ein Baron Götz Hnrenseldr, der jetzig« Majorattherr von Hrrr«»f«ldr." Mr«. Fokham nickt« b«frirdigt. .Ich seht, Ste find gut unterricht«». Bitt« fahr«» Si« fort." Der Sekretär räusperte fich de,ent und berichtet« weit«»: .Die verwitwet« Baronin hat ein« Tochtrr au« «rster Eh« mit in» Hau« ihre« zweiten Gattin grbracht, wo fi« jetzt »och l«bt. Au» der ,weiten Ehe de» Freiherr« von Wolter»h«im ist -benfall« eine Tochter, Jutta mit Namen, entsprossen. Si« ist 16 Jahr« alt. Außerdem besitzt der Freiherr «ine Tochter au» erster Eh«; fi« hritzt Eva. De» Ramen de, «rst«n Frau konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Man hat i» Wolter»heim b'» vor kurzem nicht gewußt, daß der Freiherr schon einmal ver mählt war, wenigsten» nicht die Dienerschaft, auf die ich bei meine» Nachforschung«« hauptsächlich angewirsen war." Mr». Fokham hatte da» Haupt i« di« Hand gestützt und schien ihm die Wort« au» dem Munde nehmen zu wollen. .Lassen Sie, — dieser Name tut nicht» zur Sache. Spre chen Sie weitrr." Bright verneigte fich wilder. .Dies« Tochter Eva weilt erst seit ungefähr eine« halben Jahre im Hause ihre» Vater». Ma« sagt, die Stiefmutter habe si« ferngehalten. Ind«» ist da» nicht verbürgt. Tatsach« ist, daß Eva von Wolter «heim bei einer Schwester ihrer Mutter aufge- unbekannten Erreger nicht künstlich züchten kann, daß wo man Serum haben will, man immer Tiere haben muß, di; an Maul- und Klauenseuche leiden, und daß man nur den geringen Inhalt der bei der Krankheft sich bildenden Blase zur Infektion der Tiere verwenden kann, mit deren Blut man da» Schutzserum gewinnen will. Da» sind Schwierigkeiten, die sich der wissenschaftlichen Forschung bei der Maul- und Klauenseuche au» der Na tur der Sache heraus entgegenstellen, und auch bei Ge- Währung sehr großer Mittel für Forschung»zwecke nicht ohne weiteres zu beseitigen sind. Aber natürlich wird die wissenschaftliche Forschung auch die größten Schwie rigkeiten schließlich überwinden, wenn ihr ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden." kauptgswinns Qsr K.S LanQssIottsrie. 1. Klasse. — Gezogen am 7. Dezember 1911. — Ohne Gewähr. 30000 Mark 66918. (0000 Mark 80703. 5000 Mark 86S73. 5000 Mark 40486 90828. 2000 Mark 2642 10800 35886 40584 46373 77434 77789 103022. 1000 Mark 9276 12025 34966 45790 49301 50553 52460 65453 73042 91574 103443 108800. 500 Mark 15583 17781 24124 24819 26099 32826 37247 44727 53121 53723 60934 67445 71025 77089 78172 85017 86857 91537 94800 96635 97684 99636 100714 106679 109430. 200 Mark 2178 3787 5306 6642 8568 8712 11462 12410 13037 15339 15503 19096 19543 19799 21105 21126 22023 22559 23258 23337 26103 26766 29138 31043 33046 33487 33981 34059 35109 38149 39539 39818 43704 44254 44445 45090 45218 46874 48674 50087 50726 52397 53942 54246 55266 57266 58729 59487 60531 61333 61343 63833 65855 65944 69883 71064 71105 71388 72880 73112 73513 77990 79440 81153 81705 85755 86694 88707 88714 89685 92823 94928 95957 95987 96823 97387 9776199246101004 101149101332 103108 103700 104555 106834 109128 109468 109720. wachse« ist, — inMnem klem«« Städtchen i» Thüringen. Dit» s« Tante der ju nommen. Näh««» üb«r di« Ta»t« und d«a früher«» A«fr«thalt d«r jungn« Dam« hab« ich «och «icht «»mittel» lön»en." Mr». Fokham war ei« w««ig blaß geword««. I« ihr«« sonst sehr kühl«», ruhig«« Gesicht z«igt« fich rin« Erregung, dft fich nicht.ganz unterdrück«« ließ .Sie braucht« «ach dieser Seite hin »icht weiter nachzufor sche». Haben Si« «twa» nähere» über die Art und dalWtse« der junge« Dam« i» Erfahrung gebracht?* .Mein GewShr»man« hat di« junge Dame selbst g«s«he» und auch die Dienerschaft über fie ««»geforscht, — so gut «» » Dame ist im Juli gestorben; und «rst »ach ihrem Tode hat Lerr von Wolln»heim sei»« Tochtrr zu fich ge Dit WWe Sparkasse iu Pulsnitz iss geössaet tägttcd vorm. 8—12, 2—4 Nachm. dagegen Svnndsnd nur vormiMgS 8 — 1 Uhr. ging, ohne irgend wrlche» Aussehen zu erregen. Eine Zofe hat ihm erzählt, daß Eva von Wollersheim im Juli in einem «», schönen, fast ärmlichen Aufzug, sehr unbeholfen u»d verschüchtert im Haus« ihre« Vrter» «ing,troffen ist. Ihre Sti«fmutt«r hat i» dieser Bezirhung sofort für st« -«sorgt, und Vatrr und Schwe« ft«r haben sie sehr li brooll aufgenommen. Ja kurzer Zeit hat fie fich sehr zu ihrem Vorteil verändert. Sie soll jetzt ei»« sehr schöne und «lrqant« Dame sein. Ihr Charakter wird sehr gelobt. Luch soll st« wundervoll finge« und Klavier spiele«. Mit ihr«, Stiefmutter u»d Stiefschwester, Baroneß Silvi«, steht st« auf weniger htrztichem Standpunkt, al« mit Vater und Schwester. Lußerdrm ist dir junge Dam« «it dem Nachfolger ihre» Vat«r», dem künftige« Majoratsherrn von Wolt«r»heim, herzlich befreun det. Er lebt gleichsoll« in Wolle,«heim und bewirtschaftet mit srinem Oheim zusammen da» Gut. Der größt« Teil meine» Be richte» ist mir freilich »ur durch Dienstbotr« übrrmittelt worde«, — man müßte erst uachprüfen." Mr«. Fokham zuckt« die Achsel». .Dienstboten pflegen meist genau orientiert zu sei» über ihr« Herrschaft. E» ist gut, Mc. Lrigh; ich weiß wa» ich wis- s«n wollt«. Si« brauchen fich vorlävfi, U'cht weiter mit d«r An gelegenheit zu besoffen. Haben Sie der Generali« H«rr«»frlde die Beträge übermittelt, di« ich gezeichnet habe?' Et ist geschehe«, — di« Quittungen habe ich mitgibracht." Er nahm au» drr Mappe einige Pap «re und legte ste ihr vor. Sie betrachtet« fi« flüchtig und gab sie zurück. .Sonst noch rlwa» von Wichtigkeit, M. Bright?'