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utznitzerMchMatt Sonnabend, 11. November 1911. Pius aller >welt Eger. Ein Händler mit Menjchenfett staud dieser Tage vor dem hiesigen KreiSgeriLt unter der An klage des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ord- nung. ES war der 63jührige Totengräber Eisenkolb aus Weheditz, der Mitte Juli d. I. in die Apotheke in Fischern gekommen war nnd dort altes Fett von menschlichen Lei- chen zum Kauf angeboten hatte. Der Apotheker hatte sich aber auf den Handel nicht eingelassen, sondern An- zeige erstattet. Die darauf erfolgte Haussuchung förderte ein ganzes Kilo Menschenfett, aufbewahrt in einem alten Kübel mit Wasser, zutage Der Händler solch sonderba rer'Ware wurde mit 8 Tagen strengem Arrest und Fasten bedacht. — Es soll, nach Meinung abergläubischer Alten, Menschenfett für eine ganze Reihe Krankheiten und dergl. heilsam sein. Görlitz. (Ein Wasserweg Hamburg — Dan zig—Oberlausitz.) Der „Ndschl. Zig." entnehmen wir folgendes: Von Industriellen der Oberlausitz ist ein Plan kür eine regelmäßige Schiffahrtsverbindung zwischen Hamburg, Danzig, Stettin und Schlesien auf Grund sach verständiger Gutachten entworfen worden. Die Handels kammer zu Sorau hat diesem großzügigen Unternehmen auf Grund eingehender Prüfung eine Denkschrift gewid met, mit der sich demnächst die amtlichen Stellen und der preußische Landtag beschäftigen dürsten. Diese Schiff- fahrtSverblndung soll erreicht werden durch eine Schiff, barmachung der Lausitzer Neiße, wodurch ein Schiffsver kehr in großer Form bis nach Schlesien hergestellt werden könnte. Der Plan ist für alle beteiligten Städte und Provinzen von großer Tragweite. ES wäre eine Kana- lisierung der Neiße und die Anlage einer Reihe von Schleu sen erforderlich. Breslau, 9. November. (Frecher Raubmord) Ein jüdischer Geldwechsler aus SoSnowice kam, der „Schlest- schcn Zeitung" zufolge, zu einem wohlhabenden Fleischer in Zamodzie, um Gelder einzukassteren. Der Geldwechs ler hatte etw>? 50000 Mk. in deutschem und russischem Gelbe bei sich Während er sich über den Tisch beugte, um etwas zu schreiben, schlug ihm ein Geselle des Flei- schermeistcrS von hmten mit einer Axt auf den Kopf. Dem so besinnungslosgemachten wurde dann der Kopf obgelchnitten, der in einein Loche «ergraben wurde. Der Fleischer, dessen Ehefrau, del Geselle und ein Bruder des Fleischers wurden verhaftet Krefeld, 10. November (Mädchenhändler ver haftet.) Auf telegraphisches Ersuchen der Polizei in Krefeld wurde auf dem Bahnhof in Geldern (Rhsinpro- vinz) ein Mann verhaftet, als er mit einem 16 jährigen Mädchen aus Gelsenkirchen den Zug nach Amsterdam be- steigen wollte. Der Verhaftete ist bekannt als Mitglied einer internationalen Müdchenhäudlerbande. Antwerpen, 9. November. (Rettung auSStur- meSno t.) Außer den geretteten 3 Matrosen des gesun kenen griechischen Dampfers „Lord Byron" sind heute an Bord des Dampfers „Addington" in Rotterdam 7 weitere Schiffbrüchige des „Lord Byron" etngetroffen. Sie er- 2. Beilage zu Nr. 135. 63. Jahrgang. zählen, daß ihr Schiff vom Sturme furchtbar mttgenom- men worden sei. Die Rettungsboote seien fortgeriffen worden und das Schiff habe infolge der Verschiebung der Ladung sein Gleichgewicht verloren. Schließlich seien alle Ueberlebenden über Bord geschwemmt worden. Mit großer Mühe sei es ihnen gelungen ein bereits fortge- schwemmte- Boot zu erreichen und sich zu retten. Mehr- mal- befürchteten sie, daß ihr Boot wegen des hohen Wellenganges untergehe, schließlich seien sie von einem Dampfer gesichtet worden, der sie ausgenommen hätte. New-Jork, 9. November. (Große Goldsünde in Alaska.) Aus Alaska wird berichtet, daß nach dem Niedergehen eines Gletscher» eine Goldquarzader von gro ßem Reichtum im Südwesten von Alaska entdeckt worden ist. Infolge dieses neuen Fundes, der als der reichste der Welt bezeichnet wird, sind zahlreiche Schürfer aus Valtez, Cordoba und anderen südlichen Städten Alaskas nach Ost Wells, das in unmittelbarer Nähe der kostbaren Fundstätte liegt, geeilt. Die Entfernung zwischen Valiez nnd Ost Wells beträgt 90 km. So oder so. Der Termin der Reichstagswahlen: 12. 1. 12. — Verdammte Zahlen: Zähle, wie du willst ... es spreizen Rechts und links sich finst're Dreizehn. Dreizehn gilt schon als Plage; Und nun zwei an einem Tage! Drum schließt jeder unbedingt, Daß die Neuwahl Unglück bringt. Legt ums Zepter beide Händ' rum Wieder Haydebrand? Siegt's Zentrum? Oder greift am End' zur Klinke Der Gesetzgebung die Linke? Ach, was wird der Tag für Leid sehn! Unglücksel'ge Doppel-Dreizen! Wer auch siegt — ein jämmerlicher Pechtag wird's für Deutschland sicher. Caliban im „Tag" 1S11/1S12 ist sesaklanan unci biM lad ck««»«, kostsnloss russnckunßsru vselsngan. kokset ösmfiseZt vesscisn MW Schillerstraße 213 verabreicht Wannenbäder, Dampf- Elektr. Licht- u. Wasserbäder, Kohlen- säure-, Moor-, Sool-, Kiefernodel-u. Schwefel bäder. Massage. Täglch offen bis 8 Uhr, abends. Sonntag bis mittags. » vuttsrpreife aus dem diesigen wockenmarkle. Sonnabend, den 11. November 1911. 4 Stück M 3.10 Marktpreise zu Kamens am 9. November 1911. höchster Preis niedrigster Preis Preis 50 Kiko M. Pf. M. Pf- M' Pf. Korn Weizen 9 S 90 8 9 80 80 Heu 50 Kilo EA neues 4 75 Gerste 10 20 9 80 . 1200 Schütt- Stroh Pfd.Maschin. 32 — Hafer, alter — — — — 28 — „ neuer Heidekorn 9 11 60 9 40 Butter I KtloN^ niedrig. 3 2 10 90 Hirse 17 — 16 — Erbsen 50 Kilo — — Kartoffeln 4 — Eier — 10 Marktpreise für Schweine und Ferkel in Kamenz am 9. November 1911. Läuferschweine: pro Paar: höchster Preis 109 Mk. mittler „ 79 , niedrigster „ 50 „ Ferkel: höchster Preis 24 Mk. mittler „ 16 „ niedrigster „ 12 „ Zum Verkauf waren gestellt: 40 Läufer und 217 Ferkel. Für ausgesuchte Ware wurden Preise über Notiz bezahlt Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der Städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 10 Nov. 1911 Marktlage: Rehwild knapp und beachtet. Hasen und Fasanen billiger. Geschlachtetes Hausgeflügel ruhig. Obst- und Südfrüchte mäßiges Geschäft. Grünwaren reichlich am Markte und teils nied riger. Russische Kartoffeln billiger. Sonst unverändert. Rotwild 50 Pf, Damwild 45—50 Pf, Rehwild 65—70 Pf per Stück, Hasen im Fell 2,50—4,— M, Kaninchen 80—110 Pf fürl Stck, Fasanenhähne 1,80—2,50, Fasanenhühner 1,20—1,50 M, Wildenten 1—1,50 M, Gänse 70—80 Pf. für'/. kx, Enten 2,50 bis 3,59 M, alte Hühner 2—3,59 M, junge Hühner 1,00—2,50 M, Tauben 40—60 Pf. für 1 Stück, Molkereibutter 155 M, Land butler 135 -149 M, Koch- und Backbutter 130—135 M, Schweizer- käse 95—130 M, Parmesankäse 90—100 M für 50 Ke, Margarine 70—80 M für 50 Ke, Landeier 7—7,50 M, böhmische 4,50 M, rus sische 4,40—4,50 M, Kalkeier 3,90—4 M für 60 Stück. Musäpfel 10—16 M, Goldparmänen 18—20 M, rote Stettiner 18—20 M graue Renetten 15—16 M, gelbe Renetten 17—20 M, amerikanische Aep- fel 25—28 M, steiermärkische 12—18 M, ungarische 12—16 M, ita lienische 10—15 M, Tafelbirnen 17—20 M, Koch- und Backbir- neu 8—12 ausl. Weintrauben 22 bis 45 M für 50 kg, Blumenkohl 15-50 M, Rotkraut 15-36 M, Welschkraut 20-38 M für 100 Stück, Rosenkohl 40 bis 50 M, — Weißkraut 6—7 M, Grünkohl 5-6 M, Spinat 10—12 M, Paradiesäpfel 12—20 M, hiesige Zwiebeln 9—9,50 M, für 50 kg, Karotten 1,60—3,40 M für 60 Bündchen. Kohlrabi 1,80—5,20 M, Sellerie 2,80—8 M, Meer.ei- tich 8—20 M, hiesiger Kopfsalat 2 bis 6,69 M, hiesige Jndivien 2,29—4 M für 60 Stück. Hiesige Kartoffeln 3,80—4,20 M, russi- sche 3,50 M für 50 Kg, Grünlinge 10-12 Pf., für '/, Sauer- > kraut 12 M, Senfgurken 40 M. für 50 kg, saure Gurken 3,50— 14,80 M, Pfeffergurken 4,29—5 M, für 60 St. —» Nus erster Ehe. Roman von H. CourthS-Mahler. 7 (Nachdruck verboten.) Damen sahen sich ,j«« Weile schweigend an. Endlich erhob sich Frau von frustend. Sie sah ein, daß sie mit ihrer Macht ,u Ende war und fügt, fick, wenn auch innerlich wütend, in- Unvermeidlich«. " »Mama, ist denn dagegen nicht» zu machen 5" meint« Sil. vie verdrießlich. „Nein, — nicht». De« Tod dirser Tante kam mir sehr ungelegen," antwortete ihr« Mutter und stieß mit dem Fuß ,or. nig nach der unschuldigen Depesche, daß ste weit in» Zimmer hineinflog. Al» Jutta nm Fritz nach Haus« kam, erfuhr ste, daß ihr Vater gleich nach Tisch abreisrn würde, — um Eva — heimzu« holen. — ... Außerdem bekam ste eme geharmschte Strafpredigt und di« übliche Strafarbeit zugemessen. Vom Nachtisch vergaß die Mut. ter ste im Drang der Elkign>fl« au»,«schließe«, »brr Silvi« kniff fir vor Zorn so heftig in den Arm, daß am nächsten Tag wilder ein großer blauer Flicken sichtbar wurde. Jutta trug d«»halb «in Kleid mit tur.en Aermeln und sah mit be,«chu,nden dl'-'» »°n dem blauen Flecken zu Silvi« hinüber und wird« ablegte. Sie hielt den Arm von sich ab und b,tr°cht«t. den Flecken mit Behagen. .Damit hat ste sich sür da» Sinschließen abgefunde» Da» ««r diesmal ihr gute» Recht." sagt, sie vergnügt. E°a von Wolitttheim saß müde und gespannt im Wohn, zimmer am Fenster. Die letzten Wochen waren sehr schwer und anstrengend ,ar fi, gewesen. Seit jener Unterredung mit Tante Klartssa war dies, „ur selten auf Stunden von ihrem Lag« aufgestanden. Jh, jah^^nge» Leiden hatte sich durch ein, Er. kältung so verschlimmert, daß ste wenig« Wochm danach starb. Gestern morgen hatte ste nach eine« letzten qualvollen Nacht di« Augen für immer geschloffen. Eva war nicht von ihr«m B«tt grwichen all di« Zeit, und w«me»d hatt« st« ihr di« Aug«n zug«d«ückt. Nun wartet, st, in Angst und Unruhr, ob ihr Vai« lom« m,n würdr. Wa» sollt« nun au» ihr w«rden da Taut« Klariffa — tot war? Solang« düse lebte, hatte Eoa oft schwer unter ihrer nervöser Verstimmung gelitten. Die Verstorbene hatte ihr da» L«b«n gewiß nicht leicht gemacht, wenn ste «» auch im Grunde nur gut mit ihr meint». Aber »UN sie tot war, merkt« Eva doch, daß fi« «in H«, oerloren hatte, da» ihr gehörte. Noch in drr Stttbrftuad, hatte Klariffa ihr blaffe», müde» Gesicht ge streichelt und g«sagt: „Arm«, kl«in« Eoa, du hast wenig Freude an deinem jungen Leben gehabt, trotzdem du gesund und kräftig bist. Ich habe «» dir mit meinem eigene» Leide» verbittert. — Aber sei »ur noch ein Weilchen geduldig. Vielleicht kommt die Sonne nun bald zu dir. Und wenn du eine» Tag,» da» Glück „rungra hast, dann d,uk« an mich, — di, ,» ui«, niemal» b«. ftffen hat." Arm« Tant« Klariffa! Eoa hatt« bitt«»lich um fi« g«w«mt. Nun war fir ganz allrin und vtrlaffe». — Ob wohl drr Vater kam und fi« himholtr, wie «r - «inst Tante Klariffa versprochen hatte?" Sü »ahm Jutta» Bild, da« Me früh mit d« Post ge. komm,» war, wieder i» di« l«is« brbtndt» Händ«. Wl,d«r u»d immer wieder mußt« fi« r» betracht,» und an ihr klopfend,» Her, drück,». «Schwesterch,» — li,bt«, — könnt' ich doch b,i dir s,i» l Du würdest mich li,b habe», ich fühl, ,»- Du blickst mich so fttundlich und herzig an, al» könntest du mir gut srin. Und ich hab, dich so li,b — so lieb. Du süße«, lachend«» Kind. Nur einmal möchte ich diq i» meinen Armen halte«, liebe — kleine Jutta." Träne» ran»,» wird« üb,r ihr Gestcht. Und i» ihr,« dunkln» Aug,» lag da» Bang«, vor drr Zukunft. Kurzr Zeit darauf klingelt, ,« draußrn an der Vorsaaltür. Di, Aufwärttti». di, einig. Tag, b,i Eoa blribe» wollt«, damit di«s, nicht mit d,r Tot«« all«i« wa«, öffnrtr di« Tür. Eoa hört« — «i«« männlich« Stimm«. Ihr Herzschlag stock». S/, sprang aus und stand schwer atmend mitte« im Zimmer. Starr u«d erwarlu«g»voll blickt« fi« »ach d«r Tür. Düse öffnete sich und Herr von Wolter»heim trat auf der Schwelle. Eva» Gestalt überlief ein Zitier«. Ei» krampfhafte» Schl«ch» zen brach sich Baha au« ihrer Brust. „Vater!' E» lag ei» erschütternder Aufdruck i« düse« eine», unbe herrschte» Laut. Eva vergaß i« diesem Augenblick, was trennend und erkältend zwischen ihr und dem Bat« stand. Ihr gan»« Jammer brach sich Bahn in dem «inen Wort, — ihre Angst, ihr« Hilflofigkrit und di« ganz« Sehnsucht eine« vereinsamten Herz«»«. Und dieser Raturlaut fand Einlaß m da« Herz de« Vater» — « räumt« mit «m«m Mal all« Schranken sott zwischen Va- t« und Tochter und öffnet« ihr di« Tür ,u s«in«m Herze«. — Schnrll schritt rr auf fir ,« und zog di« zitt«r»d« Gestalt in seine Arm». „Mein liebe» Kind, — meine arm», kleine Eoa," sagte er innig und zärtlich, wü er »och »ü zu ihr gesproche». Sie sah zu ihm auf, «schauernd, »»gläubig und wü im selige» Staunen. Sir wußtr nicht, daß fü sich srlbst bi»h«r dem Her,«» d«» Vat«r» frr»g«halt«n hatt« durch ihre scheue Zu rückhaltung. ihre scheinbar« T«tlnahml»stgkrii, ah»ü nicht, daß ihr Brief ihn bewegt und daß jrtzt ihr Au»«uf de» W«g «u srinem Herze» gefunden hatte. Wü «in Wu»d«r erschien e» ihr, daß der Vater ste fest im Ann hielt und zärtlich« Wort« zu ihr sprach. „Vatn, lüb«r Vater," wiederholt« sü wü i« Traum. Er küßt« fi« auf di« Stirn u»d sah ihr in dü Augrn. — Si« wann wohl da» «rfi, Mal so groß «ad so voll zu ihm aufg«fchlag«n, dirs« dunklen, schön,« Aug««. Tüf u«d leuchtend waren fi«, wir ,w«i Mensche», dü r«cht vo» Her,»» lüb«» kön. »»». vtlisam wurd» ihm ,« Mut». Düs» Aug«» schauü» ih» aa, wir sri«» «»tschwundr»» J«gr»d. Srit laugt» Jahr»» war »r nicht so bi» ist» Innerste b«««gt gewesm, al» in düs« Mi- »utr, da rr »in»» ti.fr» Blick tat in dü »ichr S«l, sei««» Kmdr«. Halt» « bi«h«r dü Spracht düs« Aug«« nicht v«. standm, od« enthüllt,« fit sich zum erfit» Mal« i« ihr« l«uch- tendrn Tüf« und Schönhrit k