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Nr. 136. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 14. November 1911. Seite 3. oev5 l^srgscine dH k^ollcersi Kutte uni beim ebückem ^pi-ilri nicbt ^snne unä ist liick b!Ü!gei- / Srsten m kuttecöult sur äer Schanghai, 13. November. Eine Maßnahme, welche einen großen Fortschritt in der RevolutionSbeweguna be deutet, ist, wie der „N?w-Nork Herald" meldet, gestern getroffen worden. Es wurde beschlossen, an die 14 Pro. vinzen, die dem Kaiserreich abgefallen sind und sich den Rebellen angeschlossen haben, die Aufforderung zu richten, Delegierte zu ernenne, damit in Schanghai eine National- Versammlung von provisorischem Charakter gebildet wer den könne. Diese soll die Nationalversammlung non Pe- ting ergänzen resp. ersetzen, da die Nationalversammlung in Peking aus Personen zusammengesetzt ist, die von der Regierung ernannt worden find und nicht aus von den Revolutionären gewählten Leuten. Ein KriegSrat wurde in Suchow abgehaiten. ES handelte sich um die Maß- naümen zur Einnahme von Nanking zu studieren. Man beschloß, jedes unnütze Blutvergießen zu vermeiden und den Offizieren des Generals Chan Hsun 15 000 Dollar zu bieten, damit sie keinen Widerstand leisteten oder LOO 000 Dollar für den Kopf des Generals auszuwerfcn DaS republikanische Cmualkomiiee Hai ein Memorandum des Regenten erhalten und darauf eine neue Denk schrift an den Regenten gerichtet, in der sie dessen Abdankung verlangen, gleichzeitig der kaiserl. Familie das Leben zu- stchern, sowie die Unverletzlichkeit ihre'- Güter garantieren. An die Bevölkerung wurde ein Apm ll des neuen republi kanischen Regime?, welches Fre h at und Gleichheit in vollster Weise v.rbücat, zar Unterstützung gerichtet. — AuS Schanghai wird gemeldet, daß in Nanking und Umgegend große Verwüstungen von Dieben und Räubern angerichiel werden, die den gegenwärtigen anar- chisttschen Zustand dazu benutzen, so viel als möglich durch Räubereien herauszuschlagen. Eine Barke, welche mit Waren belastet war und einer am-rikanifchen Firma ge hört , ist auf dem Roten Fluß den Räubern in die Hände gefallen, ebenso wurde ein Kutomobillanf hrwerk, gleich falls mit Waren belastet, dar einem Amerikaner gehörte, beschlagnahmt. Dis Führer de - republikanische r Partei in Kanton veröffentlichen eins PcoklomUio , m w.sicher sie den Mundschu?, welche den Treueid leiste i und die neue Regierung respektiere.'., vollständige Freiheit gewähren. aller Welt. Breslau, 13. November. (Eine neue Spur in Könitzer Gymnasiasten Mordaffäre.) Wie die schlesische Volkszeitung meldet, ist bei der Staatsanwalt- schäft in Beuthen eine Anzeige über den bekannten Könitzer Gymnastastenmard eingegangen. Die geschiedene Frau eines Agenten in Sieminnowitz bekundete, daß ihr Mann sehr häufig jenes MoideS gedacht und sich dabei jedeS- mal sehr sonderbar benommen habe. Er habe zeitweise die Tat in allen angeblichen Einzelheiten mit grauener regender Deutlichkeit geschildert und sei alsdann immer in heftiges Schluchzen ausgebrochen. Dec Aagefchuldigre war nach dem Könitzer Morde in Siemianowitz zugezogen und hatte hier eine Bäckerei eröffnet. Jetzt oesaßt er sich mit Agentur, und Vermittlungsgeschäften. Stettin, 13. November. (Einbruch.) Große Er- regung ruft hier ein Einbruch hervor, der in dem LandS- gerichtSgebäude verübt worden ist. Die Diebe zertrüm- werten mit einem großen Feldstein die Fenster dsS im Parterre gelegenen Z mmerS deS Untersuchungsrichters und stahlen hier einen großen Aktenkastcn, der die Akten zu einem umfangreichen DorlehuSschwindelprozeß gegen Engbusch und Genossen enthielt, den Kasten hat man später auf freiem Felde leer aufgefunden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Krefeld, 13. November. (Mord und Selbstmord.) Der 36 jährige verheiratete Zuschneider Nießen unterhielt mit einem 20jährigen Mädchen, namens Käthe Dappers, Beziehungen. Es kam deshalb öfters zu häßlichen Szenen zwischen Nießen und seiner Frau. In der verflossenen Nacht hatten beide wieder eine erregte Auseinandersetzung. Heute morgen erschoß daraufhin Nießen feine Geliebte und dann sich selbst. Innsbruck, 13. November. (E r d b e b e r v e r z e i ch - "ung.) In Niederdorf und anderen Orten des Puster- tales wurde am Sonnabend 7.50 Uhr abends ein hef tiges Erdbeben verspürt. Nus dem Ssricdtssaale. 8 Bautzen, 13. Novbr. Schwurgericht. (Nachdr. verb.) Die erste Verhandlung in der letzten diesjährigen Schwurgei ichts- periode richtete sich gegen den am 26. November 1876 zu Elstra geborenen, in Elstra wohnhaften Baumeiner Hermann Richard Paul Haufe wegen Unterschlagung im Amte. Den Vorsitz führte Landgenchlsdirektor Berndt, die Anklage begründete Staatsanwalt vr. Schuster, Verteidiger war Rechtsanwalt vr. Steinborn aus Kamenz. Der Zuschauerraum war gut besetzt. Haufe hatte die Baugewerksschule Dresden absolv'ert und den Titel „Baumeister" erhalten, er ist em sehr begabter Mensch, der wiederholt mit Preisen ausgezeichnet worden ist, auch ist er bisher völlig unbestraft gewesen. Heute war er angeklugt, in der Zeit vom 28. Oktober 1908 bis Ende Mai 1911 in Elstra als Kassierer der dortigen städtischen Sparkasse, also als Beamter ca. 20060 M unterschlagen und in Beziehung hierauf amtliche Bücher, das Kassabuch und die Dar- lehnskonten, unrichtig geführt zu haben. Früher war Haufe in Dresden geschäftlich tätig gewesen, hatte rm Jahre 1899 seine Kousine, eine Vollwai.e, geheiratet, die ihm in Grundstücken, Hyro- theken und Wertpapieren ein Vermögen von ca. 220 060 M mit in die Ehe brachte. Im Jahre 1903 tauschte er in Lsuben liegendes Bauland seiner Frau gegen gwei Hausgrundstücke in Dresden, Dürerplatz Nr. 13 und Hop gartenstraße Nr. 6 ein, später kaufte er noch eine Billa Tiinitalisstraße Nr. 38 dazu. Im Jahre 1904. siedelte er nach Elstra über, war dort i n Baugeschäft seines Vaters tätig und übernahm es im Jahre 1907 nach dem Tode seines Vaters. Man hielt ihn allseits für einen sicheren, vermögenden Mann und brachte ihm g ößte Achtung und festes Vertrauen ent gegen, wählte ihn auch als Stadtverordneten. Bis Ende Oktober 1908 war die städtische Sparkasse in Elstra durch den Lehrer einer. Eschke als Kassierer verwaltet worden, dem der Kassenausschuß, bestehend aas dem Bürgermeister Maultzsch, einem Stadtrat, zwei Stadtverordneten und zwei Gemsindcmitgliedern, zur «eite stand. Eschke mußte krankheitshalber zurücktrcten und als auf die öffent liche Ausschreibung des Kasfisrerpostens, der mit 500 M (0 Jahres gehalt dotiert war, sich niemand meldete, wurde durch den Vor sitzenden des Stadtgemeinderates, den Bürgermeister Maultzsch, Haufe als Kassierer in Vorschlag gebracht und als solcher in der ordentlichen Stadtgemeinderatssitzung vom 28. Oktober 1908 ein stimmig gewählt. Hause nahm das Amt an, erhalt von Eschke die Kasse mit allem Zubehör richtig iüerwiesen, ivurde ourch den Bürgermeister unter Handschlag erpfl chict nov m treuer und ge wissenhafter Amtsführung ermahnt. Im Sparkaffenraum wurde zweimal in der Woche expediert und nur in dieser vorgeschriebenen Zeit sollten Gelder angenommen und ausgezahlt werden, Haufe aber, sogar auch seine Frau, nahmen in der Privatwohnung Zah lungen entgegen. Am I. Juni 1911 sollte nun durch die Sparkasse ein Hypothekendarlehn von 12 000 M bar ausgezahlt werden. Hanfe war indeffe am 29. Mai nach Dresden gefahren, kam nicht zurück und als der Geldschrank geöffnet wurde, in dem ein Bar- cstand von 14 00) M vorhanden sein sollte, entdeckte man, daß nur 543 M 42 Pf. in bar da waren. Haufe wurde in Dresden verhaftet, hatte aber vorher 3000 M, die er von Elstra aus der Kaffe mit nach Dresden genomm.n hatte, an den hiesigen Bürger meister Stauchsuß zurückgejchickt. Es stellte sich nun heraus, daß sich Haufe seU dem Jahre 1909 fortgesetzt an den Kassengeldern vergriffen halte, nach den Angaben des Bürgermeisters Stauchfuß beziffern sich bis jetzt die Unterschlagungen Hauses auf 24 900 M. Haufe gab Heuke Sie Unterschlagungen zu und erklärte sie damit, er habe an den Dresdner Grundstücken sehr viel Geld verloren, das ganze Vermögen seiner Frau zugesetzt und die widerrechtlich ungeeigneten Gelder dazu verwendet, seine Existenz zu erhalten. Um seine Unterschlagungen zu verdecken, hatte Haufe, wie er selbst angab, das Kassenbuch und die Darlehnskontcn unrichtig geführt. Die Geschworenen sprachen ihn nur der einfachen Unterschlagung schuldig, die Frage, ob Hauffe als Beamter die Unterschlagungen begangen haben, verneinten sie. Hause erhielt 3 Jahre Ge- läugms und 5 Jahrs Ehrenrecküsoerlust unter Anrechnung von 4!iüoualen Unlersuchuugshasi. dl. K. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphischem Bureau. London, 14. Nov. (König Alfons leidend!) Hier ringetroffene, angeblich aus zuverlässiger Quelle flammende Meldungen besagen, daß der GesuudheltSzu- stand des Königs von Spanien viel zu wünschen übrig lasse. Er soll an demselben Uebel lewen, an dem sein Baler Alfons XII. im Alter von 28 Jahren gestorben ist. London, 14. November. (Zum italienisch-tür kischen Kriege) „Times" meldet aus Konstantino pel: Die italienische Drohung, die kriegerische Operation im Ägäischen Meer zu beginnen, wird nunmehr doch mit gewissem Ernst ausgenommen. In offiziellen Krelsen scheint man aber eine Entspannung der Lage zu erwar- ten. Man glaubt, daß öle Mitteilung der Mächte an die italienische Regierung, die Türkei sei entschlossen, even tuell doch alle Italiener aaSzuweisen, die Regierung in Rom zu denken gegeben habe. Loudon, 14. November. (Zur Lage in China) Aus Peking wird geweidet: Gestern wurde die Unabhän gigkeit der Provinz Kwantung offiziell proklamiert. Die Revolutionsführer erließen eine Proklamation, worin sie den Mandschus ihre Güte garantieren, wenn sie den Schwur dec Treue leisten. 4000 MandschuS haben die sen Schwur schon geleistet und wurden srrigelafsen. In der gleichen Proklamation wird das Tragen von Zöpfen verboten. Petersburg 14. November. (Zar und Minister- Präsident! Ministerpräsident Kokowzew erhielt vom Kaiser folgende Depesche: „Nachdem ich Ihre Rede über die finnischen Angelegenheiten gelesen habe, kann ich mich nicht enthalten, Ihnen zu sagen, wie sehr mir dieselbe gefallen hat. Sie atmet wahrhaft russische Würde, Ruhm und Staatsmännische Kunst. Ich wünsche Ihnen Gesund- heit." Paris, 14. November. (Der Krieg um Tripolis.) Aut Konstantinopel verlautet, daß die Italiener durch ein UmgehungSmanöver den türkischen Truppen vor Tripolis eine empfindliche Schlappe befrachten. Tripolis, 14 November. Am letzten Donnerstag unternahmen die Türken gegen den äußersten linken Flügel der Italiener einen erfolglosen Angriff. Araber beschaffen von Bäumen herab die italienischen Schützen gräben. Am Freitag früh hatten die Türken neue hef tige Gefechte. Ein zweimaliger Ansturm wurde jedoch von den Italienern zurückgeschlagen. Vom Regiment Nr. 84 und von Bergsagliere die von Geschützen deS Panzerschiffes „Carola Albertino" mit Schnellfeuer unter stützt wurden, wurden die Türken zurückgewiesen. Wäh rend des Angriffes war ein Fesselballon aukgestiegen. Türkische Granaten platzten auf den Markt von Tripolis, wo soeben eingetroffene italienische Truppen lagerten. Diese hatten mehrere Verwundete. . Haarfärbe-!ttHöl, 80 Pfg. in fein den Haa chs stärkend. HaarSt bei Zettx YeiGerg, Mohrendrogerie ArrAchalw-KDtmkt zum Dunkeln der Lst^re derAgl. Parfümeriefabrik ASn L. D. Wun derlich in NümMg Prämiiert. Rein vegetabilisch^ garantiert un schädlich 80 P^ vr. GrphUa«- — Drunter uqv Vrübor Das Spiel ist aus «un in den Hallen, Wir sagen ihm bewegt Adieu. Wir nehmen Abschied, ach, von allen. Der Vorhang ist nunmehr gefallen, Vielmehr — er ging erst in die Höh'! Das Bild von Sais ist enthüllt nun, Sieh her, du überraschte Welt! Marokkos Schicksal ist erfüllt nun Und die Kritik, die böse, brüllt nun, Ach, von den Alpen bis zum Belt. Des Reiches Wagen wird geschoben. Bald hin, bald her — du lieber Gott! Ach, vorn zieht einer laut mit Toben Und hinten einer. Wie verschroben! Bald klingt es „hü", bald klingt es „hott". Die Reichsminister sind gar munter, Sie hau'n und balgen sich. Wie süß! Bald geht es drüber und bald drunter, Es wird mit jedem Tage bunter, Wir leben, wie im Paradies. Bald hellaut jauchzend, bald verdrossen, Wie es Geschick und Laune fügt. Ach, heute noch auf stolzen Rossen, Doch morgen in die Brust geschossen! Das Ausland schmunzelt quietschvergnügt. Die Sozis stehen still zur Seite * Und preisen froh des Reichs Geschick. Sie freun als Dritte sich beim Streite Und blicken siegsgewitz ins Weite. Sie haben doch ein Schweineglück! Kladderadatsch. — >1. ?r. Usk empfindet öie jötrigeleuöi-ung sm mmDn? Alleinige kabristsnten: 6. m d. tt., Altons Oer vollkommenste l^atr küp blolkereibutter, aber nur kalb so /euer! Oie blausfrauen, Zie bei gleicbem^Virt^ebM^elZe kotiere Preise kür bebensmittel berabl^n sollen. Oegenüber Zen teueren öutterprei^en sebafft einen ^usgleicb Zis beliebte ()ualitätzi-b1argctrine MVLVM prausn - Wirksames Flsertioasorrso vt»rt«IjU>rIl«d tl.» S« uaU Post»« M«I vom V«l»» o.m.d.» «»ü Ko»t»I bv«d- „uooe von »s