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Pulsnitzer Mckenblatt Donnerstag, 2. November 1911. Beilage zu Nr. 131. 63. Jahrgang. osrtNcdes unv Sücdslfcbes. — (Die diesjährigen Herbstkontroll-Versamm lungen) im Bezirke des Meldeamts Kamenz finden wie folgt statt: Freitag, den 10. November, vorm. g und >/,11 Uhr in Pulsnitz, Schützenhaus, sowie nachm. '/.2 Uhr in Großröhrsdorf, Mittelgasthof; Sonnabend, den 11. November, mittags 12 Uhr in Elstra, Schützenhaus, und nachmittags »/.3 Uhr in Crostwitz, Gasthof von Wenke; Montag, den 13. November, vorm. '/.S Uhr in Königsbrück, Schützenhaus, und nachm. '/.2 Uhr in Schwepnitz, Gasthof. Dienstag, den 14: November, vorm. '/«" Uhr in Krakau, Müllers Gasthof; Mittwoch, den 18. November, vormittags '/.S und '/.10 Uhr in Kamenz, Schützenhaus, sowie nachm. '/.g Uhr inMilstri ch, Müllers Gasthof. , . Zur Herbst-Kontrolloersammlung haben sich sämtiche Dispositions- Urlauber und Reservisten, sowie die zur Disposition der Ersatz- behörden entlassenen Mannschaften und die noch im Militärver- hältnis stehenden Halb- und zeitig Ganzinvaliden, Milttärrenten- und Unterstützimgsempfänger der Jahrgänge 1904 bis mit 1911 zu stellen. Die Einberufung zu den Kontroll-Versammlungen erfolgt durch öffentliche Aufforderung. Dies geschieht, indem in jeder Ortschaft seitens des Gemeindevorstandes m ortsüblicher Weise bekannt gemacht wird, zu welcher Kontrollversammlung die be treffenden Mannschaften zu erscheinen haben. Die Militärpapiere - Patz, Führungszeugnis, Kriegsbeorderung oder Pahnotiz — sind mitzubringen. Nichterscheinen wird mit Arrest bestraft. Es wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, die wegen Felddienst unfähigkeit oder häuslicher und gewerblicher Verhältnisse hinter die Reserve, Landwehr 1. und 2. Aufgebots zurückgestellt sind und zwar solange sie der Reserve angehören, an den Frühjahrs- und Herbst-Kontrollversammlungen, und solange sie der Landwehr 1. Aufgebots angehören, an den Frühjahrskontrollversammlungen wie die übrigen Mannschaften ihrer Jahresklasse teilzunehmen haben Die zur Kontrollversammlung einberufenen Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes gehören für den ganzen Tag der Kontrollversammlung, also von Mitternacht zu Mitter nacht, zum aktiven Herre und sind während dieser Zeit den militärischen Strafgesetzen unterworfen. — (Der Rachenkararrh) grassiert wieder, daher sind auch einige hygienische Verhaltungsmaßregeln gerade jetzt sehr am Platze. Rachenkatarrh oder Halsentzündung nennt man eine durch Erkältung oder Magenstörung heroorgerufene Entzündung der Schleimhäute de« Schlun- des. Beim einfachen, akuten Rachenkatarrh kann man die Besserung leicht selbst beschleunigen. Man bindet sich Wolle um den Hal«, man gurgelt mit Salbeitee, dem man etwa» Alaun zusetzen kann. Bedingung ist, daß der Salbetaufguß abgellthlt, also nicht warm ange- wendet wird. Das Gurgeln mit solchem kühlen Tee ist von vorzüglichster Wirkung. Ein andere« gute«, di« Schleimhäute stärkender Gurgelmittel ist eine Lösung von Tannin oder Gerbsäure in destilliertem Wasser. Diese Lösung kann ein- bi« zweiprozentig sein. Vorteilhaft und von vielen angewendet ist ein sog. Prteßnitzscher Umschlag. Man taucht ein zu einer, breiten Binde zu sammengelegte« Handtuch in sehr kalte« Wasser, drückt e« dann stark aur und legt es um den Hals. Ueber diese nasse, gut ausgedrückte Binde wickelt man ein breites, ganz trockener Tuch, sodaß keine Verdunstung entstehen und kein Luftzug eindringen kann. Diese Ban- dage belästigt zwar etwas, aber sie muß ertragen wer» den und zwar vom Schlafengehen bis zum Aufstehen am Morgen. Dieser Umschlag erzeugt eine Art örtlichen Dampfbades. Nimmt man am anderen Morgen den Umschlag ab, so muß die Haut dampfen. Dann wäscht man den Hal« kalt ab, trocknet ihn gut ab und reibt noch etwas nach. Dann schützt man ihn durch ein wol- lene« Tuch, daß aber nicht zu schwer sein darf und nur lose gebunden wird, damit die HautauSdünstuug nicht gehemmt wird. Sobald übrigens der gewöhnliche Rachen katarrh nicht nach wenigen Tagen von selber bester wird, so ist unbedingt sofort »in Arzt zu holen. — (Die Lage de» ArbeitSmarkte«) hat sich im September in einer Reihe von Branchen gebessert. Bon einer lohnenderen Arbeit ist aber kaum die Rede, die Fabrikationspreise bleiben nach wie vor recht gedrückt. — (Der Ob st markt de« Landesobstbau, verein« für da« Königreich Sachsen) in Dre«. den, welcher für den 16. und 16. November angesagt war, kann infolge ungenügenden Angebote» nicht abge halten werden. Die Verkauf», und Vermittlungsstelle DreSden-A, Grunaerstraße 18, ist beauftragt, da« vor- handene Obst zu verwerten. Angebote und Nachfragen wolle man an genannte Stelle richten. Bautze«, (S. Obermeister» Versammlung.) Gestern nachmittag fand hier im „Bürgergarten' die S. Obermeisteroersammlung de» die Krei»hauptmannschast Bautzen umfassenden Gewerbekammerbezirks Zittau statt, zu der sich über 200 JnnungSvorstände, Mitglieder der MeisterprüfungSkommisstonen und die Vorsitzenden der Gesellenprüfungsausschüsse, sowie weitere Handwerker ein. gesunden hatten. GewerbekammersyndtkuS Dr. Gebhardt gab einen ausführlichen Bericht über die Tätigkeit der Handwerk«, und Gewerbekammern für 1910/11. Von besonderem Interesse war ein Vortrag de» Bürgermeister» Dr. Eberle-Nosten über da« Submissionswesen und das Sächsische Submissionsamt. Der Redner trat für einen angemessenen Preis ein, oer von der betreffenden Behörde vor der Ausschreibung festgesetzt werden müsse und zwar unter Heranziehung von Sachverständigen. Den Ausfüh. rungen wurde unter großem Beifall zugestimmt. Zum Schluß der Tagung gelangten noch eine Anzahl allge- mein interessierende Fragen zur Erledigung. Bautze«. (Ernennung.) Der König hat den Rektor de- Gymnasiums in Bautzen, Prof. Dr. Bochmann, vom 1. April ab zum Rektor de» Königl. Carola-Gymnastum« in Leipzig ernannt. Ferner ist der Professor am König Albert-Gymnasium in Leipzig, Dr. Runge, vom gleichen Tage ab zum Rektor de« Gymnasium« in Bautzen er- nannt worden. Nus aller Welt. Berlin, 31. Oktober. (NochmaligeVerzögerung des Marokkooertrage«.) Aus Parts kommt heute die Meldung, die Unterzeichnung des deutsch-französtschen Abkommen« werde nicht, wie erwartet, heute oder morgen erfolgen. Diese Nachricht findet auch an hiesiger zustän. dtger Stelle Bestätigung. Doch wird bestritten, daß die Verzögerung entstanden sei, weil Herr v. Kiderlen-Wächter noch in letzter Stunde Abänderungen an der Fassung des Abkommen« gefordert habe. Man rechnet jedenfalls dar- aus, daß die Unterzeichnung noch in dieser Woche, vielleicht am Freitag, erfolgen werde. Berlin, 31. Oktober. (Raubattentat auf einen Kassenboten.) Ein freches Raub-Attentat ist heute morgen vor dem Gebäude der Darmstädter Bank auf dem Schtnkelplatz auf einen Kassenboten der Darmstädter Bank, namens Robftn, verübt worden. Zwei unbekannte Männer drängten sich vor dem Gebäude der Darmstädter Bank an den Kastenboten heran; der eine griff in die innere Rocktasche de« Boten und raubte ihm eine Brief tasche, in der sich über 1 300 Mk. Bargeld und außerdem ein Scheck über mehrere hundert Mark. Daraufhin er- griffen die beiden Räuber die Flucht. Sie konnten nicht eingeholt werden und sind bi, jetzt noch nicht ermittelt. Stargard, 30. Oktober. (UnfalldeSZugeSStral- sufft». Berlin.) Auf der Berliner Nordbahn erfolgte ao überall gelobt weraen: Alleinige fLdflkLnten: K. L.» MV»« m. b. -^arxarme, Lrsatr vkne Dicken. Ssvgvl'sn biargsrine, wie slletteinete in jecker Verwenckungsart. keinste pkIsnrenbutter-8/lsr§snne, einriß ksltdsre -4 Aus erster GHe. 4— Roman von H. CourthS-Mahler. 3 (Nachdruck verboten.) Zch- Mmv-.u späk« eeschien er und tUßw du Hausfrau di« Hand. ,Vlk,eihung für mein« Unpäßlichkeit, verehrst, Tast«. Ich wurde auf dem Vorwerk aufgehrlt,«,* sagt« « artig. Sie lächelte ihm gnädig zu. »Wenn dich die Pflicht feruhält, bist du immer entschuldigt, lieber Fritz." Fritz begrüß»; di« anderen Familienmitglied« und »ahm »wisch«« Silvi« und Jutta s«iucn P'atz «in. Natürlich zog er Jutta «st in aller Eile an ihren Zopf, worauf st« ihm ekrnfall« natürlich «ine« energischen «lap, auf die Hand -ab. Gr klappt« wie kraftlos auf seinem Stuhl zusammen und schri« »Au", wo rauf F au von Wollersheim Jutta strafend anblickte und Silvi; mit g?°ß« Liebenswürdigkeit di, Frühstück,pkkU« reichte. Sie wollte ihn auch sofort in rin Gespräch »«aEn, ab« Fritz gttrg nichtdarauf^ erstattet« seinem Oheim »«icht über seine Tätigkeit am Morgen, Die Herrin fanden kein Ende, und Frau von Wollersheim «acht» «in unzusriedme, Gesicht. . . .... -«ber bitte, geschäftliche Dinge Ihr doch »achh« «, N"'. Jh, allein seid. Für uns ist da» mcht gerade amüsant,« sa^ p. . ^""-"schuldigten sich sofort. He» von Wolters' hum liebt» den Van«s,i«d.n «,d gab seiner Gatt« nicht gern Anlaß U"t«s'i.d.nh«t,. «tl°i«° macht; «inen neuen «ersuch, S-itz in'Di.«««, ocreitAt, Jutta ih, Vor haben, indrm st« sich mit Fritz n«ckt«. «ilvi« warf ihr ein« wütend«« Blick zu. »Spielst du nachher «im Parti« Tennis «it mir fragt« fi« hastig. Fritz hatt« schon «inen anstrengende» Morgenritt hinter sich, während «tlvie, gleich ihrer Mutter, bi» zum zweite» Frühstück ,u schlafen pflegt«. Er hätte sich lieber «in Stündch«« auf sei. neu Divan giworfen. At:r atz Kavalier dürft« er Silvi« keim» Korb g«km. »Gewiß Silvi«, gern,» antworte:« er artig, wenn auch nicht wahrheitsgemäß. »Dann spiel« ich aber auch mit," Kklärk Julia ganz ent« schieden, Jutta »mault«* «mrgisch. Silvi« und ihr« Mutter sahen Jutta zu gleicher Zeit ärger« lich an. — »Du Haft doch noch eine Lektion kel Mademoiselle, Jutta,*, sagt« Silvi« scharf. Ach, — di« kann ich auch auf später verschieb:«.* .Nein, Jutta, de, Unterricht geht vor," erklärte ihr, Mutter mit Nachdruck. .Abc» ich spiel, doch so gern mit Fritz, Mama." »Dann warten wir einfach, bis du deim L-ktio« intus hast, Jutz,* b«tU« sich Fritz zu verfichrr». Er hatte ihr«, Vorname» in .Jutz* verstümmelt, weil er so viel besser sür st« paffe, al» da« anspruchsvoll« .Jutta*. Sir hatt« sich ansaug» dagegen gewehrt, ak:r er hatt« nicht« grnützt. Sr sand .Jutz* prachtvoll sür sie und li«ß fich nicht bilehren. .Ach ja, Fritz, bitte lut da»,* brttelt« Jutta. .Später ist e» mir zu heiß,* rief Silvi« wütend auf ihr« Schwester. St« wollt« «it Fritz allrin s«in. Fritz wußt« sehr wohl di« Absicht und wünscht« fi« zu vereiteln. .Der Platz li«gt ja im Schatt««, Silvi«,* überredet« rr dir Zürnrndr. Frau von Woltrrshrim kam Silvir jedoch zu Hilfe. .Jutta muß nicht üb«rall dabri sein. Si« ist »och ein Kind und muß fich bescheiden.* ^fch bin doch schon 1S Jahre, Mama.* .Trotzdem bist du «och eia Ki«d u«d zwar ein sehr «nar« tigr». E» bleibt dabri. Silvi« und Fritz spirle» ohn« dich, gl«ich nach de« Frühstück, schon, um dich zu straf«n sür d«ine Unart.* Jutta würgt« krampfhaft di« Trän«« hinunt«r und sah Hilfe» «thmd z» ihrem Bat« hinüber. Er vermied jedoch, st« anzu« Uh« wi« immer, wen« sein« Fra» »ach sei«« Ansicht Jutta salsL behandelt«. Er wollte »icht offiziell Partei nehmen, dr» Um Fii.d,ns halb». - - Nach dem Frühstück «hob fich Jutta sofort, um auf ihr Zimm«, zu gehn,. Fritz sprang ebmfall» auf. .Wart«, Jutz, ich komm« mit hinein. Ich will mich zum Tenni» stetig mache». Silvi«, in rin« Viertilstundr bi» ich auf den Platz.* Er v«»«igt, fich vor de» Dame» und folgt« Jutta in da» Hau». — Silvi« war b-rrit» im Tinnisdreß und bli«b bri dr» Eltrrn auf der Teraffe fitze». Fritz schob seine» Arm unter den Jutta« und sah ihr, fich vorneigend, in« Gesicht. .Sei doch «icht betrübt, Jutz. Ich spiel« heut ab«»d mit djr,* sagt« «r tröstend. Sir blitzt« ih» ärgerlich an mit ihren prachtvollen, dunklen Auge«. .Ach, — wa« lirgt mir an de« dämlich« Tenni«. Ich will nur »icht, daß du mit Silvi« spielst,* stieß sie «regt hervor. — »War«« d«m nicht, Jutz?' .Weil st« dich durch«»« Graten will. Denkst wohl ich m«rke nicht, daß sie dir schön« Auge« macht.* Fritz legte ih, lachend dir Hand auf den M»»d. .Enfant t«rible, schrei da» doch «icht i» di« Welt hinan», dirse» tief« Geheim«» riner schöne« Mädchens«!«.* .Pöh, hat fich wa», — schöne Mädchens«!« I Silvi« hat überhaupt kein« Seele, daß du es nur »reißt.* Er verbiß fich da« Lachen. .Jutz, du bist der geborene Diplomat.* Vie sah ihn mißtrauisch a«. .Willst du «ich vielleicht verulken k* .«eine Spur,* bitiueetr « mit jcheinheiliger Miene. .Na, da« ist dein Glück. Aber sag mir nur, — «ußt du denn immerfort mit Silvi« irgendwo allrin stecken k* Er seufzte tragikomisch. .Wen« ich »icht müßte, täte ich e« doch »icht, dumm« Jutz.* - Vie kniff ihn vor Won« in de» Arm. .Du machst dir »icht« brau»?* .Entr« nou«, — aber hüte e« wie ein tiefe» «rheimni» — «in. Momenta» bin ich nämlich todmüde und legte mich lieber ein Stündchen aus» Ohr, atz daß ich mit Silvie Tenni» spielte.*