Volltext Seite (XML)
Nr. 92. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 3. August 1911. Seit« 2. etwa- nachhelfen, aber den großen Schaden ausgleichen, ist ganz unmöglich. In den größeren Städten und Vor orten hat sich schon eine große Mtlchknappheit bemerkbar gemacht, denn durch die knappe Fütterung sind die Milch- ertrüge oft bis zur Hälfte heruntergegangen. Durch Zukauf von Kraftsuttermitteln, welche allerdings sehr im Preise gestiegen sind, wird sich allenfalls ein kleiner Aus gleich Seibringen lassen, jedenfalls entstehen aber für die produzierenden Landwirte unerschwingliche Kosten. Im merhin wäre er aber sehr bedauerlich, wenn das Vieh, welches zum Frühjahr zweifellos gebraucht und gute Preise bedingen wird, jetzt verschleudert würde. — (Ein neuer Komet) dürfte noch Mitte des Monats am Himmel sichtbar werden. Es handelt sich um den am 8. Juli entdeckten Kometen Kieß, der zur Zeit seiner Auffindung die Helligkeit eines Sternes 6. und 7. Größe hatte. Am 30. Juli erreichte der Wandel stern den sonnennächsten Punkt seiner Bahn und nähert sich jetzl der Erde ziemlich schnell. Am 24. Juli waren die Entfernungen der Erde und des Kometen von der Sonne aus gleich. Am 6. August steht der Stern schon außerhalb der Erdbahn, doch nähert er sich am 17. August der Erde auf eine achtfache Mondentfernung. Am 3. und 4. August steht der Stern links nahe den Plejaden, am S. August ist er dem Saturn nahe Der Schweis ist rechts schräg nach oben gerichtet. Später ist nur auf der südlichen Halbkugel eine günstige Beobachtung möglich. — (Kontrolle des Handels mir Düng mitte I.) Wie uns die Agrikulturchemische Versuchsstation für die Königl. Sächs. Oberlausitz zu Pommritz mitteili, haben nachstehende Firmen mit dem Landeskulturrate einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen sie sich unter die vom Landeskulturrate errichtete Kontrolle des Handels mit Düngmitteln stellen: August Nitsche, Pulsnitz, Her mann Herzog, Bischheim i Sa., Ludwig Fabian, Kamenz i. Sa. Die Untersuchung ordnungsmäßig gezogener Pro ben erfolgt kostenfrei. Die Kontrollfirmen sind verpflichtet, jeder Lieferung die Probenahmevorschriften, sowieFormulore für Probenahmeattest beizugeden. Die Formulare können auch kostenfrei von der Versuchsstation bezogen werden. — (Großer Waldbrand.) Tie Montag und Dienstag am nördlichen Himmel beobachteten starken Rauchwolken rührten von einem großen Waldbrand im Königl. Preuß. Forst GrünhauS zwischen Zschipkau und Klettwttz bez. Ruhland her. Der Brand entstand am Sonntag bei Gohra, dehnte sich schnell nach Norden in der Richtung vom Römerkeller bis nach der Pechhütte, ungefähr acht bis zehn Kilometer, aus. Ueber 5000 Morgen Waldbestand sind vernichtet. — Ein mächtiger Waldbrand wütete seit Sonntag vormittag bei Plessa unweit Elsterwerda, gegen 600 Morgen Wald sind ver wüstet; zur Bekämpfung des Brandes wurden 4 Kam- pagnten Militär vom 72. Regiment in Torgau requiriert. Mit Mühe gelang es, des Brandes Herr zu werden. — Bedeutende Wald-, Wiesen- und Moorbrände wüten auch bei Dolsthaida und Bockwitz. Die Brände werden durch den starken, heißen und trockenen Ostwind immer mehr entfacht. Der dichte, beißende Qualm zieht bis Mückenberg, er dringt in die Häuser ein und macht das so nötige Lüsten und abendliche Abkühlen der Wohnungen unmöglich. Hinter Dolsthaida wird der Brand in Kürze den Bahndamm erreichen. — Zwischen Brottewitz und Langenrieth brannten zirka elf Morgen Weizen ab. Der Weizen lag teilweise in Schwaden, teils stand er noch aus dem Halme. Ein Knecht soll durch fahr lässiges Umgehen mit einem Streichholz den Brand ver ursacht haben. — (Die Maul- und Klauenseuche) ist am 1. August im Königreiche Sachsen in 188 Gemeinden und 459 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 15. Juli war 135 Gemeinden und 350 Gehöfte. Gersdorf. (30. Verbandstag der Freiwil- ligen Feuerwehren im Bezirke der AmtS- hauptmannschaft Kamenz.) Schon am frühen Vormittag des Sonntags verkündete Trommel- und Trompetenklang das Eintreffen der ersten Wehrmänner. Im Laufe des Vormittags hatten sich fast 400 Wehrleute zusammengefunden, wobei Großröhrsdorf (64), Elstra (39), Niedersteina (34), Brauna (32) und Kamenz (28) am stärksten vertreten waren. Außer den 17 Verbands- hatten sich zwei Kastwehren eingefunden, und zwar Nebel- schütz und Fabrikfeuerwehr I. G. Schurig-Großröhrsdorf. Nach dem Empfang der auswärtigen Wehren, der sich bis gegen 12 Uhr hinzog, begannen die Hebungen der GerSdorfer „Freiw. Feuerwehr", bestehend in Fußdienst, Geräteübung, Sturmangriff, Samartterübung, die zur vollen Zufriedenheit der Herren Inspizienten auSgesührt wurden. Gegen 3 Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung. Ein recht buntes Bild! Nach dem Festzuge fand Ver bandssitzung statt Sie wurde vom Verbandsvorsitzenden Herrn Branddirektor Wehner-Ossel mit begrüßenden Worten eröffnet, wobei er insbesondere den Kreisvertreter Herrn Stadtrat Reiche-Bautzen und die anwesenden Ver- treter der politischen und Kirchgemeinde Gersdorf will kommen hieß. Seine Ansprache gipfelte in einem be geistert aufgenommenen Hoch auf den Allerhöchsten Pro- rekror von Sachsens Feuerwehren, Se. Majestät den König. Einem SangeSgruß des Männergesangvereins GerSdorf folgten DankeSworte der Herren Kreisoertreter Reiche und OrtSpsarrer Schreiber für die ihnen gewordene Einladung. Zn die Verhandlungen eintretend, erstattete hieraus der VerbandSschrtftführer den Jahresbericht. Aus diesem ist zu erwähnen, daß der Verband Ende 1910 17 Wehren mit 993 Mitgliedern zählte. Die älteste ist die Wehr zuPulSnitz, sie besteht seit 44 Jahren. Ihr folgen St. Marienstern mrt 42, Königsbrück und Groß röhrsdorf mit je 38 und Kamenz mit 36 Jahren als nächstälteste. Die VerbandSwehren rückten im Berichts- jahre zu 27 Bränden auS. Nach dem Jahresbericht er- stattete der Verbandskassierer Bericht über die Kassenver- hälrniffe. Die Einnahmen betrugen 604,06 M, die Aus gaben 320,40 M, der Kafsenbestand somit 280,66 M. Bei der Beschlußfassung über den Ort des nächst jährigen Verbandsta ges wurde Nieder- st ei na gewählt. Die Wahlen ergaben die einstim- mige Wiederwahl der bisherigen Verbandsfunktionäre: Wehner-Offel als Vorsitzender, Fitzner-Kamenz als Schrift führer und Kratzmann-Königsbrück als Kassierer. An träge über Abänderung der Amtierungszeit der Verbands vertreter sollen in der nächsten Kommanvanten-Sitzung besprochen werden. Nach Mitteilungen des Vorsitzenden aus der letzten Landesausschußsitzung und einem bereit willigst angenommenen VortragSangebot des Herrn In strukteur Schmidt-Dresden wurde die Verbandssitzung ge- schloffen. Um 6 Uhr begann der Festball. Möge allen Wehrmännern das Verbandsfest in Gersdorf in lieber Erinnerung bleiben und mögen sie weiter ihre Ziele ver folgen unter ihrem hohen Protektor und getreu ihrer Herr- ltchen Devise: »Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!" Bretnig. (Grundsteinlegung.) In einfacher, schlichter Weise fand am Montag nachm. 6 Uhr und zwar im Beisein des Gemeinderats und des Kirchenvor stands die Grundsteinlegung zu unserm neuen Pfarr haus« statt. Königsbrück. (Das Tuberkulose-Wand er- museum) des Deutschen Zentral-KomiteeS zur Be kämpfung der Tuberkulose kommt vom 3. bis 9. August im hiesigen Rathaussaale zur Aufstellung. 8. Dresden, 1 August. (Die auSgetrocknete Elbe.) Unser Dresdner Berichterstatter schreibt uns: Wie vorauszusehen war, hat nunmehr der gesamte Schiff, fahrlsbetricb auf der Elbe infolge des immer mehr zu- rückgehenden Wasserstandes eingestellt werden müssen, und am Dienstag abend hat auch das am flachsten gehende Schiff der Sächsisch-Böhmischen DampfschiffahrtS- gesellschaft seine letzte Fahrt angetreten. Der sonst um diese Jahreszeit so lebhafte Elbstrom bietet jetzt einen trostlosen Anblick. Keine buntbeflaggten und bewimpelten Passagierboote, keine Konzert- und Luxusdampfer bevöl. kern mehr das heimatliche Gewässer, das Rasseln der Kettendampfer ist verstummt und die flinken, schmucken Lootsendampser und Motorboote haben ihre Liegeplätze aufgesucht, wahrscheinlich zu längerem unfreiwilligem Aufenthalte. An den zahlreichen Ausladeplätzen an der Elb« herrscht unheimliche Ruhe. Die letzten Kohlenschiffe sind entleert und leer sind sie in den letzten Tagen nach ihren böhmischen Heimathäfen zurückgekehrt, um eben» falls unfreiwilligerweise der Ruhe zu pflegen. Viele Menschen, denen der Verkehr des ElbstromS Brot und Verdienst zukommen ließ, sind gleichfalls zu unfreiwilliger Ruhe verurteilt worden und der Ausfall an Arbeitsver dienst durch die völlige Einstellung der Schiffahrt ist ein gewaltiger. Schon in den letzten Tagen konnten die nur einigermaßen besetzten Dampfschiffe wegen des niedrigen Wassers vielfach an die Landungsbrücken nicht mehr herankommen. Die Kapitäne mußten mit äußerster Vor sicht fahren und man hatte an Bord stets das Gefühl, daß in jedem Augenblicke infolge des niedrigen Wasser standes das Schiff auflaufen würde, denn in der Fahrt rinne liegen Steine, die in der Hauptsache durch den Betrieb der Kettenschleppschiffahrt sowie die Flößerei auf- gerichtet werden und eine Gefahr für die übrige Schiff fahrt bilden. Teilweise befinden sich auch in der Fahrt- rinne selbst Stellen mit so geringer Schwimmtiefe, daß deren Passieren mit einigermaßen besetzten Personen dampfern nicht mehr ohne erhebliche Beschädigung der Schiffe durchzuführen war. Die jetzige Katastrophe er- innert an das Jahr 1904. Damals betrug der niedrigste Wasserstand 226 bis 231 cm unter Null, heute beträgt er 227 cm unter Null. Im Jahr: 1904 mußte am 14. Juli bei einem Wasserstande von 198 cm unter Null von der FachtschiffahrtSaktiengesellschaft der Frachtbetrieb geschlossen werden, während eS der Sächsisch-Böhmischen DampfschiffahrtSgssellschaft möglich war, den Personen- verkehr noch bis zum 3. August aufrecht zu erhalten. Bis Ende September 1904 ruhte die Frachischiffahrt vollständig und die Personensahrten konnten erst Anfang Oktober wieder ausgenommen werden. In diesem Jahre liegen die Verhältnisse fast genau so. In SchiffahrtS- kreisen nimmt man an, daß auch jetzt die Schiffahrt mindestens zwei Monate lahm gelegt sein wird. Dresden. (BurrianS Freud und Leid.) Das dem früheren königl. Kammersänger Karl Burri an ge hörige Grundstück in Losch witz soll am 18. September d. I. auf dem Wege der Zwangsvollstreckung laut Be schluß des Kgl. Amtsgerichts öffentlich versteigert werden. Dresden (Die Tagung des Verbandes der Schneiderinnungen Sachsens) währte vorgestern bis in die Abendstunden. Die zur Beratung stehenden Ge genstände waren fast alle interner Natur. Als Tagungs ort der nächstjährigen Sitzung wurde Mügeln b. Oschatz bestimmt. Die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, Herr RegierungSaffessor vr. Pötzsch und Herr Bürgermeister Schneider, sonst d Vertreter der Gewerbe- kammer, Herr Stadtverordneter LUiöne, wohnten den Verhandlungen bis nach Tisch bet. Die beiden letztge nannten Herren nahmen am gemeinschaftlichen Mahle teil. Gestern abend verteilten sich die Delegierten nach den anstrengenden Arbeiten in einzelnen Gruppen durch die Stadt und suchten in abendlicher Kühle Erholung. Heute Dienstag waren Ausflüge in die Sächsische Schweiz und der Besuch der Hygiene-Ausstellung vorgesehen. Dresden. (In derFeuerbestattungSanstalt der Säadt Dresden) sind im Monat Juli 40 Ein äscherungen erfolgt und zwar 22 männlichen, und 18 weiblichen Geschlechts. Die Eingeäscherten waren sämtlich evangelisch. In 34 Fällen fand religiöse Trauerfeier in der Anstalt statt. — Die Anmeldungen zu den Feuerbe stattungen haben beim städt. BestattungSamt, am See (Stadthaus) 2, Fernruf 4385, zu erfolgen. Bautzen, 2. August. (Verhaftung.) Wegen Un terschlagung in Haft genommen wurde am letzten Sonn tag dsr langjährige, lnderLausitz bekannte Reisendeder hiesigen Kunstmühle von Gustav Lehmann, der ledige Kaufmann Emil Alfred Belger. Belger soll sich zum Nachteil der Firma eine größere Summe, man spricht von 1600 M. widerrechtlich angeeignet haben, den Betrag aber angeblich nicht für sich verwendet, sondern will damit einen Verwandten unterstützt haben. Der Verhaftete war allgemein geachtet und beliebt und soll solid gelebt haben. In vielen Kreisen wird ihm Mit- leid entgegengebracht. Radeberg, 1. August. (Konsirmandenklei. düng.) Mit Rücksicht darauf, daß schon seit einigen Jahren mehr und mehr die weiße Konstrmandenkleidung in Aufnahme kommt, hat der hiesige Kirchenvorstand einen bemerkenswerten Beschluß gefaßt. Nach diesem soll im Eröffnungsgottesdienste zum Konfirmandenun terricht darapf hingewiesen werden, daß eS der Wunsch der Geistlichen und Kirchenvorsteher ist, daß die Mädchen zur Konfirmation schwarz gekleidet erscheinen. I agesgesÄrlckts. Deutsches Reich. Altengrabow, 2. August. (Der Kaiser in Altengrabow) Se. Majestät der Kaiser traf im Sonderzuge aus dem Truppenübungsplatz Alten- grabow heute früh 6 Uhr 54 Min. ein, stieg am Bahn hof in der Uniform der Leibgardrhusaren zu Pferde und wohnte einer Kavalleriegefechtsübung bei. Die Uebung wurde ausgeführt von der Garde-Kavallerie-Division, bestehend aus den Garde-Kavallerie-Regimentern ohne das 1. und 2 Garde-Ulanen-Regiment und der Kavallerie- Division bestehend aus der 5., 8. und 38. Kavallerie- Brigade. Beide Parteien hatten je eine reitende Ab teilung Feldarttllerie und eine Maschinengewehr-Abteilung. Leiter war der General-Jnspekteur der Kavallerie General v. Kleist. Als Zuschauer waren anwesend die Kavallerie- Inspekteure, sowie Generalleutnant von Windheim und Generalmajor Torgany, als Gäste der englische General French mit seinem Adjutanten Lord Brocke und der österreichische Feldmarschalleutnant von Gemmingen. Das Wetter war heiß. — (Die 100 Jahr-Feier der Breslauer Universität) nahm gestern Mittwoch ihren Anfang. Zum offiziellen Festakt in der Aula der Universität ist der deutsche Kronprinz eingetroffen, der bekanntlich der Rektor magnificus der anderen Universität des deutschen Ostens ist, der Königsberger. Schon vor 1881 hat eS ein Hochschulwesen in Breslau gegeben, die eigentliche Gründung der Universität aber erfolgte erst, als die Breslauer Akademie mit der in Frankfurt a. O. ver- schmolzen wurde. Aehnlich wie die Berliner so wurde auch die Breslauer Universität in Preußens schwerer Zett, als es galt, das napoleonische Joch abzuschütteln, zu einer hervorragenden Pflegestätte vaterländischen Geistes, und emsige wissenschaftliche Arbeit wurde darauf geleistet, als die Jünger der alma mater aus dem Felde zurückgekehrt waren. In Breslau war eS beispielsweise, wo Mommsen seine berühmte Römische Geschichte schrieb. Eine ruhmreiche Ueberlieferung machte die Breslauer Lehrkörper zum Hüter tüchtiger und erfolgreicher wissen- schaftlicher Forschung, ein stets wachsender Kreis von Schülern ist b.strebt, die zu Füßen der Breslauer Lehrer erworbene Bildung als Träger der Kultur im deutschen Osten zum Wohle des Vaterlandes zu verwerten. Mtzg? das neue Jahrhundert der Leopoldina-Viodrina von der alten Zeit die Fackel der ernsten deutschen Wissenschaft übernehmen und hochhalten und so als Hort des Deutschtums sich in dieser bedeutsamen Grenzprovinz weiterhin bewähren! — Das 100 jährige Jubiläum der Universität wurde mit einem imposanten Festakt in der aus Veranlassung des Kaisers prächtig erneuerten Aula begangen. Vorher fand ein evangelischer Fest- gotteSdienst in der Elisabethkirche statt, dem der Kron prinz beiwohnte. Ein katholischer Fcstgottesdienst fand in der Matthiasktrche statt. Der Kultusminister v. Trott zu Solz übermittelte in seiner Begrüßungsansprache die Glückwünsche der preußischen StaatSregterung. Der Kronprinz verlas eine königliche KabinettSorder, wonach der Universität der Name „Schlesische Friedrich-Wilhelm- Universität" verliehen wird. Aus Anlaß der Hundert- Jahrfeier wurden eine Reihe von Ordensauszeichnungen verliehen. Berlin, 1. August. (Die Deutsche Kolonial- Gesellschaft und die Kompensationen Deutschlands außerhalb Marokkos.) Die Mittet >ngen der Deutschen Kolonial-Gssellschaft bringen heute rwei sehr bemerkenswerte Darlegungen, die sich gegen Kompensationen außerhalb Marokkos wenden. Zur Marokkosrage selbst heißt eS darin: Wir hoben von jeher den Standpunkt vertreten, daß unser Anteil an dem mm-okkanischen Handelsverkehr und die verprüiten Ansprü - uns rer Kulturpioniere an der ökonomischen Weiteren.Wickelung des afrikanischen Reiches nicht geringer zu bew^ten st d als die Frankreichs. Sie nufzugeben wäre leichtfertig. Sollen alle Bereinbarungen aus früheren Tagen hinfällig sein, will hier Frankreich und dort Spanien sich einen Viffen aus dem Marokkanischen Kuchen herau-nehmen, so beanspruchen wir für uns das gleiche. Wir werden uns nicht mit einigen Tausend Quadratkilometern Landes in den ausruhrdurchtobten Tschad - See - Strichen abspeisen lassen, sondern verlangen gleichfalls wie jene Mächte die Kompensation in Marokko selber und halten für den gegebenen Ausgleich das Hinterland von Agadir, das Sus, zumal hier in erster Reihe deutsche Kolonialpioniere die Flagge deutschen Fleißes aufrecht halten. Wir suchen eine Zerstückelung des Landes nicht, aber wir wollen uns auch nicht aus der durch die Tüchtigkeit und Rührigkeit unserer Lands- leute errungenen Stellung herausdrängen lassen: einmal, weil wir die Grundlagen des Völkerrechtes nicht miß achtet sehen wollen; sodann wegen unserer Stellung in der mohamedanischen Welt, der wir nicht als länger-