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Xr. 85. Pul-nitzer Wochenblatt. — Dienstag, de« 18. Jnli 1S11. (seit 1883 dar erste mal wieder) geschossen wird. Da» Ausziehen de» großen Vogels, welches jedenfalls unter reger Beteiligung von Jung und Alt vor sich gehen wird, erfolgt nächsten Sonnabend nachmittags 6 Uhr. Auch sonst wird das Schießen rc. von großem Interesse sein, da selbiges im Rahmen der früher so beliebten Vogelschießen abgehalten werden soll. Hoffen wir, daß diese Neuerung, welche nur dieses Jahr probeweise ein- geführt wird, sowohl bei den älteren Schützenbrüdern, als auch bei allen Freunden und Gönnern der Feste» und nicht zum Mindesten bei unserer Jugend mit Freu den begrüßt und allgemeinen Anklang finden wird, em. — (Dürfen FortbildungSschüler mit dem Stocke gezüchtigt werden?) Diese die weitesten Kreise interessierende Frage wurde kürzlich vom ReichSge- richt endgültig bejaht. Es begründete diese Ent scheidung unter anderem damit, daß die Fortbildungs schule nicht nur eine Unterrichts-, sondern auch eine Er- ziehungSanstalt sei, weshalb dem Lehrer auch die erfor derlichen Zuchtmittel, also auch da» Recht der körperlichen Züchtigung, zugestanden werden müsse. Außerdem besäße der Lehrer da» Recht der väterlichen Züchtigung und der Lehrer der Fortbildungsschule trete während der Unter- richtSzeit nur in seine Stelle. — (Unsitte.) ES erscheint nicht gerade al» e ne schöne und zu billigende Sitte, daß man bet Eisenbahn sahrten es als eine bequeme Gelegenheit empfindet, sich gelesener Schriftstücke oder sonst wertlos gewordener Pa piere dadurch zu entledigen, daß man sie in zerfetztem Zustande zum Abteilfenster hinauswirft. Die dadurch ent- stehende oft recht auffällige Verunzierung der Bahndämme und der damit verbundenen wahrlich unnötigen Belästi- gung des BahnwartS läßt wohl die Bitte beachtlich er- scheinen, diese „leicht zu vermeidende Entledigung" an einer paffenden Stelle zu besorgen! — In den Lausitzer Flußgebieten wurden in der ersten Dekade (1. bis 10.) des Juli folgende Nie- derschlagsmengen in mm oder Litern pro Quadratmeter gemessen: Spree 15 (normal 28), Löbauer Wasser 16 (28), Mandau 17 (30), Neiße 14 (28), Schwarze Elster 12 (27), Pulsnitz 13 (27) — In ganz Sachsen blieben in dieser Dekade die Niederschläge unternormal. Mittelbach. (Schulweihe — Schulfest) Ein Freuden- und Ehrentag der Schulgemeinde Mittelbach war der 16. Juli 1911. An diesem Tage wurde das neu- erbaute Schulhaus, zu dem am 28. September o. I. der Grundstein gelegt worden war, unter zahlreicher Teil- nähme der Gemeinde und Ehrengäste geweiht. Da» Fest, welches >/i2 Uhr seinen Anfang nahm, war vom Wetter begünstigt. Nachdem die Kinder mit ihrem Lehrer vom alten Schulhause durch Gesang und Rede Abschied ge nommen, bewegte sich der Zug nach der neuen Schule. Hier angekommen erfolgte durch den Erbauer der Schule, Herrn Zimmermeister Gräfe-PulSnitz M. S. die Schlüssel- abgabe an den Vorsitzenden de» SchulauSschusse», Herrn Ehrhard Zschiedrich. Derselbe öffnete nach einer kurzen Ansprache das Portal der neuen Schule. Nunmehr er griff Herr BezirkSschulinspektor Schulrat l)r. Hartmann das Wort zu seiner vom Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Weiherede. Aldann brachte Herr Regierungs amtmann Or. Walther in einer markigen Rede seine Glück- wünsche zum Ausdruck. Mit Segen und Gesang endete der feierliche Akt. Es folgte die Besichtigung der kleinen, aber schmucken Schule, die dem Erbauer alle Ehre macht. Nach der Weihe wurde den Kindern ein schöne» Fest be reitet. Bei allerhand Spielen, Verabreichung leiblicher Genüsse brach nur zu schnell der Abend an. An der prächtig Illuminierten neuen Schule, wohin die fröhliche Kinderschar sich im Zuge begeben hatte, hielt Herr Lehrer Vogler eine herzliche Ansprache. — Möge vom neuen Schulhause ein Strom des Segens ausgehen über die Gemeinde Mittelbach zum Glück und Heil der einzelnen Familien! Kleinröhrsdorf. (Schadenfeuer.) Am Sonntag Abend in der 8. Stunde brach in der Scheune des hie- sigen Erbgerichts ein große- Schadenfeuer aus, das sich in kurzer Zeit über die ganze Scheune und das Seiten gebäude verbreitete und beide Gebäude bis auf die Grund- mauerr einäscherte. An Vieh ist dem Besitzer, Herrn Trepte, kein Schaden entstanden, wohl aber sind ihm sämtliche landwirtschaftliche Maschinen und fast alle Wagen mit verbrannt. Großer Schaden ist auch dem im Nebenhause wohnenden Herrn Arthur Krüger entstanden, der sein am Tage verlassenes Heim al» Brandstätte wiedersah. Lange Zeit waren neben der gefährdeten Kirche auch die Arthur Gräse'schen und Hermann Zschiedrich'schen Anwesen in Gefahr. Hilfsbereite Wehren waren aus der ganzen Um- gebung erschienen. Kamenz. (Typhus.) Wegen Typhus wurde am Sonnabend und Sonntag eine auf der Bautzner Straße hier wohnende Familie von 10 Köpfen in das Barm- herzigkeitSstist überführt. Dresden. (H o fn a chri cht en.) Das Königliche Hof lager in der Villa zu Wachwitz ist am 15. d. M. aufge hoben worden. Se. Majestät der König ist nach dem Jagdhause übergesiedelt. Am Sonntag unternahm der Monarch mit seinen Kindern m Rehefeld einen Ausflug. 8. Dresden, 16. Juli. (Gräfin Montignoso und der sächsische Hof.) In österreichischen Blättern wird bezüglich der demnächst erscheinenden Memoiren der Frau Toselli behauptet, daß die sächsische Regierung meh rere Briese der ehemaligen sächsischen Kronprinzessin ver öffentlichen werde, um den in den „Memoiren" enthalte- nen Unwahrheiten und falschen Darstellungen der Frau Toselli entgegenzutreten. Auch solle, falls Frau Toselli» „Geschichte" gar zu große Entstellungen enthalten sollte, der Tenor de» Urteil» in dem Ehescheidungsprozesse de» damaligen Kronprinzen Friedrich August gegen die ehe- malige Kronprinzessin Luise, wonach die kronprinzliche Ehe wegen mehrfachen Ehebruch» der Frau Beklagten ge schieden und die letztere für den allein schuldigen Teil erklärt worden sei, erfolgen. Wie wir aus zuverlässigster Quelle erfahren, liegt der sächsischen Regierung eine der- artige Absicht vollständig fern, weil überhaupt die Regie- rung mit der ganzen Angelegenheit nicht da» geringste zu tun hat. Lediglich der Vertrauensmann des Königs von Sachsen, der Minister de» Königlichen Hause», Herr von Metzsch, hat die Interessen der Königlichen Familie wahrzunehmen, aber auch von dieser Seite ist nicht da» geringste gegen die Exprinzessin beabsichtigt. Erwogen worden ist lediglich, ob e» im Falle de» Erscheinens der Memoiren der Frau Toselli angezeigt sei, der letzteren die ihr vom König ausgesetzte Apanage von 40 000 M zu entziehen, da die Veröffentlichung der „Geschichte der der Frau Toselli" gegen die Bestimmungen des im Jahre 1905 mit Frau Toselli abgeschlossenen Vertrages verstößt. — Jedenfalls ist die „Geschichte der Frau Toselli" alles an dere, nur keine „Rechtfertigungsschrift", denn die ehemalige Kronprinzessin macht sich in dem „Werk" der gröbsten Fälschungen schuldig. Sie sagt, das Dresdner Hosleben nehme sich wie ein Leben zügelloser Schwelgerei aus. Auch der König — der verstorbene König Georg von Sachsen — hätte nicht vermocht, zu der Schwiegertochter ein Verhältnis zu gewinnen. Es sei am Dresdner Hofe sogar die Legende aufgetaucht, ihr Geist habe eine Trüb- ung erlitten — und es habe ihr da» Schicksal gedroht, in einem Irrenhaus interniert zu werden. — Wer auch nur einigermaßen mit den Verhältnissen am Dresdener Hofe bekannt ist, wird wissen, daß diese Behauptungen der Frau Toselli auf freier Erfindung beruhen und ledig lich ihrer blühenden Phantasie entsprungen sind. Es ist allgemein bekannt, daß das Leben am Dresdener Hofe geradezu spartanisch einfach ist und daß von einer Schwel gerei sowohl unter den verstorbenen Königen Albert und Georg als auch jetzt unter König Friedrich August nicht die Rede sein kann. König Albert hat sogar seine Schwie gertochter trotz ihrer verschiedenen Capriolen herzlich gern gehabt und da» bei jeder Gelegenheit auch öffentlich ge zeigt. Das ihr das Schicksal drohte, in einem Irrenhaus interniert zu werden, daran hat am Dresdner Hofe erst recht niemand gedacht. Am Schluffe ihres Buches be- hauptet Frau Toselli sogar, ihr LteblingSvetter, der kürz- lich für tot erklärte Johann Orth werde bald zurückkehren. Man sieht, das Buch der Exkronprinzessin ist aus die niedrigste Sensation berechnet. Dresden, 17. Juli. (Streit.) Da die ausständigen Glasarbeiter in Rauschs bis heute die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben, werden die dem rbeitgeberschutz- verbinde deutscher Glasfabriken angehörenden Fabriken des Sächsisch. Schlesisch- Lausitzer Bezirks den sozialdemo kratischen, organisierten Arbeitern, entsprechend dem auf der Generalversammlung am 4. Juli in Görlitz gefaßten Beschluß nun am 29. Juli kündigen und an diesem Tage sämtliche organisierten Glasarbeiter aussperren, wenn bis dahin der Streik nicht beigelegt ist. Bautzen. (Wassertrtnken nach Kirschenge nuß) hat der 24 Jahre alten Schmiedsfrau Vogel im benachbarten Doberschau den Tod gebracht. Die Frau hatte mehrere Liter Kirschen gekauft, um sich, wie sie zu den Nachbarn äußerte, an diesen einmal richtig satt zu essen. Sie genoß auch eine außergewöhnlich große Menge der beliebten Früchte und trank kurze Zett daraus ein GlaS Wasser. Die junge Frau bekam alsbald Kolikan fälle und nach stundenlangen gräßlichen Schmerzen starb sie. Bei der ärztlichen Untersuchung der Leiche stellte sich heraus, daß die durch den Wassergenuß hervorgerufene Zersetzung der Ktrschenmasse verheerende Wirkungen an gerichtet hatte. Bautzen. (Ausschußsitzung des Landwirt, schaftlichen Kreisverein» der Oberlausitz.) Der Landwirtschaftliche Kreisverein der Oberlausitz trat im alten Schwurgerichtsgebäude des Schlosses Ortenburg zu seiner 146. AuSschußfitzung zusammen. Der Vorsitzende, Geh Oekonomierat Or. Hähnel-Kuppritz, eröffnete die Sitzung unter Begrüßung der Anwesenden, vor allem der Vertreter der Behörden, der Landstände und Körper- schäften. Von den Zwetgvereinen der Zuchtgenossenschaften und dem Herdbuche waren 125 Abgeordnete anwesend. Auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse de» landwirtschaftlichen Gewerbes eingehend, berichtete der Vorsitzende, daß unsere Lausitz im allgemeinen besser daran sei als der größte Teil Deutschlands und Preußens. Ueberall werden klimatische Schädigungen beobachtet, wie kaum je zuvor. Beschlossen wurde sodann nach einem Berichte des ProffessorS I)r. Gräfe, wegen der Maul- und Klauenseuche tm Jahre 1911 von der Abhaltung von Rinder, und Ziegenschauen ganz abzusehen. Dagegen sollen Stallschauen abgehalten werden in Höflein, Röhr», darf, Luppa, KunnerSdorf, Zescha und Milkel. Zum Beschluß erhoben wurde ferner folgender Antrag des Kreis, dtrektoriums: „Die Ausschußversammlung wolle beschließen, unter nochmaliger Begründung mit dem Stadtrat zu Bautzen in Verbindung zu treten, ebenso wie die Stadt, rate zu Zittau und Löbau e» getan haben, zur Fest stellung der Bautzner Marktpreise eine Marktkommisston, bestehend au» Produzenten und Konsumenten, zu bilden." Dippoldiswalde. (15. Sängerfest des Sächsi schen ElbgausängerbundeS.) In dem freund- lichen Städtchen Dippoldiswalde begann am Sonntag das 15. Sängerfest des Sächsischen ElbgausängerbundeS in Anwesenheit von 3500 Sängern. Auf der Au ist eine schmucke Festhalle errichtet worden. Schon am Sonn- abend waren in der völlig mit Reistgranken, Ehren- Pforten, Kränzen und Flaggen geschmückten Feststadt Hunderte von Sängern eingetroffen, darunter 7 Gesang vereine aus Deutschböhmen. Sonntag früh 8 Uhr be gann der Empfang der Sänger. Die StaatSbahn hatte für genügende Sonderzüge gesorgt. Da» Wetter war bis Mittag merklich kühl, dann aber warm. Nachmittags l/,3 Uhr setzte sich der Festzug mit etwa 75 Fahnen und Standarten, Festwagen, Ehrenjungfrauen usw. in Be wegung; schon r/.4 Uhr langte er auf dem Festplatze an. Seite 2. Um 4 Uhr fand da» erste Festkonzert unter Mitwirkung der Kapelle de» 2. Grenadier-Regiment- statt, die sowohl bei selbständigem Vortrage, wie bei der Begleitung der Chöre Vorzügliche- bot. Die Vortrag-ordnung begann mit einem Begrüßungschor der Gruppe DipvoldiSwalde, dem begeisterte Ansprachen des Bürgermeisters Or. Weiß bach und des BundeSvorsitzenden Adolf Leiberg folgten. Die unter Bundeschormeister Kettner wuchtig und er- schüttelnd vorgetragenr Allmacht von Schubert eröffnete die Massenchöre, die von etwa 1200 Sängern gesungen wurden. Weitere Massenchöre waren: Frühling-einzug von Jüngst, durch dessen Vortrag der anwesende Kam- ponist besonders gefeiert wurde; weiter Sturmwogen von Wengert und Mein ist die Welt von Curti Zwei präch- tige Leistungen unter Kantor Lorenz (Deuben). Ferner: Wenn zwei sich gut sind von Kremser, Jung Werner von Rheinberger, Maientag von Türrner, eine freie Be arbeitung mit Tenorsolo. Zwischen diesen Massenchören traten mit Etnzelvorträgen auf: die Gruppen Radeberg, Plauenscher Grund, Dippoldiswalde, Dresden-Süd-Vor- orte und die Gruppe Stadt Dresden. Letztere al- die stärkste im Bunde erschien mit Curtis FrühlingSstürmen al- Einzelvortrag auf dem Plane, konnte aber den herr lichen Chor nur mühsam zu Ende führen, da in dem ASdursatze die Bässe die richtigen Einsätze verfehlten und so schlimme Differenzen herbeiführten, daß die Tenöre auch mit wankend wurden. Den Schluß de» 1. Fest- konzertes bildete der Massenchor: Armin bei der Seherin vor der Schlacht im Teutoburger Walde von Thiede, wobei Frl. Margarethe Weißbach mit ein paar Takten Altsolo mitwtrkte. Dieser Chor verdankt sein Erscheinen auf dem Programm wohl hauptsächlich dem Umstande, daß er dem Elbgausängerbunde gewidmet ist, denn seine musikalischen Qualitäten befähigen ihn keinesfalls dazu. Im übrigen hat der Elbgausängerbund mit seinem ersten Festkonzert (3 Stunden Dauer!!) be wiesen, daß er dem deutschen Männergesang eine ernste Pflege angedeihen läßt, zumal das Stimmaterial ein ganz vorzügliches ist. Die mitwirkende Kapelle de- zweiten GrenadterregimentS unter Musikmeister Feieret- leistete insbesondere mit Wagner- GralSszene au- Par- sival und dem Prolog au- dem Bajazzo Hervorragende» und nicht Alltägliches. Abend- 8 Uhr fand ein Sänger- kommerS in der Sängerhalle statt, bet dem Ansprachen, Einzel- und gemeinsame Gesänge in bunter Reihe ab wechselten. Zeithain. (Ein fröhliches Intermezzo im Lagerleben.) Ein fröhliches Intermezzo im Lager leben bereitete am Donnerstag abend ein Ballon, der um 10 Uhr da» Barackenlager überflog. Die Militärkapelle, die 'gerade konzertierte, brach mitten tm Stücke ab und brachte einen dreifachen Tusch aus. Der Dirigent hatte einen Ballon gerade über dem Lager der niederstnkenden Dämmerung erkannt. Im Nu waren Offiziere und Mann schaften auf den Beinen, und fröhliche Rufe wurden zwischen den Insassen und den Offizieren ausgetauscht. Im Korb befand sich auch ein Offizier, Hauptmann Härtel-Leipzig, der mit Or. Strauß und Gattin aus Weißig und Inge nieur Papperitz aus Radebeul von der chemischen Fabrik v. Heyden in Nünchritz im „Heyden N" zu einer Nacht- fahrt aufgestiegen war. Die Fahrt ging über Burxdorf, Seenplatte, Potsdam, Nauen bis Küstrinchen, wo eine Zwischenlandung erfolgte. Die endgültige Landung voll- zog sich sehr glatt am nächsten Vormittag »/,12 Uhr bei Seehausen an der Linie Stargard—Berlin. Zwei Plötzlich berühml gewordene sWsche Acker- und Mustrieflüdtchen. (In der Heimat Hermann und Dorotheas — die stärkeste radioaktive Mineralquelle der Welt- Geradezu über Nacht sind zwei kleine, bisher fast unbekannte sächsische Acker- und Jndustriestädtchen berühmt geworden und haben in wenigen Tagen Weltruf erlangt. Adorf und Alt-Elster einerseits, Brambach andererseits. Adorf—Alt-Elster ist nun mehr nachgewiesenermaßen die Heimat Hermann und Dorotheas und Brambach besitzt die stärkste radioaktive Mineralquelle der Welt Am vor- letzten Sonntag spielte sich, wie schon kurz berichtet wor den ist, in Bad Elster, in dem dort errichteten Naturtheater ein unvergeßliches Ereignis ab: Das Festspiel Hermann und Dorothea von Kammerrat Apotheker Klingner in Elster und Oberlehrer Dost in Plauen gelangte zur Auf führung und in Bildern von lyrischer Prägung zogen die Ereignisse aus Goethes Hermann und Dorothea an un» vorüber. DaS Verdienst, die Heimat Hermann und Dorotheas jetzt endgültig sestgestellt zu Haben, gebührt dem achtzigjährigen Ed. Trauer in Blasewitz bei Dresden, der, in Adorf und Alt-Elster aufgewachsen, am Abend seines Leben» seiner Heimatstadt einen unvergänglichen Ruhm zugewendet hat. Als vor einigen Jahren der amerikanische Professor Or. Kullmer das Landstädtchen Pößneck in Thüringen als Schauplatz für Goethes Her mann und Dorothea entdeckt haben wollte und seine Behauptung durch genealogische, übrigens keineswegs bindende Nachweise unterstütze, fand man dies immerhin noch glaubhaft, denn Thüringens Boden war ja durch klassische Ueberlieferung geweiht. An da» sächsische Vogt- land^an das von der kühlsten Prosa de» sächsischen Land- städtchens umwitterte Adorf vermochte nur ein übereifriger Lokalforscher zu denken. Friedrich Kummer schildert im DreSd. Anzeiger seine Eindrücke über da» so schnell be- rühmt gewordene kleine Acker- und Jndustriestädtchen Adorf, wo Goethe am 3. Juli 1795 in Posthaus abstieg, UM am folgenden Tag nach Karlsbad weilerzufahren, in folgenden Worten: Als ein völliger Gegner der Ansicht von Ed. Trauer, daß die Landschaft um Adorf und Elster sich mit der Beschreibung Goethes decke, kam ich nach Adorf. Der erste Anblick de» Städtchens enttäuscht. Beim Weiterwandern findetman wohl einige Uebereinfttmmungen, indessen das Goethesche EpoS weist in seiner Schilderung