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Nr. 83. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, ten 13. Juli 191'. Seite 2. — (Sensen umwickeln.) Es sei daran erin nert, daß, wenn Sensen auf öffentlichen Orten getragen werden, die Schneiden durch einen Bügel oder durch Um wickeln verwahrt werden müssen. Die Unterlassung die ser Vorschrift ist strafbar. — (UnseresächsischenfundiertenStaatS- schulden) betrugen 1910 gemäß neuester amtlicher Festellung 893 042 600 Mark. Reich und Bundesstaaten weisen für 1910 an fundierten Staatsschulden nicht we- «lger denn 19 285 Millionen aus. Bon dieser Summe entfallen aus Preußen 8 776 770 800, auf das Reich 4 556 633 500, auf Bayern 2165 942 900, auf Ham- bürg 654 421600, auf Württemberg 806 042 800, auf Baden 557 178 300, auf Hessen 428 664 400, auf Bremen 263 431400, auf Mecklenburg-Schwerin 129 566 700, auf Oldenburg 73 847 200, auf Lübeck 64 109 800, auf Braun- schweig 48 771 388, auf Elsaß-Lothringen 39 758 100, auf Meiningen 7 847 600, auf Rudolstadt 4 668 500, auf Coburg 4 344 900, auf Strelitz 2 370 800, auf Wei mar 2 361 500, auf Waldeck 1 594 200, auf Lippe 1 096 000, auf Reuß j. L. 1040 600, ans Altenburg 882 700, auf Sondershausen 654 300, auf Schaumburg 336 900 Mark. Altenburg und Reuß ä. L. haben keine fundierten Staats- schulden. — (Eine wohlhabende Schulgemeinde) ist, wie aus den Angaben der „Sächsischen Volkszeitung" heroorgeht (Nummer 148, zweites Blatt), die katholische Schulgemeinde zu Dresden. Sie hatte 1910 eine Ein- nähme von 420 464 M und eine Ausgabe von 398 563 Mark. Der Ueberschuß betrug also mehr al» 20 000 M. Das Betriebsvermögen hatte am 1. Januar 1911 eine Höhe von 215 252 M. Es dürfte nicht viele evangelische Schulgemeinden Sachsens geben, die gleich günstig da stehen. Grimma, 11. Juni. (Ein merkwürdiger Selbst mörder.) Im Walde bei Großbothen fand man einen Erhängten aus, der einen Predigermantel an hatte und sich an der Schnur dieses Mantels erhängt hatte. Vor dem Selbstmord hatte er einen Ausbau aus Holz errichtet und angezündet und sich dann den Tod gegeben. Der Tote war durch das Feuer stark angekohlt. In seinem Mantel sand man mehrere Drucksachen, in denen die Mazdaznanlehre behandelt wird, sowie Visitenkarten mit dem Namen „Vakrao Cervenka, Chikago". Auch fand man reiche Geldmittel sowie eine Anzahl ausländischer Kupons. Die Anhänger der Mazdaznanlehre bereisen be kanntlich gegenwärtig Deutschland, um Vorträge zu halten und für ihre Sache zu werben. Bad Elster, 11. Juli. (Anläßlich der Anwe- senheitdeS Königs) erfolgte heute nachmittag 3»/, Uhr auf dem Kurplatze eine Paradevorstellung der MilitärvereinSmttglieder aus dem Bundesbezirk OelSnitz, woran 59 Militärvereine mit annähernd 3000 Mitglie- dein und 44 Fahnen teilnahmen. Die Zöglinge der Fielitz'schen Knabenexerzierschule aus Adorf hatten auf dem linken Flügel der Militäroereine mit Aufstellung genommen, so daß sie die besondere Aufmerksamkeit de» Königs erregten. Ueber den Emigrantenzug, die Schluß veranstaltung des am Sonntag hier bei auSverkauftem Hause aufgesührten „Hermann und Dorothea-Festspiels", äußerte der König, der den Zug von der Terrasse des Königl. Kurhauses aas besichtigte, seine volle Anerken nung. Nach Einnahme des Kaffees im Palasthotel „Wettiner Hof" verließ der König nach 2 stündiger An wesenheit hoch befriedigt Bad Elster. Colditz. („Na g elS Verlo bun g S anzet g e!") Im hiesigen Wochenblatt ist folgendes Inserat zu lesen: „meine serlobung mit frl. frida günter erkläre ich hir- mit für aufgehoben. koldiz, 4./7 1911. gustav nagel, wanderprediger." Da scheint waS nicht „geklappt" zu haben! ^agesgesckicdtv. Deutsches Reich. Berlin, 12. Juli. (Cambonbei Kiderlen - Wächter.) Der französische Botschafter Herr JuleS Cambon stattete heute dem Staatssekretär des Aeußeren, Herrn von Kiderlen-Wächter, abermal einen Besuch ab. Die Besprechung zwischen den beiden Staatsmännern war von längerer Dauer. Berlin, (2. Juli. (Un s er Rais er) hörte an Bord der „Hohenzollern" auf der Fahrt von Bergen nach Barholmen Vorträge. An dte Gräfin Bismarck hat er anläßlich der schon gemeldeten Einsegnung ihres Sohnes ein Radio telegramm über Norddeich gerichtet, das folgendenVortlaut hat: „Empfangen Sie, gnädigste Gräfin, meinen herzlichsten Glück wunsch zum heutigen Tage, der Sie mit der Einsegnung Ihres Sohnes frohes Hoffen an glückliches Erinnern knüp fen läßt. Möchte Gottes Segen mein Patenkind auch fer nerhin begleiten. Wilhelm l. Z." Gleichzeitig hatte der Kaiser eine goldene Uhr mit seinem Reliefbild und einer Widmung übersandt. — (Eine abessinischeSondergesandtschast) wird Ende dieses Monats unter Führung des Generals Kaste in Berlin eintreffen. Sie wird vom Kaiser in WilhelmShöhe empfangen werden, um diesem verschie dene Geschenke zu überbringen und den Regierungsantritt des neuen Kaisers von Abessinien Lids Jeassu offiziell zu melden Die Gesandschast wird auch in mehreren deutschen Städten Industrie-Anlagen besichtigen. Berlin, 12. Juli. (Ein Petroleummonopo in Sicht.) Dem im nächsten Jahre zusammentretenden Reichstage dürste vom Bundesrat der Entwurf eines Petroleummonopols vorgelegt werden. Bekanntlich for- derte eine Resolution der Abgeordneten Stresemann und Genossen schon während der diesjährigen Etatsberatungen im Interesse der deutschen Konsumenten ein Verkaufs- Monopol für Petroleum. Kiel, 12. Juli. (Der Tunnel unter dem Kaiser Wilhelm-Kanal.) Das Reichsamt des Innern hat die Stadt Kiel, der e» vor Jahren den Bau eines Tunnels für die Vollkanalisation unter der Sole de» Kaiser Wilhelm-Kanals gestattete, jetzt aufgesordert, den Tunnel so groß zu bauen, daß sich eine spätere Ver- breiterung der jetzigen Kanalsole von 44 auf 130 Meter ohne Schwierigkeiten ermöglichen läßt. Wiesbaden, 12. Juli. (Kongreßsitzung deS HansabundeS.) Der Hansabund beruft nach einer Mitteilung an dte Zweigvereine zum Herbst einen Kon greß zur Behandlung der wichtigsten Fragen des Hand- werk» und des Kleinhandels ein, der ein Gegengewicht des im Dezember zu Dresden zu gründenden Reichs- deutschen MittelstandSverbandeS bilden wird. Frankreich. Paris, 12. Juli. (Denkmünzen für französische Krieger.) Der Senat hat die Vorlage zur Schaffung einer Denkmünze für die Teil nehmer am Kriege 1870/71 angenommen. Paris, 12. Juli. (ZurMarokko-Angelevheit.) Der Petersburger Vertreter des „Figaro" schreibt u. a.: Ich bin in der Lage, die Meldung zu dementieren, wo nach Rußland in Sachen der Intervention in Agadir eine Anfrage an Deutschland gerichtet haben soll. Ganz ohne Zweifel handelt es sich hier um ein Mißverständnis. Ich kann versichern, daß keinerlei Anfrage seitens Ruß lands erfolgt ist. England. Loudon, 12. Juli. (Zur Marokko- Angelegenheit) Aus Washington wird gemeldet: DaS Sta<Wdepartement erklärte die französische Meldung, daß e» gegen die deutsche Besetzung von Agadir prote stiert habe, für absolut grundlos. Es habe keine Kennt nis von den deutsch-sranzöstschen Verhandlungen und kein Interesse an ihnen. Spanien. Madrid, 12. Juli (Freigabe des deutschen Dampfers „Gemma".) Den Bemüh ungen des soeben au» Madrid zurückgekehrten deutschen Generalkonsul Gumbrecht ist es gelungen, den in Cor- cubion beschlagnahmten deutschen Dampfer „Gemma" freizubekommen. Die Kriegsmaterialladung des Dampfers, 154 Tonnen, bleibt vorläufig auf der Ferrolwerst, wohin sie unter Bedeckung des Kanonenbootes „Hernan CorteS" gebracht worden ist. Griechenland. Athen, 12. Juli. (Vom Balkan.) Von der rürkisch-griechischen und türkisch-bulgarischen Grenze werden blutige Zusammenstöße gemeldet. Einzel- heilen fehlen noch. 18. labresvsrsammlung Ver veulscvsn Ortskrankenkassen. 8. Dresden, 10. Juli. Unter dem Vorsitz des Landtagsab geordneten Fraßdorf - Dresden wurde am Montag hier die 18. Jahresversammlung der Ortskrankenkassen im Deutschen Reiche in Gegenwart von Vertretern des Reichsversicherungsamtes, des sächsischen Ministerums und österreichischen und ungarischen Krankenkassen eröffnet. Nach dem Jahresbericht sind dem Zentral verband 344 Ortskrankenkassen mit 4°/« Millionen Mitglieder an geschlossen. Ueber die neue Reichsversicherung und die Stellung der Ortskrankenkassen berichtete Justizrat Meyer-Frankenthal. Redner betonte, daß die Krankenkassen jetzt ein gemeinsamer Zweck verbinde, friedlich und schiedlich an der Einführung der Reichsversicherungsordnung mitzuarbeiten. Er habe das erste Buch der Reichsversicherungsordnung zu behandeln. Die Gesetzgebung habe es abgelehnt, eine Einheitlichkeit der verschiedenen Versicher ungsarten zu schaffen. Die Behörüenorganisation sei die stärkste Seite der Reichsversicherungsordnung. Man könne diese mit einem dreistöckigen Hause vergleichen. Das erste Stockwerk sei das Ver sicherungsamt, das zweite das Oberversicherungsamt und das dritte Stockwerk das Reichsversicherungsamt oder teilweise das Landversicherungsamt. Die letzteren würden durch Angliederung an die bestehenden unteren Verwaltungsbehörden errichtet. Das Oberversicherungsamt sei Spruch- und Aufsichtsbehörde und zwar die letzte Instanz im Aufsichtsverfahren. Gegen Entscheide des Oberversicherungsamtes sei Revision an das Reichsversicherungsamt zugelassen. — Aufgabe der Krankenkassen sei, darauf hinzuwirken, daß die Intelligenzen der in den Kassenverwaltungen tätigen Perionen in die neugeschaffenen Instanzen gewählt werden. Die intelligentesten Mitglieder sollten vor allem in das Oberver sicherungsamt hineingebracht werden; dort falle die Entscheidung. Wir ständen vor einem Neuland, in das wir mit vollen Segeln hineinmüssen. Wir müssen die Erfahrung der Krankenkassenpraris in dieses Neuland hineintragen und die Aufgaben, die uns die Reichsversicherungsordnung bringt, pflichtgetreu und mit Verständ nis lösen. — Referent betont weiter, die Aufsicht über die Kranken kassen könne sich nur auf die Gesetzmäßigkeit, nicht auf die Zweck- Mäßigkeit erstrecken, darauf, ob die Geschäftsführung innerhalb der gesetzmäßigen Grenzen geschehe. Die Aufsichtsbehörde sei kein Vorgesetzter. Ihr stehe auch künftig kein Recht auf die Kritik oder Tadel zu, kein Recht auf Verfolgung von Angestellten wegen ihrer politischen oder religiösen Betätigung. Den Versicherten werde Schutz gewährt gegen alle Beeinträchtigungen ihres Rechts auf Uebernahme eines Ehrenamtes, Schutz in privatrechtlichec und strafrechtlicher Hinsicht. Die Beamten rc. seien zu unbedingter Geheimhaltung der Krankheiten rc. verpflichtet. Die Unternehmer würden insofern geschützt, als der Verrat von Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen, deren Kenntnis durch die Tätigkeit in der Krankenversicherung gewonnen wurde, unter Strafe gestellt sei. — Referent schloß mit dem Wunsche, daß die Krankenkassen ihren Aufgaben, die sie bisher mit Eifer und Sachkenntnis erfüllt hätten, auch in Zukunft gewachsen seien. Vas SchluMapiU Ser Merrmans Ser Laplans WWW. 82K. Großes Aufsehen erregte am Anfang dieses Jahres die Affäre des Leipziger Kaplans Johann Koschitzkt. Der Geistliche amtierte an der Leipziger katholischen Kirche als Kaplan und machte in dieser Eigenschaft die Bekannt schaft der damals in Leipzig gastierenden Kabarettlänge- rin Rosa Klötzel. Die dem jüdischen Glauben angehörende Künstlerin hatte sich bei dem Kaplan Koschttzki in der Ab sicht eingeführt, katholisch zu werden. Sie erhielt auch bet dem Kaplan Religionsunterricht, aber gar bald ent spann sich zwischen beiden ein Liebesverhältnis. Der Geistliche entschloß sich, sein Amt als Priester aufzugebcn, um die Sängerin heiraten zu können. Er trat au» der katholischen Kirche aus, wurde Protestant, während seine Geliebte katholisch wurde und beide schlossen nun nach evangelischem Ritus in Eger die Ehe. Der „Bund fürs Leben" war nicht von langer Dauer. Der ehemalige ka tholische Kaplan fühlte sich in den neuen Fesseln nicht wohl und verließ unter der Zustimmung seiner in Dres den lebenden Eltern seine junge Frau, um an verschie- denen Stellen, zuletzt tn einem Kloster in Böhmen, seiner inneren Zerrissenheit wieder Herr zu werden. Rosa Klötzel aber, die angeblich ohne jegliche Existenzmittel war, wandte sich nun an die Oeffentlichkeit und stellte tnbezug auf die katholische Geistlichkeit die ungeheuerlichsten Behauptungen und Beschuldigungen auf. Sie behauptete, dafür Beweise zu besitzen, daß ihr Gatte, der ehemalige katholische Ka- plan, von hochstehenden Personen der katholischen Kirche gefangen gehalten und bestimmt werde, sich von ihr zu trennen. Briefe ihres Mannes, die dieser aus seiner „Ge fangenschaft" schreibe, würden nicht abgeschickt, sondern vernichtet und der Gefangene selbst dürfe mit keinem Menschen zusammenkommen. Auch behauptete Rosalia Klötzel, der sächsische Bischof vr. Schäfer habe ein große» Interesse daran, daß der Kaplan zur katholischen Kirche zurückkehre: Alle diese Beschuldigungen und Behauptun gen erwiesen sich jedoch als haltlos. Der Kaplan kehrte nicht mehr zu seiner Frau zurück. Er teilte seinen in Dresden lebenden Eltern, einem ehrwürdigen Schuhmacher- meister-Ehepaar mit, daß er seinen unbesonnenen Schritt tief bereue. Tatsächlich ist Kaplan Koschitzki, der jetzt an einem böhmischen Kloster tätig ist, wieder zur katholischen Kirche zurückgekehrt. Sein Liebesroman hat jetzt sein Ende erreicht, denn auf seinen Antrag hat das Landesgericht in Wien die „Ehe des Kaplans Koschitzkt mit der jüdischen Kabarettsängerin Rosalia Klötzel" als nach österreichischen Gesetzen nicht zu Recht bestehend, für ungiltig erklärt. Vermisstes. * (Wa» die Menschen nicht sehen.) Eine große Zeitung in San Franzisko, derSanFranciSco Call, hat sich jüngst mit den EtnwohnernFranziScoS einen hübschen Scherz erlaubt. Alle Leute, die zu einer sehr be lebten Zeit durch eine der Hauptgeschäftsstraßen gingen, wurden nämlich ohne ihr Wissen einer Prüfung unterzo gen, die ihrer Aufmerksamkeit galt, und die meisten haben diese Prüfung schlecht bestanden. Es wurde nämlich ein funkelnagelneues Dollarstück mit einem Nagel auf dem Fußwege befestigt, daneben wurde ein Vertreter der Zei- tung aufgestellt, dessen Aufgabe es war, die Anzahl der Fußgänger und ihr Verhalten gegenüber der Münze fest zustellen. ES war Heller Sonnenschein, sodaß man die Münze schon von weitem blitzen sah. Trotzdem gingen Nr. 1 bis Nr. 218 über die Münze hinweg, ohne sie zu bemerken, urid erst Nr. 219 bückte sich danach. Zuerst kam ein Arbeiter, der die Münze nicht sah, obwohl er den Kopf zu Boden gesenkt hatte, dann kam einer der angesehensten Geschäftsleute auf seinem täglichen Wege zum Klub, ein Mann, der ständig auf der D o I l a rj a g d ist, sich diesen Dollar, der ihm zu Füßen lag, aber doch entgehen ließ. Ein junges Mädchen, daß nun des Weges kam, stieß mit dem Fuße gegen diese Münze, sodaß diese leise klingelte, da aber ihre Augen gleichzeitig einer Spiegelscheibe eines Ladens zugewendet waren, entging ihr der Ton und da mit der Dollar. So ging es lange Zeit weiter, bis schließ lich ein Durchschnittsbürger die Münze erspähte, und als er sie fest genagelt fand, mit einem kräftigen Fußtritte los- machte, worauf er damit verschwand. Natürlich wurde so gleich zur Fortsetzung ein zweiter Dollar angenagelt. Mit diesem ging es zunächst genau so, wie mit dem ersten, ES scheint, als ob die Frauenwelt auf der Straße doch aufmerksamer die Augen spielen lassen, als dte Männer dies tun, denn eine ganze Anzahl von Frauen bemerkt: diesen Dollar. Sie bückten sich auch danach, aber wenn sie ihn festgenagelt fanden, gingen sie meist mit beschleunig, ten Schritten und beschämtem GesichtSauSdrucke davon. Nur eine einzige versuchte, ihn mit Gewalt loszumachen, aber eS gelang ihr nicht. * (D ie nächste voll st ändigeSonnenfin st er- n i r.) In diesem Jahre hat nur eine vollständige Son- nensinsternis stattgefunden, die im wahren Sinne des Wor tes in» Wasser gefallen ist Sie war überhaupt nur im Stillen Ozean sichtgar, und da» aus einer Strecke, wo nur einige öde oder spärlich bewohnte Eilande gelegen sind. Bet dem nächsten Naturereignisse dieser Art werden die Bedingungen etwa» besser sein, wenigstens nach der Lage der TotalttätSzone. Die kurze Dauer der vollständigen Verfinsterung ist aber ein für den Astronomen unersreuli- cher Umstand, da von dieser der Umfang der Beobachtun gen, die dabet gemacht werden können, in erster Linie ab hängt. Es ist schon bet einer Dauer von etwa 5 Minu ten, die als verhältnismäßig lange gilt, schwierig, in die ser Zeit mehrere photographische Aufnahmen mit dem Fern rohr, Spektroskop rc, dte Beobachtung mit dem Auge hinein- zudrängen. Bet der am 17. April 1912 stattstndenden Ftn- sternis wird man viel bescheidener sein müssen. In einer Hinsicht ist diese Finsternis sehr merkwürdig, indem sie eine Unzulänglichkeit der sonst doch schon recht hochstehenden Himmelskunde aufdeckt. Zuerst hatte man nämlich heraus gerechnet, daß dte Finsternis bereits tn der Nähe von Pa ris eine vollständige, wenn auch von sehr kurzer Dauer sein und daß die Zeit der Totalität in Spanien sich auf 6 Stunden belaufen würde. Das ist wenig genug, scheint aber noch zu viel zu sein. NaH den Berechnungen ver schiedener Fachleute, dte in der Natur zusammengestellt wer den, wird die Finsternis entweder überhaupt nur eine ring förmige oder ihre Vollständigkeit an ganz wenigen Plätzen aus der Iberischen Halbinsel für außerordentlich kurze Zeit zu beobachten sein. Für einen Platz in der Nähe von Oporto wird die Zone der Totalität 166 m breit, ihre Dauer nur 0,2 Sek. sein. E» würde also für den Agro nomen ein Kunststück bedeuten, Ort und Zeit genau rich tig zu greifen. * (Etwas vom Strumpf.) Der Strumpf war ursprünglich nichts weniger als — unser Strumpf. In der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Straßburger Chro- nik Königshofens heißt eS (249,3): „vo ersIuZ palameäes 6en küni§ Sapefionem unä stuck viekebum mit eime sper, äus 68 (mhd. äar sper) druck unci cler Strumpf in ime bleip (blieb)." „Strumpf" bezeichnet hier also das Endstück der Waffe und ist wesensgleich mit Strumpf. So steht es besonders auch als Bezeichnung für da» Stammende eines abgehauenen Baumes, wie denn auch die ältere For- 1 r < ! 1 e 1 I ; f t s r I i I I